LUCKY LUKE Gesamtausgabe

[BobCramer]

Und ich finde, genau da haben die Blueberry Chroniken von Ehapa die Lücke wunderbar gefüllt mit den Dokumentarteilen, um zu zeigen, wieweit die Inhalte tatsächlich historisch belegt sind, und wo nicht. Das ist zwar alles nicht erschöpfend, aber für den Anfang absolut ausreichend und gleichzeitig super spannend. Ist vermutlich in der neuen Collection genauso, die kenne ich aber nicht.

Also die Collection konzetriert sich dankenswerterweise auf den comichistorischen Background der Serie und ist den Chroniken insofern überlegen. Die damaligen Inhalte waren ja ganz okay, aber comicbezogene Artikel gab es kaum.

[Tango]

Also die Collection konzetriert sich dankenswerterweise auf den comichistorischen Background der Serie und ist den Chroniken insofern überlegen. Die damaligen Inhalte waren ja ganz okay, aber comicbezogene Artikel gab es kaum.

Tja, und ich fand gerade die historischen Bezüge sehr interessant — da ist die Collection dann wohl den Chroniken diesbezüglich eben doch nicht überlegen. Aber es ist ja eine gute Idee, bei einer Neuauflage dann wieder andere Wege zu gehen…
Warum nicht, die Geschmäcker und Interessen der Leser sind halt verschieden, und auch der Zeitgeist ändert sich bisweilen.

[BobCramer]

Tja, und ich fand gerade die historischen Bezüge sehr interessant — da ist die Collection dann wohl den Chroniken diesbezüglich eben doch nicht überlegen. Aber es ist ja eine gute Idee, bei einer Neuauflage dann wieder andere Wege zu gehen…
Warum nicht, die Geschmäcker und Interessen der Leser sind halt verschieden, und auch der Zeitgeist ändert sich bisweilen.

Idealerweise gäbe es eine Ausgabe, die beide Inhalte bietet. Ich finde Artikel zu historischen Themen auch gut, aber die heutigen Gesamtausgaben gehen vor allem ausführlich auf comichistorische Hintergründe ein. Das ist heute nun Mal der Standard. Die Chroniken waren eben ein Publikationsprojekt aus den 00er Jahren und wären in dieser Form aktuell sicher nicht mehr denkbar.

[Tango]

Idealerweise gäbe es eine Ausgabe, die beide Inhalte bietet. Ich finde Artikel zu historischen Themen auch gut, aber die heutigen Gesamtausgaben gehen vor allem ausführlich auf comichistorische Hintergründe ein. Das ist heute nun Mal der Standard. Die Chroniken waren eben ein Publikationsprojekt aus den 00er Jahren und wären in dieser Form aktuell sicher nicht mehr denkbar.

Wie ideal das wäre, auch darüber lässt sich vortrefflich streiten. Zum einen hätte ich dann doch irgendwann statt der ellenlangen redaktionellen Teile lieber Comics abgedruckt auf den (inzwischen recht teuren) Seiten (eine Sache, die mich auch an den Comicmagazinen sehr stört), andererseits sind diese comichistorischen „Dönekes“ mitunter recht ermüdend (siehe Spirou) oder geben einfach nicht genug her, um in 10 oder mehr Bänden ausgebreitet zu werden (siehe Yoko Tsuno).
Doch in den Chroniken haben sie mir damals sehr gefallen, die redaktionellen Beiträge. Das wollte ich ursprünglich auch nur mal gesagt haben. Eine Lanze für die Chroniken. Und das, obwohl ich die Collection gar nicht kenne. ;-)

[Jovis]

Ich finde die historischen Bezüge insofern nicht so interesssant IN den GAs, weil hier doch die einmalige Chance besteht, die Leute zum Selber-Recherchieren zu bringen. So wie seinerzeit bei "Es war einmal der Mensch" das meiste auch nur anerzählt wurde. Die künstlerisch relevanten Infos hingegen sind die, die man eben nicht so einfach irgendwo anders finden kann. Aber natürlich kann man da verschiedener Meinung sein. Ein anderer Aspekt ist allerdings, dass heutzutage sowieso alles in Frage gestellt wird. Historische Bezüge sind ein selten streitbares, damit sehr flüchtig gewordenes Wissensgebiet. War es immer schon, aber in diesen Zeiten wird geradezu darauf abgezielt, Fakten in Frage zu stellen. Was man da mit historischen Bezügen erreichen will außer Ohrfeigen... (Just kidding.)

Aber nur damit es nicht untergeht: der Sam Bass Artikel war SCHON doof, oder nicht?

[BobCramer]

Wie ideal das wäre, auch darüber lässt sich vortrefflich streiten. Zum einen hätte ich dann doch irgendwann statt der ellenlangen redaktionellen Teile lieber Comics abgedruckt auf den (inzwischen recht teuren) Seiten (eine Sache, die mich auch an den Comicmagazinen sehr stört), andererseits sind diese comichistorischen „Dönekes“ mitunter recht ermüdend (siehe Spirou) oder geben einfach nicht genug her, um in 10 oder mehr Bänden ausgebreitet zu werden (siehe Yoko Tsuno).
Doch in den Chroniken haben sie mir damals sehr gefallen, die redaktionellen Beiträge. Das wollte ich ursprünglich auch nur mal gesagt haben. Eine Lanze für die Chroniken. Und das, obwohl ich die Collection gar nicht kenne. ;-)

Tja, die Geschmäcker sind verschieden. Mich interessieren nach fünf Jahrzehnten Comic-Lektüre gerade die ausführlichen "Dönekes", weil ich wissen will, wie diese Klassiker entstehen konnten bzw. welchen Background die Künstler hatten. Infos zu den zeitgeschichtlichen Hintergründen kann ich mir theoretisch auch anderswo holen, aber ausführliche comichistorische Infos gibt es eben nur in den Gesamtausgaben.

[BobCramer]

Aber nur damit es nicht untergeht: der Sam Bass Artikel war SCHON doof, oder nicht?

Ich wollte schon immer alles wissen über Sam Bass!!! Schuhgröße, Lieblingsessen, sexuelle Orientierung, Kontostand, Lieblingsmusiker, Beruf der Großeltern, Farbe der Unterwäsche!!!! Es gibt viel zu wenig Artikel über Sam Bass!!!!!

[Jovis]

Ja, aber in dem Artikel wird jemand als Vorlage für Sam Bass beschrieben und am Ende wird gesagt, dass er wahrscheinlich doch nicht die Vorlage für Sam Bass war. Da habe ich ehrlich gesagt ein bisschen an deren Verstand gezweifelt. Und das war ein LANGER Artikel, wenn ich mich recht erinnere. Der nahm einen guten Teil des redaktionellen Teils der Ausgabe ein.

[Grubert]

Ähh, wo taucht denn Sam Bass bei Blueberry auf?

[Jovis]

Im "Mann mit dem Silberstern". Da ist er der Böse. Heißt der in "Marshall Bass" auch Sam? Das ist jedenfalls nicht derselbe.

[BobCramer]

Ja, es waren fünf Seiten inklusive der "Ballad of Sam Bass"! Der Artikel war nicht der einzige, der mit Blueberry so gut wie nix zu tun hatte, es gab auch noch einen Siebenseiter über Zugüberfälle mit Infos zu Jesse James oder Butch Cassidy, die bei Blueberry ja überhaupt nicht vorkamen.

Alles in allem fand ich die Artikel größtenteils interessant, man erfuhr doch einiges über die wilden Zeiten damals, auch wenn der Blueberry-Bezug nicht immer gegeben war. Man braucht bei Blueberry meines Erachtens wie gesagt ZWEI Gesamtausgaben, zumal bei der Collectors Edition ja die Kurzgeschichten fehlen.

[BobCramer]

Sam Bass bitte nicht verwechseln mit Saul Bass, dem Regisseur von "Phase IV"!

[Grubert]

Im "Mann mit dem Silberstern". Da ist er der Böse. Heißt der in "Marshall Bass" auch Sam? Das ist jedenfalls nicht derselbe.

Ahh, ok, das ist dann tatsächlich vollkommen absurde Seitenfüllerei. Der hat ja nun gar nix mit dem historischen Bass gemein, das ist im Comic einfach nur ein Name, ich glaube nicht einmal daß Charlier bei der Namensfindung an den historischen Bass gedacht hat. Ich habe da jedenfalls nie eine Verbindung hergestellt.
Da hätten sie ja auch mal schauen können ob sie nicht irgend einen halbwegs passenden "von Luckner" finden, es gab bestimmt einen in Preußen, oder hmm warte, da gibt es doch auch einen berühmten Amadeus ...

[Jovis]

Absurd ist das richtige Wort.

[BobCramer]

Ich glaube, Martin Jurgeit hat irgendwo geschrieben, die deutsche Redaktion habe damals einige Artikel verhindert, die NOCH blueberryferner waren und von der dänischen Redaktion kamen. Es gab bei den Chroniken ja auch selbstproduziertes Bonusmaterial wie den Artikel von Gerhard Förster über den "wahren Luckner" Jakob Waltz, die deutlich näher am Comic waren.

[Kaschi]

Zwei Beispiele: Luke reitete für den Pony-Express. Dieser war nur relativ kurz aktiv: 1860/61. In einem meiner liebsten Lukes aus der Nach-Goscinny-Zeit, Der einarmige Bandit, begleitet er die Brüder Caille und ihren titelgebenden Automaten. Dieser wurde 1889 gebaut. Das ist also schon mal ne auf die Schnelle recherchierte Spanne von knapp 30 Tagen.

Tja, im Westen konnte einem, wenn's so richtig rummste, wohl manchmal ein Jahr wie ein Tag vorkommen ...

In denen der lonesome Cowboy keinen Tag gealtert ist.

Am Anfang seiner Karriere ist er sogar ziemlich gealtert. Aber dann legte sich das. Liegt sicher daran, dass er viel an der frischen Luft war.

Im übrigen sind die Bildreportagen von Morris, Goscinny und anderen die blanke Wahrheit! So und nicht anders war der Wilde Westen!

[HerrHase]

Im Gegensatz zu Karl May und wahrscheinlich auch vielen Autoren von Westerncomics lebte Morris zumindest einige Jahre selbst in den USA und Mexiko. Eine gewisse Authentizität dürfte in seinen Zeichnungen also drinstecken, wenn auch natürlich funnygemäß verfremdet.

[ZAQ]

Aber genau das sind doch nur Kleinigkeiten im zeitlichen Ablauf, Details, die letzten Endes nicht ins Gewicht fallen. Ich glaube, wenn man bei fiktionalen Werken auf dieser Ebene nach Unstimmigkeiten sucht, wird man fast immer fündig werden. Wenn man zum Beispiel nach dieser Methode anfängt, historische Filme auf ihre Authentizität hin abzuklopfen, ist nahezu jeder kritikwürdig. Als William Wyler "Ben Hur" inszenierte, hat er eine Spezialistin für römische Kleidung konsultiert und gefragt, was man bei den Filmkostümen eventuell noch ändern müsste. Die Dame meinte: "Alles". Ob der Film dann beser geworden wäre? Ich wage es zu bezweifeln.

Bei "Blueberry" erhält man einen ganz guten Überblick über das Zeitgeschehen der 1860er und 1870er Jahre in den USA. Als Leser erwarte ich gar nicht, dass mit dokumentarischer Genauigkeit vorgegangen wird oder dass Geschichtswissenschaftler das Werk absegnen könnten.

Du kannst das ja bewerten, wie Du willst. Nur: Du hattest gefragt, ich hab geantwortet. - Stichwort Ben Hur: Bei einer Massen-Szene wurden die Dreharbeiten damals unterbrochen und ein Statist angeranzt, dass und weil er noch seine Armbanduhr an hatte. Worauf dieser sich wenig schuldbewusst rechtfertigte: "Wieso? Die hat doch römische Ziffern!" - Nein keine nette Anekdote, schlicht ein alter Witz aus Grundschulhoftagen.

[ZAQ]

naja, es sollte nur ein Scherz über die mehr oder weniger ernsthaften Versuche sein, Comics und dann noch Funnies auf ihre historische Korrektheit abzuklopfen.

Das Spirou-Heft 4103 ist gefüllt mit Comics diverser Autoren zu LLs 70. Geburtstag. In der besagten Geschichte besucht "Onkel Paul" LL auf seiner "Ranch im glücklichen Tal" wo der sich zwischen seinen Abenteuern ausruht und will von ihm das Geheimnis seiner Langlebigkeit erfahren. "Ist es ein Bild an der Wand, so ähnlich wie bei Dorian Gray?" Antwort: Oh, naja .. ich denke ... die Krümmung des Raumes ... Die Raumzeit, nicht wahr ...es ist dank der Kurve ...ja, ich glaube, daran liegt es ...

Ich liebe diese schrägen Kurzgeschichten... und habe inzwischen weit über 100 Stück davon zusammengesucht. Du hast es glaube ich schon mal irgendwo geschrieben: Kurzgeschichten in Sammelbänden dürfen nicht am Stück gelesen werden, sonst geht die Wirkung verloren.

- Von 2016... hm... entweder is das damals an mir vorbei gegangen oder ich habs wieder vergessen gehabt. Klingt interessant. Hat es was davon in ne deutsche Übersetzung geschafft?

[ZAQ]

(...) Zum letzten mal in normale militärische Kommandostrukturen eingebunden war Blueberry 1970 am Anfang von "Chihuahua Pearl", (...) Nach Fort Navajo ist er nie wieder zurückgekehrt. (...)

Nicht nur das: Tatsächlich war Blueberry ja mal als 'einer von vielen' in der Serie gedacht, die eigentlich und ursprünglich 'Fort Navajo' betitelt und entsprechend anders konzipiert war. Man sollte meinen, dass die de-facto-Konzeptänderung zu einer 'Blueberry-Serie' viel früher schon auch im Serientitel ihren Niederschlag gefunden hätte, bis Band 13 (Chihuahua Pearl), der noch zu Beginn das Fort und Blueberry als dort stationierten Soldaten zeigt, lautete der Titel immer noch "Fort Navajo". Erst ab dem Folgeband 14, fiel dieser Teil des Titels weg. Konsequenterweise, denn seither tauchte das Fort nie wieder auf - und/weil eben Blueberry da nicht wieder hin zurück kehrte... - vielleicht wär das ne Idee für einen neuen Western-Comic von Martin Frei: Die Geschichte des Fort Navajo, nachdem Blueberry von dort verschwunden ist...

[Jovis]

Aber sind das nicht im Grunde schon die Blauen Boys?

*duck+run*

[ZAQ]

30 Tage sieht man den wenigsten Menschen an, wenn sie nicht gerade einen schweren Schicksalsschlag erlitten haben.

Du lässt auch keinen Tippfehler/Verschreiber rumliegen, wenn Du über ihn stolperst, was!?! - Habs im Original korrigiert...

[ZAQ]

(...) aber ausführliche comichistorische Infos gibt es eben nur in den Gesamtausgaben.

- Oder in der entsprechenden Fachliteratur (Reddition, Alfonz, Sprechblase,... - bis vor kurzem noch die Comixene,...). Und das Problem mit den immer neuen GAs mit immer neuen Red,-Beiträgen ist -für mich-, dass ich, um an die Red.-Beiträge zu gelangen, immer auch die Comics, zum dann x-ten Mal mitkaufen muss. So langsam wär mir lieber, wenn die Comics wieder 'pur' erscheinen würden und das Bonus-Material in beigefügten Extra-Bänden erscheinen würde, die man dann auch jeweils einzeln kaufen könnte...

[BobCramer]

Im Gegensatz zu Karl May und wahrscheinlich auch vielen Autoren von Westerncomics lebte Morris zumindest einige Jahre selbst in den USA

Wie, der edle Häupting Winnetou ist keine authentische Figur? Ist nur das Phantasiekonstrukt eines sächsischen Ex-Knackis? Ja, leck mich am A...

[BobCramer]

- Oder in der entsprechenden Fachliteratur (Reddition, Alfonz, Sprechblase,... - bis vor kurzem noch die Comixene,...). Und das Problem mit den immer neuen GAs mit immer neuen Red,-Beiträgen ist -für mich-, dass ich, um an die Red.-Beiträge zu gelangen, immer auch die Comics, zum dann x-ten Mal mitkaufen muss. So langsam wär mir lieber, wenn die Comics wieder 'pur' erscheinen würden und das Bonus-Material in beigefügten Extra-Bänden erscheinen würde, die man dann auch jeweils einzeln kaufen könnte...

Fachliteratur ist wichtig, aber in der gebotenen Ausführlichkeit und Detailliertheit gibt es die Infos dann halt doch in den Gesamtausgaben.