Hellblazer - The devil you know (Hefte 10-13, Hellblazer Annual 1, Miniserie: "The Horrorist")
Jamie Delano, David Lloyd, Mark Buckingham, Bryan Talbot, Richard Piers Rayner
DC Vertigo
10/10
Wohl einer der uneinheitlichsten Hellblazer-Paperbacks überhaupt. Es werden noch ein paar Handlungsstränge von "Original Sins" zu Ende gebracht, dennoch kann man gut nachvollziehen, warum gerade diese Hellblazer-Hefte lange nicht nachgedruckt worden sind.
Hellblazer 10 geht zunächst mit einer Sequenz los, die nur dann verständlich ist, wenn man weiß, dass Hellblazer zu dieser Zeit ein crossover mit Swamp Thing hatte. Das zugehörige Swamp Thing-Heft mit abzudrucken, hätte freilich nur wenig Sinn gemacht, da dieses wiederum Bestandteil einer langen storyline von Rick Veitch war. Dazu kommt, dass Rick Veitch zu dieser Zeit John Constantine eifrig als handlungstragende Nebenfigur in Swamp Thing benutzte, ihn aber doch etwas anders charakterisierte. Überhaupt passten Rick Veitchs Swamp Thing-Welt und Jamie Delanos Hellblazer-Welt nur mit Ach und Krach zusammen. Veitchs esoterische Schreibe darüber, dass die Zukunft der Menschheit in den Sternen liege usw. war schon harter Stoff. Die Serien hatten sich schon zu sehr voneinander entfremdet, das Crossover ist rückblickend betrachtet ein ganz großes Chaos. Wengstens gibt es Veitchs trashigen, aber letztlich unterhaltsamen run inzwischen auch zum Großteil als amerikanisches Paperback.
Hellblazer 11 enthält die legendäre Newcastle-story, die lange nur schwer zu kriegen war. Man lernt hier John Constantine als überheblichen, jungen Magier und Möchtegern-Exorzisten kennen, dem es vor allem darum geht, seine Jugend voll auszuleben, Mädchen flachzulegen, Spaß zu haben und anders zu sein. Die Unbekümmertheit rächt sich in der vorliegenden Story aber ganz gewaltig. Nie war das Zusammenwirken zwischen Rock'n Roll-Lifestyle und Okkultismus gruseliger beschrieben als in diesem Heft. Was für schreckliche Konsequenzen. Ein Klassiker.
Hellblazer 12 enthält das finale Duell zwischen Nergal und John Constantine. Spannend und teilweise sogar recht humorvoll. Damit ist die erste große storyline und das erste Jahr von Hellblazer abgeschlossen. Das Crossover mit Swamp Thing trübt etwas den Gesamteindruck, man kann diese verwirrende Zwischenspiel aber auch ignorieren. Besser wär's ohne.
Hellblazer 13 ist eine gelungene abgeschlossene Geschichte mit bedrückender Alptraumsequenz, völlig ohne Dämonen.
Das Hellblazer-Annual zeigt nochmal einen etwas jüngeren John, wie er gerade aus der Nervenheilanstalt "Ravenscar" entlassen wird. Diese labile, leicht geisteskranke Seite von John Constantine hat keiner besser beschrieben als Delano.
Delanos "The Horrorist" ist viele Jahre später entstanden und hat mit Delanos klassischem run nicht viel zu tun. Delano ist seither nicht unbedingt besser, auf jeden Fall aber ambitionierter geworden. Dämonen und Teufel kommen nur noch am Rande vor, denn Delano macht deutlich, dass die Hölle, die der MEnsch sich selbst macht, ohnehin nicht zu steigern ist. Im Grunde liegt er richtig, denn zu sagen die Hölle wäre schlimmer als was der MEnsch im Diesseits erleiden kann, würde dem Leid, das auf Erden erlitten wird, Hohn sprechen. Delano breitet ein unheimlich deprimierendes Panorama weltlichen Horrors aus, ausgelöst durch ein afrikanisches Kind, das von christlichen Fundamentalisten adoptiert wurde und inzwischen als Fotomodel entdeckt wurde. Es geschehen zwar unerklärliche Dinge, aber sie haben mehr mit der Psyche des Menschen zu tun als mit phantasierten Dämonenwesen.
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