Habe gerade im Gunfighter-Thread wieder Unmutsbekundungen darüber gelesen, dass Fortsetzungen teilweise Jahre brauchen. Donovan zum Beispiel nimmt so etwas zum Anlass, Serien auszusortieren und sich mehr und mehr von Frankobelgischem abzuwenden. Das lese ich immer wieder. Die Rettung scheint für Ungeduldige in den USA zu liegen, wo man die Uhr danach stellen kann, wann das nächste Heft einer Reihe erscheint, so zuverlässig werden Reihen dort in den allermeisten Fällen fortgesetzt.

Für mich ist gerade das ja eher abtörnend. Ich habe ohnehin schon keine große Liebe zur us-amerikanischen Arbeitsmoral, und die Vorstellung, dass da immer ein Haufen Kunsthandwerker*innen möglichst reibungslos marktgenau produzieren, irritiert mich. Ich lebe tatsächlich viel lieber mit unvorhersagbaren Wartezeiten, Serienabbrüchen, Fragmenten, wo man das Drama -- die Streitereien, die Befindlichkeiten und das Ego der Künstler*innen, die Intrigen, die Krankheiten, das Unvermögen, das Menschliche -- hinter den Kulissen auch noch irgendwie als Hintergrundrauschen mitbekommt. Für mich am legendärsten die 8-jährige Pause in einer meiner absoluten Lieblingsserien, Cyann von Francois Bourgeon, weil er und sein Co-Szenarist gegen Flammarion geklagt haben. Der Konzern hatte Castermann, Bourgeons Verlag, aufgekauft, und die Autoren wehrten sich dagegen, dass ihre Werke nun in einem Verlag erscheinen sollten, mit dem sie keinerlei Verinbarungen getroffen hatten. So sehr ich nach der Fortsetzung gierte, so sehr habe ich das damals abgefeiert, und ich wäre Bourgeon als Fan auch treu geblieben, wenn er die Serie wegen dieses Streits nicht mehr fortgesetzt hätte.

Aber wahrscheinlich bin ich da komisch. Aber ich bekomme immer einen seltsamen Eindruck, wenn Leute, die doch eigentlich Kunst machen sollen -- auch wenn es nur die neunte ist, und auch wenn ich Vieles, was im Comicbereich erscheint, nicht gleich als Kunst bezeichnen würde, nur weil es gezeichnet ist --, am Ende vor allem "liefern". Das ist in meinen Augen einfach nicht ihr Job.