Nee, weil das auch gar nicht mein Eindruck von BvS als Film ist.
Ok, auch mal eines vorweg:
Ich fühle mich nicht persönlich angegriffen, kein Problem! Ich diskutiere gerne und bin logischen Argumenten eigentlich auch immer sehr aufgeschlossen.
Ja, Snyder hat mich mit BvS ziemlich erwischt, auch emotional, aber auch mir ist klar, dass der Film seine Fehler und Schwächen hat.
Natürlich kenne ich auch die Schreib-Theorie rund um Spannungsbögen, Charkaterbögen etc.
Auch wenn ich noch kein Drehbuch geschrieben habe, habe trotzdem schon das eine oder andere Buch darüber gelesen.
Auch habe ich natürlich schon das eine oder andere Buch mit anspruchsvoller Geschichte gelesen (und Filme gesehen), auch wenn die Brüder Karamasow nicht dabei waren, bisher zumindest.
Persönlich habe ich auch schon die eine oder andere Kurzgeschichte bei seriösen Verlagen veröffentlicht, dies aber nur um zu zeigen, dass mir schon bekannt ist wie man eine gute Geschichte entwickelt und aufbaut.
Allerdings gehe ich an Filme weniger analytisch heran. Ich versuche den Film eher wie eine Kunstwerk zu genießen, mich darauf einzulassen und mich darin zu verlieren und nicht nebenbei im Hinterkopf das Beat-Sheet abzuhaken (auch wenn ich natürlich darum weiß, Blake Snyder sei dank). Daher gehört für mich die Form und der Inhalt untrennbar zusammen. Beides sind Stilmittel um aus den Film ein Gesamtkunstwerk zu machen, eine Einheit und entweder es funktioniert für mich (dann ist es für mich ein guter Film), oder eben nicht.
Und Ja, Prämissen sind simpel und so ist BvS für mich in erster Linie nicht der Film, der voll optischem Bombast Comic-Bilder 1:1 vom Buch in den Film holt, jede Menge Fanservice bietet und mein Comic-Fan-Herz schneller schlagen lässt, weil ich nämlich kein Comic-Fan bin. Hab bisher noch kaum Superhelden-Comics gelesen, auch wenn ich insbesondere Batman schon immer toll fand. Das hole ich erst jetzt alles langsam nach, eben wegen der Filme.
Klar hat BvS vordergründig die Story, dass Lex Luthor in einer bösartigen Verschwörung Batman und Superman aufeinander hetzt und es zu dem epischen und ikonischen Kampf der beiden Superhelden kommt. Nur um dann als eigentliche Klimax beide verbündet gegen den bösen Obermotz kämpfen zu lassen. Ein typischer Comic-Blockbuster eben, Superhelden retten die Welt, viel Action, viel Bumm, viel CGI.
Für mich ist und war BvS ein Film über Trauer und Trauerbewältigung. Wie geht man mit Trauer um? Was macht das aus einem?
Angefangen mit Lex Luthor, der seinen toten Übervater nicht abschütteln kann, der für ihn immer eine Art Gott war und jetzt wo er nicht mehr da ist um den Konflikt aufzulösen andere "Götter" sucht um diese an Vaters stelle für all das zu bestrafen, was er hat wegen seines Vaters erdulden müssen. Trauer wird Hass, weil Konflikte nicht zu Lebzeiten aufgelöst werden konnten!
Bei Bruce Wayne dagegen führte die Trauer um den Verlust seiner Eltern erst zu seiner Bestimmung Kriminelle in Selbstjustiz zu jagen, sozusagen auch als Stellvertreter des Mörders seiner Eltern. Als könne er durch jeden Kriminellen der er stellt den Mord an seinen Eltern ungeschehen machen. Aber das befriedigt ihn auf Dauer nicht, weil es immer und immer wieder Kriminelle gibt und das ganze Prinzip natürlich auch nicht funktioniert, seine Eltern kommen nicht mehr zurück. Es hört nicht auf, was frustrierend ist und je härter er durchgreift, desto härter schlagen sie zurück, was zu weiteren Verlusten führt (Robin) und ihn immer verbitterter und wütender werden läßt. Dann sieht er die Auswirkungen dieses Aliens, der eine ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt hat, wobei Menschen zu schaden gekommen sind. Dieses Alien scheint der ultimative Gegner zu sein, auf den er alle seine aufgestaute Wut projiziert, was ihm Alfred ja mehrfach versucht zu erklären, aber er dringt schon längst nicht mehr zu ihm durch. Was nutzten ihn die ganzen Jahre der Opfer und des Kampfes wenn jetzt dieser anscheinend unbesiegbare "Gott" vor ihm steht und alles was er bisher tat sinnlos aussehen läßt? Trauer wurde zur Verbitterung, die ihn nicht klar sehen und denken läßt, die ihn jede Vernunft in den Wind schlagen läßt.
Doch dann kommt die Katharsis, die Erkenntnis, dass dieses Alien vielleicht große Macht hat, aber im Grunde ein "Mensch" ist wie er, mit den selben Stärken und Fehlern und da beginnt er die Chancen und das Positive zu sehen. Als Superman das "ultimative Opfer" bringt wandelt er die Trauer um in Hoffnung! Die Hoffnung, dass der Tot Supermans für etwas steht, etwas was ihm durch die Verbitterung der langen Jahre des Kampfes abhanden gekommen ist - das Licht im Dunkel! Und dadurch wird Superman zu einem Symbol der Hoffnung, einer Hoffnung die verbindet, egal ob er ihn wirklich kannte oder nicht. Er hat gesehen was er bereit war zu tun, das genügte.
Das habe ich in dem Film gesehen und sehe es noch. Das habe ich selbst in der beschnittenen Kinofassung in dem Film gesehen und die Ultimate Edition hat es für mich noch besser gemacht.
Ich sehe keine 3 verschiedenen Batman-Charakter, sondern einen vielschichtigen Charakter. OK, ich sehe auch einige Lücken, leider, aber ich sehe auch Einstellungen und Bilder, die mir persönlich mehr über die Charaktere erzählen als lange Dialoge. Und Ja, Luthors Plan ist nicht wirklich logisch, aber das muss er für mich auch nicht sein, weil mir der Film vordergründig nicht die Story über Lex Luthors genialen Plan erzählt, sondern die Story über Trauer und die Prämisse, dass aus so etwas unsagbar tragischem wie dem Tod zugleich Hass, Verbitterung, als auch Hoffnung erwachsen kann.
Aber einen Autorenfilm mit der selben Prämisse würde ich mir sicherlich nicht wirklich ansehen, weil ich das mit Sicherheit langweilig und viel zu tragisch finden würde als dass ich meine Freizeit damit versaue, weil ich danach tagelang traurig und mies gelaunt an dem Film emotional zu nagen hätte. Aber so verpackt und unterhaltsam präsentiert, wische ich nach dem Kinobesuch (oder Bluray-schauen) meine Tränen weg und diskutiere eifrig mit meinen Freunden sowohl über die Action, als auch über die Comic-Anspielungen, die Optik und alles, als auch über die Prämisse von Trauer und ihrer unterschiedlichen Bewältigung.
Dagegen ist das MCU für mich wirklich nur netter, lustiger und unterhaltsamer Zeitvertreib, was auch Ok ist, aber er blendet mich eben mit viel Show um die Tatsache herum, dass dahinter eben "nichts" ist. Das mag man ehrlich finden, weil er nichts anderes vorgibt zu sein, aber im Unterschied zu vielen anderen sehe ich in den DC-Filmen eben mehr. Vielleicht habe ich das ja exklusiv aber das machen die DC-Filme für mich Ansprichsvoller und tiefer als "nur" Unterhaltung.
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