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Thema: Comic-Stammtisch: Peanuts

  1. #26
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    g) Du warst schlecht gelaunt.

    Nein, im Ernst: ich finde auch, daß die FAZ nicht gerade die "Juwelen" der Serie ausgegraben hat!

  2. #27
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    Zitat von kaschi:
    Hm. Möchte nicht gerne alleine vor mich hinbrabbeln. Abgesehen von Kaifalke - warum äußert sich ansonsten keiner von den Leuten, die seinerzeit für die Peanuts gestimmt haben?
    Ich hab' sie zwar nicht gewählt, aber: Be careful what you wish for ...
    Morgen abend habe ich ein bisschen Zeit, einen gnadenlosen Verriss aufzusetzen.

    Nein, nein ... so schlimm wird's nicht.

  3. #28
    Moderator Finix Comic Club Avatar von joox
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    Zitat Zitat von Hate Beitrag anzeigen
    Ich habe das FAZ-Buch zufälligerweise vor 14 Tagen gelesen. Und danach weggeworfen.
    Na, na...
    Mit solchen Formulierungen kannst du dir hier
    saftigen Ärger einhandeln..(ich spreche da aus Erfahrung!!)

    Habe wohlweisslich von dem Erwerb solcher Sammelausgaben
    weiten Abstand genommen, schiele aber schon eine ganze Zeit lang
    nach der Gesamtausgabe...wenn die nur nicht so teuer wäre...

  4. #29
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    Soll ich etwa ein 5 Euro teures Buch auf Ebay anbieten? Der einzige Laden in meiner Stadt, der gebrauchte Comics ankaufte, hat im letzten Herbst dichtgemacht.

    Und meine Regale sind randvoll mit guten Comics, da bleibt kein Platz mehr für Mittelmaß.

  5. #30
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    es gibt bestimmt auch noch leute die heute noch drüber lachen können sowie ich.

    zu a) ist halt wieder mal die kardinalsfrage, welche strips zur verfügung standen für die FAZ bzw. an welche sie nicht rankamen.

  6. #31
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    Zitat Zitat von Hate Beitrag anzeigen
    Mögliche Erklärungen:
    a) Für das FAZ-Buch wurden nur die langweiligsten Strips der Serie verwendet.

    b) Das 3-Panel-Format lag Schulz besser als das lange Sunday-Strip-Format.

    c) Die Peanuts-Strips nach 1970 taugen nichts mehr.

    d) Die Übersetzung ist schlecht.

    e) Es hat zuviele Nachahmer gegeben, so dass die damals originellen Ideen heute banal wirken

    f) Der Zeitgeist hat sich geändert. Wer hat heute noch Mitleid mit einem Charlie Brown!


    Irgendwas davon muss zutreffen.
    Für d, e und f sehe ich keine Anhaltspunkte.

    Zu a: Gaaanz so schlecht sehe ich den Band nun auch wieder nicht. Ein paar Gags (von über 220 ...) finde ich witzig bzw. treffend: S. 22, 26, 34, 37, 51, 58, 64, 81, 84, 88, 90, 91, 98, 115, 118, 127, 130, 151, 177, 182, 201, 249. Also rund jeder Zehnte ...

    Nicht gerade Schenkelklopfer (wie fast nie bei den Peanuts), sondern treffende kleine Pointen, die sich einem oft erst dann erschließen, wenn man die Charaktere der Figuren halbwegs kennen gelernt hat (was aber eigentlich recht flott geht).

    Zu b: Die kurzen Gags hatten zumeist vier Panels. Mag sein, daß Schulz damit besser zurecht kam. Nix Genaues weiß ich nicht.

    Zu c: Spricht aus meiner Sicht einiges dafür. Die beste Zeit war wohl in den Sechzigern. Aber auch aus der Zeit stammt manch lahme Folge.

    Weiß jemand, warum Schulz täglich produzierte? Anfangs natürlich wegen des Broterwerbs, aber später, als renommierter und steinreicher Zeichner hätte er doch sicherlich die Bedingungen nach eigenen Wünschen gestalten können. Und der Serie hätte mehr Beschränkung zweifellos gut getan.
    Geändert von Kaschi (31.01.2007 um 19:44 Uhr)

  7. #32
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Morgen abend habe ich ein bisschen Zeit, einen gnadenlosen Verriss aufzusetzen.
    Au ja! Dafür klau ich Dir dann Deine Schmusedecke!

  8. #33
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Tja kaschi - ich würde ja gerne mehr zu den Peanuts beitragen - aber allzuviel fällt mir spontan nicht zum Thema ein, ausser das ich gerne auf eure Statements (in dem Fall deine) eingehen möchte.
    Aber schön das du mal einen Link zur Abstimmung gesetzt hast - ich möchte nicht immer der Buhmann sein, der hier die Leute zum Mitmachen auffordert!

    Ich habe mir nun mal den Spaß gemacht auf deine Analyse zu Hate´s Antwort-Auswahl etwas zu recherchieren und damit geradewegs einige gefühlte Fehlinterpretationen aufzudecken.

    Die Antwort auf Hate´s Frage kann ich auch nicht beantworten, obwohl a.) + f.) (allerdings nur der erste Teil von f.) für mich persönlich noch die einleuchtesten sind.

    Aber ich will mal etwas gegen die Aussage vorbringen, daß neue Strips nichts mehr taugen.

    Du sagtest das folgende Strips im FAZ-Band dir am besten gefielen.

    - 22 (1973)
    - 26 (1974)
    - 34 (1997)
    - 37 (1987)
    - 51 (1977)
    - 58 (1971)
    - 64 (1973)
    - 81 (1972)
    - 84 (1971)
    - 88 (1971)
    - 90 (1971)
    - 91 (1971)
    - 98 (1973)
    - 115 (1997)
    - 118 (1997)
    - 127 (1998)
    - 130 (1999)
    - 151 (1973)
    - 177 (1970)
    - 182 (1970)
    - 201 (1989)
    - 249 (1998)

    Vor 1970 kann man natürlich nicht sagen da im FAZ-Band keine Strips aus dieser Zeit vorkommen.

    2 x 1970, 5 x 1971, 1 x 1972, 4 x 1973, 1 x 1974, 1 x 1987, 1 x 1989, 3 x 1997, 2 x 1998, 1 x 1999,

    Immerhin 13 Strips vor 1985 + 8 nach 1985

    So sehr sehe ich hier kein Missverhältnis.

    Wichtiger finde ich die Aussage, daß nur jeder 10. Strip dein Gefallen findet. Ich habe für mich nicht gezählt - würde aber sicherlich auf ein ähnliches Verhältnis bezgl. meinen Favouriten kommen.

    Für einen 250 Seiten Humor-Comic ist mir das defintiv viel zu wenig.

    Ob Hate´s Punkt c.) zutrifft kann ich nicht bestätigen - mir liegen leider keine anderen Peanuts-Comics vor.

    Aus der Erinnerung heraus (habe schon viele Strips im Laue meines Leben gelesen /Zeitung etc.) würde ich allerdings sagen, daß das Grundkonzept der Serie sich nicht viel veränderte. Mögen die 60er- Jahre bessere Strips hervorgebracht haben, ob sie den Gesamteindruck der Serie allerdings enorm aufwerten können, lasse ich offen.

    Wenn dem so sei, dann hat die FAZ die denkbar schlechteste Lösung gewählt - was natürlich ausserordentlich ärgerlich wäre, da einige Leser gerade mit dieser Ausgabe einen Comic erst kennenlernten.

    Ähhm - ich will nicht unfair sein, aber möchte es dennoch sagen.
    Bei Calvin & Hobbes war min. jeder 3. wenn nicht sogar jeder 2. Strip lustig!
    Geändert von hipgnosis (02.02.2007 um 13:01 Uhr)

  9. #34
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    2 x 1970, 5 x 1971, 1 x 1972, 4 x 1973, 1 x 1974, 1 x 1987, 1 x 1989, 3 x 1997, 2 x 1998, 1 x 1999,

    Immerhin 13 Strips vor 1985 + 8 nach 1895

    So sehr sehe ich hier kein Missverhältnis.
    Die (vorsichtige) Aussage war doch, daß die Serie ab 1970 nachgelassen hat - ohne daß differenziert wurde zwischen den 70er, 80er und 90er Jahren. Demnach ist die - trotzdem interessante - Auflistung kein Widerspruch dazu.
    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Wichtiger finde ich die Aussage, daß nur jeder 10. Strip dein Gefallen findet. Ich habe für mich nicht gezählt - würde aber sicherlich auf ein ähnliches Verhältnis bezgl. meinen Favouriten kommen.

    Für einen 250 Seiten Humor-Comic ist mir das defintiv viel zu wenig.
    Sehe ich auch so. Wobei andere Leser natürlich zu einem ganz anderen Ergebnis kommen können.
    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Aus der Erinnerung heraus (habe schon viele Strips im Laue meines Leben gelesen /Zeitung etc.) würde ich allerdings sagen, daß das Grundkonzept der Serie sich nicht viel veränderte. Mögen die 60er- Jahre bessere Strips hervorgebracht haben, ob sie den Gesamteindruck der Serie allerdings enorm aufwerten können, lasse ich offen.
    Ich nicht. In den 60ern waren die Peanuts eine hervorragende Serie, die Maßstäbe gesetzt hat! Mit kleinen "Abzügen in der B-Note", weil es auch damals, wie gesagt, manchen Durchhänger gab, wahrscheinlich dem permanenten Veröffentlichungsdruck geschuldet.
    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Wenn dem so sei, dann hat die FAZ die denkbar schlechteste Lösung gewählt - was natürlich ausserordentlich ärgerlich wäre, da einige Leser gerade mit dieser Ausgabe einen Comic erst kennenlernten.
    Stimmt genau!
    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Ähhm - ich will nicht unfair sein, aber möchte es dennoch sagen.
    Bei Calvin & Hobbes war min. jeder 3. wenn nicht sogar jeder 2. Strip lustig!
    Ich finde, dieser Vergleich hinkt etwas. Ich denke, es handelt sich schon um Serien mit sehr unterschiedlichen Ansätzen (s.o.). "Lustigkeit" ist bei den Peanuts nicht das treffende Kriterium, jedenfalls nicht immer und gerade bei den Folgen nicht, die für mich die treffendsten sind.
    Zwei Beispiele aus den aar-Taschenbüchern, vermutlich 60er Jahre:

    Panel 1: Linus zieht sich seine Jacke an. Luzie: "Beeil Dich! Du kommst sonst zu spät zur Schule!"
    Panel 2: Luzie: "Hier ... Vergiß nicht Deine Brote!"
    Panel 3: Luzie zu Linus an der Haustür: "Mach's gut! Streng Dich schön an!"
    Panel 4: "Überleb's!"

    Panel 1: Sally gibt ein Blatt am Lehrerpult ab.
    Panel 2: Sally geht zurück auf ihren Platz.
    Panel 3: Sally zur Lehrerin: "Ja, Fräulein, das ist mein Aufsatz"
    Panel 4: "Wieviel Zeilen braucht man denn, um geliebt zu werden?"

    Solche "Gags" (das Wort paßt eigentlich nicht) sind im engeren Sinne nicht witzig, sondern treffend, machen nachdenklich, erzeugen Mitgefühl. Jedenfalls geht es mir so. Deshalb lassen sich die Peanuts nicht über den "Lachomaten" erfassen (auch wenn's durchaus mal Witziges zwischendurch gibt).
    Geändert von Kaschi (01.02.2007 um 13:59 Uhr)

  10. #35
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Immerhin 13 Strips vor 1985 + 8 nach 1895
    Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr drängt sich mir der Eindruck auf, als ob die guten Peanuts-Sachen alle nach 1895 entstanden sind ...

  11. #36
    Moderator Finix Comic Club Avatar von joox
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Ich finde, dieser Vergleich hinkt etwas. Ich denke, es handelt sich schon um Serien mit sehr unterschiedlichen Ansätzen (s.o.). "Lustigkeit" ist bei den Peanuts nicht das treffende Kriterium, jedenfalls nicht immer und gerade bei den Folgen nicht, die für mich die treffendsten sind.

    Solche "Gags" (das Wort paßt eigentlich nicht) sind im engeren Sinne nicht witzig, sondern treffend, machen nachdenklich, erzeugen Mitgefühl. Jedenfalls geht es mir so. Deshalb lassen sich die Peanuts nicht über den "Lachomaten" erfassen (auch wenn's durchaus mal Witziges zwischendurch gibt).
    Habe mich leider nicht aktiv an der Diskussion beteiligen können,
    hauptsächlich wegen Abgabe-Stresses und nebensächlich, weil ich
    den besprochenen Band nicht vorliegen habe.

    Möchte aber nocheinmal verdeutlichen, wie Kaschis treffende Ausführungen
    (großes Lob von mir an dieser Stelle!!) sich mit meiner Sicht der Peanuts
    decken.

    Die Peanuts-Strips sind eindeutig von der Sorte der leisen Augenzwinkerer
    (oft auch mal mit einer Träne im Knopfloch) und daher nicht so gut mit
    dem oft auch mal brachialen Humor von Calvin und Hobbes vergleichbar.
    Mir fallen da -wegen der philosophielastigen Grundhaltung- eher Parallelen
    zur argentinischen Serie Mafalda auf.

    Da fällt mir ein, die gibt´s ja glaub´ich auch inzwischen bei Carlesn. (Ich habe
    in diesem Fall die originale Gesamtausgabe, so dass ich nicht weiss wie
    vollständig die Carlsen-Ausgabe ist..?)
    Wäre auf jeden Fall mal einer Würdigung in Form einer
    Stammtisch-Besprechung wert!!
    (Darf ich auch schon Vorschläge einreichen, wie Matbs jüngst mit seinem
    Will Eisner Vorstoß??)
    Geändert von joox (01.02.2007 um 14:32 Uhr)

  12. #37
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    Also 100 Zeilen sind’s nicht (ganz) geworden, aber schreiben wir's mal so: Ich glaube, ich werde mich mal wieder ausführlich genug erklären :

    Klar, dass auch ich die Peanuts von Kindesbeinen an kenne. Ihnen auszuweichen wäre aufgrund ihrer intensiven Vermarktung sogar für den Nichtcomicleser schwierig gewesen.
    Daher weiß ich nicht genau, ob ich mit den Peanuts zunächst durch Zeichentrickfilme, Bleistiftetuis oder – tatsächlich – mittels der Comics Bekanntschaft gemacht habe.

    So oder so, als ich den ersten Strip las, wusste ich bereits, dass die Figuren einen gewissen "Legendenstatus" genossen.
    Umso überraschter war ich, dass deren Humor bei mir nicht zündete.
    Und es ist keinesfalls so, dass ich als Kind (oder heute) nur Schenkelklopfer-Humor akzeptier(t)e, eher ist das Gegenteil der Fall.
    Zudem – und da würde ich gern wissen, wie andere das sahen/sehen – hatte ich so meine Probleme mit der damaligen (?) Hauptfigur der Serie: Charlie Brown.
    Der arme Kerl hat mir einerseits Leid getan, andererseits hat er mich in die Verzweiflung getrieben.
    Er gehört zu den Charakteren, die sich völlig ohne Gegenwehr von nahezu jedem schikanieren oder gar terrorisieren lassen – vergleichbar mit einem Meister Müller, der permanent von Nachbar Markus missbraucht wird oder Cäsar, der von Ernestine und ihrem Herrn Papa auf die Mütze kriegt.
    Sowas darf zwar hin und wieder mal passieren (jeder findet sich mal in der Rolle des Loser wieder), aber Leuten dauerhaft dabei zuzusehen, wie sie den Punchingball für ihren Nächsten geben, hat an meinem kindlichen Nervenkostüm genagt.

    Im Laufe der Jahre wurde mir immer wieder davon vorgeschwärmt wie tiefsinnig, hintergründig, intellektuell, philosophisch, kurz: wie gut die Serie doch sei.
    Der Klassiker deutscher Comic-Sekundärliteratur schlechthin: Comics – Anatomie eines Massenmediums, mit dem ich in relativ jungen Jahren in Berührung kam, stimmte ein weiteres Loblied an und tatsächlich: auf Seite 56 dieses Buches findet sich ein absolut wunderbarer Gag, der all das ist, was die Peanuts (zumindest deren Bewunderern zufolge) sein sollen. Leider habe ich solche Höhepunkte wie den in "Anatomie" nur selten in den deutschsprachigen Ausgaben der Serie wiederfinden können, aber o.k., ich habe auch nicht allzu lange gesucht ... d.h.: die Snoopy-Ausgabe von Krüger (Querformat) habe ich mir dann doch gekauft. Wollte mal sehen, ob ich nicht in die Serie "hinein wachse" und so ihre tiefsten Tiefen echoloten kann, aber ... niente! Monotonie allerorten ...

    Carlsen veröffentlicht nun eine chronologisch geordnete Gesamtausgabe der Serie.
    Gut.
    Seeehr gut.

    Tatsächlich gehöre ich zu den Menschen, die Schwierigkeiten haben, an einer so schönen Buchausgabe wie dieser vorbeizugehen. Da mich das Medium Comic schlechthin fasziniert und ich oftmals gewillt bin, meiner Sammlung comichistorisch wichtige Serien allein aufgrund ihrer Bedeutung (und nicht meines Lustgewinns) einzuverleiben, stand ich neulich vor den ersten beiden Ausgaben dieser Edition
    ... und blätterte ... und blätterte ...
    und fand tatsächlich keine Seite, die mir auch nur im entferntesten humorvoll schien.
    "O.K.", dachte ich: "das sind die frühen Jahrgänge". Die Peanuts brauchten vielleicht ihre Zeit um den von mir verzweifelt gesuchten Humor in voller Blüte zu entfalten.
    Also werde ich abwarten und in künftigen Ausgaben blättern und blättern und blättern ... und hoffentlich fündig werden.

    Ich habe, vergleichbar wie es hipgnosis und kaschi auf den FAZ-Band bezogen taten, Erbsen gezählt und anhand jeder mir zur Verfügung stehenden Peanuts-Seite versucht, nachzuvollziehen (in der kurzen Zeit natürlich nur oberflächlich), welches denn nun die "gute Periode" der Serie ist und eine starke Konzentration eines Humors, den ich wirklich mag, in den 60er-Jahrgängen feststellen können.
    Im Moment scheint mir diese Serie allerdings noch immer einer der meist überschätzten Klassiker zu sein ... sogar auf dessen zeitlichen Erscheinungskontext bezogen.
    Dann hoffe ich mal, dass Carlsen einen "langen Atem" beweist und warte’s ab, ob ich meine Meinung ändere.

    Wie dem auch sei, ich wünsche der Gesamtausgabe in jedem Fall, dass sie floriere, auf dass sich (zumindest in den USA) noch weitere Klassiker in dieser Aufmachung – wie bereits Dick Tracy bei IDW – zu ihr gesellen mögen.

    Bitte, bitte:
    Gebt mir Gasoline Alley, Bringing up father, die Gottfredson-Micky Maus, Krazy Kat, Polly and her Pals, Terry and the Pirates, L’l Abner, Captain Easy, Buz Sawyer, Scorchy Smith, Alley Oop, Boob McNutt, Barney Google und natürlich ... ähem ... Felix the cat!

    Calvin und Hobbes:
    Ich hatte ja bereits bei der C & H-Besprechung einen Vergleich hinsichtlich der zeichnerischen Qualitäten der beiden Serien gezogen (bin aber gerade zu faul, es nochmal aus dem entsprechenden Thread hochzukramen).
    Dem, was kaschi nun bezüglich der inhaltlichen Unterschiede ergänzt hat, kann ich nur teilweise beipflichten.

    Ich würde nämlich zwischen den beiden Serien bezüglich des philosophischen Anspruches gar keine größeren Differenzen sehen.
    Den haben sie beide etwa in gleichem Maße.
    Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass C & H die konsequente Fortsetzung dessen ist, was Schulz mit den Erdnüssen angefangen hat und dass der "Schüler" in derselben Tradition stehend, seinen "Meister" übertroffen hat.

    Richtig, die Peanuts pflegen einen "stillen" Humor (wenn er denn da ist ), sie mögen auch hin und wieder philosophisch sein, aber das heißt nicht, dass C & H Ersteren nicht hätten und bezüglich Letzterem hintanstehen müssten.
    Möchte mal leicht überschwenglich behaupten, dass die Watterson-Serie im- und explizit alle Weisheiten enthält, die man so braucht, um einigermaßen informiert über die Fährnisse des Lebens durch selbiges zu schippern (wenn man diese Weisheiten denn sieht und daraus lernt).

    Dass kaschi und joox - wenn ich da nichts missverstanden habe - den Humor von C & H als "lauter" empfinden als den der Peanuts, führe ich darauf zurück, dass die Charaktere in C & H oder besser, dass Calvin "lauter" ist als die Peanuts es sein konnten (s.u.).
    Aber: Aber auch wenn die Charaktere in C & H lauter sind, seltener ist es der Humor der Serie.

    Tatsächlich ist Calvin der "Hoppla, jetzt komm' ich"-Typ.
    Die Peanuts-Figuren, zumindest soweit ich sie kenne, können zwar mitunter nervig sein und sich in den Vordergrund drängen, aber nie mit Calvins Heftig- und gelegentlicher Bosartigkeit (gibt es auch nur eine Peanuts-Figur, die jemals messerscharf gezackte Zähne bleckte?).
    Das scheint mir zeitlich bedingt: Ein Verhalten wie das Calvins wäre in früheren (Peanuts-)Zeiten kaum denkbar (die Eltern pflegen vom gelegentlichen Ausflippen insbesondere der Mutter abgesehen dennoch eher den freundschaftlichen denn den autoritären Umgangston, auch dies eine Erscheinung unserer Zeit).
    Denken wir nur kurz an die Uralt- und altbackene Kinderserie Dennis the Menace (mein Gott, der Junge heißt mit Zweitnamen "Bedrohung" und würde heutzutage bestenfalls als Lausbub durchgehen).

    Dass die Peanuts eher im Rudel auftreten (und in diesem auch oft kommunizieren), während Calvin doch sehr häufig allenfalls von seinem mehr oder minder lebendigen Stofftiger begleitet durch die Einsamkeit zieht, kann man ebenfalls in einen Zeitgeist-Kontext stellen.
    Die Peanuts müssen sich in einer Welt voller Kinder mit diesen arrangieren.
    Calvin muss sich in einer Welt mit immer weniger Kindern in viel stärkerem Maße mit den Erwachsenen auseinandersetzen.
    Calvin hat typische Einzelkind-Probleme, das war zu Peanuts-Zeiten kein Thema, das allzu viele Leute umtrieb.


    "Stille" und "schrille" Töne geben C & H die größere Bandbreite.
    Darin sehe ich einen gewaltigen Vorteil der Serie.
    Humor lebt von der Pointe (mag sie nun "still" oder "laut" sein).
    Keine Pointe ohne Überraschung.
    Die ist bei C & H definitiv größer, da die Serie Figuren von größerer emotionaler Bandbreite beinhaltet als die der Peanuts.

    Dennoch:
    Für mich wird eine Tradition fortgesetzt.
    Mögen sich auch die Umstände in denen wir leben, geändert haben, im Kern ist der Mensch immer noch derselbe, der er früher war.
    Diesen Kern versuchen beide Serien zu beleuchten.
    In beiden Serien geht es darum, den Leser diese conditio humana, die Natur des Menschen, mit Humor zu zeigen.
    Zitat von kaschi:
    Au ja! Dafür klau ich Dir dann Deine Schmusedecke!
    Alles ... wirklich ALLES ... nur das nicht.
    Du würdest mich nicht mögen, wenn ich ohne Schmusedecke wäre.

    (Hm ... habe ich die 100 Zeilen vielleicht doch noch geschafft ? )

  13. #38
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    Zur kulturhistorischen Einordnung habe ich dieses hier gefunden:
    Am 2. Oktober 1950, in einer Zeit, in der es angesichts der herrschenden Nachkriegseuphorie in Amerika gesellschaftlich geradezu verpönt war, unglücklich zu sein, führte ein 27-jähriger Zeichner aus Minnesota namens Charles M. Schulz auf den Comic-Seiten der Zeitungen eine Gruppe von Kindern ein, die einander die Wahrheit sagten:

    "Ich fühle mich irgendwie deprimiert", bemerkte in einem frühen Strip ein mondgesichtiger Junge namens Charlie Brown einem herrischen Mädchen namens Lucy gegenüber. "Was kann ich dagegen tun?" Lucys Rat: "Komm drüber weg."

    Das war etwas völlig Neues in den Comic-Strips der Zeitungen. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Comics dominiert von Action und Abenteuer, Vaudeville und Melodrama, Slapstick und Gags. Schulz hingegen porträtierte die wahren Gefühle jener Zeit, indem er es wagte, seine eigenen Schrullen zu thematisieren: Gefühle der Ausgrenzung, Unsicherheit und Minderwertigkeit, die ihn sein ganzes Leben begleiteten. Mit sparsamem, aber gekonnten Strich, dem Timing eines Jack Benny und feinsinnigem Humor ging er Tabu-Themen wie Glauben, Intoleranz, Depression und Verzweiflung an. Seine Charaktere waren grüblerisch, sie sprachen eine einfache, aber nachdrückliche Sprache.
    ...
    Als Charlie Brown das erste Mal eingestand: "Ich fühle mich nicht so, wie ich mich fühlen sollte", sprach er damit unzähligen Menschen in Eisenhowers Amerika aus der Seele ...

    Die Peanuts-Charaktere unterhielten sich in allgemein verständlicher Sprache und hinterfragten dabei gleichermaßen den Sinn des Lebens, angetrieben von dem Gefühl, dass etwas falsch läuft. Das grausame Verhalten von Kindern untereinander war eines von Schulz' ersten offenkundigen Themen. ... Aber anstatt sich auf den Schlagabtausch kindlicher Gemeinheiten zu beschränken, verwendete der Zeichner auf brillante Weise das Motiv des Glücks - das warme, angenehme Gefühl einer geborgenen Jugend - als Deckmantel für die Verkehrtheit der Dinge.

    Die Peanuts schilderten authentische Gefühle von Schmerz und Verlust, und trotzdem, wie der Zeichner Art Spiegelman feststellte, "blieb das Gefühl der Geborgenheit". Indem er erwachsene Gedanken mit einer Welt kleiner Kinder zusammenbrachte, erinnert uns Schulz daran, dass Wunden aus der Kindheit zwar Bestand haben mögen, man als Erwachsener jedoch die Fähigkeit hat, sie mit Humor zu heilen. Wenn wir über die täglichen Probleme eines Haufens komisch aussehender Kinder lachen können und in ihren Sorgen unser erwachsenes Leben wiedererkennen, sind wir in der Lage, uns zu befreien. Diese Alchemie war der Zauber in Schulz' Arbeit ...

    Heute ... fällt es schwer, sich in Erinnerung zu rufen, dass vor langer Zeit einmal Schulz' Strip der Ausgangspunkt eines kulturellen Erdbebens gewesen ist. Garry Trudeau, der Schöpfer von Doonesbury, der als Comic-Zeichner unter Schulz' Einfluss aufgewachsen war, empfand die Peanuts als den "ersten Beat-Strip". Nervös, unvorhersehbar, seiner Zeit voraus; die Peanuts "vibrierten geradezu, so stark war die Entfremdung der 50er-Jahre zu spüren", erinnert sich Trudeau. "Alles daran war anders."
    ...
    Seine Figuren erbrachten den täglichen Beweis, dass wir bei näherer Betrachtung alle ein wenig sonderbar, etwas einsam und vor allem verloren sind in einer einsamen Welt; und dass es unsere alltägliche Prüfung ist, uns dessen bewusst zu sein und damit zu leben.
    ...
    Charlie Brown setzt sich im trauten Heim zur Entspannung ans Radio und lauscht dem aalglatten Sprecher, der verkündet: "Und was wäre wohl wundervoller als das fröhliche, herrliche Lachen kleiner Kinder?" Charlie Brown steht auf, fletscht die Zähne und tritt das Radio kurzerhand aus dem Zimmer. Hier war auf einmal ein Comic-Held, der anders als seine Vorgänger Li'l Abner, Dick Tracy, Joe Palooka oder Little Orphan Annie die unterdrückte Wut der 50er aufgreifen konnte und sie in einen Vorboten des Aktivismus der 60er-Jahre verwandelte.
    ...
    Es gibt im Jahr 1954 wohl mehrere Momente, an denen die Peanuts endgültig zu den Peanuts wurden, aber nirgends so deutlich wie am Montag, dem 1. Februar: Charlie Brown besucht Shermy. Er beobachtet verloren, wie dieser lächelnd, offensichtlich ohne sich Charlie Browns Anwesenheit bewusst zu sein, mit einer Spielzeug-Eisenbahn spielt, deren Gleise und Weichen und Kreuzungen so gewaltig und raumgreifend das Wohnzimmer von Shermys Familie füllen, dass die vollständigen Dimensionen des Schienennetzes nicht in einem einzelnen Bild gezeigt werden können. Charlie Brown zieht sich den Mantel wieder an und geht nach Hause. In seinem eigenen Zimmer sitzt er dann vor seiner Eisenbahn: ein einzelner, geschlossener Kreis, nicht größer als ein Gullydeckel.

    Doch da sind keine Wut, kein Selbstmitleid, keine Tränen - keine Punchline - nur stilles Dulden. Das war der Augenblick, in dem Charlie Brown ein nationales Symbol wurde, der Jedermann, der die Widrigkeiten des Daseins übersteht, indem er schlicht weiterlebt.
    Aus dem Nachwort von David Michaelis in "Die Peanuts Werkausgabe. 1950 bis 1952", Carlsen 2006.

  14. #39
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Im Laufe der Jahre wurde mir immer wieder davon vorgeschwärmt wie tiefsinnig, hintergründig, intellektuell, philosophisch, kurz: wie gut die Serie doch sei.
    Na, da wird Dich der Beitrag mit dem Michaelis-Nachwort ja regelrecht begeistern.

    Ansonsten, nochmal zum Vergleich Peanuts - Calvin und Hobbes: mir geht es nicht darum, herauszupfrimeln, welche Serie nun etwa besser ist. Nein, ich denke, sie setzen unterschiedlich an und entfalten daher auch unterschiedliche Wirkungen. Auf einer gewissen Abstraktionsstufe sind natürlich Parallelen da ("Beide philosophisch, mit Humor, kindliche Perspektive ..."), aber die konkreten Themen unterscheiden sich schon sehr: hier Solidarität vs. Egoismus, dort kindliche Bedürfnisse vs. Erwachsenenwelt. Wem nun was besser gefällt, bleibt jedem selbst überlassen.

    Wenn die Gesamtausgabe in den Sechzigern angekommen ist, riskier doch nochmal einen Blick (oder auch zwei) ...

    Wenn Dir die beiden Schulbeispiele weiter oben mit Linus und Sally zusagen, dann könnte die Glanzzeit der Serie auch Dich noch packen, denke ich. Wenn nicht, dann nicht. Nicht jede Comic-Serie paßt zu jedem Comic-Fan. Es soll ja auch Leute geben, die mit den oberaffengeilsten "realistischen" Comics einfach nichts zu tun haben wollen ...

  15. #40
    Moderator Finix Comic Club Avatar von joox
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    ...oder mit solchen, die die Initialen T.u....
    Ach neeee, ich lass mal Matbs den Spass!!

  16. #41
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    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    "Stille" und "schrille" Töne geben C & H die größere Bandbreite.
    Darin sehe ich einen gewaltigen Vorteil der Serie.
    Humor lebt von der Pointe (mag sie nun "still" oder "laut" sein).
    Keine Pointe ohne Überraschung.
    Die ist bei C & H definitiv größer, da die Serie Figuren von größerer emotionaler Bandbreite beinhaltet als die der Peanuts.
    Bandbreite mag sein, dafür kenne ich mich bei Calvin und Hobbes, wie gesagt, nicht gut genug aus. Immerhin kommen da auch Erwachsene zu Wort, was schon mal für die These spricht. Aber die emotionale Tiefe, die die Peanuts durchleben bzw. vermitteln, bleibt unerreicht. Zumindest habe ich bislang nirgendwo Vergleichbares kennen gelernt. Allerdings, zum hundertsten Male, kommt das leider nicht in jedem Erdnuß-Strip zum Vorschein.

    Nochmal zur Frage des Humors: ich weiß immer noch nicht, ob man mit dieser Kategorie die Serie in ihren besten Folgen bzw. in ihrer Grundstruktur überhaupt hinreichend erfassen kann. Ist es Humor, wenn Luzie ihrem Bruder nachruft: "Überleb's!"? Wenn, dann ist es ein sehr, sehr bitterer.

  17. #42
    Verstorben Avatar von hipgnosis
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    Nun ja - als was würdest du es dann bezeichnen, wenn dir der Begriff Humor für Peanuts nicht angebracht erscheint?

    Ich glaube schon das es Schulz´ Absicht war, einen Strip zu kreiieren der der breiten Masse der amerikanischen Bevölkerung den Spiegel vorzuhalten.

    Mag es noch so philosophisch daherkommen, oft mit depressiven Charakter, aber es ist doch nicht die leichte Satire zu leugnen die sich hinter dem Grossteil der Strips verbirgt. Ihr fehlt zwar die beissende Ironie und den Zynismus eines Calvin & Hobbes, aber anders als eine humorvolle Serie würde ich Peanuts im Groben nicht bezeichnen wollen!

    Gesellschafts-Satire charakterisiert doch ganz gut, oder?

  18. #43
    Moderator Finix Comic Club Avatar von joox
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    Also mir persönlich greift Gesellschafts-Satire zu kurz.
    Wenn ich auch mit einem Großteil dessen, was unser lieber felix
    weiter oben in gewohnter Ausführlichkeit kundtut, nicht so ganz
    einverstanden bin, bei einer Sache geh ich mit ihm konform:
    Schulz lenkt seinen Blick schon eher in die Richtung conditio humana.
    Ich geh mal stark davon aus, dass sich Schulz in einem bedeutenden Maß
    mit Charlie Brown identifizierte. Einmal abgesehen von dem Argument
    des Zeitgeistes, das felix anführt und dem man schwerlich ein gewisses
    Maß an Gültigkeit wird abstreiten können und was auch in Richtung von
    hip´s Gesellschafts-Satire geht, haben wir es bei Charlie Brown und vor
    allem auch bei Lucy doch um so eine Art von Archetypen zu tun.

    Was Schulz mit seinem "Humor" (ich kann Kaschis Problem mit dem Konzept
    hinter diesem Wort gut verstehen), der nur allzuoft diese typische
    fatalistisch-traurige Färbung erhält, kritisch beleuchtet, sind nicht primär
    soziale Misstände, sondern urmenschliche Verhaltensmuster, die niemals
    zu beheben sein werden, solange es Menschen gibt.
    Zitat Zitat von felix da cat Beitrag anzeigen
    Sowas darf zwar hin und wieder mal passieren (jeder findet sich mal in der Rolle des Loser wieder), aber Leuten dauerhaft dabei zuzusehen, wie sie den Punchingball für ihren Nächsten geben, hat an meinem kindlichen Nervenkostüm genagt.
    Hmm, vielleicht war es doch ganz gut, dass ich schon etwas älter war, als ich die ersten Peanuts-Strips gelesen habe...
    Für mich zünden die Pointen von Schulz wohl deutlich häufiger, als es
    eure statistischen Erhebungen vermuten lassen würden, für mich stecken
    in ihnen sehr viel Wahrheit, die mich vielleicht weniger oft herzhaft lachend
    umblättern lassen, manchmal eben nur bitter schmunzelnd und sehr oft auch
    tief berührt und einen Kloß hinunterschluckend...

    Kurzum, zweifelsohne ist der oft respektlose Calvin eindeutig der passendere
    Spiegel unseres heutigen Zeitgeistes, aber ich wollte auf der anderen
    Waagschale keinesfalls jenen Antipoden missen, dem eine kleine
    Scheibe von Calvins Selbstbewusstsein wohl sicher gut getan hätte,
    von dem sich ein Scheibchen abzuschneiden sicherlich aber auch gerade
    unserem heutigen Zeitgeist ganz gut täte...

  19. #44
    Mitglied Avatar von Mick Baxter
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    Zitat Zitat von Kaschi Beitrag anzeigen
    Zur kulturhistorischen Einordnung habe ich dieses hier gefunden:
    "dem Timing eines Jack Benny "
    Aus dem Nachwort von David Michaelis in "Die Peanuts Werkausgabe. 1950 bis 1952", Carlsen 2006.
    Ein sehr hilfreicher Verweis. Gibt es jemand in Deutschland, der Jack Benny (außer in Lubitschs "Sein oder Nichtsein" - und da ist es ja wohl ein Lubitsch-Timing) je gesehen hat?

  20. #45
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    Zitat Comicguide

    Calvin wird erwachsen. Die seit 1997 veröffentlichten Geschichten um den 15 jährigen Teenager Jeremy erinnern nicht nur vom Zeichen- und Schreibstil an Bill Wattersons Serie Calvin & Hobbes. Zits-Zeichner Jim Borgman war auf dem gleichen College,...

    würde sich da nich eher ein Vergleich Calvin und Hobbes mit Zits eignen als C+H und Peanuts??

  21. #46
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    Zitat von kaschi:
    Wenn die Gesamtausgabe in den Sechzigern angekommen ist, riskier doch nochmal einen Blick (oder auch zwei) ...
    Werd' ich auf jeden Fall ...

  22. #47
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    Zitat Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
    Ein sehr hilfreicher Verweis. Gibt es jemand in Deutschland, der Jack Benny (außer in Lubitschs "Sein oder Nichtsein" - und da ist es ja wohl ein Lubitsch-Timing) je gesehen hat?
    Er mal wieder!

    Ist Dir nicht aufgefallen, daß ich zitiert habe (nämlich David Michaelis) und deshalb der Name mit hinein gehörte, wollte ich die Aussage nicht verkürzen?

  23. #48
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    Zitat Zitat von hipgnosis Beitrag anzeigen
    Nun ja - als was würdest du es dann bezeichnen, wenn dir der Begriff Humor für Peanuts nicht angebracht erscheint?

    Ich glaube schon das es Schulz´ Absicht war, einen Strip zu kreiieren der der breiten Masse der amerikanischen Bevölkerung den Spiegel vorzuhalten.

    Mag es noch so philosophisch daherkommen, oft mit depressiven Charakter, aber es ist doch nicht die leichte Satire zu leugnen die sich hinter dem Grossteil der Strips verbirgt. Ihr fehlt zwar die beissende Ironie und den Zynismus eines Calvin & Hobbes, aber anders als eine humorvolle Serie würde ich Peanuts im Groben nicht bezeichnen wollen!

    Gesellschafts-Satire charakterisiert doch ganz gut, oder?
    Tja, ich hab' vorhin schon 'ne Weile nach einem passenden Begriff gesucht, aber keinen gefunden. Comedy ist ja wohl der kleine, leichtlebige Verwandte der Komödie. Tragödie ist natürlich was anderes als die Peanuts-Geschichten, aber der kleine, leichtlebige Verwandte von ihr? Äh, "Tragedy"? Na gut, den Begriff gibt's bei uns so nicht (außer bei John Travolta ). Wie wär's mit Tragicomic?
    Kurz, ich hab' keinen Begriff, um die Peanuts passend zu kennzeichnen. Ich weiß nur, wer von ihnen primär humorvolle Unterhaltung der leicht-lockeren Art erwartet, wird enttäuscht werden.

  24. #49
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    Wer den Peanuts-Figuren, auch den Nebenfiguren, nachspüren will, wird auf den amerikanischen Wikipedia-Seiten gut bedient:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Peanuts

    ... wobei die einzelnen Charaktere durchaus Wandlungen unterlegen waren im Laufe der Jahrzehnte. Charlie Brown war zu Beginn durchaus giftiger und wehrhafter, Luzie zunächst ein liebes Kleinkind, Snoopy (fast) noch ein richtiger Hund, Schröder ein Baby, Sally und Linus noch gar nicht da ...

    http://aaugh.com/guide/texture.htm

  25. #50
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    Aus dem Calvin-und-Hobbes-Stammtischthread, zum Vergleich der Zeichenstile von Watterson und Schulz:

    Zitat Zitat von felix da cat
    Dass Watterson nicht nur inhaltlich von den Peanuts beeinflusst wurde, ist wohl für jedermann ersichtlich.
    Interessanterweise gelingt es dem Zeichner Watterson sich auf angenehme Art von seinem Vorbild abzugrenzen. Er ist nicht in dem Maße Minimalist wie Charles M. Schulz, was ich insbesondere in Hinblick auf die ausgeprägtere Mimik und die körperliche Elastizität seiner Figuren als angenehm empfinde.

    Dabei rutscht Watterson keinesfalls ins gegenteilige Extrem.
    Er weiß: zu schöne oder überladene Bilder können der Todesstoß für einen gag strip sein.
    In der Zeitspanne, die der Leser benötigt, drei Bilder zu interpretieren, darf es keine zu starke Ablenkung geben.
    Denn wenn der Leserhythmus hin ist, läuft die Pointe nur allzu oft ins Leere.
    ...
    Anders als bei Charles M. Schulz glaube ich, dass Watterson noch 'ne ganze Ecke präziser, detaillierter, opulenter usw. zeichnen könnte, dass also sein künstlerischer Horizont um einiges weiter (oder breiter) als der von Schulz ist.
    Daher nehme ich an, dass Watterson sich freiwillig, ich verwende den Begriff bewußt: aus künstlerischen Gründen zurücknimmt.
    Wer das Timing eines Gags (über das wir, wenn ich mich recht erinnere, noch gar nicht debatiert haben) so gut beherrscht wie er, spürt, wann er mit dem Zeichnen aufhören muss, wann ein Strich zu viel gesetzt wird.
    ...
    Einerseits ist schon ein "normaler" Calvin-Charakter weniger abstrahiert gezeichnet als ein Peanut,
    andererseits meine ich insbesondere in Wattersons sunday pages einen Beleg für meine These zu finden. Da gibt es immer wieder "aus der Art schlagende" recht detailfreudige Panels (siehe z.B. in: Das Jubiläumsalbum, Seite 195 und 197).

    Unbestreitbar dürfte wohl sein, dass Watterson ein wesentlich experimentierfreudigerer Zeichner als Schulz ist.
    Letzterer wählte ja den eher konservativen Strich und ein ebensolches Layout (Mangel oder Wille?). Bei allem Respekt, ist seine Grafik doch ziemlich monoton und hält keine Überraschungen bereit.
    Watterson probiert sich schon mal in Kubismus (Jubiläumsalbum, Seite 99) oder Expressionismus (JA, Seite 119), hin und wieder stellte er seine Funny-Charaktere sogar realistisch dar (siehe "The President of the United States").

    Einige seiner Seiten sind schlichtweg schön durch künstlerisch - und nicht bloß handwerklich - geschickte Ausslassung (siehe z.B. "Calvin vs. Himalaya").
    "Schön" ist ein Adjektiv, welches mir angesichts der Zeichnungen von Schulz nie in den Sinn käme.

    Gibt es bei den Peanuts einen Schattenwurf, der über ein paar zackige Striche hinaus geht?
    Vergleiche z.B. mit den tiefschwarzen, Furcht erregenden Schatten, die Calvin nachts in seinem Schlafzimmer an die Existenz von Monstren glauben lässt.

    Finden wir in den Peanuts ein Spiel mit den Perspektiven wie es zuweilen in Calvin und Hobbes zu sehen ist (Jubiläums-Band, nochmals Seite 197)?

    All das sind für mich Indizien für ein größeres künstlerisches Repertoire.
    Sicher, es kann sein, dass sich Schulz über all die Jahre, die er die Peanuts zu Papier brachte, selbst kasteite und zugunsten eines bewußt eingesetzten Minimalismus (den ich ja auch Watterson unterstelle) unterhalb seiner Fähigkeiten zeichnete, allein mir fehlt der Glaube.
    Obwohl hier der "Peanuts-Advokat" , kann ich dazu nur sagen: Kein Widerspruch!

    Aaaaber: Ob Schulzens künstlerischer Horizont weit reicht oder nicht weit reicht, das bleibt sich gleich, wenn er nur reicht ...
    Natürlich halten die Zeichnungen von Schulz so gut wie keine Überraschungen parat. Das führt dazu, daß der Leser sich sofort in der Szenerie auskennt und sich voll auf die Kernaussage des Strips konzentrieren kann bzw. muß. Und das ist, frei nach Wowereit, auch gut so! Es ist doch egal, ob dahinter begrenzte künstlerische Fähigkeiten oder Selbstbeschränkungen stecken - solange die Zeichnungen ihren Zweck erfüllen. Und das tun sie! Ob Schulz in Wirklichkeit ein kleiner Dürer war oder nicht, ist mir als Leser doch schnuppe ...

    Dazu noch 'n Zitat, erneut aus Comixene 35, Februar 1981, Uwe Anton: "Ich liebe die Welt - aber liebt sie mich? Das Mikrouniversum der Peanuts"
    Dabei bedient sich Charles M. Schulz keineswegs effekthascherischer Methoden für seinen Strip. Er geht sehr sparsam mit seinen Charakteren um: Eine Handvoll Kinder sind seine Hauptdarsteller, eine weitere Handvoll taucht gelegentlich auf, jedoch nie ein Erwachsener. Gerade diese jahrzehntelange Vertrautheit mit den wenigen Charakteren und ihren alltäglichen Problemen und Mucken haben jedoch zu dem Erfolg der Serie geführt: Heutzutage bedarf es bei einem Peanuts-Kenner noch nicht einmal einer voll ausgeführten Pointe, sondern nur einer winzigen Andeutung, um den Lacherfolg eines Einzelstrips zu sichern. Man kennt die Peanuts, man lebt und leidet mit ihnen.
    ...
    Nicht nur die Zusammensetzung der Charaktere hat sich in den dreißig bisherigen Peanuts-Jahren geändert, auch Charles Schulz' Zeichenstil wandelte sich. Anfangs noch undifferenziert, etwas grob, entwickelte er in den Jahren, die er mit den Peanuts verbrachte, einen klassisch einfachen, aber sehr exakten, genauen Stil, der in den Comics seinesgleichen sucht. Wie keinem zweiten gelingt es Schulz mit wenigen Strichen, Emotionen perfekt darzustellen: Aus einem gleichgültigen Snoopy wird unmittelbar ein erfreuter, erboster, verärgerter Hund, je nach Anforderung der Situation. Dabei ist Schulz keineswegs bestrebt, einen überperfekten, allzu realistischen Strich durchzusetzen. Er hat das Karikaturhafte des eigentlichen Funny-Strips bewahrt, kommt mit sehr wenig, fast nur den allernötigsten Strichen aus und sagt in einem einzigen Bild oftmals mehr über den emotionalen Zustand und das Gefühlsleben seiner Charaktere aus, als ein anderer Zeichner in einem ganzen Strip.
    Noch was nebenbei, gefunden im ersten Band der Werkausgabe: Schulz hat alle Peanuts-Strips alleine gezeichnet, vom 2.10.1950 bis zum 12.2.2000 . Es waren derer 17 897. Bin mir nicht sicher, ob ich mir die Werkausgabe wirklich komplett antun will ...

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