Cthulhus Ruf (Lovecraft / Baranger)
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H. P. Lovecrafts Cthulhus Ruf (Gou Tanabe)



Da Gou Tanabes Lovecraft-Adaptionen in meinem kleinen Run wieder etwas mehr in meinen Fokus gerückt sind habe ich die anstehende Sichtung seiner Variation von „Cthulhus Ruf“ direkt mal für einen mehrfachen Re-Read der Originalgeschichte genutzt. Die Story selbst war eine der Ersten, die ich von Lovecraft gelesen hatte, denn ist es auch nicht unbedingt sein Meisterstück, so verdanken wir ihr doch die Gründung und Etablierung des Mythos, der in Folge so reich wachsen, und seine Kultisten in jegliche Ausprägung der modernen Pop-Kultur entsenden sollte.

Wie gesagt liegt die Erstsichtung bei mir schon viele Jahre zurück, aufgefrischt wurde die zwischendurch von der tollen Verfilmung im 30er Jahre Style der HPLHS (H.P. Lovecraft Historical Society) und dem gelungenen Hörspiel aus der Gruselkabinett-Reihe.

Hier der Film auf DVD und die zweiteilige Hörspieladaption:


Mittlerweile hatte ich mir ja die große, kommentierte Fischer-Tor-Ausgabe besorgt, in der ich immer mal wieder gerne schmökere und eine Geschichte nebst Randnotizen lese, aber auch meine alte Festa-Ausgabe steht noch im Regal. Dazu gesellte sich vor einiger Zeit die überformatige (beinahe Splitter-Diamant-Größe) Ausgabe des Heyne-Verlages, die eine von François Baranger komplett illustrierte Fassung der Geschichte enthält. Diese Ausgabe kann ich allein wegen der wunderbar stimmungsvollen Bilder auf jeder Seite absolut empfehlen, allerdings darf man keinen Comic erwarten, denn es ist wirklich die komplette Lovecraft-Geschichte, nur eben von atmosphärisch starken Bildern begleitet. Das Artwork hat mir so gut gefallen, dass ich in der Richtung gerne noch mehr sehen würde. In Frankreich ist mittlerweile eine weitere von François Baranger illustrierte Lovecraft-Geschichte erschienen, nämlich „Die Berge des Wahnsinns“, fände ich ja super, wenn Heyne die auch noch nach Deutschland holt!


8/10 für Cthulhus Ruf (Lovecraft / Baranger)

Äußerst spannend war es dann aber vor allem, die unterschiedlichen Übersetzungen zu vergleichen, denn da gibt es zuweilen doch starke Unterschiede. Die Festa-Variante wurde von Andreas Diesel und Frank Festa ins Deutsche übertragen, Fischer-Tor beinhaltet die Übersetzung von Andreas Fliedner und Alexander Pechmann, der stark illustrierte Heyne-Band wurde von H. C. Hartmann übersetzt. Kurz gesagt gefällt mir die Übersetzung der Fischer-Tor Ausgabe persönlich am besten, wobei das sicher Geschmackssache ist. H. C. Hartmann bei der Heyne-Version klingt prima, aber wie Fliedner und Pechmann mutig neue Wege gehen, und sich sogar trauen in die Popkultur eingegangene Sätze wie „Es ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt.“ neu zu interpretieren finde ich stark. Klingt für mich so, als wäre die neue Variante dichter am Original, aber sicher weiß ich es nicht.

Macht Euch gerne ein eigenes Bild, hier mal von allen drei Varianten der einleitende Absatz und der erste Satz des zweiten Kapitels:

Zuerst die Festa-Ausgabe:




Anschließend die Heyne-Variante:






Zuletzt die Fischer-Tor Werkausgabe:





Gou Tanabes Version ist optisch erneut über jeden Zweifel erhaben, die Stimmung der Vorlage wird perfekt eingefangen und alles in allem wird die Story auch sehr originalgetreu wiedergegeben. Einzig der ein oder andere rassistisch anmutende Seitenhieb wurde ausgespart, was sicher kein Fehler ist. Optisch haben es mir vor allem die Szenen auf hoher See oder in den Sümpfen angetan, ganz große Kunst!


8,5/10 für H. P. Lovecrafts Cthulhus Ruf (Gou Tanabe)

VG, God_W.