Ach was. VERGRÄMEN tun mich ganz andere Sachen.
Ach was. VERGRÄMEN tun mich ganz andere Sachen.
...und außerdem sind die Figuren ja auch wirklich noch weit weg vom Original
https://www.comicforum.de/attachment.php?attachmentid=30976&d=1606049768
Bereits vor 7 Jahren hatte sich ein Sammler und Kunstkenner folgendermaßen geäußert:
,,Für mich als Fan der Digedags interessant, auch eine Vorstufe der 3 Digedags zu sehen, die sich im Besitz eines ... Sammlers befindet, ...., daß die Nasen der drei fast größer waren als die Körper und die Digedags eher mißgestalteten Gnomen ähnelten, als den niedlichen Figuren die wir Leser aus den „Mosaik"heften kennen.''
Also, insofern sind doch auch die Holzfiguren einzuordnen in eine Reihe von Metamorphosen, die die Digedags durchlebt haben und die sie so lebendig machen. Die Abrafaxe sehen ja inzwischen auch nicht mehr so aus wie 1976, who cares?
Geändert von komnenos (22.11.2020 um 13:34 Uhr)
Danke für den Tipp: Habe ich gerade mal runtergeladen. Ja im "Ritter Runkel und seine Zeit" ist der Artikel von Grünbart "Reisen bildet und verbildet"
Deckt sich ein wenig mit dem obigen Artikel. Dein Artikel ist etwas später, weil schon auf "Ritter Runkel und seine Zeit" Bezug genommen wurde.
Schön dass immer mal wieder Artikel zum Mosaik auftauchen.
Geändert von gbg (22.11.2020 um 16:44 Uhr)
Wobei für mich persönlich die Abrafaxe rein ästhetisch betrachtet zu keinem Zeitpunkt so befremdlich aussahen wie die Digedags in Heft 1 . Meine Meinung zu diesen und anderen Digedags-Figuren begründet sich lediglich auf meinen persönlichen Geschmack und stellt keine Meckerei oder gar Abwertung der Künstler / Handwerker dar...
Zudem sind diese Figuren fast selbstverständlich ein MUSS für Fans, die eh alles sammeln was mit "Mosa" anfängt.
Dieses Kunstwerk läuft allerdings außerhalb der Konkurrenz ... die Gesichter sind so absurd hässlich, dass sie schon wieder schön sind .
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
Ich hab mal von einem Musiker gelesen, der nahm auf alle Flugreisen die (einzige!) Festplatte mit all seinen Demos, unveröffentlichtem Zeugs und Experimenten mit. Sollte er abstürzen, dann wären diese unfertigen Stücke mit verloren. Dass dieses minderwertige Zeugs gegen seinen Willen postum veröffentlicht werden könnte, war ihm ein Graus.
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Nun so was ähnliches wird auch noch im ZGF schlummern Und Hegen hat es "himself dorthin gegeben".
,,Das Erfundene kann vervollkommnet, das Geschaffene nur nachgeahmt werden.'' (Marie von Ebner Eschenbach).
Genau so ist es gekommen...
@Uhrviech:
Ich habe bis ins Erwachsenenalter nur die Digedags ab der Runkelserie gekannt. Als ich mein erstes Heft 1 in der Hand hielt, war ich ob des Aussehens der Digedags schon amüsiert. Aber heute finde ich die Digedags so ab Heft 6 bis Heft 29 schon recht überzeugend. In Heft 29 wurden dann erstmals Kinderchen aus den Kobolden gemacht und heute sehe ich auf manche Cover (z.B. Heft 140 mit Dags einfältigem Gesichtsausdruck), und es spricht mich einfach nicht mehr an. Vielleicht liegt es daran, dass das eigene Gesicht auch zunehmends weniger glatt ist
Und ja, die Gesichter auf dem Bild sind nach ästhetischem Empfinden häßlich, aber irgendiwe faszinieren sie mich auch. Und die Dynamik, mit der Hegen in den ersten Jahren am Aussehen seiner Protagonisten feilte, ist beeindruckend. Es war jedoch auch nicht ungewöhnlich für die Zeit, man vergleiche das erste Erscheinen von Fix & Fax oder Fix & Foxi mit deren jeweils späterer Ausprägung. Hegen hatte zwar eine künstlerische Ausbildung erhalten, aber das Comiczeichnen hat er sich am Ende selbst beigebracht wie Andere auch zu dieser Zeit. Sein Team dagegen ist durch seine Schule gegangen, und das war meines Erachtens keine schlechte.
@CHOUETTE:
Ich denke, Neurotiker gibt es eine Menge, gerade auch unter Künstlern. Wenn ein Künstler nicht zu seinem Werk steht, dann sollte er es besser aktiv vernichten. Hegen hat das nicht mal im Ansatz getan. Er hat alles aufgehoben und wollte auch alles für die Nachwelt erhalten wissen, sonst wäre es nicht zu der Schenkung gekommen.
Er war als Mensch verschlossen und hat darauf verwiesen, dass alles in seinen Bildern zu finden ist. Diese Bilderwelt hat er uns geöffnet, nicht nur einen Spalt, und der einzige Grund, warum nicht alles zu sehen ist, sind begrenzte Ressourcen im ZGF und keinesfalls falsche Scham.
Geändert von komnenos (22.11.2020 um 22:41 Uhr)
Der Bildvergleich kann doch unmöglich dein Ernst sein? Hab ja selber mal in meiner Lehre an der Drehbank gestanden, daher weiß ich, wie vergleichsweise einfach solche Rotationskörper herzustellen sind. Dann lauter achsensymmetrische Teilchen kunstlos zusammenzuleimen und noch krakelig ein paar Gruselgesichter aufzumalen soll dann den doch etwas komplexer gezeichneten Digedags genügen? Klar kann man sie irgendwie erkennen, so wie die Mutti ja auch in dem Strichmänneken ihres Dreijährigen sich selbst erkennt. Aber wenn man durch die Mosaiks blättert, kann man fast jeden Betrachtungswinkel der drei Kobolde irgendwo entdecken. Und diesem Anspruch genügen die schlichten Püppchen einfach nicht, sorry. Hast du mal die Abrafaxemodelle von Lona gesehen? Das war Modellierkunst! Was du hier zeigst, ist Kunsthandwerk auf Jahrmarktsniveau. Kopfschüttel.
@THOWI Einfach mal wieder öfter den Sorgenfresser, der da rum liegt, benutzen, dann erledigt sich das alles von alleine!
Aus psychologischer Sicht finde ich es ganz witzig, wenn jemand völlig unfertige Vorstufen seiner Arbeit aufhebt, um sie der Nachwelt zu erhalten. Tut man das mit Selbstironie, ist alles gut. Bei Hegen bin ich mir diesbezüglich nicht ganz sicher, wenn ich mir die Anekdoten derjenigen durchlese, die ihn mal treffen durften.
Ich überlege mir dann immer, was die Nachwelt zu meinen ersten Drahtbiegeversuchen und zu meinen selbstgeschnitzen Gips- und Wachszähnen aus dem ersten Studienjahr sagen würde. Ich denke, manchmal kann man ein Papier auch einfach zerknüllen, wenn man nicht zufrieden ist noch mal neu anfangen will.
Geändert von CHOUETTE (23.11.2020 um 08:10 Uhr)
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Ich denke, Hegen hat seine Figuren 1955 nicht halbfertig auf den Markt geworfen, er war schon lange genug Profi und seine 3 Kobolde hatten ihre Vorläufer sowohl im Frischen Wind / Eulenspiegel, NBI als auch durch das Rumpelmännchen. Vielmehr haben sich die Figuren - und zwar recht zügig - dem anspruchsvollerem Inhalt der Geschichten bzw. dem gewachsenen Profil des Mosaiks angepasst. Die hutzligen Gnome hätten niemals in die "realen Welten" ab der Römer-Serie gepasst.
Es grüsst
Uhrviech aus Passow, wo die Digedags ein Zuhause haben
@CHOUETTE und Uhrviech:
Auch wenn Ihr eher gegenteilige Positionen einnehmt, antworte ich in einem Rutsch.
Ich bin froh, dass Hegen diese Blätter nicht weggeworfen hat und Prof. Lindner solche frühen Entwürfe ja auch in seinem Buch veröffentlicht hat. Hegen war als er diese Zeichnungen angefertigt hat kein Amateur mehr sondern ein berufstätiger Pressezeichner. Er wollte mehr als ein paar mehr oder weniger politisch motivierte Witzchen reißen und sah seine Chance in der aufstrebenden Comickultur.
Im Frühjahr 1955 hat er erste Entwürfe gezeichnet und war sich meines Erachtens ob des Charakters seiner Figuren noch nicht schlüssig. Er hätte ja einfach bei seinen Disney-Gartenzwergen bleiben können. Aber nein, er hat variiert und dabei ,,hutzlige Gnome'' gestaltet und einem sogar noch einen Krummsäbel in die Hand gedrückt.
Dabei war für ihn die Physiognomie entscheidender als Rumpf und Gliedmaßen. Das sieht man ja noch in den ersten Heften, dass ihn anatomische Korrektheit und Proportionen nicht sonderlich interessiert haben und sie sind auch nicht das Wesen der Comickunst. Bei der vorliegenden Zeichnung wurden nun wahrscheinlich erstmals nach divesern Physiognomiestudien die Köpfe auf die Rümpfe montiert (sie wurden tatsächlich aufgeklebt). Auch wenn man diese Physiognomien häßlich findet (geht mir genauso), so sind sie doch gut ausgearbeitet und haben eben noch nicht dieses reduzierte Erscheinungsbild der späteren Hefte, als sich der Charakter immer mehr weg von Kobolden entwickelt hat.
Es waren jedenfalls diese ,,hutzligen Gnome'' mit denen Hegen beim Verlag aufgeschlagen ist, und sein Konzept genehmigt wurde und er einen geradezu phantaistischen Vertrag abschließen konnte. Hätte er diese Blätter weggeworfen, hätte es vielleicht die Digedags nie gegeben, und wir hätten einen Tiercomic Disney'scher Prägung bekommen. Gerade dieser anfängliche Wechsel zwischen Tiercomic und Koboldgeschichte belegt doch auch wie unentschieden Hegen und vielleicht auch der Verlag konzeptionell noch war.
Daher sehe ich die frühen Figuren nicht als missglückten Versuch, sondern als konzeptionellen Meilenstein. Man muss sich abgewöhnen, die Dinge immer nur vom Endergebnis zu bewerten, sondern wenn man Dinge historisch und künstlerisch richtig einordnen will, dann sollte man versuchen, sich in die Sichtweise der Akteure zum entsprechenden Zeitpunkt reinzudenken. Vieles was im Nachhinein falsch oder misslungen wirkt, war zunächst ein richtiger und wichtiger Schritt.
Ich habe mal ein Zitat gelesen, weiß leider nicht mehr von wem, das lautete siinngemäß ,,Der Kopf ist rund, damit das Denken nicht immer nur eine Richtung kennt.''
Geändert von komnenos (23.11.2020 um 10:25 Uhr)
Hm. Ich fürchte, wir reden ein wenig aneinander vorbei. Dann will ich mich noch mal erklären.
Ich auch! Ich finde sowas sogar hochinteressant. Auch die späteren Entwürfe der Faxe. Aber wir übernehmen ja auch die Rolle des, wenn wir so wollen, Historikers. Wir können nicht genug dieser Vorstufen kriegen.
Dennoch wirft es ein, wie ich finde, interessantes Licht auf einen Künstler, dass er all diese Vorstufen für die Nachwelt erhalten haben will. Hegen sah sich selbst ja durchaus in der Tradition seiner Vorgänger im Bereich Grafik und Karikatur. Ist derlei denn auch in nur annäherndem Umfang von anderen Künstlern bekannt?
Hier greifst du meines Erachtens ein wenig zu sehr in die Vollen. Es ist eine Vorstufe, nicht mehr, meinetwegen auch nicht weniger. Von wann wird die sein? Sicherlich zeitlich nicht Äonen von den für Heft 1 fertigen Dagsen entfernt. Vielleicht ein paar Monate (glaube ich aber nicht), vielleicht Wochen, vielleicht auch nur Tage. Denkbar sind sogar Stunden. "Konzeptioneller Meilenstein, der historisch und künstlerisch richtig eingeordnet werden muss"? Nein. Dafür dürfte die Zeit zwischen dieser Vorstufe und den Dagsen aus Heft 1 zu kurz sein. In dieser kurzen Zeit wird Hegen kein Apfel auf den Kopf gefallen sein. Höchstens ist ihm mal die Badewanne übergelaufen.
Geändert von CHOUETTE (23.11.2020 um 11:03 Uhr)
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Naja, wenn Du meinst, die Zeichnung ist nicht datiert. Aber ich denke zwischen Vertragsabschluss und Heft 1 hatte Hegen nicht mehr viel Zeit, an den Entwürfen zu arbeiten. Er brauchte 2 Mitarbeiter, das ganze Heft musste gezeichnet und gedruckt werden, und erste weniger Gnomenhafte Entwürfe wurden ja schon vor dem Heft präsentiert. Wenn er mit solchen Gnomen noch kurz vor Erscheinen des Heftes experimentiert hätte, womit wäre er denn dann bei Peterson aufgeschlagen und was hätte er sich denn damals im Frühjahr schützen lassen?
Auch später noch und mit Team hatten die Hefte einen Monatelangen Vorlauf.
Von mir aus, nehmen wir Monate an. Aber denkst du wirklich, in dieser Zeit seien Hegen und die Gesellschaft so weit gereift, dass man diese Entwürfe losgelöst vom Endprodukt als konzeptionellen Meilenstein betrachten muss?
Ich sehe das prosaischer: Sie haben ihm nicht gefallen. Er hat sie neu gezeichnet. Und zwar sicherlich ohne eine nennenswert geistig-künstlerische Entwicklung durchlebt zu haben.
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Vielleicht hat er auch nur bei den ersten Comicseiten gemerkt, dass die Figuren für den fortlaufenden Gebrauch über mehrere Panel/Seiten hinweg nicht geeignet waren?
Oder er hat beim weiteren Probezeichnen den "Dreh" rausgekriegt- die Figuren gingen ihm leichter von der Hand, wurden aber auch runder und gefälliger? So hat es zB Lona ja auch für die weitere Entwicklung sowohl bei den Dagsen als auch bei den Faxen beschrieben...
Und vielleicht hat Hannes Hegen dann eben diese möglichen Zwischenstufen eben nicht aufgehoben, die Urform hingegen schon - eben weil es die Urform war und er sich der historischen Bedeutung bewusst war?
Neid und Missgunst sind meine besten Freunde.
Wird schon so gewesen sein. Und das ist ja genau das, was ich meine: Zum Zeitpunkt der Entscheidung, dass er sie nicht dem Papierkorb überantwortet, war er sich offensichtlich sicher, dass diese Vorstufe mal historische Bedeutung erlangen würde. Noch vor Erscheinen des ersten Heftes. Und das finde ich mal mindestens bemerkenswert.
Ich vermute, komnenos' Einschätzung, dass es sich hierbei um einen "konzeptionellen Meilenstein im Lichte der historischen und künstlerischen Entwicklung" handelt, wurde von ihm ganz genau so geteilt.
Geändert von CHOUETTE (23.11.2020 um 12:37 Uhr)
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Ja, das mit dem Meilenstein beziehe ich eher auf das Aufschlagen Hegens im Verlag mit dem anschließenden Vertragsabschluss. Das war in meinen Augen ein Meilenstein in der Mosaikgeschichte. Da hat Hegen aus meiner Sicht zumindest schon die Zeichung aus dem ZGF, die Thowi weiter vorn gepostet hatte, präsentiert. Ob die Vorstufen dazu auch noch mit dabei waren, sei mal dahingestellt. Aber auch auf der ZGF-Zeichnung mit der namentlichen Zuordnung sind es immer noch hutzlige Gnome.
Und gerade an diesen beiden Zeichnungen, der vom ZGF und der oben mit Krummsäbel sieht man doch, dass es ein Prozess war, der auch mit der ZGF-Zeichnung noch nicht abgeschlossen war. Hegen ist von seinen Disneyzwergen losgezogen, hat zwischenzeitlich hutzlige Gnome erzeugt um sie dann wieder gefälliger zu machen und auch zeichnerisch zu vereinfachen. Für mich ein Prozess, aber ich erhebe da natürlich nicht die Meinungshoheit. Leider hat das ZGF das nur ungenügend herausgekitzelt.
Aber spannend wäre für mich auch die Frage, ob es den ,,Umweg'' über die hutzeligen Gnome nicht sogar brauchte, um sich von dem Disneystil der Zwerge zu lösen. Vielleicht war das nur über die vorübergehende Überzeichnung möglich.?
Das ist eine interessante These. Gut möglich, dass das so war.
Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!
Lona hat vieles gesagt, unter anderem auch, das die Mär mit der Präsentationsmappe just im dem Augenblick als der Verlag einen Gegenentwurf zu den westlichen Comics suchte, ganz anders abgelaufen sein soll. Aber sie hat natürlich recht damit, dass sich Figuren mit der Zeit abrunden und sich verändern. Es ist auf jeden Fall ein Prozess. Ich bezeichne das immer als ein Kennenlernen zwischen Figur und Zeichner.
Hegenbarth scheint da ziemlich fleißig gewesen zu sein.
Die Zeichnung, die weiter oben gepostet wurde, da sind die Köpfe nachträglich aufgeklebt. Sieht irgendwie merkwürdig aus. War die im ZGF zu sehen, oder woher stammte die?
Kultur und Musik - http://www.bacio-di-tosca.de/
Wenn man sich die Zeichnung genau ansieht, dann wurden die Köpfe aufgeklebt, aber nicht nachträglich, denn der jeweilige Rumpf wurde angefügt und teilweise wurde der aufgeklebte Ausschnitt auch übermalt. Das war nicht untypisch für Hegens Arbeitsweise und kann auch bei der Original-Titelseite von Heft 1 beobachtet werden. Letztere befindet sich ebensowenig wie die obige Zeichnung im ZGF. Aber die Titelseite ist zumindest im Lindnerbuch abgebildet.
Die Umschreibung ,,Kennenlernen zwischen Figur und Zeichner'' gefällt mir, so wird es auch bei Hegen gewesen sein.
Geändert von komnenos (23.11.2020 um 18:47 Uhr)
Die gezeigte Zeichnung ist eine relevante Vorarbeit hin auf dem Weg zum entgültigen Aussehen der Digedags. Das hier die Metamorphose im Bezug auf das entgültige Aussehen der 3 Digedags besonders stark ausgeprägt ist macht doch die Sache erst recht spannend und interessant. Bei den Abrafaxen sind die Änderungen viel weniger gravierend, wenn mann mal die Boche Entwürfe außen vor lässt. Dennoch hätte ich heute lieber die Abrafaxe im Stil ihrer Anfänge in den Heften, als die "an die Zeit angepassten verniedlichten und zu sehr durchgerundeten Kobolde". Bei Hegen ist hier ein Schaffensprozess und ein Entwicklungsstadium direkt ableitbar. Das wird auch der Grund sein, warum er diese Entwürfe nicht vernichtet hat. Im Rahmen seiner von Anfang an auf Urheberrecht pochenden Veträge, sind diese Zeichnungen ein direkter Beweis für das eigene künstl. Schaffen und Erschaffen seiner 3 Digedags. Ich glaube auch, dass dies nie in irgendeiner Form angezweifelt wurde. Wie relevant seine Vorahnungen bzgl. nötiger Beweise seiner Urheberschaft aber waren, zeigte sich ja spätestens ab 1975. Hier gehts auch nicht um hässlich oder gefällig. Aus meiner Sicht ist der erkennbare Entwicklungsprozess das entscheidende Detail in der gezeigten Zeichnung der oder einer "Digedagsurform".
Aber ja doch. Ich finde die doch selber hochinteressant. Schrieb ich weiter oben schon. Aber mach dir doch mal diese Argumentation klar, gerne mit einem ironischen Augenzwinkern: Du gehst davon aus, dass Hegen diese ganze rechtliche Geschichte von Anfang an einkalkuliert hat. Lange bevor auch nur daran zu denken war, dass eine derart erfolgreiche Heftserie entstehen soll. Also entweder war er ein sehr, sehr weitsichtiger Mensch oder einfach nur ein klitzekleinwenig eitel und nicht ganz frei von Hybris.
Ich wiederhole mich: bemerkenswert. Ich glaube, so ziemlich jeder von uns hat mal irgendwelche Projekte, beruflich oder privat, angeleiert. Die Zahl derer, die die allerersten Grundzüge ihrer Planung archiviert haben, weil sie eine historische oder meinetwegen auch rechtliche Bedeutung daraus ableiteten, dürfte gen Null tendieren.
Deswegen gibt’s halt keinen zweiten Hegen unter uns. So war er halt, und das zeichnete ihn wohl aus.
Geändert von CHOUETTE (23.11.2020 um 21:55 Uhr)
@CHOUETTE:
Du übersiehst, dass er ein Jahr zuvor die Erfahrung mit dem Rumpelmännchen gemacht hat, aus Schaden wird man klug oder weitsichtig oder einfach nur vorsichtig.
Aber das ist für mich auch nur die halbe Wahrheit. Hegen hat einfach Alles aufgehoben, jede Skizze, jede halbfertige Zeichnung, auch Originalseiten, die er für die Sammelbände beschnitt oder großflächig retouschierte. Zeichnen war sein Leben und er lebte und arbeitete mit seinen Zeichnungen. Etwas wegzuwerfen hätte für ihn wahrscheinlich Selbstverstümmelung bedeutet.
In dieser Beziehung steckt in uns Sammlern wohl auch ein Stück Hegen, was können wir schon wegschmeißen und dabei ist es bei uns meist nur bedrucktes Papier und auch nicht aus der eigenen Feder stammend.
@kathleen:
Dräger hat ja in seiner Erwiderungsschrift auf Hegens Klage ganz klar die Frage formuliert: ,,An dieser Stelle dürfte die Frage erlaubt sein, inwieweit hier eine Bearbeitung der Figuren vorliegt, durch welche sich die urheberrechtliche Situation auch für die Digedags verändern dürfte''. Er hebt dabei auf die gestalterischen Veränderungen durch das Team am Äußeren der Digedags ab und bescheinigt Hegen: ,,In den ersten, von dem Kläger noch hauptsächlich allein gezeichneten Heften erschienen sie (die Digedags) als häßlich, unfertig, mit einem für den kindlichen Leser wenig ansprechenden Äußeren.''
Wenn man nun den Transformationsprozess der Digedags unter Hegen von ihrer ,,Urform'' über die ZGF-Zeichnung und weiter über Heft 1 bis hin zu Heft 6 betrachtet, dann erscheinen die Änderungen danach durch das Team im Vergleich doch eher marginal zu sein. Es geht lediglich durch weitere Vereinfachung und Glättung noch etwas mehr charakterlicher Ausdruck verloren und das mag dem kindlichen Betrachter tatsächlich besser gefallen haben, ging mir selbst mal so.
Heute spielt bei mir der charakterliche Ausdruck von Comicfiguren eine größere Rolle und die kindlich-naive Gestaltung wie auch gerade bei den heutigen Abrafaxen spricht mich ebenfalls nicht mehr so an. Aber das ist halt Geschmackssache oder eben auch eine Altersfrage.
Geändert von komnenos (24.11.2020 um 00:00 Uhr)
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