Ich meine, es war gleich der erste Sammelband 1/1976, im redaktionellen Teil.
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
@CHOUETTE:
Ich vermute (!), dass das Aussehen der Digedags zum Zeitpunkt des Patents etwa dem der ZGF-Zeichnung entsprach:
https://www.tagesspiegel.de/mediacen...k/9751610.html
Das würde bedeuten, die Namen waren verteilt, die Haarfarbe auch. aber Dig wuchs später noch eine Tolle, während bei Dag die Nase schrumpfte und Digedags seitlicher Haarwuchs noch verchwand.
Das Aussehen der Digedags wie in Heft 1 wurde dann erstmals auf der Leipziger Bchmesse Anfang September 1955 in Leipzig präsentiert.
Die erste Abb. der Digedags in ,,Das Neue Abenteuer'' Nr. 75 vom Nov. 1955 wurde in der Kartusche von Heft 1 auf Seite 2 wieder verwendet. Ich vermute, entsprechend Hegens Arbeitsweise, dass er auch hier das Bild einfach eingeklebt und die Ränder übermalt hat.
Geändert von komnenos (24.11.2020 um 09:44 Uhr)
Ich gehe mit den Argumenten von kathleen konform.
Wenn man sich den Film von Joseph Lippok anschaut, dann wird das Argument der Selbst-Inszenierung sehr gut herausgestellt. Wer filmt sich schon selber, wie er die Treppe zur HfGB emporsteigt. Das hat schon was mit Choreografie zu tun. Ein wenig Riefenstahl, deren Filme er kennen musste.
Ebenso, mir liegen die ungekürzten Filme vor, seine zur Schau-Stellung mit seinen Autos. Posieren vor seinem Haus in Ilmenau, der geschenkten Hochzeitsreise seiner Schwester, die er selbst als "Chauffeur" begleitete.
Eitel kann man das nennen, aber auch den tiefenpsychologischen Komplex, des Aussiedlers. Von ganz klein zu ganz groß. Durch sehr, sehr viel Fleiß schuf er sich ein herausragendes Leben! Leider konnte er nirgends ein Studium abschließen, was ihn zeitlebens "grämte".
Eine Art "Seelenverwandtschaft" stelle sich dadurch zu Brigitte Schendel ein, die eine ähnliche zeichnerische Anfangs-Vita hatte.
Der Makel des "Pseudo-Intellektuellen", des "Bildchenmalers", der eben nicht im Kreis der hofierten Kulturschaffenden der DDR aufgenommen wurde.
All diese Dinge ließen ihn so handeln, dann auch sein ewiges Mißtrauen, gerade Fremden gegenüber, schufen nicht gerade den "Everybody‘s Darling" und er wollte und konnte es auch nicht. Dazu gesellte sich eine gewisse Grundehrlichkeit, die ihn mehrmals rechtlich scheitern ließen. (Belege vorhanden)
Und nur so konnte er sein Werk das "Mosaik von Hannes Hegen" schaffen! Ich denke schon anfangs weniger, aber später genau geplant. Da störten nur die Einwürfe eines Redaktionsteams, die er gekonnt umschiffte. Nicht Dräger und Zeichner haben hier Verantwortung gezeigt und übernommen, sondern er! Er war der Chef, der auch den Kopf hinhielt.
Als Karikaturist war er erfolgreich, aber er hatte auch berühmte Verwandtschaft, der er gern nacheifern wollte. Natürlich mit eigenen Kreationen. Seinen Werdegang wollte er von Anfang an dokumentieren, deshalb auch das akribische Aufheben jeden Schnipsels.
Für spätere Biographen, ein untrügliches Zeichen, die Weiterentwicklung des Künstlers. Nichts Zufall, geplant. Schließlich war er nicht der unerfahrene Künstler, sondern dick im Geschäft. Vielleicht hatte er damals auch schon einen gewissen Verkauf im Auge, denn er wußte nur zu gut, dass ein Künstler auch von Ausstellungen und Bekanntheit lebt.
Mit der manufakturen Herstellung eines Comics war leider damit Schluß. Nichts Ölbilder, Naturstudien, Kunstreisen nach Italien und leichtbegleiteten Musen in loftigen Ateliers.
Nach der Mosaik-Zeit hätte er Zeit und das Geld gehabt, aber da war er zu "verbraucht" und nach 20 Jahren Mosaik auch graphisch und künstlerisch "eingeschränkt", sprich es gab keine künstlerische Weiterentwicklung. Was grämt einen Künstler am meisten, genau das!
Geändert von gbg (24.11.2020 um 20:42 Uhr)
Kleiner Nachtrag: Tübke erging es nach seinem Bauernkriegspanorama ähnlich. Über 10 Jahre an einem Werk, das vergällt einen die Entwicklung, wie seine Witwe mir bestätigte.
Nur er war ein angesehner Mann im Kulturschaffen der DDR.
Geändert von gbg (25.11.2020 um 09:46 Uhr)
Aber zumindest der Tipp von Komnenos mit dem ersten Sammelband hat gestimmt. Dafür von mir noch mal Danke.
Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(angeblich) Anton Tschechow
Hab noch mal nachgesehen: die erste mir bekannte offizielle Abbildung der Digedags ist vom 17.9.55 im Börsenblatt. Da haben sie schon ihr entgültiges Aussehen wie im Heft 1. Interessant an dieser Stelle ist die Tatsache, dass der Hefttitel zu diesem Zeitpunkt als "Der Guckkasten" angezeigt wurde. Weitere Abbildungen (abgesehen vom "Das Neue Abenteuer") gabs dann am 5.11.55 im Börsenblatt und am 12.11.55 in der BZ. Im Börsenblatt vom 5.11.55 heißt es nunmehr, dass der entgültige Hefttitel "Mosaik" anstelle von "Dig, Dag, Digedag" sein wird. Im "Abenteuer aus weiter Welt" wird die Abbildung wahrscheinlich auch so Nov/Dez. 55 gewesen sein. Die oben präsentierte Zeichnung würde ich auf Anfang 55 datieren, die zgf Zeichnung auf die Zeit um die Vertragslegung April/Mai 1955, denn hier sind die Namen bereits fixiert. Die Entscheidung bzgl. des Hefttitels hat also länger angedauert als die entgültigeFixierung auf das Figurenaussehen. Von "Prisma", "Kaleidoskop", "Guckkasten" über "Dig,Dag, Digedag" bis hin zum "Mosaik" v.HH. Die Metamorphose des grafischen Heftitelschriftzuges ist ähnlich und geht ja sogar über die Anfangsjahre noch hinaus.
Geändert von kathleen (25.11.2020 um 17:07 Uhr)
Ich hatte ja weiter oben das Cover von Heft 140 erwähnt, welches ich als Knirps wirklich gemocht habe, und was mich als Erwachsener nicht mehr anspricht. Es gibt im ZGF zwei Coverversionen. Zum einen ist das die bekannte, die sich auch durchgesetzt hat, gezeichnet von Lona:
https://comicforum.de/attachment.php...5&d=1606334982
Zum anderen gibt es eine ähnliche Zeichnung, gezeichnet auf einem Papier mit Blaudruck des Mosaiklogos und versehen mit Hegens Stempel, also gezeichnet wohl von ihm:
https://comicforum.de/attachment.php...6&d=1606335006
Wenn ich beide Zeichnungen betrachte, so spricht mich die zweite aus heutiger Sicht mehr an, ich bin mir aber sicher, dass ich als Kind anders entschieden hätte. Heute kann ich mit diesem einfältigen Gesichtsausdruck von Dag nichts mehr anfangen, und die Bedrohungssituation, die sich ja auch im Heft an der Stelle abzeichnet, kommt hier überhaupt nicht zum Tragen. Dig mit dem etwas zornigen Blick und Runkel mit etwas verzeifelter Mine wirken deutlich authentischer.
Und dennoch sind für mich die zeichnerischen Unterschiede nicht groß, es ist in meinen Augen wirklich nur der Gesichtsausdruck.
Sollten die beiden Zeichnungen wirklich von Lona und Hannes stammen, so waren sie schon gut aufeinander abgestimmt in der Gestaltung der Digedags, nur dass Lona hier die kindliche Freude bedient und Hegen mehr die Abenteuerlust des Heranreifenden, der veilleicht auch schon etwas differenzierter Mimik und Gestik interpretieren kann.
Soweit meine Gedanken, vielleicht gibt es ja weitere Meinungen.
beide Zeichnungen könnten von Lona stammen, aber auch die erste von Edith. Das müssten mal die Kenner genau analysieren.
Die erste Zeichnung wurde genommen, wegen der Einfachheit, also nicht zu viel auf einen Titel zeichnen. Betrachtung auf das Wesentliche.
Die Variantzeichnung hat mehr Spannung, denn da ist die Gefahr bereits zu erkennen. Auch die Mimik der Figuren, besonders die von Dig, finde ich charakteristischer für die dargestellte Szene. Deswegen mein Favorit eindeutig das Variantcover. Könnte mir aber ebenfalls vorstellen, dass diese Zeichnung von Lona ist. Edith glaub ich eher nicht, weder bei der Ersten, noch beim Variant.
Ich gehe mittlerweile davon aus, dass beide Zeichnungen zumindest von Lona final ausgeführt wurden. Die Ähnlichkeiten bei den Hauptfiguren bis ins Detail sind sehr groß. Aber ich vermute, dass es für die zweite Zeichnung eine Vorzeichnung von Hegen gab, während die erste Zeichnung auf der zweiten beruht, aber Lona die Gesichtsausdrücke einfach freudiger gestalten wollte. Zum einen hatte man ja einen Schatz gefunden, zum anderen lagen ihr die lieblichen Kindergesichter ohnehin mehr im Blut. Damit passten die Schergen im Hintergrund nicht mehr ins Bild. Aber auch die Reduktion auf das Wesentliche, wie von gbg ausgeführt, mag eine Motivation gewesen sein. Schatz gefunden oder Schatz retten sind aber auch zwei völlig verschiedene Grundaussagen.
Geändert von komnenos (26.11.2020 um 07:24 Uhr)
Heute würde mich die zweite Zeichnung sicher auch eher ansprechen. Als Kind wäre ich wahrscheinlich schon heilfroh gewesen, wenn ich dieses Heft überhaupt besessen oder auch nur mal zum Lesen gehabt hätte. Beides war dann bei mir so ca zwischen 16-18 der Fall, wenn ich mich recht erinnere...
Auf jeden Fall sehr beeindruckend, wie man allein an den Titelbildern gefeilt zu haben scheint.
Eine Krise kann jeder Idiot meistern. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(angeblich) Anton Tschechow
Kultur und Musik - http://www.bacio-di-tosca.de/
Aber die Digedags sind doch keine Schurken.
Die Schurken oder Schergen hat sie ja bei der Endversiong dieses Covers gerade wieder rausgenommen. Ich denke, beide Aspekte (die Digedags liebevoll und gut, die Schurken böse) widersprechen sich nicht unbedingt.
Leider hat es der Scheich von Ormuz nie aufs Cover geschafft.
Geändert von komnenos (26.11.2020 um 10:36 Uhr)
Du meinst den Aufseher. Der Scheich ist ein Anderer. Oder Nafi Ibn Asra und den Scheich?
Geändert von kathleen (26.11.2020 um 13:32 Uhr)
Ich weiß nicht ob das so bekannt ist, aber Edith hat die Titelblätter zwischen 138-141 ebenfalls neu gezeichnet. Ich hatte mal eine Anfrage, warum gerade die Postreiter als Poster bei den Ausstellungen Hegens genommen wurden. Antwort: Weil diese Titel von Edith Hegenbarth gezeichnet wurden und sie keinen Streß mit den anderen Zeichnern, bezüglich Urheberschaft haben wollten. Aussage damals vom Verlag Frau Kahlau.
Deshalb müßten vielleicht Jens oder Ulf sich die Zeichnungen noch mal anschauen.
@kathleen:
Ich meinte tatsächlich den Scheich, der hat schon etwas Verschlagenes, ein früher Don F., noch ohne Hakennase,
@gbg:
Ich gehe immer noch von Lona aus. Aber klar, eine qualifizierte Analyse ist nicht von Nachteil, und birgt vielleicht noch Überraschungen.
@Bruno:
Ja, das mit der Entscheidungsgewalt stimmt schon, aber das Ergebnis der Entscheidung ist vielleicht schon das Neuzeichnen des Covers gewesen. Bei dem Papiermangel musste das Neuzeichnen eines fertig geinkten Covers whrscheinlich vorab besprochen werden.
@THOWI:
Hast Du noch die Musketierzeichnung (1957) vor Augen? Hannes konnte in meinen Augen ,,gut'' zeichnen, er hat beim Zeichnen nur andere Schwerpunkte gesetzt als Lona. Bei Lona musste es ein stimmiges Gesamterscheinungsbild ergeben, bei Hegen zählte Ausdruck (Mimik) und Humor. Um Lonas Stil zu kopieren, musste er sich Mühe geben, und dazu fehlte ihm sicherlich die Muse. Ihm ging es um das schnelle Erfassen einer Situation, siehe auch seine Theaterzeichnungen.
Ja, Papiermangel mag übertrieben sein. Was ich eigentlich ausdrücken wollte, ist, dass die Seite fertig war, und es sind auch keine Fehler zu erkennen. Es sollte also eine Absprache mit dem küntserischen Leiter gegeben haben bevor man das nochmal macht.
Das Mosaik wäre das geworden, was es bis Heft 6 auch war, ein Comic mit 3 Kobolden namens Dig, Dag und Digedag. Es hätte wahrscheinlich keine epischen Erzählbögen mit schier endlosen Texten gegeben und das Mosaik wäre wohl insgesamt zeichnerisch weniger komplex geworden. Aber es wäre ein Erfolg geworden, mit viel Humor, Situationskomik, Action und Abwechslung.
Man darf aber neben Dräger und den Zeichnern auch den staatlichen Einfluss nicht vergessen. Auch der hat dazu beigetragen, dass das Mosaik zu dem Produkt geworden ist, dass wir kennen und schätzen.
Übrigens, wie man auch im ZGF sehen kann, hatte Hegen schon angefangen, Heft 1 neu zu zeichnen, um die Digedags in der Darstellung den späteren Heften anzupassen. Auf Seite 13 enden die Zeichnungen, da hatte er wohl keinen Spass mehr dran..
https://www.comicforum.de/attachment...5&d=1606416398
https://www.comicforum.de/attachment...6&d=1606416415
Geändert von komnenos (26.11.2020 um 18:51 Uhr)
Das ist ja schon eine mittelschwere Kriegserklärung. In meiner jugendlichen Milde belasse ich es mal bei dem Verweis auf komnenos sehr gute und politisch korrekte Antwort darauf. Ergänzen möchte ich lediglich, das Lona höchstselbst Hegen immer als Vorbild in Sachen Zeichnen genannt hat, und das kann sonst keiner aus dem Kollektiv für sich beanspruchen. Lona war da höchst kritisch und auch zu recht sehr von ihrem Können überzeugt.
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