Ein kleiner Nachschlag zur dritten - und leider wohl letzten Staffel der Serie 'Victoria' mit Jenna Coleman:
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn die politischen Themen der Zeit angesprochen werden. Aber hier in Staffel 3 empfinde ich es als sehr schwierige Gratwanderung. Wenn ich grundsätzlich als Zuschauer die monarchiefeindlichen Bewegungen verstehen kann, die sich der Königsfamilie entgegenstellen (Anarchisten und arbeitendes Volk), und sich die Serie inhaltlich fast ausschließlich mit ihnen befassen muss, wenn sie sich dann noch gewisser Kunstgriffe bedienen muss, um die Königin weiter positiv in ihren Handlungen zu reflektieren, dann frage ich mich, ob die Autoren sich nicht an diese Themen verloren haben. Vielleicht wäre es schöner gewesen, eine Serie über Arbeiter und Anarchisten um 1840 zu drehen. In Staffel 1 und 2 gab es auch interessante Themen, wie die Genderfrage. Wie kommt der Mann einer Königin damit klar, dass er nur Repräsentationspflichten hat? Das war super und noch nicht zu Ende erzählt. Stattdessen sympathisiert hier die Serie mit mir zusammen mit Leuten, die mit allem Recht anstreben, der Dekadenz des englischen Adelshauses ein Ende zu setzen. Das ist jetzt ein bisschen ein coitus interruptus beim Aufgeilen über das Sissi-hafteste Zeitalter der Royals. Nicht zuletzt habe ich das angefangen, um mir die schöne Jenna Coleman in oscarreifer Darstellung als Königin anzugucken. Jetzt aber zeigt sie nur noch Sorgenfalten. Finde ich jetzt irgendwie komisch.
EDIT: Eine Serie über den Werdegang der Anarchisten in der Neuzeit... das fänd' ich schon mal schick. Würde ich mir sehr viel wahrscheinlicher angucken als noch ne Serie über Royals. Hatten wir ja auch nicht zu knapp in den letzten 20 Jahren.
Noch ein EDIT: Es handelt sich ja hier in der Tat um die Königin Victoria, die in der Dioctor Who Serie die Gründung von Torchwood verursachte. Und da die Serie durch Jenna Coleman durchgängig an den Doctor erinnert und die Königin auch in ihrer eigenen Serie über Land fährt (so wie in der frühen David Tennant Episode "Tooth and Claw", dtsch. "Mit Zähnen und Klauen"), wäre eine Crossover-Szene durchaus SEHR schick. Victoria war in besagter Folge zwar deutlich älter, aber da hätte ich großzügig drüber hinweg gesehen.
Und ein letztes EDIT: Warum außerdem lässt man zu, dass der tatsächlich fantastische Schauspieler Laurence Fox als Gegenspieler(!) der Hauptfiguren diese an diw Wand spielen darf? Das mischt sich ein bisschen mit dem oben erwähnten Thema um die Anarchisten. Mir kommt es nicht wenig so vor, als habe man zu Beginn der Serie nicht ganz überblickt, welche historischen Themen auf die Hauptfiguren zukommen und dann festgestellt, dass die eigentlichen Hauptfiguren eigentlich die Gegner sind. Welche man dann noch mit außerordentlich guten Schauspieleern besetzt ohne es selbst zu merken zu den eigentlichen Hauptfiguren machte? Ist schon seltsam. Vor allem wenn man ganz am Schluss der Überlegungen noch weiß, dass nach Ende der letzten(!) Staffel noch 50 Jahre Regentschaft der Königin zu erzählen waren. Ich befürchte, da ist was schief gegangen.
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