gefunden bei: http://bugpowder.com/andy/plop/plop_74.html
"Hurengeschichten. Protokolle aus dem Milieu # 1. 44 Seiten, farbig, Comicbookformat, 7,50 Euro. Schwarzer Turm
Nach „Horst“ und diversen Pornoserien beim Schwarzen Turm nahm ich diesen Band mit der falschen Erwartung in die Hand, auch hier werde mehr oder weniger elegant Pornografie betrieben. Aber nein, hier geht es um möglichst realistische Schilderungen realer Erlebnisse von Prostituierten. Es geht um ihren Blick auf die Freier, und da dominieren unappetitliche Dinge wie ungepflegte Füße oder exzentrische Vorlieben für benutzte Kondome. Sex ist hier langweilig und unbefriedigend, was ja in der realen Welt durchaus so sein mag. Autor Rochus Hahn fordert folgerichtig Huren und ihre Kunden auf, ihm für künftige Ausgaben ihre Erlebnisse zu erzählen. Der Verein Hydra darf sich im Vorwort verbreiten und auf einer weiteren Seite selbst vorstellen. Ich will nicht versäumen zu erwähnen, daß die Hurengeschichten in ihrer Art gut erzählt und meist exzellent gezeichnet sind (von Andreas Drude, Regina Hapel, Christian Partl, Clemens Kugler und Tobias Dahmen). Ich frage mich nur: Gibt es jemanden (außer Betroffenen und ihren Interessenverbänden), der sich für die tatsächlichen Verhältnisse im Rotlichtmilieu interessiert? Prostitution, verarbeitet in Filmen, Fotos, Zeitschriften, Büchern und Comics, ist ein Massenmarkt mit schier unglaublichen Umsatzzahlen. Aber sie funktioniert nur auf der Basis der Mythen, die sich um sie ranken („das ewige Faszinosum der menschlichen Neugierde und ihrer sexuellen Schaulust“, definierte Arthur Maria Rabenalt). Okay, ich unke vielleicht mal wieder zu früh. Aber wenn „Hurengeschichten“ # 1 eine Auflage von 10 000 Stück verkauft, werde ich meine Bedenken gern zurücknehmen. -aa"
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