Ich steh gerade vermutlich auf dem Schlauch, aber was meint ihr hier mit den sogenannten "Solo"-Projekten. Heißt das, es wird keine weiteren Ausgaben des Edition Solitaire geben...?
Ich steh gerade vermutlich auf dem Schlauch, aber was meint ihr hier mit den sogenannten "Solo"-Projekten. Heißt das, es wird keine weiteren Ausgaben des Edition Solitaire geben...?
Nachdem ich das Album nun auch selbst lesen konnte muss ich noch einmal festhalten, dass ich Sambirs Ansichten zum Bonuspart zwar selbstredend als seine Meinung akzeptieren, aber keinesfalls teilen kann.
Künstlerportraits und Alternative Covers sind etwas, was man sich eigentlich immer als Albenbeigabe wünschen würde. Die ersten beiden historischen Abrisse Der Bergbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts und Die Volksgruppe der Roma in Frankreich lesen sich sehr gut und gehen genau so weit in die Tiefe, wie ich mir das für solche Beiträge erhoffe, sind keine Fachtexte für Historiker, aber auch nicht banales Gewäsch. Das dritte Special Leben und Kultur der Sinti und Roma beginnt etwas klischeebehaftet und nichtssagend ("Zigeuner und Musik"), fährt später aber einen interessanten Interpretationsansatz für einen Teilaspakt der Geschichte auf, den ich so von mir aus nicht gesehen hätte, dem ich aber folgen kann.
Textlich ist der Bonuspart also in meinen Augen wirklich gelungen, ganz toll ist er aber auch vom Layout her. Die Skizzen werden größtenteils an passender Stelle den Texten gegenüber gestellt, ebenso die Fotos vom Bundesarchiv und ein paar kolorierte und nicht-kolorierter Panels aus dem Comic. Es gibt auch nicht mehr den Font-Overkill wie noch im Andreas-Band, so sieht das schon hochprofessionell und sehr elegant aus. Und eben auch ausgewogen. Natürlich ist der Bonuspart nicht zwingend nötig, aber er ergänzt das Comicalbum genau an den richtigen Stellen. Und der Comic wirkt dadurch nicht "erschlagen", wie mMn eben Verneys Anteil an Elender Krieg oder auch z.B. die Textteile von Corto: Mu. (Nochmals: Völlig verständlich, dass die gebracht wurden, gehören sie doch bereits im Original dazu. Aber das sind wirklich überbordende, dem Comic eher nicht zuträgliche Teile.)
Ganz vergessen dazu noch was zu schreiben :Also für mich war der Titel auch inhaltlich nochmal eine Steigerung zu den beiden vorangegangenen Alben. Die Zeichner find ich alle drei toll und vor allem auch in ihrer Art einzigartig, von da her eine sehr gute Wahl für so eine Edition. (Auch wenn sich streiten lässt, ob Mit fremder Feder jetzt wirklich durch die Vergrößerung profitiert hat.) Von der Geschichte her hat mir das Lebeult-Album erstaunlicher Weise beim zweiten Mal Lesen besser gefallen als beim ersten Mal, obwohl ich sie im Prinzip auch da schon erfasst hatte, war ich zunächst etwas enttäuscht davon. Klingt seltsam, ist aber so. Bei Quintos hingegen kann ich verstehen, wenn sich Leser über "zu viel Personal auf zu wenig Raum" beschweren, auch wenn mir das Album doch insgesamt besser gefallen hat als Mit fremder Feder zumindest beim erstmaligen Lesen.
Wer Wind sät hingegen macht find ich auch erzählerisch fast alles richtig. Toll vor allem das sehr konsequente Ende, dass sich jedem süßlichen Kitsch verwehrt und zu den handelnden Personen und in die historische Kulisse einfach perfekt passt. Lediglich die übernatürliche Note bekommt aufgrund der knappen Erzählweise eines One-Shots etwas zu wenig Raum um sich ordentlich entwickeln zu können. Hier profitiert das Album find ich auch besonders stark vom Sekundärpart, weil der untermauert, dass diese innerhalb der Geschichte ansich stimmig ist. Galandon hatte dafür vielleicht etwas zu wenig Platz.
Nein - so richtig gewonnen hat Mit fremder Feder durch die Vergrösserung nicht - aber als Album sieht es auch toll aus.
Ich bin auch der Meinung, daß sich alle drei Alben in erster Linie mal zeichnerisch herausheben und man die Storyline - mal mehr mal weniger - mögen kann.
Genau das war aber auch unsere Intention bei der Sichtung des Materials.
Es gab/gibt ja noch vielfältige weitere Titel, aber uns erschienen beim durchackern der Materie diese:
- in sich homogen
- nicht zu elitär oder avantgardistisch
- zeichnerisch hochwertig
- interessante Storyline (auch wenn die Umsetzungen vielleicht noch besser hätten sein können)
- als "Dreier-Pack" sehr ausgewogen und dem Leser schöne Comickunst bietend
- talentierte Zeichner, die auch einen Namen aufweisen
Wir wollten halt auch nicht zuweit weg vom Mainstream, da wir eigentlich gar nicht ausserhalb dieses Publikums aktuell stattfinden.
Mit den Bonus-Part wollten wir nicht die Comics aufwerten, sondern einfach die Solitaire-Alben an sich zusätzlich bereichern und abrunden!
Geändert von hipgnosis (19.12.2010 um 14:17 Uhr)
Vielen Dank für diesen Kommentar Susumu. Er hat mich an dieser Stelle sehr gefreut, da er einen Punkt erfasst, der mir bei dem Ganzen ein Anliegen war.
Mir erging es beim Lesen des Comics ganz ähnlich wie dir.
Dem aufmerksamen Leser wird schnell bewusst, dass die Details, die Galandon anschneidet, alle auf authentischer, wohl recherchierter Grundlage basieren. Der Rahmen eines One-Shots begrenzt viele dieser interessanten Aspekte jedoch auf ein eben nur knappes "Anschneiden".
Ziel des Specials war daher, aufzuzeigen, dass es nicht nur einfach eine Geschichte ist, sondern dass Galandon hier seine ausgesprochen profunde Kenntnis über das Volk der Manouche im Detail einfliessen lässt und daher einige Details dem Leser doch ein wenig ausführlicher näherzubringen.
Schön zu hören, dass es bei dem einen oder anderen auch so ankommt!
Dem ist nichts hinzuzufügen und daran gibt es nichts zu kriteln.
Nur inhaltlich ist bei mir eine Frage offengeblieben. Die Handlung funktioniert nur mit Herrn Mortier als Herrenfahrer, trotzdem hat dieser Kerl auf Seite 13, Panel 1 einen Chauffeur. Es ist wie im richtigen Leben, wenn man das Personal mal dringend braucht, ist es nicht da.
Sehr makaber und volkommen unpassend.
Man muss kein Freund der Ansichten desjenigen gewesen sein, aber auf Tote zu schimpfen?
PS: Leider hat mein Christkind nicht so fuktioniert wie ich wollte, deshalb meine Meinung zu dem Band erst Mitte Februar.
1) War das nicht geschimpft, sondern schwarzer Humor.
2) Warum ich der Meinung bin, dass das bei dem Herrn durchaus vertretbar ist - wurscht ob man politisch einer Meinung mit ihm war oder nicht - würde hier wohl in eine etwas längere Off-Topic-Diskussion ausarten. Darum hier nur mal nur kurz festgestellt, dass ich eben dieser Meinung bin.
Nach langem Irrweg hab ich jetzt endlich das Album gekriegt.
Mal sehen, wann ich zum lesen komme. Möchte mir etwas Zeit dafür nehmen
Leider hat Bonin bis jetzt so wenig gemacht. Ein Band Quintett und das hochklassig Fog halt. Mehr kenne ich noch nicht von ihm.
Finde, dass Wer Wind sät, durch das Bonusmaterial aufgewertet wird und zusammen mit der Geschichte, ein schönes, abgerundetes Album abgibt.
Galandon, war mir bisher kein Begriff, wusste jedoch zu gefallen.
Bonin, ist für mich über jeden Zweifel erhaben! Gerne mehr von ihm!
Richtig - zumal uns letztere sogar vom Lizenzgeber schon offeriert wurde - schöne Comicstory.
Aber es muss sich auch finanziell rechnen und da sind wir dann doch ein wenig von entfernt, bei den bisherigen Titel.
Überlegung: Wir können es uns natürlich leicht machen, wie manch andere Verlag - und einfach die Auflage verringern und den Preis deutlich verteuern - dann passt das rechnerisch wieder.
Problem ist nur, daß wir selbst Comicfans sind und uns eigentlich nicht gerne unnötig das Geld aus der Tasche ziehen wollen.
Ich will mal was zu Thema "Zigeuner" hier reinschreiben.
Bei uns in Graz (Österreich) kommen immer wieder mal die Zigeuner-Trosse an. Diesmal ist allerdings beim Platz der den Roma zur Verfügung gestellt wird, was daneben gegangen. Der Platz war nicht mehr frei. Also mussten die Roma ausweichen auf die Peripherie der Stadt. Und dann ging der Proteststurm los. Eine Tageszeitung sah sich bemüßigt in einer einzigen Ausgabe 3x (!!!) zum gleichen Thema Stellung zu beziehen. Die Roma wurden "umgesiedelt". Und es wird ihnen in der nächsten Saison ein schöner Platz neben der Autobahn in Aussicht gestellt.
Hier sind die 3 Artikel:
Fazit:
Man sieht es hat sich außer den Luxuskarossen der Roma in der Sichtweise der "normalen" Bürger nichts verändert. Nur die Argumente sind lupenreiner. Die Ausreden vielfältiger im Bestreben ja nicht in ein rechtes, braunes Eckerl gedrängt zu werden. Es fehlt sogar der Mut einfach zu sagen wir wollen euch nicht. Nicht mal das trauen sich unsere Politiker mehr. Vom Traum, Menschen so zu sehen, wie sie sind, ohne Vorurteile sind wir nicht Meilenweit entfernt. Wir sind da Lichtjahre weit weg.
Man beachte auch das Gastkommentar. (der 2. Beitrag)
Diese Art der Ausrede, finde ich so richtig bezeichnend. Wir wollen euch nicht, traut er sich nicht schreiben.
Aber das die Roma nicht in die Nähe einer Siedlung auf einer Wiese sein sollen, das schreibt er dann doch.
Also dann doch bitte in die Nähe der Autobahn wo keiner wohnt. (anderer Beitrag)
Man braucht sich auch gar nicht mehr schämen für unsere Mitmenschen. Die sind schon so verbohrt, dass
es sinnlos ist darüber nachzudenken ob man was ändern kann. Keiner ist ein Rassist, aber wenn ein anders
aussehender Mensch in meiner Nähe wohnt oder sich nur vorübergehend aufhält dann verändern sich diese
Menschen (unsere Mitbewohner) in komische Leute, die nicht mal mehr rational denken können. Und alle spielen mit.
Kein Gegenwort. Kein Mitgefühl. Furchtbar. Einfach ehrlich gesagt zum kotzen.
Geändert von robert 3000 (08.09.2011 um 18:17 Uhr)
Sowas ist echt mehr als traurig!
Einen Eindruck vom diesjährigen Comic-Festival in Straßburg möchten wir Euch auch dieses Jahr wieder geben. Das Foto stammt von unserem Mitglied Apobandicoot. Ihr seht den Künstler Cyril Bonin mit einer Ausgabe unserer Edition Solitaire.
Geändert von mupfelmann (09.06.2014 um 15:26 Uhr)
"Wer Wind sät" präsentiert ein Sittenbild, wie es auch heute noch Bestand hat. Rassismus und Vorurteile, Angst vor Identitätsverlust und das Aufkeimen sozialer Spannungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Neid und Missgunst, bleiben ein ewiges Thema. Xenophobie, die Angst vor Fremden, die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor Überfremdung sind seit jeher ständige Begleiter in allen Kulturen.
Soll man Zigeunern, dem fahrenden Volk, das Freiheitsgefühl überhaupt neiden? Will man sich selbst überhaupt "Armut und Bescheidenheit" aussetzen? Fühlt man sich selbst in seinem Hamsterrad und sozialem Umfeld eingeengt, bringt aber trotzdem nicht den Mut auf, um das Leben eines Nomaden zu führen und bleibt dann lieber sesshaft und fügsam?
Diesen Gedanken stellt sich Antoine, ein junger Bergarbeiter, im Norden Frankreichs des 20. Jahrhunderts. Das Auftauchen des fahrenden Volkes verstärkt seinen Drang nach Veränderung noch. Gemeinsam mit Kheshaiya wird ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit aufgerollt.
Im wirklich ausführlichen Bonusteil erfährt der geneigte Leser noch einige Informationen über den Inhalt der Geschichte.
Die Spuren eines rauen Alltagslebens sind tief in den Furchen und Falten der Mimik aller Protagonisten eingegraben. Man darf sich auch gerne mal einem anderen Zeichenstil stellen. Passt nämlich perfekt zum Inhalt.
Das war der dritte Streich der tollen, ambitionierten und bibliophilen "Edition Solitaire".
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