Der Kosmopolit 2004: Let's roll

[Hate]

Der Comic-Artikel im Kosmopolit-Magazin ist so derartig daneben, dass man kaum glauben mag, dass er vom selben Sascha Thau stammt, der früher die genialen Comicgate-Kolmnen geschrieben hat.

Interessant ist der Artikel über Geldwäsche. Wer hätte geahnt, dass in Deutschland ausgerechnet die viel kritisierten Banken soviel dagegen unternehmen, während die Staatsanwaltschaften meist untätig bleiben.

[Sascha Thau]

Interessant. Und was hat dich so an dem Comic-Artikel gestört?

[Hate]

Alles. Von Grund auf. Weil der Artikel extrem selbstbezogen ist, stimmt die Perspektive nicht mehr. Du hast den objektiven Überblick über deutsche Comics verloren, kannst Sachen nicht mehr richtig bewerten und einsortieren.

[navigator]

Ich fand den Artikel sehr gut, interessant und mutig.
Denn hier wurde direkt angesprochen was einem stört, und es wurden Dinge genannt, die viele auch denken und sich nicht trauten auszusprechen.

Und seit wann gibt es objektive Artikel, Hate? Jeder Mensch, der über etwas schreibt, schreibt aus seiner Sicht und aus seinem Herzen herraus, sogar, wenn man versucht objektiv zu bleiben.
Würd mich auch interessieren, was genau nach deiner Meinung Sascha nicht richtig bewertet hat und nicht richtig einsortiert hat, Hate.

[Sascha Thau]

...also so ganz im Gegensatz zu meinen völlig objektiven Kolumnen.

Na wenn Hate 'alles' meint, dann meint er wohl 'alles' und es kommt nicht auf einzelne Details an.

[navigator]

Richtig, wenn er alles meint, dann meint er alles.
Aber "alles" klingt schon hart...
naja...

[Geier]

Mist ! Ich hab vergessen das Teil mitzunehmen, sonst könnt ich mitreden ...

[Spong]

Hihi. Ich habe es uns werds gleich mal lesen. Jetzt bin ich neugierig geworden ...

[dinter3]

Weil der Artikel extrem selbstbezogen ist, stimmt die Perspektive nicht mehr.

naja, sascha hats ja schon gesagt - seine kolumne war auch des öfteren ziemlich subjektiv, von daher sehe ich den 'man-mag-kaum-glauben'-vergleich weiter oben auch nicht.
eigentlich ist es doch nur eine weitere klage, wie furchtbar es dem deutschen comic geht (was mmn immer noch gerechtfertigt ist).
natürlich mutet es dann ein bisschen merkwürdig an, wenn anschliessend erfolgreiche deutsche produktionen genannt werden, diese aber aufgrund des persönlichen geschmacks wieder runtergewertet werden, aber ich finde, die 'persönlicher geschmack'-argumente sind schon deutlich rauszulesen, insofern passt doch wieder. zum ende hin läuft es ja auch darauf hinaus, den eigenen comic als tolle alternative zum rest hervorzuheben - werbung also. und die stehe ich einem magazin zum eigenen comic gerne zu.

[Breitschuh]

@hate: komm schon, lass uns nicht hängen, sag was du meinst. an dem artikel kann man ne menge kritisieren, wenn man will, aber es war ja immer die stärke von saschas texten, dass er sich blössen gibt. insofern find ich "alles" bisschen pauschal. wie wärs mit ein paar chirurgischeren breitseiten?

[dinter3]

andererseits macht es einen natürlich stutzig, dass navigator den artikel sehr gut findet...

[Spong]

... woher hast du ihn eigentlich, Nav, wenn du das Mag noch nicht hast?

[Breitschuh]

... woher hast du ihn eigentlich, Nav, wenn du das Mag noch nicht hast?

wie kommste drauf, dass nav irgendwas liest, bevor er anfängt darüber zu pontifizieren?

[navigator]

Sascha hat mir mal den Text vorher geschickt, weil ich ein Sascha Thau Interview gemacht habe.

gruß

[Spong]

Also, meint ihr det Teil auf Seite 8, "Comics"? Also, da habe ich Sascha aber schon polemischer erlebt.

[s.dinter]

det meinen sie. und ich hab sascha schon VEHEMENT polemischer erlebt. kann auch nicht ganz nachvollziehen, welche laus da hate über die leber gelaufen ist...

[L.N. Muhr]

Und seit wann gibt es objektive Artikel, Hate? Jeder Mensch, der über etwas schreibt, schreibt aus seiner Sicht und aus seinem Herzen herraus, sogar, wenn man versucht objektiv zu bleiben.

...was so auch nicht wirklich richtig ist.

ein zusammenfassung der napoleonischen kriege zum zwecke der information dürfte weitgehend objektiv sein, ausser natürlich in der wiedergabe zeitgeschichtlicher quellen.

es gibt auf jeden fall subjektive und objektive schreibe, das sollte mal klar gestellt werden.

ich glaub ich zieh das mag mal auf der lektüreliste nach vorn und begebe mich in die bleiwüste. (teilw. schriftgrösse, schriftart und -kontrast sind bei den texten nicht immer optimal gewählt, seite 8 ist da ein schönes schlechtes beispiel, leider.)

[Breitschuh]

det meinen sie. und ich hab sascha schon VEHEMENT polemischer erlebt. kann auch nicht ganz nachvollziehen, welche laus da hate über die leber gelaufen ist...

ich vermute mal, es war hate nicht polemisch genug. aber hoffen wir, dass er sich selber noch mal meldet.

[Hate]

eigentlich ist es doch nur eine weitere klage, wie furchtbar es dem deutschen comic geht (was mmn immer noch gerechtfertigt ist).
natürlich mutet es dann ein bisschen merkwürdig an, wenn anschliessend erfolgreiche deutsche produktionen genannt werden, diese aber aufgrund des persönlichen geschmacks wieder runtergewertet werden, (...)

zum ende hin läuft es ja auch darauf hinaus, den eigenen comic als tolle alternative zum rest hervorzuheben - werbung also.

Das kann ich unterschreiben.

Ansonsten werden kleine Fürze zu Weltereignissen ernannt ("Der Big Bang fand 2002 in Erlangen statt"), wichtige Verlage werden ignoriert (Gringo), und ausgerechnet den autobiografischen Comics wird vorgeworfen, die politische Wirklichkeit auszusparen, als ob ausgerechnet der Kosmopolit, diese Mischung aus "Die 3 Tage des Condor", "Rambo" und den Filmen von John Woo irgendwie realistisch wäre.

Wenn schon Eigenwerbung, dann doch lieber als Vorwort von Tim Heesch senior.

[Karsten]

...die politische Wirklichkeit auszusparen, als ob ausgerechnet der Kosmopolit, diese Mischung aus "Die 3 Tage des Condor", "Rambo" und den Filmen von John Woo irgendwie realistisch wäre.

Er war zumindest darum bemüht, was die vielen (Zitat-)Verweise und Berichte im ersten Band zeigen - mir persönlich war's damit bekanntlich schon *zu* realistisch...

Grüße!

[L.N. Muhr]

ich würde mich ja gerne zu dem artikel ausführlich und sachlich-argumentativ äussern, aber nachdem ich auf absatz drei gestossen bin, machte sich in meinem kopf ein grosses *gna gna gna* breit, gemischt mit der erkenntnis, dass man eben nicht immer differenzierte betrachtungsweisen erhoffen kann.

um es mal sozial auszudrücken.

dass es zudem im deutschen sprachraum auch noch xoomic und die reddition gibt, scheint sascha entgangen zu sein. die cx ist nicht das letzte, mehr oder weniger nicht oder nicht mehr oder trotz allem doch ernstzunehmende comic-sekundärmagazin.

und ob es ein armutszeugnis ist, wenn man sich um sf-, superhelden- oder ähnlichen stuff kümmert, scheint mir fragwürdig solange künstler wie jason lutes, jason, stan sakai, james kochalka, dave sim, brian bendis und der gleichen mehr dieses feld beackern. sprachliche ungenauigkeit oder schlicht scheuklappen.

ja, ich ahbe den artikel ab absatz drei nur überflogen. diverse sprachliche ungenauigkeiten sind mir trotzdem aufgefallen, aber damit kann ich leben. mit bestimmten aussagen muss ich leben, auch wenn sie weder sachlich noch objektiv noch als polemische überhöhung irgendwie treffend sind.

ach, was red ich. ich habs damals schon zum porno-artikel gesagt, dass ich absofort schreiben kann, was ich will - everybody'll know me for this.

es ist sehr schwer, etwas in den köpfen der menschen zu bewegen, wenn sie sich einmal auf etwas festgelegt haben. das gilt halt auch innerhalb der comicszene.

[s.dinter]

@hate: naja, bleiben wir mal auf dem teppich. erstens erscheint die kolumne in saschas eigenem magazin. da kann er zu weltereignissen machen, was er will (und zwar ganz wie tim heesch sehr , sehr subjektiv). und 2002 war ein kick-off, kein kleiner furz, thankyouverymuch, tatsächlich war es der zeitpunkt, zu dem - vom gefühl her - die indies zusammengerückt sind und gleichzeitig besser verkauften. wenn sascha das, in tateinheit mit seinem bald darauf erscheinenden ersten comic, der, wie mehrfach betont, schweinegut verkauft hat, das als big bang sieht, dann ist er vielleicht **ausnahmsweise ** etwas zu optimistisch, but there you go.

autobiographischen comics vorzuwerfen, sie würden die politische wirklichkeit aussparen, halte ich für durchaus legitim, zumindest bei den beiden genannten mawil und görmann. und, wenn ich mir die autobio-sachen, die mir sonst so gezeigt werden (mappenflut) anschaue, dem rest auch, sag ich mal ganz pauschal. daß der kosmopolit nicht vorgibt, realistisch zu sein; daß sascha oft an seinen eigenen ansprüchen scheitert: das thematisiert er am ende des artikels selbst. "unterhaltungs-dokumentar-zwitter" nennt er den kosmo da z.b.

und das wars? wegen den beiden petitessen regst du dich auf? jeez louise, da steht uns ja noch was bevor...

@stefan pannor: tja, muhr, hättste mal mein gesicht gesehen, als ich deinen 17.50h post gelesen hab - die vorfreude auf deine reaktion auf absatz 3 stand mir ins gesicht gemeisselt anyway, so geht's nun mal, einmal porno, immer porno, lass dir das von einem, ahem, veteranen sagen. und schmeiss nen schwamm drüber, sonst kriegst du' s noch länger zu hören. und, siehstu timmy: am ende deines posts sind sascha und du einer meinung. von ganz anderen startpunkten aus.

[Breitschuh]

im kosmopolit liegt ein feines paradoxon: hate hat natürlich völlig recht, wenn er den Kosmo als unrealistisch bezeichnet. ich persönlich halte kosmo für ein kunstprodukt von extremer artifizieller höhung und stilisierung. die verweise auf eine (vom autor ungelebte) realität sehe ich da als ein wesentliches stilmittel, um die gewünschte stimmung zu erzeugen. realität um der kunst willen. kosmo ist in seinem scheinbar politisch-aufklärerischen gewand alles andere als das: mythisch, nebulös, archetypisch, sagenhaft. gerade das macht kosmo für mich zu einem bemerkenswerten comic.

vielleicht liegt genau da das problem des artikels. denn wo ein interview über geldwäschepraktiken diese spannung realität-fiktion fördert und den mythos kosmo erhöht, zieht ein artikel über comics (weil nachvollziehbarer) den leser eher in seine eigene humdrum existenz zurück. wen kümmern bildgeschichten, wenn einem kugeln um die ohren fliegen? wer kann es wagen, den aussichtslosen kampf david kosmo gegen goliath geheimdienst gleichzusetzen mit den albernen anfechtungen eines deutschen comicschaffenden?

der artikel ist nicht saschas bester. er ist in ordnung. aber er steht am falschen platz.

[Hate]

Schön, dass die Debatte einen so wunderbaren Text wie diesen hervorgebracht hat.

[Ben82]

tja, mein Kosmopolit Magazin ist immer noch mit der Post irgendwo unterwegs, genau wie tausend andere Comics. Aber heut müsste es eigentlich endlich mal ankommen, kann sich nur noch um Stunden drehen. Und dann sag ich auch mal meine Meinung dazu...