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  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Primordial von Lemire / Sorrentino




    The Dark Side of the Moon. Die dunkle Seite des Mondes. Die Abgründe der menschlichen Seele. Zeit, Geld, Kriegswahnsinn als anonyme Machtstrukturen. Kommt mir doch bekannt vor, wird der ein oder andere Musikfan jetzt einwerfen. Richtig. Pink Floyd. Ist aber schon etwas länger her. 1973. Und die naheliegende Frage, die sich anschließt: Was hat das alles mit Primordial zu tun?



    Wenn ich ehrlich bin, ich weiß es auch nicht so genau. Lemire, der verdientermaßen hochgelobte Autor, und Sorrentino, der von mir ebenfalls sehr geschätzte Künstler, werden sich schon etwas dabei gedacht haben, wenn sie uns in leicht abgewandelter Form das Cover des gleichnamigen Albums auf Seite 27 des Comics präsentieren. Es zeigt vor schwarzem Hintergrund die Brechung eines weißen Lichtstrahls an einem Prisma, der sich dadurch in die Spektralfarben auffächert. Diese setzten sich im aufgeklappten Teil des Covers fort und beschreiben graphisch einen Herzschlag, wie er am Anfang und am Ende der Platte zu hören ist. Toller Typ, der Zardoz. Was der alles weiß, werdet ihr jetzt denken. Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich aus Wikipedia abgeschrieben habe. Andere würden sagen „zitiert“. Ich war in meiner Jugend auch kein Pink Floyd-Fan. Da stand eher Springsteen ganz oben auf dem Olymp. Aber zurück zum Cover. Das kannte ich zwar, konnte es aber zunächst nicht zuordnen. Da Sorrentino offenbar damit gerechnet hat, das auch Dilettanten sein Werk bestaunen, hat er vorsichtshalber noch „After - Pink Floyd & Thorgerson“ in das Panel hineingeschrieben. Thorgerson ist nicht etwa der Cousin des Donnergottes und auch nicht bei Marvel beschäftigt, sondern Storm (!) Thorgerson, ein britischer Grafikdesigner. Der Mann hieß wirklich so. Was für eine genialer Name. Ich schweife wieder ab. Also. Es gibt natürlich Parallelen zwischen Primortial und The Dark Side of the Moon. Wer will, findet alle oben genannten Interpretationsansätze, Erklärungsversuche bzw. Schlagwörter auch im Comic wieder. Zwingend ist es nicht. Es kommt ganz auf die eigene Sichtweise an. Aber das passt schon wieder ganz gut zu Pink Floyd, deren Texte und Lieder oft rätselhaft erscheinen und in vielfacher Hinsicht interpretationsoffen sind.


    Wem das alles to complicated erscheint, der kann es auch ganz einfach mit einer Wortlautinterpretation versuchen. Primmordial bedeuted soviel wie ursprünglich. Es gibt die sog. Primordiale Nuleosynthese, die Big-Bang Nucleosyythesis. Die Bildung der ersten Atomkerne in den ersten Sekunden nach dem Urknall. Interessante Theorie, von ich aber so gut wie nichts verstehe. Im soziologischen Sinne wird der Begriff im Zusammenhang mit ursprünglicher Bindung verwendet. Die Soziologen verstehen darunter die von frühester Kindheit an vermittelten Gefühle der Zugehörigkeit zu den nächsten Verwandten, zu einer bestimmten Sprache, zu bestimmten Normen und Bräuchen oder zu einer begrenzten und überschaubaren Örtlichkeit (kurz: Heimat). Habe ich natürlich auch alles Wikipedia entnommen. Da sage noch einer, dass Comiclesen nicht bildet. Um es auf den Punkt zu bringen. Von jedem dieser Wortbedeutungen lassen sich Anklänge in der Geschichte finden. Die Reise von Laika, Able und Mrs. Baker, den Protagonisten, führt in gewisser Weise zu den Ursprüngen. Und die Beziehung von Laika und Yelena Nostrovic ist nichts anderes als die einer Mutter zu ihrem Kind. Der Wunsch von Laika zurückzukehren, ist die Suche nach Familie und Heimat - im Kontrast den beiden Affen, die auf der Erde eher schlechte Erfahrungen gemacht haben.


    Damit sind wir „schon“ bei der eigentlichen Story. Der Beginn ist furios. 1959. Die Amerikaner schießen zwei Affen ins All zu einer Jupitermission. Viele Grüße an Stanley Kubrick. Den Rhesusaffen Able und den Totenkopfaffen Baker. Die Mission geht schief. Zwei Jahre später: Dr. Fembrook wird nach Cape Canaveral geschickt. Zu seiner Überraschung soll er nur aufräumen. Alles aussortieren, was noch für ballistische Raketen brauchbar ist. Präsident Nixon braucht so etwas. Er hat die Wahl gegen Kennedy gewonnen und setzt Militär in Ungarn ein. Wir merken, dass wir uns in einer „alternativen Realität“ befinden. Was für ein schöner Begriff. „Fiktive Welt“ wäre zu banal. Für unsere Marvelfreunde ist so etwas Alltag. Paralleluniversen stehen seit Jahren hoch im Kurs. Fembrook ist misstrauisch. Schnell wird klar, dass es sich um eine Verschwörung handelt. Erst recht als ein mysteriöser Mann ihn auffordert, nach Ostberlin zu fahren. Die Russen haben ähnliche Erfahrungen mit Laika gemacht. Klasse geschrieben. Lemire benötigt keine Seite, um sofort das Interesse des Lesers zu wecken. Es wird gleich zu Beginn Spannung aufgebaut. Die Geschichte geht dann grandios weiter, bis irgendwann psychedelische Elemente überwiegen und die Spannungskurve etwas abflacht. Bei mir werden Assoziationen zur Odyssee im Weltraum geweckt. Laika auf Droge. Für meinen Geschmack etwas zu langatmig. Zum Ende wird es wieder spannend. Der Schlussakkord kommt dann relativ schnell und ist wieder interpretationsfähig. Ich fühle mich zunächst etwas ratlos zurückgelassen. Nicht alles erscheint logisch bzw. nachvollziehbar. Je länger ich darüber nachdenke, desto stringenter und folgerichtig erscheint er mir aber. Wenn Berserker Unbound eine Fingerübung für Lemire war, dann ist Primordial nach meinem Verständnis deutlich mehr.


    Und das Artwork? Sorrentino läuft zur Höchstform auf. Hier kann er alles rauslassen, was er in seinem kreativen Baukasten findet. Die düstere, finstere Atmosshäre wechselt nahtlos in ein PopArtfestival und wieder zurück. Alles wird optisch in seine Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt. Die Story bekommt erst durch die Bilder seinen Schwung. Mir gefällt so etwas ausgezeichnet.


    Fazit: Lemire/Sorrentino haben mich (wieder) überzeugt. Wer eine Story ala Beck erwartet, wird aber wahrscheinlich enttäuscht. Unabhängig davon lohnt auch hier allein schon das Artwork die Anschaffung.
    Geändert von Zardoz (14.03.2023 um 16:45 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Danke für die schöne Rezi, Zardoz. Der Comic liegt hier schon bei mir und wartet darauf gelesen zu werden.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  3. #3
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    @Kohlenwolle
    Herzlichen Dank. Ich kämpfe mich gerade durch Frankenstein und warte schon auf deine Rezi! Du bist schließlich der Bess-Experte.

  4. #4
    Mitglied Avatar von Simulacrum
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    Ich bin selbstverständlich weiterhin dankbar für deine Mühewaltungen hier, auch wenn ich schon vorher wusste, dass ich mir den Comic nicht holen werde

    Fankenstein wird erst später goutiert werden, ist aber ein sicherer Kauf für mich.

  5. #5
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    @Simulacrum
    Verständlich, aber trotzdem schade. Lemire steht für mich ziemlich weit oben, so dass ich nicht lange überlege, wenn etwas Neues von ihm erscheint. Jeder hat eben so seine persönlichen Vorlieben. Ich hätte aber trotzdem gerne erfahren, wie Du den Band bewertest, da ich Dich sehr schätze und Wert auf Deine immer sehr fundierte Meinung lege.

    Der Bess lohnt sich. So wie Dracula. Ein Hauch von Diamant.

  6. #6
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Zitat Zitat von Zardoz Beitrag anzeigen
    @Kohlenwolle
    Herzlichen Dank. Ich kämpfe mich gerade durch Frankenstein und warte schon auf deine Rezi! Du bist schließlich der Bess-Experte.
    Mit Frankenstein wird es noch etwas dauern, Erlangen war sehr kostspielig. Und bei Lemire geht es mir so wie dir, dass sind einfach Pflichtkäufe.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  7. #7
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Nachdem in gefühlt jedem zweiten SplitterCast Jeff Lemire als Lieblingsautor erwähnt wird und bei Max' Kuppel-Frage herhalten muss, hab ich mir „Primordial“ als meinen ersten Lemire gegönnt. Hat mir gefallen. Ein bisschen Gewöhnung brauche ich wahrscheinlich noch, denn die Tier-Szenen haben mich, sagen wir, etwas ratloser zurückgelassen als die Szenen auf der Erde. Ist vielleicht ein typisches Lemire-Ding, wer weiß.
    Macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Welchen Lemire könnt ihr noch empfehlen?
    Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!

  8. #8
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Also mir hat Sweeth Tooth gut gefallen. Empfehle da das sehr günstige Compendium auf Englisch. Black Hammer hat mich nicht überzeugt

  9. #9
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Außerordentlich gut hat mir Descender gefallen. Sweet Tooth liegt bei mir noch ungelesen rum.

  10. #10
    Moderator Splitter Avatar von makeshi
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    Zitat Zitat von CHOUETTE Beitrag anzeigen
    Nachdem in gefühlt jedem zweiten SplitterCast Jeff Lemire als Lieblingsautor erwähnt wird und bei Max' Kuppel-Frage herhalten muss, hab ich mir „Primordial“ als meinen ersten Lemire gegönnt. Hat mir gefallen. Ein bisschen Gewöhnung brauche ich wahrscheinlich noch, denn die Tier-Szenen haben mich, sagen wir, etwas ratloser zurückgelassen als die Szenen auf der Erde. Ist vielleicht ein typisches Lemire-Ding, wer weiß.
    Macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Welchen Lemire könnt ihr noch empfehlen?
    Meiner persönlichen Meinung nach: Sweet Tooth, der Start von Gideon Falls (Bd 4 & 5 sacken leider etwas ab, das Finale ist dann wieder ordentlich) und die frühen Black Hammer Bände sowie ein paar der Spin-offs (Doctor Star und Skulldigger v.a. sowie ein paar der "Visions"). Maze Book soll auch sehr gut sein, kenne ich aber nicht. Primordial fand ich im Vergleich eher schwach.

  11. #11
    Mitglied Avatar von Kohlenwolle
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    Sweet Tooth ist mit Abstand der beste Lemire.
    Schöne Grüsse aus dem Kohlenpott


  12. #12
    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Habt ganz herzlichen Dank für eure Empfehlungen!
    Wenn mich nicht alles täuscht, hab ich von "Sweet Tooth" noch irgendwo ein altes GCT-Heft rumliegen. Zu meiner Schande ungelesen. Das wird sich ändern. Die anderen Sachen sind ebenfalls notiert.
    Fasse dich kurz! Nimm Rücksicht auf Wartende!

  13. #13
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    Zitat Zitat von CHOUETTE Beitrag anzeigen
    Nachdem in gefühlt jedem zweiten SplitterCast Jeff Lemire als Lieblingsautor erwähnt wird und bei Max' Kuppel-Frage herhalten muss, hab ich mir „Primordial“ als meinen ersten Lemire gegönnt. Hat mir gefallen. Ein bisschen Gewöhnung brauche ich wahrscheinlich noch, denn die Tier-Szenen haben mich, sagen wir, etwas ratloser zurückgelassen als die Szenen auf der Erde. Ist vielleicht ein typisches Lemire-Ding, wer weiß...:weissnix:
    Ähh, NEIN. Mitnichten. ;)


    War bei den ersten Heften von Primordial ja noch frohen Mutes und sogleich voll im Mystery-Verschwörungs Modus. Was aber dann so ab der Hälfte folgt, ist ein riesengroßer Haufen an...NICHTS. Eine absolute Luftpumpe und Rohrkrepierer vor dem Herren. Selten einen belangloseren und drögeren Lemiretitel gelesen, abseits seiner DC/DH -Auftragsarbeiten eigentlich ja gar nicht.

    Taugt weder als der angepriesene Thriller noch als meditative Reflexion (über das Sein) so wirklich. Leider häufen sich solche “Ausrutscher” - nennen wir sie mal ganz vorsichtig Gideon Falls Effekt - in letzter Zeit dann doch etwas. Was bei solch Output jetzt auch nicht groß verwunderlich ist. Aktuell bspw. Snow Angels (mit Jock) - Endzeit Survival Action im ewigen Eis, die sich nach einem starken Auftakt zunehmend in billiger Effekthascherei und pseudo Geschwurbel verläuft, vielmehr sogar noch, verirrt. Oder die "Ouvertüre" zum Horror Universum The Bone Orchard Mythos namens The Passageway (mit Sorrentino) - spannende Prämisse, atmosphärisch dichte Umsetzung - für einen sich selbst tragenden Einzelband brauchts dann aber schon nen bissel mehr...

    Als einfache Faustregel lässt sich wohl sagen: ein richtiger „Lemire“, ist nur ein „Lemire“, bei welchem der Meister selbst den Pinsel schwingt. Kurz gesagt, seine Autoren Werke eben, wie Royal City, Mazebook, Roughneck, Frogcatcher - allesamt durch die Bank empfehlens-, mindestens aber lesenswert. Viel falsch machen kannste da eigentlich net. Gilt mit, mehr oder weniger großen, Abstrichen auch für die Vertigo Titel Nobody und Trillium, sowie den Dustin Nguyen Kollaborationen Descender/Ascender und Little Monsters (1.Ark)


    Die drei markantesten Eckpfeiler - und somit auch essentiellsten Werke - seiner Karriere sind für mich aber nachwievor...

    Das Gesellenstück - Lost Dogs – sein, zuerst im Eigenverlag (Ashtray Press, 2005) publiziertes Erstlingswerk - roh, ungeschliffen, energetisch, doch im Kern bereits fein nuanciert und all die Attribute verinnerlicht , die Lemire zu dem machten, was er heutzutage ist

    Das Meisterstück - Essex County – Lemires Äquivalent zur abgelegten Meisterprüfung, die er mit Bravour, quasi meisterlich bestand. Großes Comic Kino und ganz nebenbei ein kleines Meisterwerk des Mediums

    Das Business - Sweeet Tooth - angekommen in der US Mainstream Comic Industrie. Und ja, Lemire liefert - monatlich, sich selbst treu bleibend und auf einer formidablen Art und Weise - eine der besten US-Ongoings der letzten 10 Jahre


    Lost Dogs (Top Shelf, 2012)

    Ein "Gewaltwerk" in drei Akten, um gebrochene Nasen und ebensolche Herzen,– aufgeführt in Schwarz, Weiß, Rot. Kontrastreich und gewaltig, erzählt Lemire in ruhigen Tönen eine geradlinige Geschichte über einen Schicksalsschlag, der einen Moment der Freude in pure Verzweiflung kehrt und einem Mann das wichtigste Hab und Gut seines Lebens – seine Frau und Tochter - raubt.

    Dazu spielt er mit den Gegensätzen von sensibel eingesetzten Gefühlen und einer vordergründigen, kühlen Härte, um schlussendlich Hüllen zu sprengen und beides miteinander zu verschmelzen. So wirken nicht nur die Zeichnungen besonders roh und ruppig sondern auch der Hauptprotagonist wird als Hüne mit guten zwei Metern Körpergröße in Szene gesetzt – Lemire typisch, entlockt er beiden tiefschürfende Emotionen, die auf eine ehrliche und menschliche Weise, Kitsch und Pathos gar nicht erst den Raum bieten.

    Hier wird noch richtig geweint und eine jede einzelne Träne im Comic kommt vom Herzen. Vermischt mit großzügig eingesetzter Tusche und Akzenten von roter Farbe, quellen diese förmlich zwischen den Buchrücken hervor, um sich nicht selten in so manch imposanter Komposition zu verlaufen...

    In tiefstes Schwarz und Blut getränkte Comic Kunst. Knappe 9/10

    Stand 09/14



    Weshalb aber SPLITTER jetzt gerade Lemires besten und persönlichsten Arbeiten auf sträflichste ignoriert, kann ich nit genau sagen. Dafür abba, welche zwo Titel Sie uns beim nächsten Vorhang aller Wahrscheinlichkeit nach präsentieren werden...

    Na . Lasst . Mich . Raten


    :D :D







  14. #14
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    Grandios. Könnte bitte schön ein Verlag Karate Lothars gesammelte Abhandlungen und Forums Beiträge auf seidenmattem Papier in schwarz weiß im HC binden?!

  15. #15
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    Warum Splitter uns so manch inhaltliche Perle vorenthält? Weil sie das Schema der Verkäuflichkeit erkannt zu haben glauben und die Schäfchen brav zur Kasse führen. Die vereinzelt Enttäuschten wiegen begeisterte Comicristi bei weitem wieder auf.

    Aber nicht erschrecken, es sind nach wie vor unglaublich gute und mutig ausgesuchte Titel in jedem neuen Programm zu entdecken.
    Und was Dich für jeden Comic Leidenschaftler lohnt, nie die Hoffnung aufgeben!
    Finix Ollih hat den Jelly beruhigt, bleib ganz ruhig, es kommt alles irgendwo noch in deutschen Landen. Weiter machen! würde jetzt ein Ex Trainer sagen ;-)

  16. #16
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Dank Karate Lothar wurde mir mal wieder mein Comicunwissen aufgezeigt! Respekt!

  17. #17
    Mitglied Avatar von xmilchx
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    Hab den Band gerade beendet und in einem Rutsch gelesen. Das war ein wirklich skurriler Trip. Und das meine ich nicht negativ, sondern durchaus positiv. Davon ab, dass ich auf so Alternativwelten stehe, mag ich auch solch psychedelischen Sachen. Ja, ich bin evtl ein Banause, aber bis auf das "Cover" von Pink Floyd, sind mir sonst keine Anlehnungen aufgefallen, hab Pink Floyd aber auch nie wissentlich gehört. Dass das für Lothar nach Heft 2 alles nur noch heiße Luft war, kann ich für mich nicht bestätigen. Das hatte alles was extrem in den Bann ziehendes und teilweise wurde mir bei den Bildern auch etwas schwindlig. Kann mir vorstellen, wenn man da vorher diverse Substanzen genommen hat, dass man da schon nen "guten" Trip haben kann. Das Ende war für mich auch vollkommen befriedigend. Nicht alles muss immer unbedingt erklärt werden, auch wenn ich eigentlich auch ein Fan davon bin, alles genau wissen zu wollen. Aber hier hat mir das Ende vollkommen gereicht. Für mich hat der Band zu 100% funktioniert und danke Splitter, dass ihr diese Perle nach D gebracht habt.

  18. #18
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Zitat Zitat von Kohlenwolle Beitrag anzeigen
    Sweet Tooth ist mit Abstand der beste Lemire.
    Finde ich auch klasse, aber Essex County steht bei mir noch einen Tacken Höher.

    Hab aber auch noch viel von Lemire ungelesen hier liegen. Außerdem schreibt der mir zu viel, als dass ich das alles kaufen könnte.
    Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!

  19. #19
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Phuu, das war nichts für mich. Vielleicht liegt es an meinem schlichten Gemüt, aber mit derart bedeutungsschwangeren Geschichten kann ich einfach nichts anfangen. Ein Haufen erzählerischer Andeutungen gepaart mit wenigen aber dafür prätentiösen Dialogen....

    Irgendwie ein Versuch "2001" in einem Comic zu verwirklichen, da hilft auch das durchaus abwechslungsreiche Artwork nicht mehr.

    Ach, hätte Lemire doch einfach eine coole Else-WorldGeschichte daraus gemacht.

  20. #20
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    @jellyman71: bin da jaa ganz bei dir, also datt mit dem seidenmatten Papier und so.. :D:D Aber auch sonst..., denn nur selten war die hiesige Comiclandschaft, v.a. hinsichtlich US-Material, gleichgeschalteter und somit auch laaangweiliger als heutzutage! Wer da auch immer von „ach so goldenen Zeiten“ schwärmt, ist entweder a) noch nicht all zulange dabei, hat b) halt einfach keine Ahnung oder eben c) beides zusammen. :D :D

    Gerade hier besprochene Personalie ist dafür mehr als nur unmittelbares Exempel - da gibt es mit Jeff Lemire mal einen, von allen Seiten gefeierten, “Comic-Schaffenden” mit weltweiten Superstar Status und dennoch schafft es nahezu keine seiner Autorenwerke zu uns über den großen Teich - das sagt und erübrigt ja eigentlich wohl ALLES!! Oder ein Matt Kindt, einer der Top Mainstream Artists unserer Zeit, hier in good old D quasi nicht existent. Oder, oder, oder...

    Nene, Leutz. Alleine der selige Speed/Tilsner Verlag war, im Verhältnis/Spiegel seiner Zeit, um WELTEN risiko- und experimentierfreudiger als aktuell bspw. Splitter, Panini, CrossCult und Dantes zusammen. Yo tru story, men.

    Aber selbst absolut gesehen, also im direkten Vergleich, war die Schatzsucher Stimmung vor gut 25 Jahren trotz deutlich geringerem Angebot weitaus goldener und somit auch ergiebiger. Welcher Verlag bringt denn heutzutage noch solche Titel wie Ted McKeevers Eddy Current, Anderssons Pixy, Chester Browns Ed the happy Clown, Jim Woodrings Frank oder Renee Frenchs Grit Bath etc...??

    Richtig! KEINER

    Und dabei handelt es sich mitnichten um irgendwelche, dahergelaufene Hinterhof-Indie Artists, sondern um international renommierte Künstler von Rang und Namen - zumindest stand heute, retrospektiv gesehen, was die Misere nur nochmals verdeutlicht.

    Aber wahrscheinlich kommt jetzt gleich irgendwer mit sowas, wie „Wirtschaftlichkeit und der gleichen“ umme Ecke gedackelt. Und ja, mag ja alles sein und auch stimmen, ist für den Endkonsumenten aber erstma zweitrangig und ändert vor allem halt nicht das geringste an meiner Aussage – im Gegenteil sogar – es unterstreicht sie noch.



    Zitat Zitat von xmilchx Beitrag anzeigen
    ...Kann mir vorstellen, wenn man davorher diverse Substanzen genommen hat, dass man da schon nen "guten"Trip haben kann...
    Sowas kann aber auch nur von jemanden kommen, der selbst kaum bis keinerlei einschlägige Erfahrungen mit „diversen Substanzen“ gesammelt hat. Aber stimmt schon, dieses pseudo Halluzinogene und möchtegern Psychedelische, darf keineswegs unerwähnt bleiben, wenn es um Primordial geht. :D Ebensowenig, dass es sich bei Sorrentinos zwar meist eindrucksvollen Artwork nicht selten um simpel überpinselte Fotos handelt. ;)


    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Hab aber auch noch viel von Lemire ungelesen hierliegen. Außerdem schreibt der mir zu viel, als dass ich das alles kaufen könnte.
    Schau, und genau deswegen sollte man einfach mal gut und gerne auf gewisse Titel - *hust* Primordial *hüstel* Black Hammer *räusper* - verzichten und sich auf die wesentlichen Arbeiten Lemires konzentrieren. Selektion ist halt das halbe Leben – und datt nit nur in Forest`s darwinistischer Pralinenschachtel. :D

  21. #21
    Mitglied Avatar von robert 3000
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    @Karate Lothar

    Dann wird der neue Verlag Skinless Crow ja genau deins sein?

  22. #22
    CF Unterstützer Avatar von Gagel
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    @makeshi

    Seite 23, Panel 6, dort wird auf einem Zettel eine Adresse in Berlin überreicht; ist die Adresse auch im Original so geschrieben: Dieter Wellhausen, Lansstraße 81, D-11179 Berlin?

    Ich frage , weil die Adressenübergabe 1961 stattfindet. 1961 wurden Adressen in Deutschland weder im Westen noch im Osten so geschrieben. 1961 schrieb man eine Adresse West wie Ost unter dem Namen die Stadt, dabei die Postleitzahl nach links ausgerückt, darunter die Straße. Auf keinem Fall verwendete man Kennzeichen D mit Bindestrich vor der Postleitzahl. Für Berlin galt 1961 die Postleitzahl 1000 oder abgekürzt 1.

    Richtig wäre
    Dieter Wellhausen
    1000 Berlin

    Lansstraße 81

    Germany

    Da der Zettel in den USA überreicht wurde statt Germany eventuell West-Germany.

    Auch Agenten konnte 1961 nicht voraussehen, welche Postleitzahlen in Deutschland ab 1. Juli 1993 gültig sein würden.


    Die im Panel genannte Adresse gibt es in Berlin aktuell mit diesem Empfängernamen wirklich. Ist das Zufall oder Absicht? Und wenn Absicht, von Lemire oder habt ihr euch einen Spaß erlaubt?

  23. #23
    Papiertiger Avatar von OK Boomer
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    Herrlich, deine Akribie.

  24. #24
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Jetzt da du es erwähnt hast: Unglaublich, wie 1961 bereits Nostradamus-ähnliche Menschen die fünfstelligen Postleitzahlen von über 30 Jahren in der Zukunft kannten.



    Alternativ könnte Herr D. Wellhausen auch ein Zeitreisender sein? (konkret D wie Daniels aus Enterprise)

  25. #25
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    Oder D wie Düsentrieb aus Entenhausen?

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