Computercolorationen sind was für Leute, die's richtig nicht können!

[Jenny]

Jedenfalls ist das der Tenor, den ich seit 10 Tagen höre...

Komisch, oder? Ich finde Airbrush in Photoshop einfach nur saugeil. Erstmals gucke ich ein von mir coloriertes Bild an und denke nicht: "Jooo, ist ja nicht so viel schlechter als die Pencils...", sondern es gefällt mir sogar besser, und trotzdem höre ich in 80% der Fälle, dass Aquarell besser ist..

Hat das was mit Prestige des jeweiligen Mediums zu tun? Ich selber hatte nie das Gefühl, dass meine Aquarellsachen besonders professionell aussahen ("Aquarelle" sind was anderes). Aber während Kreti und Pleti Photoshop hat und damit coloriert, werden die "natürlichen Medien" als was Tolles und nicht zu toppendes angesehen...

Unter Zeichnern geht es noch. Da erkennen ne Menge Leute an, dass der Rechner eben nicht alles für dich macht, und dass auch Computerkolorationen "Kunst" (siehe Debatte ) sein können. Aber ich weiß jetzt schon, wenn ich Freunden computercolorierte Sachen von mir zeigen werde, dass da lange Gesichter kommen.

Leute, die mit Farben rumkleen, sind Künstler, und Leute, die mit Mäusen klicken, sind Handwerker? Programmierer? Unkreativ?

Merkwürdig, oder? Oder wie man bei SOUP sagt: Faszinierend, nicht wahr?

[happyunau]

sicher sind die leute, die am pc kolorieren auch künstler (ohne eine grundsatzdiskussion auszulösen ) . das größte problem bei dieser weise der koloration sind die vielen filter, die es gibt, und die fähigkeit, etwas rückgängig zu machen. das gibt anderen leuten so das gefühl, dass es so wesentlich einfacher wäre. auch spielt da glaube ich ein punkt mit, das viele leute hier auch teurere graphik-programme benutzt, die der normalo nicht hat und auch nicht braucht. vieles wird dann den programmen anstatt dem künstler zu gesprochen.
es kann natürlich auch an der sicht des computers an sich liegen, mit der ich mich nun nicht beschäftigen will ("dieses neumodische zeug taugt doch zu garnichts" )

[Marko]

Als ich Deinen Titel gelesen habe, bin ich erstmal vom Stuhl gefallen. ^^ ICH werde mich jedenfalls nicht in diesen Tenor einreihen...

Es hängt tatsächlich viel mit Prestige zusammen. Du darst nicht vergessen, dass viele Leute noch mit dem "Handgemacht-ist-besser"-Vorurteil durch die Gegend laufen; wenn dann jemand, der eine handwerkliche Technik so gut beherrscht wie Du, plötzlich zur Technik wechselt, schreien die erst einmal auf. Die Welt ist im Grunde halt konservativ. *g*

Allerdings -- ich empfinde das Kolorieren am PC mit Hilfe eines Graphiktabletts nicht sehr weit entfernt vom Handgemachten.

Wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass Programme wie Photoshop die Möglichkeit bieten, auch ungelernten Kolorierern ein gutes Werkzeug in die Hand zu geben, mit dem sie dann tatsächlich recht schnell brauchbare Ergebnisse erzielen. Um dann von "brauchbar" zu "gut" zu werden, bedarf es aber wiederum eines gewissen Levels von Talent (Farblehre gilt halt am Monitor genauso wie auf Papier).

Langer Rede kurzer Sinn: Lass Dich nicht zu sehr beeinflussen von derartigen Meinungen. Sicherlich, wenn Deine Computer-Kolos auf ein allgmeines Stirnrunzeln stossen und Deine Aquarelle weiterhin hochgelobt werden, solltest Du Dir natürlich schon Gedanken machen. Aber bei Deinem jetzigen Stand der Computer-Kolo hast Du doch auch schon auf diesem Gebiet Komplimente bekommen, richtig? Mein Rat: Pflege Deine Aquarell-Kentnisse, und nutze die Computer-Kolo, wo Du sie einsetzen möchtest.

Ich arbeite sehr viel mit 3D-Programmen, in denen ich Figuren erstelle und animiere. Dennoch macht es einfach Spass, weiterhin den Stift in die Hand zu nehmen, um Figuren auf Papier zu erstellen. Mal ganz abgesehen davon, dass das zwei völlig verschiedene Gebiete sind, wenn auch nicht immer zwingend.

Da ist das eine nicht besser als das andere -- nur eben anders.

[Collector]

Man kann doch nicht so pauschal sagen das Computer- oder Handcolorierung besser ist. Es kommt doch auch immer darauf an ob die Colorierung zum Motiv passt.
Und speziel bei deinen Sachen, Gold, passt die Aquarellcolorierung viel besser. Zumindest meiner Meinung nach. Natürlich kann man mit dem PC auch eine Colorierung erzeugen die genauso wie eine Handcolorierung aussieht. Aber meißt ist es doch so das die Computercolorierung seeeeehr bunt ist.

[Fighting Sausage]

Ich persönlich denke das ist Quatsch, wenn jemand sagt, die Jungs von Avalon, Liquid oder Hi-Fi seien keine Künstler geht mir der Hut hoch, denn diese Leute colorieren teilweise auch per Hand. Auf ihren Sites findet man Drucke der Inks, die mit Prismacolors gemacht wurden und dann erst am PC.

@g7: Schonmal ein Bild mit Polychromos coloriert? Das war etwas, was ich immer sehr passend zu dem Style fand.

Gruß
-jürgen

[Jenny]

Hurra, Provokation geglückt!

FigSau: Polychromos? Kenn ich nicht... klingt nach Prismacolor?

Allgemein:

Der Titel spiegelt natürlich nicht meine Ansicht wieder. Zum Thema rückgängig machen ist mir noch was aufgefallen in den letzten Tagen--ich glaube, dass man mit diesem Rumspielen ne ganze Menge lernen kann.

Bei nem fertigen Aquarellbild dachte ich hinterher oft : Mist. Irgendwas ist falsch. Konnte aber nie sagen, was. Jetzt kann ich den Hintergrund leicht heller machen, die Kleidungsfarben ändern, oder mal gucken, wie die Haut in nem gelberen Ton aussieht... und das so lange, bis es passt. Und beim nächsten Bild passt es dann halt viel schneller.

Trotzdem ist die Zurück-Funktion einfach saupraktisch

[Fighting Sausage]

Polychromos sind die Buntstifte von Faber! Arschgeile Teile.

Gruß
-jürgen

[Marko]

G7... hast mal ein bisschen mit dem "f" herumgespielt?

[Jenny]

"F"?

Wegen der Schrift? Nein, noch nicht... hab heute erstmal Seiten 5-7 geinkt.

[horst]

ich finde, es ist eine frage der exakten definition.

wie häufig werden motive mit dem computer nur "bunt" gemacht.
das ist handwerk und zwar kein küntlerisches. es ist technisches
handwerk. so gibt es keinen grossen unterschied dazu, ob jemand in einer
werkhalle dem nächsten auto per knopfdruck die farbe rot oder grün
gibt.

eine "coloration" beinhaltet eine interpretation der farbe. die aussage
gut oder schlecht ist nicht auf die "färbetechnik" begrenzt. es muss
die interpretation hinzukommen. welche stimmung, welche absicht
wird durch die farbe ausgedrückt?

und hier ist (meiner meinung nach) die gefahr! die programme stellen per
default eine menge farben zur verfügung. man ist viel zu schnell dabei,
die flächen einfach nur zu "füllen". auch mir geschieht dieser umstand.
wenn man jedoch einsatz und wirkungsweise durchdenkt, dann können
selbst einfachste farbflächen ein "aha-erlebniss" hervorrufen.

sollte nun bei der beurteilung die computercolorierung oft schlechter wegkommen,
dann ist man meist dem handwerklichen füllen erlegen.

[Marko]

DREI Seiten an einem Tag koloriert????

*stricksuch*

upps, erst lesen dann schreiben. Geinkt... Na, is trotzdem fix.

[Sascha Thau]

Polychromos= wasserlösliche Buntstifte, sehr weich, sehr farbintensiv und gleichzeit kann man mit Wasser drüber gehen und interessante Effekte erzielen, arschteuer

[Jenny]

Geinkt, Marko, geinkt!

Nee, so pervers schnell bin ich dann doch nicht. Brauch immer noch acht Stunden zum Colorieren einer Seite.

Hmmm... also, wenn mein Mann mich füttert, schaffe ich rein rechnerisch drei an einem Tag...

Horst: Das meinte ich mit "Kreti und Pleti". Ich finde es gradezu unglaublich, von wievielen ein derart teures Programm benutzt wird, die keine Zeichner oder sonstwas sind.... Was machen die den ganzten Tag damit? HTML-Buttons??

Sascha: Was ist der Unterschied zu Aquarell-Buntstiften?

[Marko]

Was machen die den ganzen Tag damit? HTML-Buttons??

Ja, auch dafür kann man Photoshop benutzen.

Viel interessanter ist doch die Frage: Wieso geben soviele Nicht-Zeichner über 1000 Euro für ein derartiges Programm aus? *flöt*

[Sascha Thau]

Keine Ahnung.

[Spong]

Es ist in erster Linie ein Politikum, glaube ich, eine Grundsatzfrage. Die Leute die die Handarbeit hochhalten, werden immer Argumente dafür finden, ich habe auch schon Gitarrenspieler erlebt, die ohne Plektrum spielten weil der Ton dann "natürlicher" und "dynamischer" kommt, und in die Richtung werden auch die Argumente für die Handarbeit gehen.
Es gibt eine bestimmte Reissbrettäsathetik, die sich in Amicomics breit gemacht hat und die wirklich nicht so toll ist, aber wenn man künsterisch mit dem Medium umgeht, kann sich wohl niemand ernsthaft hinstellen und behaupten das eine sei besser als das andere. Die Enstscheidung steht schon vorher im Kopf fest und ist nie objektiv. Ein Politikum, wie gesagt.

[apunktbe]

jau, da hat spong wohl recht...is ne grundsatzfrage, wohl auch ein klischee.
ein künstler hat gefälligst einen pinsel zu gebrauchen, am besten in einem zugigen, dunklen kelleratelier, er sollte ständig ne flasche rotwein zur hand und immer ein haschpfeifchen im mundwinkel haben.. auf parties unmöglich benehmen und sich ab und zu ein ohr abschneiden is auch noch ganz förderlich...
wer aber an einem vergleichsweise sterilen arbeitsplatz ( eben vorm monitor ) sitzt, kann natürlich kein künstler sein...klischeehaftes, pseudo-elitäres cliquendenken, sonst nix !
ich für meinen teil bin ( hoffe ich wenigstens) auch wenn ich mittlerweile fast zu 100 % am rechner coloriere kein reiner flächenfüller, sondern nutze die zeitersparnis, die mir der computer bietet ,dazu, immer mehr details einzuarbeiten.
is handwerk...aber mit liebe gemacht

gruss & gute nacht

[Mel]

@ GoldSeven
Polychromos sind nicht wasserlöslich, ist ja gerade ein Vorteil davon. Sind hervorragende Bundstifte. Lassen sich mit Öl anlösen.

[Spong]

Sind die strahliger als Aquarellstifte?

[Jenny]

NOCH strahliger???

[Karsten]

@spong

Jep - wie Jamiri schon sagt: "Ein Werkzeug gebirt einen Stil - das kann's ja wohl nicht sein." - da hatta nicht ganz unrecht. Am Ende ist mal wieder alles Geschmackssache. Ich kann mit gelackten & durchgelutschten Colorationen selten etwas anfangen - is' mir einfach zu technisch. Sicher auch'ne Kunst, aber so'n "Preacher"-Cover oder einen Bisley z.B. finde ich wesentlich lebendiger, als den Photoshop-Schmierfinger...

Grüße...

[Spong]

Das ist es son bisschen, deine Sachen sind ja n gutes Beispiel für Dynamik aus der Hand.

Aber wenn man es so macht wie G7, erst das Hand-Werk drauf haben und dann auf den Rechner transponieren, ist das schon okay. Den schlechten Namen geben gerade die Leute dies mit der Hand nicht können und das per Computerkoloration gut vertuschen können. Ohne Inspriation! Ohne Vision! Hach! *Handrücken an die Stirn leg*

Ich finde Aquarellstifte gar nicht so strahlig. Ich mach bestimmt was falsch.

[Karsten]

Hm...ich überlege jetzt schon bestimmt seit zwei Minuten, aber mir fällt keine wirklich ungewöhnliche PC-Colorierung irgendeines Zeichners ein. Fred Beltran is' ja auch so'n Jamiri-Spezi, der ist wirklich beeindruckend, aber sonst...*grübel*...

[ADrian]

Ich würde nie sagen, dass es leichter wäre, am Computer zu kolorieren oder zu malen, denn ich weiß es besser... Aber ich finde einfach, dass gekonnte Aquarell-Kolorationen viel besser aussehen und gerade zu fantasy-Comics auch besser passen. Außerdem bin ich mit dem Pinsel eine totale Niete und bewundere es daher umso mehr.

[Zebruin]

Hallo erstmal!

Das G7 nur Kritik einstecken muss, ist doch vorläufig ganz normal! Wenn ein Olypiaschwimmer plötzlich Profifussballer wird, dann schreien ja doch alle auf!
Aber wenn er dann erst mal die Welmeisterschaft gewinnt, dann ist das ja sowieso alles vergessen.

Wußtet ihr, das Bud Spencer Olympiaschwimmer war? (nur so nebenbei).

Im Endeffekt wird kein Mensch sich einen Comic kaufen und denken, daß er in Aquarell besser wäre. Entweder er mag den Comic oder nicht. Ausserdem kommt es ja immer auf den Endkunden an, egal ob Leser oder Auftraggeber. Ganz oft kommen dann doch die Computerfarben besser an, da sie mehr reinknallen.

Wenn ich so wie Karsten malen könnte, dann würde ich meinen Computer mit Sicherheit seltener nutzen, aber meine Zeichnungen sind so schlecht, daß ich die Fehler vertuschen muss und da gehtes mit Photoshop einfach am schnellsten (keiner weiß, was sich hinter dem Lensflare für anatomische Freaks verstecken!)