@komnenos
Ok, "der Lehmstedt" ist natürlich auch meine "heilige Schrift".
Wobei mit Frühjahr hier wohl eher Mai gemeint ist, wenn man die 6 Monate Vorlauf bis (geplant) November berücksichtigt. Und daß muß auch nicht unbedingt ein Argument gegen Kramer sein, denn die Parteitagsbeschlüsse segneten ja immer nur eine vom Politbüro längst vorgegebene Richtung ab. Die "im Frühjahr 1958 einsetzende Kritik" kam ja sicher nicht aus dem luftleeren Raum (Dahin ging es erst noch.)
Kleine Anmerkung noch zu Deinem letzten Satz: Auch auf Seite 108 steht, das Mosaik solle "die jugendlichen Leser direkt (!) im Sinne der soz. Erziehung beeinflussen." und Menschen heranbilden, die sich"...in ihrem Handeln von der Ideologie der Arbeiterklasse leiten lassen."
Dazu mußte man nicht unbedingt ins All. Aber zum Thema Neos als Erde 2.0 wurde ja schon so ziemlich alles gesagt.
Nachtrag zu @Uhrviech
da diese zitierten Sätze von Peterson alle aus dem Juli-Bericht zu stammen scheinen, wird man sich zumindest beim Verlag klar gewesen sein, daß es kein "Kurztrip ins Alll" werden würde.
Hegens Darstellung scheint dagegen ja aus einem späteren Rückblick zu stammen. Und wie sich die Sicht auf die Vergangenheit mit zunehmendem Alter ändert, weiß ich inzwischen selbst nur zu gut.
Geändert von Nante (20.02.2021 um 08:43 Uhr)
Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(angeblich) Anton Tschechow
Nein, ich denke, dass es schon vorher war, denn mit Heft 21 (August 1958) wurde der zügige Abschluss der Römerserie eingeleitet und der Richtungswechsel vollzogen.
Aber es ist zunächst nur von Weltraum und diesbezüglicher Wissenschaft und Technik die Rede. Ab Sommer 1958 gingen die Diskussionen weiter und es wurde dann wohl nachgeschärft, da gleichzeitig auch die Exportverhandlungen scheiterten. Somit konnte der Comic für den Binnenmarkt noch mehr ideologisch genutzt werden. Und so blieben die Weltraumabenteuer zunächst nur eine kurze Episode, die den Charakter des Mosaik noch gar nicht wirklich verändert hat (abgesehen von der Beilage).
Erst mit Heft 29 und der Landung auf dem Neos wurde sozialistische Erziehungsarbeit geleistet und jetzt kam es auch immer wieder zu Covern, die nicht gerade Wohlgefallen auslösen (um mal wieder den Bogen zum Hauptthema zu spannen).
Geändert von komnenos (20.02.2021 um 08:52 Uhr)
Du kannst recht haben. Aber hier muß ich doch widersprechen.
Gerade in Heft 26 und 27 sind speziell in den Dialogen viele Stellen, auf die jeder Stabü-Lehrer stolz gewesen wäre.
Nachtrag: Muß mich wohl korrigieren. Die Dialoge, die ich meine stehen fast alle in der 27.
In Heft 26 wurde der "Kampf der Systeme" eher nonverbal und auf das Weltall bezogen dargestellt.
Geändert von Nante (20.02.2021 um 09:09 Uhr)
Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(angeblich) Anton Tschechow
Da hast du sicher Recht. Allerdings fummelt sich die Gattung Mensch seine Erinnerungen ich erst im Alter in ein gewünschtes Licht, das funktioniert auch schon viel früher .
Allerdings decken sich Hegens Aussagen zu diesem Thema auch mit dem, was L. Dräger in einer Diskussion am 9. Mai 2003 auf die Frage wie es zur WR-Serie kam, antwortete. Na gut ... damals war er auch schon 76 ...
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Ja klar, ideologiefrei war das Mosaik nach dem Weltraumstart nicht mehr. Für mich entscheidender ist aber, dass es wohl noch eine Verschärfung gab im Sinne, den Sozialismus zu bejubeln, der auf dem Neos Genüge getan werden sollte.
Das reichte dann immer noch nicht, und es kam zum Verlagswechsel zum Januar 1960. Hier nun setzte Hegen (mit entsprechendem Vorlauf von 6 Monaten) auf eine zügige Beendigung des Neos-Alptraums und kehrte zur ursprünglichen Neukonzeption aus dem Frühjahr 1958 zurück, Weltraum in Kombination mit Wissenschaft und Technik. Die zweite Weltraumserie knüpft auch wieder mit tollen Covern an das Jahr 1958 an und der destruktive Klamaukfaktor nimmt zu und fand dann erst 1962 sein vorläufiges Ende.
Es ist doch interessant zu sehen, wie die Erfinderserie der Wissenschaft und Technik huldigt, während gleichzeitig in der zweiten Weltraumserie genau diese durch den Kakao gezogen werden. Kein Wunder, dass die Erfinderserie zunächst die Weltraumabenteuer überlebte (mit bescheidenen Covern insbesondere Anfang 1963).
Erst mit dem Ende des 1963-er Konflikts konnte Hegen nun gnadenlos wieder auf Humor setzen und Wissenschaft, Technik und Erziehung ad acta legen, was er dann ja auch tat.
Runkel knüpft eigentlich an Teutobold an und die Cover schwingen sich in neue Höhen.
Geändert von komnenos (20.02.2021 um 09:17 Uhr)
Danke, daß Du meine Abschweifungen wieder zum Thema zurück geführt hast.
Und um dabei zu bleiben:
Ich finde, der Stil der Runkelcover beginnt ja schon mit der Wilhelm-Bauer-Reihe.
Bin ich der einzige, der eine fast beänstigende Ähnlichkeit zwischen Nummer 89 und 91(zumindest der rechte Teil)feststellt? Oder sollte ich nur die Tee-Sorte wechseln?
Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(angeblich) Anton Tschechow
Genau genommen beginnen die tollen Runkelcover für mich erst ab Mitte der 90-iger Nummern. Vorher knüpfen sie nahtlos an die Wilhelm Bauer-Reihe an bzw. setzen diese fort. Ja, da kann ich zustimmen.
Heft 89/91, jetzt wo Du es sagst...nenn mir Deine Teesorte, ich will die Dinge auch doppelt sehen
Dann wird dich auch diese verworfene Studie interessieren, die belegt, mit welcher Sorgfalt - damals noch - ein MOSAIK komponiert wurde:
https://sint.hdg.de/SINT5/SINT/?wick...rface=:1:13:::
Auch ich finde die Cover mit den konturenlosen Kunstwerken der Farbabteilung großartig! Und bedauere, dass es später nicht mehr dazu kam. Dafür wird es mehrere Gründe geben: Seit der Anordnung von oben, sich mehr mit der lichten Welt von morgen und der Erziehung der Leser zu widmen, hatte Hegen ja die Rückseite als Feigenblatt geopfert. Die Farbabteilung hatte also lange damit zu tun. Vermutlich auch mit den sp#äteren Beilagen (bei aller Unfarbigkeit). Wie die personell aufgestellt war, weiß ich nicht, vielleicht war die Arbeit doch zu viel oder einer ging?
Dass der überwiegende Klamauk der Römerserie (quasi dem Proto-Asterix) Einhalt geboten und mehr Didaktik gefordert wurde, muss man aus dem Zeitgeist heraus verstehen. Darüber sind ja schon viele kluge Worte ins Universum geschleudert worden. Die Römerserie hatte sich ja gerade wieder dem Klassenkampf zugewandt (Aufstand der Fischer), aber es war trotzdem schon zu spät für sie. Der "antike Runkel" Teutobold, mit dem die Digedags ja dem Vernehmen nach noch nach Gallien und Germanien ziehen solten, wurde jäh abgesägt. Zu teutsch, zu wenig kommunistisch, nicht technikaffin und überhaupt: Was haben die Römer denn je für uns getan (M. P.)?
Also: Weltraumabenteuer! Auch diese wurden erst als zu klamaukig gegeißelt, wenn ich mich recht an all das entsinne, was ich darüber gelesen habe und was mir Lothar Dräger und Lona Rietschel im Laufe der Jahrzehnte erzählten. Daher der Schwenk zum UTP.
Hegen hat ganz sicher alles von seinen Zeichnerkollegen in Ost und West zu erlangen versucht und gelesen. Für RGW-Comics wurde sicher durch die Pressestelle mit Belegexpl. gesorgt, westliche Schundliteratur konnte man ja bis 08/61 selbst per S-Bahn einkaufen, danach gab es diesen Deal mit der Asservatenkammer des Zolls.
Was dann wirklich Vorlage für was war, bewusst oder unbewusst, was in welchen Promille-Anteilen wo und wann einfloss, wird sich nie mehr zur Gänze klären lassen. Gilt ja auch für alle Künstler (außer vielleicht für Adams Memoiren). Ich habe das ja auch im letzten Digedon mit Kauka als Einflüsterer versucht. Nicht ganz ernst, versteht sich. Von daher gebe ich dir in weiten Teilen recht, weiß aber nicht mehr, in welchen ...
Geändert von pteroman (20.02.2021 um 10:40 Uhr)
Du hast offensichtlich aus dem pädagogischen Einfluss der Neos-Ära noch was mitgenommen, einfach nicken, wird schon stimmen
Dein Link weiter oben führt nicht zum Bild sondern nur zur Suchmaske des ZGF. Kannst Du beschreiben, wonach ich suchen soll?
Tatsächlich ist Heinz Handschick Anfang 1958 ausgeschieden, war einfach zuviel Hintergrundstrahlung im Kosmos. Vielleicht ist er deshalb der letzte männliche Überlebende aus dem Hegen-Atelier und wird dieses Jahr 90. Das haben Arfert, Dräger und Hegen alle knapp verpasst.
Vielleicht sollte man ihn nochmal fragen, wie das nun alles genau war, damals vor über 60 Jahren. Vielleicht holt er dann noch ein altes pulp magazine hervor, oder einen ,,Nick''
Danke im übrigen für das ausführliche Einsteigen auf meine auch nicht gerade wenig ausführlichen Analysen, danke auch an Nante und Uhrviech. Hat mal wieder Spass gemacht.
Aber jetzt zieht es mich an die frische Luft...
Und dann freue ich mich noch auf eine neue Hochrechnung von bruno bezüglich Cover
Geändert von komnenos (20.02.2021 um 11:25 Uhr)
Diese ZGF-Architektur wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Suche doch dort bitte nach "Dig und junge Frau blicken vom Balkon auf eine futuristische Stadt".
Wow! Schön, dass Du das entdeckt hast. Das hat Hegen passepartouriert, das hat er nicht so oft gemacht, muss ihm also auch ganz ohne Klamauk sehr zugesagt haben....
Erinnert an die Darstellungen in Heft 29 bzw. Elischers Atze-Bild auf Seite 4, Heft 8/1961. Elischer war ja auch nur bis Ende 1959 bei Hegen.
Geändert von komnenos (20.02.2021 um 12:15 Uhr)
Trinken das sonst die Schafe, um auf den Deich zu kommen oder trinken sie es, wenn sie auf dem Deich sind, um nicht realisieren zu müssen, dass die Wiese dahinter zu Ende ist?
Geändert von komnenos (20.02.2021 um 12:28 Uhr)
Hier kommen meine Top Ten
Platz 1: 29 - Auf dem Neos verschollen
Platz 2: 102 - Die Hochzeit mit dem Meer
Platz 3: 90 - Das Turnier zu Venedig
Platz 4: 155 - Die erste Etappe
Platz 5: 137 - Das Wrack des Nearchos
Platz 6: 84 - Die findigen Reporter
Platz 7: 89 - Der Schatz der Armada
Platz 8: 86 - Der Eskimoklub
Platz 9: 61 - Der Lurch mit der Brille
Platz 10: 58 - Die Angst vor dem Kometen
Hübsche Liste! Aber der Eskimoklub? Wirklich? Ich fand das immer besonders dämlich, diese beiden Plüschis und der händereibende Onkel dahinter. Aber du hast bestimmt eine Geschichte dazu, oder?
So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Ich fand die beiden im Anorak mit Fellkapuzen immer knuffig und putzig.
Nicht so schnell! Ich will auch noch mitspielen.
So, jetzt meine:
1. 99
Hier möchte ich die Kühnheit der geschwungenen Linie und die Majestät der Kolorierung auf dem Titel hervorheben.
2. 63
Hier wiederum sind es die Majestät der Linien und die Kühnheit der geschwungenen Kolorierung, die mich vor Wonne erschaudern lassen.
3. 69
Eins meiner Lieblingsmotive. Die ganze Lächerlichkeit der Wachsoldaten wird mit diesem Cover aufs Feinste zur Schau gestellt.
4. 214
Schön märchenhaft. Tausendundeine Nacht.
5. 102
Sehr schön komponiert, majestätisch koloriert und kühn geschwungen.
6. 137
Noch kühner geschwungen und einfach nur herrlich, dieser Gesichtsausdruck vom oktopierenden Tintensepiakalmar.
7. 168
Motiv und Farben sind es hier, die den Ausschlag geben. Wer hätte das gedacht?
8. 199
Zug, Matschepampe, ausweglose Situation, die neugierig macht.
9. 209
Hier ist es die sehr hübsche Komposition der Figuren samt Mutawakkel.
10. 42
Gefahr und Abenteuer auf dem Titel. Früher eins meiner Lieblingshefte, aus heutiger Sicht aber sowas von problematisch, dass es schon wieder lustig ist.
Geändert von CHOUETTE (22.02.2021 um 13:28 Uhr)
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Geändert von Nante (22.02.2021 um 14:24 Uhr)
Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(angeblich) Anton Tschechow
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