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Thema: Mosaiks binden lassen - Tipps, Anregungen und Erfahrungen

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    Mitglied Avatar von Mac Gibs
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    Mosaiks binden lassen - Tipps, Anregungen und Erfahrungen

    Hallo liebe Mosaikfreunde,

    wie angekündigt, möchte ich meine Erfahrungen in Sachen Mosaik in gebundener Form mit euch teilen. Ich halte es für ein sehr interessantes und spannendes Thema. Und da man nachher grundsätzlich schlauer ist und auch Fehler macht, kann ich euch einige Tipps geben, damit eure Bindung möglichst perfekt wird.

    Ich habe meine komplette Reprintsammlung in 16 Büchern mit blauem Leinencovern binden lassen. Zusätzlich besitze ich eine alte aber sehr schön gemachte gebundene Sammlung von Originalheften aus DDR-Zeiten in roter Kunstlederausführung. Da diese nicht vollständig war, habe ich mir die fehlenden Hefte besorgt und diese Sammlung durch perfekt nachgestellte Bände ergänzt. Dazu später mehr.

    Wer seine Mosaiksammlung als Wertanlage sieht, braucht hier nicht weiterlesen, denn eine Sammlung in gebundener Form ist immer weniger wert als eine Sammlung von Einzelheften. Allerdings sprechen wir hier vom monetären Wert. Der ideelle Wert für einen selbst kann durch eine attraktiv gearbeitete Bindung durchaus auch steigen.

    Wie an anderer Stelle schon erwähnt, würde ich mich weniger als Sammler nur um des Besitzes und des "Wertes" wegen bezeichnen. Ich bin ein Mosaik-Liebhaber und ich möchte keine einzeln in Plastiktüten verpackte Einzelheftsammlung, die man dunkel lagert und praktisch nie hervorkramt und nie darin blättert oder liest. Ich möchte meine Mosaikhefte möglichst dauerhaft "konservieren" und gleichzeitig jederzeit blitzschnellen Zugriff darauf haben. Der Verlust an materiellem Wert ist mir persönlich völlig schnuppe, da ich meine Hefte zu Lebzeiten niemals verkaufen werde.

    Dennoch braucht man auch ein gewisses finanzielles Budget denn eine liebevoll und handwerklich solide Bindung gibt es nicht zum Nulltarif.

    Kosten einer Mosaik-Bindung
    Sofern die zu bindenden Hefte bereits vorhanden sind, beziffern sich die Kosten natürlich nur auf den Arbeitslohn und das Material. Meiner Erfahrung nach muß man je nach Region und Ausführung mit ca. 30 - 50 Euro netto pro gebundenem Band rechnen. Für eine komplette Sammlung kommen dann also schnell mal 600 - 1.000 Euro zusammen. Ein Liebhaberpreis für den echten Liebhaber eben...

    Ich selbst habe die Investition zu keiner Sekunde bereut. Wie oft gibt man solche Summen für irgendetwas Kurzlebiges aus, da ist es für so etwas Schönes doch gut angelegt.

    Wer eine Sammlung von Mosaiks binden lassen möchte, sollte sich vor der Auswahl von Materialien und Designs erst einmal Gedanken über die Art der Sammlung und zu bindenden Hefte machen.


    Thematische Bindung oder Komplettsammlung?
    Wer sich erst einmal vorsichtig an das Thema herantasten möchte oder eine bestimmte Serie präferiert, der kann erst einmal mit einer thematischen Bindung beginnen. Die Orientserie beispielsweise lässt sich aufgrund der wenigen Hefte problemlos in einem einzigen Buch binden und gut erhaltene Originalhefte gibt es für wenig Geld. Gleiches ist möglich mit der Amerika- oder Runkelserie. Deutlich schwieriger und kostenintensiver wird das bei Heften unterhalb der 90, bei Heften unterhalb der 10 wird das Ganze fast unmöglich, es sei denn man kann und will sich das finanziell leisten. Eine Alternative kann es sein, die Bände der sehr teuren Originalhefte durch das Binden von Reprintheften zu realisieren. Auch das ist kein billiges Unterfangen, aber im Vergleich zu Originalheften doch sehr viel preiswerter.

    Wenn man bereits Originalhefte besitzt, sollte man diese einmal kritisch unter die Lupe nehmen und ggf. einzelne Exemplare mit einem nicht mehr intakten Falz bzw. Heftrücken entsprechend ersetzen. Auch sollte man die Hefte hinsichtlich ihrer Abmaße und Geometrie überprüfen, damit ein Beschnitt möglichst minimal und unauffällig erfolgen kann. An dieser Stelle sein angemerkt, dass die Reprinthefte 73 – 84 in Höhe und Breite gute 7 mm kleiner sind. Deshalb empfiehlt es sich, speziell diese kleineren Hefte nicht mit normal großen Heften in einem Band zu mischen, da diese ansonsten mehr beschnitten werden müssten um an die kleineren Hefte angepasst zu werden. Da ich das zuvor nicht wusste, ist genau das bei mir passiert. Die Ergebnisse sind trotzdem gut geworden und das Mehr an Beschnitt ist noch recht unauffällig.

    Beschnitt – ja oder nein?
    Meine Reprinthefte habe ich komplett unbeschnitten binden lassen, was - mit Ausnahme der Hefte 73-84 - aufgrund sehr gleichmäßiger Abmaße überhaupt kein Problem darstellte. Gebundene Mosaiksammlungen aus DDR Zeiten kenne ich eigentlich nur beschnitten. Dabei wurde meistens extrem viel von den Heften abgeschnitten. Das ging oft soweit, dass nicht nur unwichtiger weißer Heftrand betroffen war, sondern auch die Inhalte. So gibt es angeschnittene Hefttitel bis hin zu abgeschnittenen Heftnummern, Textblöcken und Grafiken. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen hat sich nicht jeder Buchbinder die nötige Zeit genommen, sich hinsichtlich Beschnitt an das nötige Minimum heranzutasten. Zum anderen gab es erschreckende Ausreißer bei den Fertigungstoleranzen der Hefte selbst, was Geometrie und Abmaße anbelangt.

    Ich habe selbst drei Bände mit Originalheften unbeschnitten binden lassen. Das war durchaus möglich. Dennoch würde ich das mit heutigem Wissen nicht mehr tun. Denn aufgrund der ungleichmäßigen Abmaße der einzelnen Hefte kommt es beim Durchblättern der Bücher zu Verschleiß an den vorstehenden Heftseiten.

    Deshalb habe ich mir nochmals erstklassig erhaltene Originalhefte besorgt und diese mit dem minimalst möglichen Beschnitt nochmals zu Bänden binden lassen. Das Ergebnis ist perfekt! Allerdings habe ich auch sehr darauf geachtet, keine Ausreißer unter den Heften zu haben und mein Buchbinder hat sich iterativ an den notwendigen Beschnitt herangetastet.

    Ergänzung einer unvollständigen Buchbindung
    Wie schon erwähnt, besitze ich zusätzlich eine weitere Sammlung an gebundenen Originalheften aus DDR Zeiten. Es handelte sich um eine sehr liebevolle und schön gestaltete Sammlung der Hefte 35 – 193 in absolut neuwertigem Zustand, welche aber leider Lücken aufwies. Es fehlten die Hefte 1 – 34, 194 – 229 und mittendrin die 66 – 80:



    Außerdem passte der letzte Band optisch nicht so gut dazu. Um diese Sammlung zu vervollständigen, besorgte ich mir die Originalhefte 186-229 in sehr gutem Zustand. Beim Buchbinder haben wir solange Farbmuster verglichen, bis wir ein farblich identisches Kunstleder gefunden hatten. Bei den Prägungen habe ich damit gerechnet, dass eine völlig andere Schriftart genutzt werden muss. Doch es war ein riesiger Zufall, dass eine sehr ähnliche Schriftart zur Verfügung stand. Die Bände mit den niedrigen Heftnummern habe ich mittels Reprintheften anfertigen lassen, denn mit gut erhaltenen Originalheften wäre das einfach viel zu kostenintensiv geworden. Da auch die Originalhefte nahezu Kioskqualität aufweisen, wirkt dennoch alles aus einem Guß.

    Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen:

































































    Fadenbindung oder Klebebindung?
    Eine reine Klebeheftung ist am billigsten, aber auch am schlechtesten. Die Hefte werden am Falz beschnitten, am Rücken in Leim getränkt und das war es dann auch. Durch den Beschnitt und weniger Flexibilität wird das Aufklappverhalten verschlechtert und die Lesbarkeit beeinträchtigt. Zudem wird der Leim im Laufe der Jahre brüchig, insofern ist das keine adäquate Lösung, um Mosaiks für die Ewigkeit zu binden.

    Bei der Fadenbindung gibt es die manuelle oder die maschinelle Variante. Beide sind bestens geeignet für unsere Mosaiks. Die manuelle Fadenheftung ist die aufwendigste und teuerste Variante. Zusätzlich erfolgt eine Verstärkung mit etwas Leim.

    Meine Originalbindung aus DDR Zeiten ist so eine manuelle Fadenheftung. Die Reprinthefte habe ich maschinell heften lassen.


    Anzahl der Hefte in einem Band
    Je mehr Hefte man in einem Band zusammenfasst, desto günstiger wird das ganze Buchbindeprojekt. Dennoch würde ich es nicht übertreiben. Ich habe mich bei den Reprints für Bände mit Heften zwischen 10 und maximal 16 Heften entschieden. So kam ich auf 16 Bände für eine Sammlung aller Hefte. Zufälligerweise besteht auch meine Originalbindung aus 16 Bänden.

    Wenn deutlich mehr Hefte eingebunden werden, wird das Buch sehr schwer und unhandlich, zudem ist es der Lebensdauer auch weniger zuträglich, da größere Kräfte auf die Bindung wirken.


    Design und Materialauswahl
    Als teuerste Variante könnte man Cover in Echtleder anfertigen lassen. Aber Kunstleder muss nicht unattraktiver sein und kostet deutlich weniger. Auch ein Leinencover hat sehr viel Charme. Darüber hinaus gibt es noch kombinierte Materialien, Pappe und weiß der Geier was noch alles. Letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich habe mich bei den Reprints für blaues Leinen entschieden und das Layout vorab am PC gestaltet.


    Cover- und Buchrückenbeschriftung
    Meistens werden für die Buchrücken goldfarbene Prägungen verwendet, so wie bei meiner alten Originalbindung auch. Ich selbst halte das für ein wenig altmodisch und habe silberne Prägungen für meine Leinenbücher bestellt. Die Cover würde ich nicht mehr beschriften lassen, sondern nur die Buchrücken. Denn da das in der Regel handgelettert wird, ist das sehr aufwendig und verteuert die Bindung nur unnötig.













    Hier ein Blick in mein Mosaik-Bücherregal mit beiden gebundenen Sammlungen:



    Ich hoffe ich konnte die eine oder andere Anregung geben. Falls es noch Fragen oder andere Hinweise zum Thema gibt, freue ich mich auf eine angeregte Diskussion. Falls ihr auch über gebundene Sammlungen verfügt, würde ich mich natürlich auch sehr über Bilder davon freuen!

    Viele Grüße
    Ron
    Geändert von Mac Gibs (21.11.2022 um 08:58 Uhr) Grund: Komplett überarbeitet

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