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  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
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    Die Legende der Dämonenprinzen von Morvan und Traisci

    Band 1: Der Prinz der Sterne


    Kurze Vorstellung des Inhalts auf der Rückseite des Bandes: „Kirth Gersen dürstet nach Rache. Im Alter von neun Jahren Waise geworden, beschließt er, die Mörder seiner Eltern aufzuspüren. Die fünf dafür verantwortlichen Dämonenprinzen werden dieses Verbrechen mit dem Blut bezahlen ….“
    Bei so einer Ankündigung wird mir doch warm ums Herz. Eine gepflegte Rachestory kurz vor dem Einschlafen. Die Rollen klar verteilt. Am Ende knallen die Guten die Bösen weg. Der Held reitet in in den Sonnenuntergang. Danach kann ich sanft und zufrieden in die Welt der Träume hinübergleiten. Das war der Plan. Ich hätte mal lieber auf Jack Reacher hören sollen: „Spätestens nach dem ersten Schusswechsel sind alle Pläne Makulatur.“ Schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass es wohl mit dem entspannten Träumen nichts werden wird.


    Erzähltechnisch ist der Anfang nicht schlecht. Der Großvater berichtet dem mittlerweile erwachsenen Helden rückblickend wie er den Angriff der 5 Piratenkapitäne erlebt hat. Die Eltern werden aber nur kurz erwähnt. Stattdessen verliert er sich in pseudophilosophischen Ausführungen über Gut und Böse, über Rache und die Zukunft seines Enkels („dessen einzige Schwäche ein mystischer, fast abergläubischer Glaube an die eigene Bestimmung sein könnte“). Nun ja, eher was für Freunde esoterischer Schwafeleien. Dann der Schnitt und eine starke Szene. Es wird klar, aus welchem Anlass die Geschichte erzählt wird. Für mich auch zeichnerisch der Höhepunkt des ersten Bandes. Die weitere Geschichte plätschert so vor sich hin, ohne große Höhepunkte, ohne große Spannungslinien, ohne dass, eine richtige Beziehung des Lesers zum Helden aufgebaut wird. Unklar bleibt, was er eigentlich genau für eine Ausbildung genossen hat, was ein Katechumene ist bzw. welche Fähigkeiten er hat. Nicht ganz deutlich wird, was Kirth Gersen veranlasst hat, nach Smade zu fliegen oder warum sich der Explorator ihm anvertraut. Wenn ihm der neu entdeckte Planet so am Herzen liegt, hätte er die Aufzeichnungen vernichten oder an einem geheimen Ort verstecken können. Es gibt im Folgenden noch zahlreiche Ungereimtheiten. Trotz seiner verdeckten Mission und seinen verborgenen Motive stellt er sich ständig mit seinem richtigen Namen vor. Die Schönheit Pallis an der Rezeption rückt sofort freiwillig sämtliche Informationen über die ominöse Stiftung heraus. Vollends ins schwarze Logikloch gerät der Autor Morvan, als er seinen Protagonisten über die Gerüchte betreffend die Herkunft der Sternenprinzen schwadronieren lässt. Es entsteht ein wenig der Eindruck, dass die Anziehungskraft dieser dunklen Wortmaterie so groß war, dass es Morvan nicht gelungen ist, sich vollständig daraus zu befreien. Wer eine klassische Westernstory im Weltraum erwartet hat, wird jedenfalls etwas ratlos zurückbleiben. Der Held kommt (bisher) nicht als der coole Typ mit irgendwelchen außergewöhnlichen Fähigkeiten rüber. Er kann nicht schneller schießen oder wesentlich besser kämpfen. Allerdings scheint er Kampftechniken zu beherrschen, die ihn gegen zwei der drei Bösewichter gut aussehen lassen. Er ist kein Zyniker, sondern wirkt manchmal etwas naiv.


    Was bleibt? Die Hoffnung, dass es besser wird. Ich hatte - gepriesen seien die Dämonenprinzen - noch ein Jack Reacher - Taschenbuch liegen, das wieder etwas mehr Licht in mein Leben brachte und mir Kraft für den nächsten Tag gab. Bei Reacher weiß man sehr genau, was man bekommt. Lee Child liefert und liefert und liefert. Dabei ist das Strick- und Erzählmuster ständig gleich. Reacher, ein fast 2 Meter großer Hüne, ehemaliger Militärpolizist, regelt die Sachen so, dass die Bösen sich keine Gedanken über mehr ihre Zukunft machen müssen. Obwohl der Leser von Anfang an weiß, wie die Geschichten enden, bleibt es bis zum Schluss spannend. In den letzten Wochen habe ich ca. 20 Bände gelesen. So etwas nennt man Sucht. Ähnliches hätte ich mir auch vom Dämonenprinzen gewünscht. Ich frage mich, was Bec aus dem Stoff, der mir unbekannten Romanvorlage von Jack Vance, gemacht hätte. Für einen Profi wie Morvan war das bis jetzt im Ergebnis zu wenig.


    Und das Artwork? Hier ist der Newcomer Paolo Traisci am Start. Für ein Erstlingswerk sehr schön, aber auch nicht überragend. Die Kampfszenen lassen die Dynamik der Bewegungen erkennen, wirken aber auf mich manchmal etwas eintönig. Mimik, Gesten und Emotionen der Figuren kommen meist gut rüber. Die Perspektiven sind abwechslungsreich. Der Band enthält sogar eine Doppelseite zum Ausklappen. Was sich dahinter verbirgt, ist für mich allerdings schlichtweg enttäuschend gewesen. Da hätte ich mir andere Motive für eine großformatige Darstellung vorstellen können.


    Fazit: Fader Beginn. Kann sich noch entwickeln. Aber Vorsicht: mein Geschmack ist ein sehr spezieller. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich entweder selbst ein Bild machen oder auf den zweiten Band warten, der für Oktober 2022 angekündigt ist.
    Geändert von Zardoz (24.03.2022 um 16:35 Uhr)

  2. #2
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    Eigentlich kann ich dem Jack Reacher-Fan in jedem Punkt zustimmen, nur in einem nicht: Letztendlich war's für mich kein fader Beginn, sondern ein eher faszinierender.
    Problematisch ist bei dieser Comicumsetzung seltsamerweise die Werktreue, da sich der Comic (bis auf den Anfang) sklavisch an die Vorlage hält, wobei er dabei das Kunststück vollbringt, gerade den Protagonisten, Kirth Gersen, noch nicht so richtig treffend darzustellen. Der Comic-Leser erhält von ihm einen ganz anderen Eindruck als der Roman-Leser. Außerdem ist der Roman eher ein "Whodunnit" mit SciFi Hintergrund und das merkt man dem Comic fast gar nicht an. Irgendwie wirr erzählt - und der Exkurs über die Sternenprinzen ist wirklich komplett unpassend, obwohl das sowohl grafisch und erzählerisch auf einer Doppelseite gut gelöst ist.

    Bei den ausfaltbaren Seiten hätte ich mir ebenfalls etwas mehr "Wow"-Effekt gewünscht, die Zeichnungen sind mir bisweilen etwas ZU skizzenhaft, aber alles in allem ist das dann doch ein in seiner Optik und Erzählung aus der Masse herausragender erster Teil einer vielversprechenden Serie geworden. Ich würde jetzt schon gern den zweiten Band lesen.

    Der gute Reacher hat mir aber in Serienform auf amazon ebenfalls deutlich mehr Spaß gemacht. Nicht zuletzt wegen der Tetris-Kofferraum-Szene.

    Diese Serie könnte im weiteren Verlauf ein richtiger Kracher - aber auch ein relativer Rohrkrepierer werden. Ich bin froh, von Anfang an dabei zu sein.

  3. #3
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Ich kann oder muss mich Zardoz anschließen. Die Geschichte hat mich echt nicht gefesselt, war teilweise verwirrend, da kam keine Spannung auf und auch kein Interesse an der Hauptfigur.

    Zeichnerisch sind die ersten Seiten die besten, dann plätschert es auf einem durchschnittlichen Niveau dahin.

    Band 2 wird nicht mehr gekauft.

    P..S
    Jack Reacher ist immer eine gute Unterhaltung :-)

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