User Tag List

Seite 3 von 3 ErsteErste 123
Ergebnis 51 bis 67 von 67

Thema: Mm 6

  1. #51
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2001
    Beiträge
    2.729
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Tja, ich muß mich wohl in zwei Punkten korrigieren. In meinem Alter sollte man eben keine großen Reden schwingen, ohne die Primärliteratur zur Hand zu haben.

    Original geschrieben von Kasimir Kapuste
    Was in der Originalfassung auf dem Schild stand, müßte ich erst nachschauen. Aber jedenfalls nix von "Blitzkrieg".
    Tatsächlich heißt es bei Barks:

    BLITZ STUMP REMOVERS
    "WE BLAST WITH CARE"

    Die fragliche Geschichte, "Der russische Rassehund", war in der MM-Erstveröffentlichung anno 1976 um eine halbe Seite gekürzt.
    Das ist vor wie nach richtig, aber das fragliche Bild gehörte gar nicht zu den gekürzten Passagen. Ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, daß der "Alfons Blitzkrieg" erst in der Barks-Library-Fassung aufgetaucht ist. Habe leider weder MM 39/1976 noch TGDD 104 in Griffweite.

    YPSmitGimmick, sag doch mal was! Du hast doch damals detaillierte BL-Fehlerlisten geführt!

  2. #52
    Direktor
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    St. Wendel / Saarland
    Beiträge
    3.806
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Im TGDD 104 ist kein Blitzkrieg zu finden.

  3. #53
    Mitglied
    Registriert seit
    02.2002
    Beiträge
    66
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Re: Kohldampfinsel und Untermenschen

    Wenn man verspätet zu einer interessanten Diskussion eintrifft, ist einerseits das meiste bereits gesagt worden, andererseits kann man wunderbar an schon Vorhandenes anknüpfen und spart sich so eine Menge an eigener Gedankenarbeit:

    Roter Blitz: ein Nazilied
    Das als Vorlage für das Kohldampfinsellied benutzte „Es zittern die morschen Knochen“ stammt von Hans Baumann. In Klaus Bohns „Erika Fuchs Buch“ wird dazu auf Seite 111 vermerkt, dass Baumann es 1932 für die katholische Jugendbewegung verfasst habe. Ich kann die Wahrheit dieser Behauptung nicht nachprüfen, in anderen Quellen wird manchmal auch 1934 als Entstehungsjahr genannt. Überhaupt scheint mir die Stelle im Buch die Bedeutung des Liedes für die Nazibewegung etwas herunterspielen zu wollen, der Hans Baumann (geb. 1914) war eben nicht nur ein harmloser katholischer Jugendbewegter, sondern ist später (was bei Bohn nicht erwähnt wird) in die Reichsjugendführung der HJ aufgestiegen und hat zahllose HJ-Lieder geschrieben. Auch Bohns Bemerkung, dass das Lied „zu den populärsten Kampfliedern des 2. Weltkriegs“ zählte, ist zwar richtig, aber es wurde eben nicht erst ab 1939 gesungen, sondern war bereits vorher fester Bestandteil vor allem des HJ-Liedgutes. Übrigens ist die Zeile „Heute gehört uns Deutschland“ strittig; offenbar hatte Baumann „heute da hört uns Deutschland“ geschrieben, gesungen wurde aber wohl meistens „gehört“. Immerhin, wer sich mit der Vorgeschichte der Nazis beschäftigt hat, weiß, dass es zwischen der Jugendbewegung der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und einigen Teilbereichen der nationalsozialistischen Ideologie eine Grauzone des Übergangs gab und die Nazis viele Elemente der Jugend- und Wandervogelbewegung vor allem für die HJ nutzten.
    Ist es also „ein Nazilied“? Möglicherweise wurde es nicht als solches geschrieben (siehe Bohn), aber zumindest als solches benutzt und verstanden.

    Roter Blitz: wohl eins der übelsten
    Da kann ich nicht zustimmen. Es gibt wirklich Nazilieder, bei denen einem nur noch schlecht wird (Z.B. „Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig usw.“, die weitere Zitierung erspare ich mir), in denen unverhüllt an Mordlust appelliert wird. Wenn man es nur auf der reinen Textebene betrachtet, gehört das Baumann-Lied meiner Meinung nach nicht in diese Kategorie, und damit komme ich - endlich - zur Kohldampfinsel. Ich finde nämlich, dass Erika Fuchs’ verfremdende Benutzung jenes Lieds zwar riskant, aber geglückt ist, und diese Stelle in der „Kohldampfinsel“ erschien mir immer unwiderstehlich witzig, selbst als ich beim ersten Lesen noch gar nicht ahnte, was es mit der Textstelle auf sich hat. Dass der Witz funktioniert, liegt m. E. daran, dass der Text (der Kurzschluss von „heute gehört uns X“ auf „und morgen die ganze Welt“) eben nicht Elemente der Nazi-Ideologie transportiert, sondern zunächst einmal nur den Größenwahn und die Selbstüberschätzung der Sänger. Was hier karikiert wird, ist nicht das Nazitum (die Panzerknacker sind – auch an dieser Stelle in der deutschen Version der „Kohldampfinsel“ - keine Parodie auf die Nazis!), sondern eine menschliche Schwäche, die bereits die alten Griechen kannten und als Hybris bezeichneten: Eine unbegründete Siegeszuversicht, die angesichts eines kleinen, lokal begrenzten Erfolges gleich die ganze Welt aus den Angeln heben und unterwerfen will. Gesteigert wird das in der Lächerlichkeit noch durch die rythmisch aberwitzige Verdoppelung der Silbenzahl bei gleichzeitiger Verkleinerung der jämmerlichen geographischen Ausgangsposition: Von „Deutsch-land“ aus die ganze Welt erobern zu wollen, ist schon lächerlich genug, aber es von der viersilbigen „Kohl-dampf-in-sel“ (wie schaffen es die Panzerknacker eigentlich, dieses Versmaß beim Singen in die Melodie zu pressen?!) aus in Angriff nehmen zu wollen, so irrwitzig wie – in beiden Fällen – zum Scheitern verurteilt.
    Ich stelle mir also vor, dass Frau Dr. Fuchs beim Übersetzen dieser Geschichte sich eben nicht gefragt hat: „Wie kann ich die Nazis verhohnepipeln?“, denn das so etwas nicht geht, wird sie bestimmt gewusst haben, sondern nach einer Vorlage gesucht hat, die die überschäumende Siegeslaune der Panzerknacker kennzeichnet und dabei auf das 1955 im Bewusstsein der meisten Deutschen noch präsente Baumann-Zitat kam, wobei es für den Witz des Kohldampfliedes nicht unbedingt notwendig ist, dass man das Original kennt. Das funktioniert aber nur, weil das Zitat textlich eben nicht die Weltanschauung, den Rassenhass oder die Mordlust der Nazis spiegelt. Auch die Funktion des Liedes spielt dabei vielleicht eine Rolle: Ein HJ-Lied ist schlimm genug, aber es ist eben kein SS- oder SA-Lied. Anders gesagt, um mein obiges Beispiel aufzugreifen: Ein verändertes „Wetzt die langen Messer“ wäre als Panzerknackerlied undenkbar, ebenso wie eine Variation von „Die Fahne hoch“, letzteres weniger wegen seines Textes, sondern vielmehr wegen seiner Funktion als mehr oder weniger offizielle Nazi-Hymne.

    Kasimir Kapuste:
    Mehr Probleme hatte ich mit einer anderen Stelle (wars im "Fluch des Abbadon"?), wo Dagobert meint: "Untermenschen im Untergrund pflege ich unterirdisch zu erledigen."

    An diese Stelle, die ich in der deutschen Fassung leider nicht zur Hand habe, kann ich mich auch dunkel erinnern, und auch an mein Unbehagen beim Lesen (wohl deshalb habe ich die Passage gleich wieder verdrängt). Mit dem Begriff des „Untermenschen“ ist so eindeutig die Erinnerung an die NS-Rassenlehre und deren Konsequenz, den industriellen Massenmord in Todeslagern, verknüpft, dass sich jede Anspielung in einem Disney-Comic von selber verbieten sollte: Was soll hier eigentlich parodiert oder karikiert werden und zu welchem Zweck? Einem Onkel Dagobert diesen Begriff in den Mund zu legen, ist derart out-of-character und out-of-Entenhausen, dass bei einem Neuabdruck diese Stelle angepasst werden sollte. In Barks’ Entenhausen gibt es keinen völkischen Rassismus.

    Um es abschließend allgemein zu sagen: Dass man in einer Disney-Übersetzung die NS-Zeit oder NS-Sprache parodieren oder karikieren könne, halte ich wie Roter Blitz für problematisch, wenn nicht gar unmöglich. In einem Disney-Comic „satirische Seitenhiebe“ auf die Nazis oder deren Sprachgebrauch unterbringen zu wollen, ist – finde ich - verfehlter aufklärerischer Ehrgeiz. Zwischen der der insgesamt eher menschen- und entenfreundlichen Barksschen Utopie Entenhausens und dem, wofür die Nazis stehen und was sie taten, klafft ein unüberbrückbarer Abgrund. Als 1934 der Satiriker Karl Kraus begründete, weshalb seine Zeitschrift „Fackel“ nicht mehr erscheine, schrieb er: „Weil mir zu Hitler nichts einfällt.“, womit er meinte (das ist nicht meine private Interpretation, sondern Kraus führte das im selben Aufsatz noch ein paar hundert Seiten weiter aus), dass mörderische Unmenschlichkeit nicht von Satire und Parodie, die es ja mit menschlichen/allzumenschlichen Dingen zu tun haben, zu bekämpfen ist. Ich glaube, dass diese Haltung, die nicht aus ängstlicher „political correctness“, sondern aus ethischer Einsicht erwächst, einiges für sich hat, auch wenn mittlerweile sechs oder mehr Jahrzehnte vergangen sein mögen: Die Nazis waren nun mal keine liebenswert-fröhlichen Spitzbuben, sondern haben ein paar Millionen Menschenleben auf dem Gewissen.

    Wo eine aus der Nazizeit stammender Redewendung sich bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch gehalten hat, kann sie unter Umständen in einer Übersetzung verwendet werden, letztendlich wird es dabei immer auf den konkreten Einzelfall ankommen, im Zweifelsfall sollte man es aber wohl lieber vermeiden; wie das Beispiel des „Untermenschen“-Zitats zeigt, konnte selbst Frau Dr. Fuchs hier fehlgreifen.
    Geändert von Silvio (10.02.2002 um 19:03 Uhr)

  4. #54
    Mitglied
    Registriert seit
    06.2000
    Ort
    Rhein-Main-Gebiet
    Beiträge
    815
    Mentioned
    1 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    @Silvio: einfach nur Klasse Dein Beitrag. Selten soviel gelernt wie eben aus diesem Beitrag hier im CF.

  5. #55
    Mitglied
    Registriert seit
    10.2001
    Ort
    Raum Stuttgart
    Beiträge
    497
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Mit etwas Phantasie könnte man auch den Vater Daniel Düsentriebs, Dankwart Düsentrieb hier einordnen. Denn Dankwart war der Nachname einer Frau, die in Schutzhaft kam, nachdem sie an den Gräbern von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Blumen abgelegt hat.

  6. #56
    Mitglied
    Registriert seit
    04.2000
    Ort
    Christkinddorf
    Beiträge
    2.210
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    @Silvio: Schön, dass du wieder da bist.

    Christian

  7. #57
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2000
    Ort
    Zwickau
    Beiträge
    233
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Re: Re: Kohldampfinsel und Untermenschen

    Erstmal schön, daß du wieder da bist, aber wieso hast du denn deinen Nick geändert? Warum hast du eigentlich beim TGDD aufgehört?

    Original geschrieben von Silvio
    Roter Blitz: ein Nazilied

    [Geschichte des Liedes]
    Wow, wirklich interessant, diese Hintergrundinformationen, du scheinst dich ja sehr gut mit dem Thema auszukennen.

    Ist es also „ein Nazilied“? Möglicherweise wurde es nicht als solches geschrieben (siehe Bohn), aber zumindest als solches benutzt und verstanden.

    Roter Blitz: wohl eins der übelsten
    Da kann ich nicht zustimmen. Es gibt wirklich Nazilieder, bei denen einem nur noch schlecht wird (Z.B. „Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig usw.“, die weitere Zitierung erspare ich mir), in denen unverhüllt an Mordlust appelliert wird. Wenn man es nur auf der reinen Textebene betrachtet, gehört das Baumann-Lied meiner Meinung nach nicht in diese Kategorie,
    Genau, deshalb ist es auch legitim diesen Text zu verwenden denke ich, Nazilied ist halt nicht gleich Nazilied, das andere von dir genannte Beispiel wäre natürlich unakzeptabel.

    Dass der Witz funktioniert, liegt m. E. daran, dass der Text (der Kurzschluss von „heute gehört uns X“ auf „und morgen die ganze Welt“) eben nicht Elemente der Nazi-Ideologie transportiert, sondern zunächst einmal nur den Größenwahn und die Selbstüberschätzung der Sänger. [...] Gesteigert wird das in der Lächerlichkeit noch durch die rythmisch aberwitzige Verdoppelung der Silbenzahl bei gleichzeitiger Verkleinerung der jämmerlichen geographischen Ausgangsposition: Von „Deutsch-land“ aus die ganze Welt erobern zu wollen, ist schon lächerlich genug, aber es von der viersilbigen „Kohl-dampf-in-sel“ (wie schaffen es die Panzerknacker eigentlich, dieses Versmaß beim Singen in die Melodie zu pressen?!) aus in Angriff nehmen zu wollen, so irrwitzig wie – in beiden Fällen – zum Scheitern verurteilt.
    Ob es auch als Anspielung auf das dritte Reich gedacht war, kann ich im Moment nicht beurteilen - habe die Geschichte im Moment auch gar nicht vor mir - aber was du über das Versmaß sagst, stimmt in der Tat. Mir wäre es vorher gar nicht aufgefallen, wieso diese Stelle so witzig klingt, aber genau durch die hohe Anzahl der Silben wirkt das Ganze noch lächerlicher und überzogener. Deshalb denke ich auch, daß hier das Hauptaugenmerk von Frau Fuchs wohl nicht auf der Nazianspielung sondern an der Komik der Situation lag, die zeitlos und ohne Hintergrundwissen genauso vorhanden ist und diese Szene erst richtig witzig macht.

    Kasimir Kapuste:
    Mehr Probleme hatte ich mit einer anderen Stelle (wars im "Fluch des Abbadon"?), wo Dagobert meint: "Untermenschen im Untergrund pflege ich unterirdisch zu erledigen."

    An diese Stelle, die ich in der deutschen Fassung leider nicht zur Hand habe, kann ich mich auch dunkel erinnern, und auch an mein Unbehagen beim Lesen (wohl deshalb habe ich die Passage gleich wieder verdrängt). Mit dem Begriff des „Untermenschen“ ist so eindeutig die Erinnerung an die NS-Rassenlehre und deren Konsequenz, den industriellen Massenmord in Todeslagern, verknüpft, dass sich jede Anspielung in einem Disney-Comic von selber verbieten sollte:
    Das finde ich - wie ich ja auch schon gesagt habe - ebenfalls, hier ist es keinesfalls eine subtile Anspielung, sondern wirkt in der Tat etwas geschmacklos. Ich könnte mir aber vorstellen, daß Frau Fuchs hier vielleicht gar nicht mal an die Bedeutung des Wortes gedacht hat, sondern vielmehr bloß Wortwitz durch das dreifache "unter" erzeugen wollte, der ja auch durchaus vorhanden ist, würde man nicht bei diesem Wort (vor allem in der Kombination mit "entledigen") halt andere Assoziationen im Kopf haben. Trotzdem denke ich nicht, daß man ihr deshalb vorwerfen sollte mit dem Naziregime zu sympathisieren, wahrscheinlich hat sie den Begriff nur etwas leichtfertig eingesetzt.

    Um es abschließend allgemein zu sagen: Dass man in einer Disney-Übersetzung die NS-Zeit oder NS-Sprache parodieren oder karikieren könne, halte ich wie Roter Blitz für problematisch, wenn nicht gar unmöglich. In einem Disney-Comic „satirische Seitenhiebe“ auf die Nazis oder deren Sprachgebrauch unterbringen zu wollen, ist – finde ich - verfehlter aufklärerischer Ehrgeiz.
    Das sehe ich immer noch anders. Wenn man es geschickt macht und nicht das Hauptaugenmerk darauf legt, sondern es eher als versteckte kleine Anspielung einbaut, ist es glaube ich sehr gut möglich. Gerade die Nazis bieten soviel Möglichkeiten ins Lächerliche gezogen zu werden, was sie ja teilweise selber schon gemacht haben. Wenn man sich so einige Reden Hitlers anhört oder auch gerichtliche Prozesse gegen Regimegegner, kann man sich oft ein Lachen nicht verkneifen. Auch wenn einen das vielleicht im Halse stecken mag, wenn man an das Geschehen zurückdenkt.

    Zwischen der der insgesamt eher menschen- und entenfreundlichen Barksschen Utopie Entenhausens und dem, wofür die Nazis stehen und was sie taten, klafft ein unüberbrückbarer Abgrund.
    Vielleicht entsteht ja auch teilweise durch diesen Kontrast eine gewisse Komik?

    Als 1934 der Satiriker Karl Kraus begründete, weshalb seine Zeitschrift „Fackel“ nicht mehr erscheine, schrieb er: „Weil mir zu Hitler nichts einfällt.“, womit er meinte (das ist nicht meine private Interpretation, sondern Kraus führte das im selben Aufsatz noch ein paar hundert Seiten weiter aus), dass mörderische Unmenschlichkeit nicht von Satire und Parodie, die es ja mit menschlichen/allzumenschlichen Dingen zu tun haben, zu bekämpfen ist.
    Ich denke mal, daß das nicht richtig ist, da die Nazis wie gesagt sehr viel Angriffsfläche bieten. Das ist teilweise ja schon damals in Filmen parodiert worden, man denke nur an Klassiker wie Chaplins "The Great Dictator" oder Lubitschs "To Be or Not to Be". Das ist ja nicht respektlos gegenüber dem Grauen der damaligen Zeit gemeint, man sollte seinen Humor bloß nie verlieren und Humor ist auch eine durchaus geeignete Metode um solche Dinge zu verarbeiten. Satire muß ja auch nicht zwingend etwas verändern, das ist wohl auch zuviel verlangt. Wenn sie vielleicht ein paar Leute zum Nachdenken anregt oder das Geschehene in Erinnerung ruft, ist es schon gut, einen gestandenen Nazi wird sie schwer abbringen können (selbst wenn es vielleicht nur ein jugendlicher Mitläufer ist - aber der liest sicher eh keine MM ).

    Ich glaube, dass diese Haltung, die nicht aus ängstlicher „political correctness“, sondern aus ethischer Einsicht erwächst, einiges für sich hat, auch wenn mittlerweile sechs oder mehr Jahrzehnte vergangen sein mögen: Die Nazis waren nun mal keine liebenswert-fröhlichen Spitzbuben, sondern haben ein paar Millionen Menschenleben auf dem Gewissen.
    Aber auch durch Satire kann man soetwas in Erinnerung behalten und nicht in Vergessenheit geraten lassen. Ich denke, das ist durchaus legitim, obwohl oder auch gerade weil die Taten der Nazis besonders schrecklich waren.

    Wo eine aus der Nazizeit stammender Redewendung sich bis heute im allgemeinen Sprachgebrauch gehalten hat, kann sie unter Umständen in einer Übersetzung verwendet werden, letztendlich wird es dabei immer auf den konkreten Einzelfall ankommen, im Zweifelsfall sollte man es aber wohl lieber vermeiden; wie das Beispiel des „Untermenschen“-Zitats zeigt, konnte selbst Frau Dr. Fuchs hier fehlgreifen.
    Ja, das hätte sie besser vermieden. In einer neuen Veröffentlichung der Story, z.B. in der MM, sollte man es vielleicht wirklich editieren, Frau Fuchs hat ja selber ihre Texte auch öfters überarbeitet. In Veröffentlichungen wie der Barks Library sollte sie aber aus Originalitätsgründen beibehalten werden.

    CU
    BobaFett

  8. #58
    Mitglied
    Registriert seit
    02.2002
    Beiträge
    66
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Lieber BobaFett,
    eigentlich bin ich grade viel zu müde, um noch tiefschürfend auf deinen Beitrag zu antworten, aber ein Missverständnis muss ich jetzt doch noch korrigieren:

    Trotzdem denke ich nicht, daß man ihr deshalb vorwerfen sollte mit dem Naziregime zu sympathisieren, wahrscheinlich hat sie den Begriff nur etwas leichtfertig eingesetzt.

    Ich hoffe, du hast nicht den Eindruck gewonnen, ich hätte ihr so etwas unterstellt? Mein Argument ist nur, dass solche eindeutigen Anspielungen in Barks' Kosmos nichts verloren haben; sie sind dort ein Fremdkörper. Das ist mein Standpunkt, aber damit habe ich nichts über die politische Haltung von Leuten gesagt, die das anders sehen
    Barks war in seinen Geschichten überaus diskret, wenn es um reale Politik und Geschichte ging: Hin und wieder gibt es kleine Hinweise, aber es ist nie möglich, daraus genaue Schlüsse zu ziehen, was in der Welt um Entenhausen herum denn nun *wirklich* geschah. (Ich weiß, "Mein Kampf" auf der Müllkippe! Aber das ist eine Ausnahme. So ein Statement würde an Gewicht verlieren, wenn Barks in jeder zehnten Geschichte eine Müllkippe mit Hitlerbüchern zeichnen würde.)
    Zum Beispiel in der Geschichte "Der Selbstschuss": Donald fragt Onkel Dagobert, wie es denn mit dem Pulver stehe, und Onkel Dagobert antwortet, er habe die Kanone frisch geladen nach dem Krieg gekauft. Donald: "*Which war?" Dagobert (ärgerlich): "The Boer war! Don't be so doggoned dumb!"
    Wir sehen nicht, was Donalds Reaktion in genau diesem Moment ist, im darauffolgenden Panel ist er bereits auf dem Weg zur Tür, mit etwas nach oben verdrehten Augen. Die Geschichte wurde 1951 geschrieben, sollten sich unter den CF-Besuchern auch Nichtmilitaristen befinden, sei noch angefügt, dass der Burenkrieg damals fast genau ein halbes Jahrhundert zurücklag. Wenn der Burenkrieg wirklich der letzte Krieg war, der im Entenhausener Universum stattgefunden hatte, hat diese Passage keine Pointe und Donald wäre einfach begriffstutzig.
    Wir lesen es aber so, dass es ein Beleg für Dagoberts Geiz ist, wenn er eine seit fünfzig Jahren geladene Kanone in seinem Büro stehen hat und diesen langen Zeitraum, einen weiteren Beweis für seinen Geiz, anfänglich mit einem "right after the war" zu vertuschen sucht und erst auf Donalds Nachfrage mit der vollen Wahrheit herausrücken muss (Ist er deshalb ärgerlich?). Wenn das so ist, muss Donalds Frage "Which war?" also berechtigt sein und nach dem Burenkrieg muss es noch weitere Kriege gegeben haben. Aber welche? Und weshalb werden sie nie explizit erwähnt? Würde Donald 1951 wirklich "Which war?" gefragt haben, wenn es in Entenhausen einen Zweiten Weltkrieg gegeben hätte, der gerade erst 6 Jahre zurücklag?

  9. #59
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2000
    Ort
    Zwickau
    Beiträge
    233
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Original geschrieben von Silvio
    Lieber BobaFett,
    eigentlich bin ich grade viel zu müde, um noch tiefschürfend auf deinen Beitrag zu antworten,
    Klar, mußt du ja jetzt auch nicht...

    aber ein Missverständnis muss ich jetzt doch noch korrigieren:

    Trotzdem denke ich nicht, daß man ihr deshalb vorwerfen sollte mit dem Naziregime zu sympathisieren, wahrscheinlich hat sie den Begriff nur etwas leichtfertig eingesetzt.

    Ich hoffe, du hast nicht den Eindruck gewonnen, ich hätte ihr so etwas unterstellt? Mein Argument ist nur, dass solche eindeutigen Anspielungen in Barks' Kosmos nichts verloren haben; sie sind dort ein Fremdkörper. Das ist mein Standpunkt, aber damit habe ich nichts über die politische Haltung von Leuten gesagt, die das anders sehen
    Sorry, ich wollte gar nicht sagen, daß du ihr das unterstellst, das ist wohl falsch rübergekommen. Ich bezog mich dabei auf ein früheres Posting in diesem Thread, ich glaube von Blitz, in dem es darum ging...

    Barks war in seinen Geschichten überaus diskret, wenn es um reale Politik und Geschichte ging: Hin und wieder gibt es kleine Hinweise, aber es ist nie möglich, daraus genaue Schlüsse zu ziehen, was in der Welt um Entenhausen herum denn nun *wirklich* geschah.
    Klar, Barks hat selber mal etwas in der Art gesagt, Politik sei langweilig und würde Kinder nicht interessieren, weshalb er nicht darüber schreibe. Vielleicht hat ja jemand das genaue Zitat. Aber kleine subtile Anspielungen in der Übersetzung finde ich schon ok, solange sie den Inhalt nicht abändern und in eine andere Richtung lenken. Die Story an sich ändert sich ja dadurch dann nicht.

    CU
    BobaFett

  10. #60
    Mitglied
    Registriert seit
    07.2001
    Beiträge
    564
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Nur eins noch von meiner Seite:

    > Wenn man sich so einige Reden Hitlers anhört
    > oder auch gerichtliche Prozesse gegen Regimegegner,
    > kann man sich oft ein Lachen nicht verkneifen.

    Wer sich das Lachen nicht verkneifen kann, wenn er Freisler gegen die Männer des 20. Juli toben hört und sieht, der lebt auf einer *sehr* anderen Welt als ich. Nehme mal an, du hast an diese Bilder nicht gedacht, BobaFett.

  11. #61
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2000
    Ort
    Zwickau
    Beiträge
    233
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Original geschrieben von RoterBlitz
    Nur eins noch von meiner Seite:

    > Wenn man sich so einige Reden Hitlers anhört
    > oder auch gerichtliche Prozesse gegen Regimegegner,
    > kann man sich oft ein Lachen nicht verkneifen.

    Wer sich das Lachen nicht verkneifen kann, wenn er Freisler gegen die Männer des 20. Juli toben hört und sieht, der lebt auf einer *sehr* anderen Welt als ich.
    Wirklich toll, wenn einige Leute gleich beleidigend werden (und u.a. auch noch andeuten, Frau Fuchs könnte mit dem Nazi-Regime sympathisieren, wozu es sicherlich deutlicherer Hinweise bedarf, als Anspielungen in Comic-Übersetzungen, bei denen noch nicht einmal sicher ist, ob sie überhaupt Anspielungen sind, geschweige denn, wie sie gemeint waren - aber das nur nebenbei)... aber ich weiß ja andererseits auch nicht in welcher Welt du lebst. Jedenfalls waren die Aufnahmen der Prozesse, die ich gesehen habe, eher Karikaturen von Prozessen, da der Richter die Angeklagten lauthals angeschrien ("Sie sind ja ein schäbiger Lump") und nichtmal richtig zu Wort kommen lassen hat. Mit einer Gerichtsverhandlung hatte das nichts mehr zu tun und wirkt aus heutiger Sicht unfreiwillig komisch - auf der anderen Seite natürlich auch sehr tragisch, aber du hast mich natürlich auch (absichtlich?) nur halb zitiert: "Auch wenn einem das vielleicht im Halse steckenbleiben mag, wenn man an das Geschehen zurückdenkt."

    Trotzdem ist es quatsch zu sagen, man darf über solche Dinge nicht lachen, wie gesagt gibt es sogar große Filmklassiker, die sich über die Nazis lustig machen. Das ist das gleiche wie nach dem 11. September, als man von überall mit überzogener & teilweise heuchlerischer Anteilnahme zugeschüttet wurde. Zugegeben - am 11. September selber konnte ich über Späße wie das WTC bei ebay anzubieten auch nicht lachen und fand es etwas geschmacklos, aber trotzdem sollte man, nein, DARF man sich seinen Humor nicht nehmen lassen.

    Übrigens wird inzwischen in Hollywood schon an einer Verfilmung des 11. Septembers gearbeitet - natürlich von Popcornkino-Spezialist Jerry Bruckheimer, der schon "Pearl Harbor" verbrochen hat - und ich bin mir sicher, daß sich in vielleicht einem Jahr viele, die damals ihre Homepages geschlossen und was-weiß-ich-alles getan haben, im Kino herzlichst über das Actionspektakel amüsieren werden. Soviel zur Doppelmoral... Aber ich bin etwas vom Thema abgekommen, sorry.

    CU
    BobaFett

  12. #62
    Mitglied
    Registriert seit
    07.2001
    Beiträge
    564
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Lieber BobaFett,

    okay, du bist beleidigt, aber war ich wirklich beleidigend. Ich dachte eigentlich, ich hätte es fertiggebracht, mich vom Gelächter über Volksgerichtshofprozesse so scharf wie möglich zu distanzieren, gerade ohne beleidigend zu werden. (Ich habe tatsächlich kurz daran gedacht, aber das hätte dann anders ausgesehen.)
    Hätte ich irgendwann etwa gesagt "Wer gerne Formel-1-Rennen sieht, lebt in einer anderen Welt als ich", wärst du (als Formel-1-Fan) ja auch nicht sauer gewesen. Hättest halt gedacht, was'n Arsch. Fühlst du dich in unserem aktuellen Fall durch meine Bemerkung in eine Ecke gestellt, in der du gar nicht stehen möchtest? Aber es ist doch deine selbst definierte Ecke - und ich habe nur gesagt, dass ich da nicht hingehöre.

    Bitte nichts für ungut :-) Vielleicht kann ich, um etwas besser verstanden zu werden, noch anfügen, dass gerade Freisler -- noch vor den Hitlers, Himmlers etc. - mein schlimmstes, fast körperlich erfahrbares Nazi-Hassbild ist.

    Zu Frau Fuchs noch: Ich habe sie nicht des Nazi(sympathisanten)tums geziehen; wenn man allerdings das, was ich sagte so auslegen will, muss ich's hinnehmen. Ich darf's vielleicht noch mal von einer anderen Seite angehen: Von den mir persönlich bekannten Leuten aus Frau Fuchs' Generation, die ich schätz(t)e, hätte keine(r) diese Sprechblase verzapft. Und das ist gut so. Und auch in dieser Einschätzung weiche ich keinen Fußbreit zurück.

    Ich hätte mich nie auf so eine Debatte in diesem Kontext hier einlassen sollen bzw. sie nicht mit vom Zaun brechen. Deshalb ist dies nun auch wirklich mein allerletztes Wort dazu. Der Praktiker Ungewitter hat schon recht, dass er die Segel streicht, wenn's ernsthaft wird.

    Hear U
    (in a different context)

  13. #63
    Direktor
    Registriert seit
    08.2000
    Ort
    St. Wendel / Saarland
    Beiträge
    3.806
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ohne mich einmischen zu wollen noch kurz ein oder 2 Sätze dazu

    Original geschrieben von RoterBlitz


    war ich wirklich beleidigend.



    Original geschrieben von RoterBlitz

    was'n Arsch.
    Also ich mag den Blitz.


    Original geschrieben von RoterBlitz

    Der Praktiker Ungewitter hat schon recht, dass er die Segel streicht, wenn's ernsthaft wird.
    Siehst mal, ich weiß , warum ich politische Diskussionen (obwohl das hier ja viel weiter geht) vermeide


    Original geschrieben von RoterBlitz


    Hear U
    (in a different context)
    Jetzt fängst Du auch noch an

  14. #64
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2000
    Ort
    Zwickau
    Beiträge
    233
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Original geschrieben von RoterBlitz
    Hätte ich irgendwann etwa gesagt "Wer gerne Formel-1-Rennen sieht, lebt in einer anderen Welt als ich", wärst du (als Formel-1-Fan) ja auch nicht sauer gewesen. Hättest halt gedacht, was'n Arsch. Fühlst du dich in unserem aktuellen Fall durch meine Bemerkung in eine Ecke gestellt, in der du gar nicht stehen möchtest? Aber es ist doch deine selbst definierte Ecke - und ich habe nur gesagt, dass ich da nicht hingehöre.
    Klar, aber es hörte sich so an, als ob du mir unterstellen würdest, ich würde die Verbrechen von damals nicht ernstnehmen oder sogar meinen Spaß am Leiden der Opfer haben. Das ist schon etwas anderes als Formel 1-Rennen, vor allem da es in Deutschland immer noch ein Reizthema ist.

    Bitte nichts für ungut :-) Vielleicht kann ich, um etwas besser verstanden zu werden, noch anfügen, dass gerade Freisler -- noch vor den Hitlers, Himmlers etc. - mein schlimmstes, fast körperlich erfahrbares Nazi-Hassbild ist.
    Klar, das verstehe ich, ich will ja auch keinen Streit anfangen.

    Zu Frau Fuchs noch: Ich habe sie nicht des Nazi(sympathisanten)tums geziehen; wenn man allerdings das, was ich sagte so auslegen will, muss ich's hinnehmen.
    Hörte sich für mich so an, aber das bezog sich ja auch nur auf einen Satz, vielleicht meintest du es anders.

    Ich darf's vielleicht noch mal von einer anderen Seite angehen: Von den mir persönlich bekannten Leuten aus Frau Fuchs' Generation, die ich schätz(t)e, hätte keine(r) diese Sprechblase verzapft. Und das ist gut so. Und auch in dieser Einschätzung weiche ich keinen Fußbreit zurück.
    Das kann schon sein, aber man muß bedenken, daß jeder mal einen Fehler macht und vielleicht war sie nur etwas unbedacht bei der Formulierung. Andererseits kann es ja sogar durchaus sein, daß sie mit den Nazis sympathisierte. Ich glaube das zwar nicht, aber ich kenne sie ja auch gar nicht persönlich. Aus dieser Übersetzung kann man das aber nicht herausdeuten.

    Ich hätte mich nie auf so eine Debatte in diesem Kontext hier einlassen sollen bzw. sie nicht mit vom Zaun brechen. Deshalb ist dies nun auch wirklich mein allerletztes Wort dazu. Der Praktiker Ungewitter hat schon recht, dass er die Segel streicht, wenn's ernsthaft wird.
    Ja, vielleicht sollten wir doch aufhören, bevor wir uns gegenseitig in Streifen reißen. Ist aber auch andererseits ein interessantes Thema.

    CU
    BobaFett
    Geändert von BobaFett (14.02.2002 um 22:23 Uhr)

  15. #65
    Mitglied
    Registriert seit
    08.2001
    Beiträge
    938
    Mentioned
    0 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)
    Ich finde es darf ruhig auch hier mal ernsthaft werden, wenn ein entsprechendes Thema ansteht. Man muss schließlich nicht die ganze Zeit Blödsinn reden.
    Jetzt hab´ich nochmal wegen der Blitzkrieg-Stelle nachgeschaut und weder im TGDD, noch in MM39/76 die Aufschrift gefunden. Das scheint nur in der Barks Library verändert worden zu sein. Und das nennen sie dann "redaktionell bearbeitet"! Ich bin gar nicht sicher, ob Frau Fuchs da ihre Finger im Spiel hatte.
    Na wenigstens heißt der Herr Blitzkrieg jr. Alfons und nicht Adolf mit Vornamen.

  16. #66
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2001
    Beiträge
    2.729
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Hart wie Stahl

    Verzeiht mir schon, daß ich diese Diskussion noch mal aus dem Sumpf des Vergessens hole ... irgendwie war mir doch so, als hätte Frau Dr. Fuchs das HJ-Motto längst irgendwo verwurstet. Und siehe da, im "Fundevogel" (WDC 240, deutsch in MM 20/61 und TGDD 29) heißt es: "Die Falknerei Sturmhelm erwartet, daß ihre Jungfalken schnell wie der Blitz, hart wie Stahl und tollkühn wie die Teufel sind."

    Damit ist Julia Heller hoffentlich endgültig rehabilitiert.

    Was die generelle Übersetzungskritik anbelangt ...: Ob ein an Fuchs angelehnter Stil noch zeitgemäß ist, weiß ich nicht. Ich wage allerdings mal die Behauptung (gilt übrigens genauso für die Originaltexte von Barks und meinetwegen auch Rosa), daß gerade ihre Methode, sich stilistisch NICHT ausschließlich an die jüngere Zielgruppe zu wenden, den Ewigkeitswert ihrer Texte ausmacht. Der Denkansatz, durch eine flotte, jugendmäßige Schreibe Leser zu gewinnen, mag sich kurzfristig auszahlen, wirkt aber auf lange Sicht fatal auf die Leserbindung. Das ist keine Polemik, das ist einfach eine Tatsache.

    Soll natürlich nicht heißen, daß Jugendsprache generell verboten wäre - Frau Fuchs hat prägnante Sprachentwicklungen ja auch nie verschmäht. Und ich fand es sehr amüsant, wie Herr Daibenzeiher in der letzten Rosa-Story den angesagten Slang der Neffen als Aufhänger zu einer Art Generationskonflikt genommen hat - wobei ich natürlich nicht weiß, inwieweit er sich dabei der Textverfälschung schuldig gemacht hat ... Aber das ist ein anderes Thema.

  17. #67
    Mitglied
    Registriert seit
    09.2001
    Beiträge
    2.729
    Mentioned
    5 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Re: Re: Hart wie Stahl

    Original geschrieben von Nimmermehr
    Wie belegst du die Behauptung mit der "Leserbindung"? Ist die nennenswert im Bereich Disney-Comics überhaupt vorhanden? In der MM werden doch alle Schaltjahre die Gimmicks wiederholt, weil dann eine komplett neue Lesegeneration nachgewachsen ist.
    Muß ich das belegen? Selbstverständlich ist eine Tradition da, gerade im Disney-Bereich. Eine inzwischen rund 70jährige Tradition. So was setzt man doch nicht durch einfache Zielgruppenorientierung aufs Spiel.

    Wenn die Kids von heute erwachsen sind, welche Comics kaufen sie dann ihren Kindern? Doch wohl diejenigen, die ihnen positiv im Gedächtnis geblieben sind. Mir sind aus meiner Kindheit vor allem die Fuchs-Texte in Erinnerung geblieben. Und das hat etwas mit ihrem (oberflächlich betrachtet) wenig kindgerechten Sprachreichtum zu tun.

    Oder auch: Wie viele der gängigen RTL-Sendeformate werden die nächsten zwei Jahre überleben? Ich erinnere auch an die Diskussion zur Übersetzung von "Asterix und Latraviata" ...

Seite 3 von 3 ErsteErste 123

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •