Ich bekomme viele Anfragen, ob männliche Kängurus auch einen Beutel haben. Da er auch auf meiner Seite nichts dazu gefunden hatte, hat sich Sebastian Braun Anfang 2002 auf die Suche nach einer eindeutigen wissenschaftlichen Erklärung gemacht und einige Leute per Email ausgefragt, die es wohl wissen müssten. Die Ergebnisse stellte er mir zur Verfügung, vielen Dank, Sebastian.
Einige der Angeschriebenen antworteten gar nicht, einige zwar richtig, aber nur ganz knapp oder ausweichend, aber dann gab es doch noch zwei wirklich brauchbare Antworten. Anita Morth vom Zoologischen Institut der Stadt Wien schickte einem Auszug aus einer wissenschaftlichen Arbeit von Prof. Böck:
"Der Beutel (Marsupium) entsteht ontogenetisch aus paarigen Anlagen, die von den Geschlechtswülsten ausgehen, also mit dem Scrotum homolog sind. Er kommt nur den Weibchen zu und ist, im Gegensatz zum Incubatorium der Monotremen, eine persistierende Bildung. Bollinger konnte durch Oestrogenbehandlung bei männlichen Trichosurus die Bildung eines Beutels aus der Scrotalanlage induizieren."
Netterweise lieferte Prof. Dr. Gattermann vom Zoologischen Institut der Universität Halle fast zeitgleich und unabhängig davon eine dem vorigen inhaltlich sehr nahe kommende Erklärung, quasi eine Übersetzung für Nicht-Zoologen:
"Känguruh-Männer haben keinen Beutel, nur die Weibchen. Dieser Brutbeutel entspricht dem Hodensack der Männchen, d.h. beide werden embryonal aus der gleichen Hautfalte gebildet. Interessant ist, dass beide Geschlechter einen paarigen Beutelknochen besitzen, der natürlich nur beim Weibchen den Beutel stützen kann."
Ich Danke vielmals für diese umfassenden Erläuterungen und fasse laienhaft-kurz zusammen: Beim Känguru-Männchen hat sich aus der Anlage zum Brutbeutel im Lauf der Entwicklung ein Eierbeutel gebildet, der aber nicht zu öffnen ist.
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