textvergleiche, verlagsarchive, aussagen der beteiligten?
karl may ist ja nicht irgendwer in der deutschen literatur, sondern der erfolgreichste unterhaltungsschriftsteller afair, also ein klar wichtiges forschungsgebiet.
@predantus: woher weiss man sowas eigentlich???
Fachliteratur. Davon gibt es zu Karl May Tonnenweise. Und als Mitglied der Karl May Gesellschaft liest man solche Sachen auch.Zitat von Studnix
Wenn ich mich richtig erinnere hat der ostpreußische Lehrer, der während der Hitlerei gegen Karl May polemisiert hat, später eine Bombenkarriere im DDR-Bildungsministerium gemacht. Bei den Nazis war May zu liberal, zu pazifistisch und international eingestellt, in der DDR argumentierte man später mit den eher nationalistischen Tönen im Werk Mays.
Bei Bedarf suche ich gerne mal den Namen des Herren raus...
LuG
Bis wann wurden die Versionen beibehalten?Zitat von Predantus
Wurde die Trilogie Die Felsenburg, Krüger Bei und Satan und Ischariot auch geändert? Schließlich wird da eine Jüdin als eine der treibenden bösen Kräfte dargestellt und ich kann mir gut vorstellen, daß sich da einiges zu Propagandazwecken verschlimmern ließ.
Winnetou IV: 1935 – 1960Zitat von Abulafia
Der Fremde aus Indien: 1939 – 1995
Quelle: KMV: Der geschliffene Diamant, Hermesmeier/Schmatz: Entstehung und Ausbau der Gesammelten Werke – Eine Erfolgsgeschichte seit 110 Jahren
Da gab es keine solchen Änderungen.Zitat von Abulafia
Hier zitiere ich mal den Text aus der oben schon genannten Quelle:
"Die drei Bände wurden unverändert weitergedruckt, bis der KMV in den Zwanzigerjahren einige gravierende Fehler innerhalb des alten Satzes beseitigte. Ab 1932 ersetzte man den Text durch eine umfassende Bearbeitung, die im Wesentlichen aus einer stilistischen Glättung und Straffung bestand, ohne irgendeiner Form in die Handlung einzugreifen. Dabei reduzierte sich der Seitenumfang und zur leichteren Lesbarkeit erhöhte sich die Zahl der Kapitel."
Konkrete Änderungen laut "Karl-May-Bibliografie 1913 – 1945" von Hermesmeier/Schmatz:
Satan und Isariot, Bd. 1
"Durch kleine Streichungen und engeren Satz wurde eine Umfangreduzierung um 80 Seiten erreicht, während sich die Zahl der Kapitel von sechs auf vierzehn erhöhte."
Anmerkung: Umfang vor der Bearbeitung 550 Seiten, nach der Bearbeitung 470 Seiten
Satan und Isariot, Bd. 2
"Zur nächsten Auflage mussten mehrere Seiten aus Verschleißgründen neu gesetzt werden. Dabei wurden eine ganze Reihe von stilistischen Glättungen vorgenommen. Es fällt vor allem der Austausch der veralteten Pronomia "welcher/welche/welches" bzw. "der-/die-dasselbe" gegen "der/die/das" bzw. "dieser/diese/dies" auf. Daneben sind auch eine ganze Reihe von Eindeutschungen zu beobachten, z.B. "poussiere" > "pflege", "Kapitualtion" > "Ergebungsvertrag (S. 189), "Cylinder" > "hohen Hut" (S. 360)."
Anmerkung: Umfang vor und nach der Bearbeitung 540 Seiten
Satan und Isariot, Bd. 3
"Durch kleine Streichungen, stilistischer Überarbeitung und engeren Satz verkürzte sich der Umfang um 137 Seiten während sich die Zahl der Kapitel von sieben auf neunzehn erhöhte."
Anmerkung: Umfang vor der bearbeitung 615 Seiten, nach der Bearbeitung 478 Seiten
Dachte ich mirs doch, wozu der Threat dient.
Aber von mir aus sehr gerne.
Hat wohl jemand geschwatzt?Zitat von Bhur
Maren hats über den Verteiler geschickt.
Ach so. Da ich da nicht mehr angeschlossen bin, wußte ich es nicht. Bin nach irgendeiner Umstellung mal rausgeflogen und konnte mich nicht mehr anmelden, bzw. es hat nich geklappt.Zitat von Bhur
Geändert von Predantus (10.06.2004 um 08:57 Uhr)
Welche Ausgabe des Waldröschens ist egentlich vom ästhetischen Gesichtspunkt her die ansprechendste? So weit ich weiß, gibt es ja die verschiedensten Aufteilungen:
- 6 Teile in der Urfassung
- 10 Teile in der Urfassung
- Die Bände 51 bis 55 und 77 des Karl MAy-Verlags, bearbeitete Fassung
Gibt es hier besonders empfehlenswerte Ausgaben? Gibt es noch weitere Ausgaben, an die man kommen kann?
Ästhetischer Gesichtspunkt? Was verstehst Du darunter? Die einzige authentische Ausgabe kann nur ein Reprint der Erstfassung sein, und den gibt's innerhalb der wunderschönen historisch-kritischen Werkausgabe:
http://www.karl-mays-werke.de/
Alle sechs Waldröschen-Bände sind lieferbar! Mit dieser Ausgabe kann man nichts falsch machen.
Die Urfassung bestand aus 109 Romanheften, die Buchversionen waren ja schon Reprints. In wievielen Büchern man die Hefte nachdruckt ist im Prinzip egal, solange es nur vollständig und unverändert geschieht. Vom ästhetischen Standpunkt aus gesehen sind Faksimilie-Reprints mit Illustrationen am schönsten (Olms Presse!), aber so ein Mammutwerk in Frakturschrift zu lesen ist Folter für die Augen. Ich rate da eher zur historisch-kritischen Ausgabe im Neusatz.
Die schon wegen der Illustrationen und Titelbilder an sich sehr schöne und dabei günstige Weltbild-Ausgabe ist hier leider keine Alternative, weil man sich da -leider- an der gekürzten Fischer-Ausgabe orientiert hat.
Interessant könnte diese preisgünstige Mohlberg-Ausgabe sein, die ich allerdings nicht kenne. Den Satz "Die Rechtschreibung wurde an den modernen Sprachgebrauch angepasst." mag ich allerdings nicht, wiewohl man verspricht: "Der hier vorliegende Text des Waldröschen folgt in 9 Bänden unverändert und ungekürzt der Erstausgabe des Münchmeyer-Verlags."
Geändert von Zyklotrop (27.12.2011 um 07:46 Uhr)
Damit meine ich das Zusammenspiel zwischen schön gemalten Titelbildern und Papierqualität, am besten natürlich schön altmodisch. Aber deine Tips sind natürlich sehr brauchbar. Danke.
Ich werde demnächst wohl mit Nr. 51 des KArl MAy Verlags anfangen, weil ich die 5 Bände bereits zu Hause liegen habe. An einer optisch ansprechenden Form der Urversion würde mir aber durchaus viel liegen. Ich finde ja schon den Titel "Waldröschen" genial.
Der entspricht dem typischen Hang zum Kitsch jener Zeit. Die Namensgeberin ist ja praktisch nur eine Neben-Nebenfigur in der Geschichte.
Die historisch-kritische Ausgabe hat nicht nur kein schön gemaltes Titelbild, sondern gar keine Titelbilder. Das Papier ist meines Erachtens zu dünn, besonders wenn man den hohen Preis bedenkt. Trotzdem: siehe oben. Die spartanische Schlichtheit der Ausstattung wirkt auch elegant.
Die Version vom KMV ist zwar sehr lesbar (es war auch die erste, die ich kennengelernt habe), aber man sollte sich schon dessen bewußt sein, daß da vom Original nicht mehr viel übrig geblieben ist. Die Bearbeitung ist extrem. Beim Stichwort "preisgünstig und schöne Titelbilder/Illustrationen" würde ich dann doch eher zur Weltbild-Version raten, die sich zwar an der gekürzten Fischer-Ausgabe orientiert, aber doch weitaus näher am Original ist als die KMV-Fassung.
Geändert von Zyklotrop (28.12.2011 um 01:07 Uhr)
Schwierige Entscheidung. Angeblich soll die Bearbeitung durch den KMV ja gelungen sein.
Wurden da nicht nur Redundanzen ausgebügelt?
Nachtrag:
Aber das ist ja auch bei Wäscher-Comics so: Verändert man die Art und Weise der Präsentation, beispielsweise indem man die Cliffhanger entfernt und Übergänge kreiert, so beeinflusst das die Geschichte ganz essentiell, selbst wenn 100% der Geschichte ungekürzt nachgedruckt wurden.
Geändert von Manx cat (28.12.2011 um 17:04 Uhr)
Die Reprint-Ausgabe der Edition Leipzig (Nachdruck der Kolportagehefte im Erstsatz, sogar der Olms-Reprint brachte nur eine spätere Fassung) ist bei Amazon Marketplace zuweilen sehr günstig zu bekommen. Momentan ab 30 Euro für den kompletten Satz. Zeitweise hab ich noch billigere Angebote gesichtet. Mehr darüber, sobald meine Exemplare eingetroffen sind.
Habe ich auch entdeckt. Leider hatte der Händler, bei dem ich bestellt habe, keine Ahnung, dass es 6 Bücher sind (obwohl das Angebot für 6 Bände galt) und ich habe für 30€ nur Band 1 erhalten. Habe ich gleich wieder empört zurückgeschickt.
Nur so viel: Es sieht hochinteressant aus, geht völlig anders an als "Schloss Rodriganda" und ist schön illustriert. Und an die Frakturschrift kann man sich sicherlich gewöhnen. Die KMB-Bände werde ich nur zum anschließenden Vergleich heranziehen, denn dieser jugendfreien Version fehlt sicherlich der rechte Biss.
Kennst du die neue KArl MAy-Biografie "Die MAcht der Phantasie"? Ich bin eben fertig geworden und bin sehr begeistert davon.
Oj. Ich fürchte, mir wird dasselbe Schicksal blühen. Aber sei's drum, einer ist besser als keiner. Muß ich eben den Rest einzeln zusammenkaufen, eilt ja nicht. Den Inhalt kenne ich ja schon, aber ich sammle diverse May-Ausgaben. Obwohl der Olms-Reprint nur eine frühe Nachauflage im (damaligen Fraktur-)Neusatz brachte, dürfte inhaltlich nichts verändert worden sein, zumindest ist die Seitenzahl identisch.
Ich kenne eine Menge May-Biographien, diese aber noch nicht. Aber da Du sie empfiehlst, werde ich sie mir zulegen.
Sollte es so sein, würde ich aber schon reklamieren. Ein anderer Amazon-Händler, bei dem ich angefragt habe, hat mir versichert, dass es sich bei ihm um alle 6 Bände handelt. Ebenfalls knapp über 30€, Ware ist schon auf der Reise.
Bisher kenne ich keine MAy-Biografien. Was mir an Helmut Schmiedt gefällt ist aber, dass er Mays Texte sehr treffend analysiert und auch Mays Verhalten gut im Kontext der Zeit erklärt. Da geht es über eine reine Biografie, die nur Lebensstationen nacherzählt, weit hinaus.Ich kenne eine Menge May-Biographien, diese aber noch nicht.
Ich könnte auch noch das Karl-May-Kochbuch von Heinz Mees empfehlen.
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Alter Hut - es gab schon 1975 eins mit dem Titel "Zu Gast an fremden Feuern".
Ich habe jetzt die ersten 100 Seiten des Waldröschens gelesen und bereue nicht, es mir zugelegt zu haben. Sehr unterhaltsam.
Der Plot erinnert stark an den Roten Korsar von Charlier und Hubinon:
Räuberhauptmann zieht adeliges Kind bei sich auf, hält ihn aber über seine Herkunft im Unklaren. Der Junge bekommt die beste Ausbildung um auch in besserer Gesellschaft eingesetzt werden zu können, aber letztlich bricht seine edle Herkunft sich Bahn. Dazu gibt es Schiffe, Schlösser, Kutschen, Wegelagerer und Verschwörer, ganz wie bei Charlier. Gefällt mir.
Ja, ich mag das Waldröschen auch sehr, es ist sicherlich Mays bester Kolportageroman. May zieht hier wirklich alle Register - von Piraten über Indianern und deutschen Beamten bis hin zu Beduinen ist alles dabei. Wiewohl der von Dir genannte Handlungsstrang nur ein Subplot von vielen ist. Interessant ist auch, daß hier -im Gegensatz zu den Shatterhand/Kara Ben Nemsi-Romanen- die Guten zwar ähnlich halbgottähnlich dargestellt sind (Dr. Sternau ist nicht nur Spitzenarzt, sondern auch berühmter Westmann und Globetrotter, und das mit 26 Jahren), den Bösen aber auch immer wieder große Erfolge gelingen und die Helden schwere Rückschläge einstecken müssen. Das macht es so richtig spannend.
Schade, daß in den drei Verfilmungen immer nur Bruchstücke der Handlung zur Verwendung kamen - der Stoff reicht für eine ganze Telenovela.
Geändert von Zyklotrop (14.02.2012 um 14:47 Uhr)
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