Nö, das bedeutet nur, dass das Zielpublikum für den klassischen MV aus 10-15jährigen bestand und das Zielpublikum für den heutigen MV eher aus Herren gesetzteren Alters besteht. Deswegen sind die Geschichten anders konzipiert. Sie wenden sich an Leser mit einem anderen Erfahrungshorizont, als ihn ein 10-15jähriger hat.Zitat von steven criegson
Ich bezweifle, dass die 10-15jährigen Leser der frankobelgischen Klassiker den Begriff "Verantwortung" in all seinen Bezugs- wie Anwendungs-Dimensionen differenziert erörtert haben...
Dem stimme ich zu.
Aber das ist nicht das Thema, sondern der Reiz,
franko-belgische Helden nicht "binnen-logisch",
sondern von außen mit anderen Maßstäben
zu betrachten.
Aber gerade bei den tollen atmosphärischen Zeichnungen der Camarque ist der Meister Graton doch zu großer Form aufgelaufen. In Sachen Lokalkolorit muss er sich meines Erachtens nicht hinter Tibet verstecken, da haben beide zum Beispiel mit "Königsfeld" und "Die Schrecken der Nacht" fast zur selben Zeit klassische Brummer mit toller (unheimlicher) Atmo produziert.
Ich habe mir ja oft die Frage gestellt, was aus Jean Graton wohl geworden wäre, wenn er nicht fast seine gesamte kreative Energie in Bleifuß- und Gasgriffszenarien investiert, sondern auch andere Genres beackert hätte (abgesehen von "Die Labours"). Seine Provinzkrimis zeigen meines Erachtens, dass er das Zeug dazu gehabt hätte, ja, dass es vielleicht sogar eine gute Idee gewesen wäre, regelmäßig mit einem Spitzenszenaristen wie Greg oder Duchâteau an einer ganz anderen Serie zu arbeiten. Letzterer hat mit "Die Draufgänger" ja eines der besten MV-Szenarios abgeliefert. Die thematische Verengung auf Rennszenarien und spießige Familienszenen hat wahrscheinlich dazu geführt, dass man Graton ja immer mit ein bißchen Herablassung begegnet ist, während er sich zu seinen besten Zeiten graphisch durchaus auf dem Niveau von Tibet, Hubinon, Craenhals, Aidans, Paape, Martin etc. bewegt hat.
Geändert von BobCramer (14.08.2023 um 13:37 Uhr)
Meinst Du mit den "Provinzkrimis" u.a. den "Kilometerstein 357"?
Ansonsten empfehle ich, sich auch mal mit den "bleifuß-freien" "Les Labourdet"
zu beschäftigen und dann Deine Überlegungen noch mal neu auszuführen.
Also ich bin wohl zu blöd, um zu verstehen, auf was Du immer hinaus willst... vielleicht verstehen es andere und klären mich auf...
Wie weise wie ausweichend formuliert!
Der "Alptraum" gehört bei mir
zu den absoluten MV-Favoriten
in inhaltlicher wie zeichnerischer Perspektive!Ich bin ja womöglich bei manchen meiner Lieblinge auch empfindlich. Und ich meine das ernst: ich will mich gar nicht streiten. Ich finde unterschiedliche Geschmäcker total super.
Aber ich bin gerade via CE bei Rush angekommen und dann komme ich ja sehr bald auch wieder bei Albtraum an. Ich werde da eine neue Bewertung vornehmen und die vielen Fans als starke Position berücksichtigen. Ich melde mich dann.
Aber wegen der Bewertung von "Albtraum" streitet sich doch niemand...
Eben.
Zu meiner Zeit hätte man solche kleinen Meinungsverschiedenheiten noch per Pistolenduell im Morgengrauen geregelt!Eben.Aber heute sind solche romantischen Freizeitbeschäftigungen ja aus der Mode.
Und dabei hätte ich so gern sekundiert.
Ein Leben ohne Roboter ist möglich, aber sinnlos.
Sollten die Dinge hier außer Kontrolle geraten, komme ich darauf zurück.
Mist, da habe ich mir extra eine extra-extra grosse Portion Popcorn bereit gestellt...
MV war damals in Zack für mich eine der Ok Serien die ich meist mit 3/5 bewertet habe, die aber auch schon zwischendrin mal auf 4 abgerutscht war.
Der Alptraum habe ich aber damals als eine Art "Rückkehr zur Form" empfunden, eine bessere Geschichte als in den Vorjahren, und auch zeichnerisch interessanter.
Ich wusste ja nicht daß es eine etwas ältere Geschichte war, und da stellt sich mir heute die Frage warum diese so spät erst in Zack zum Abdruck kam. Eigentlich hätte die in 1973 oder 74 gebracht werden können und müssen, wo stattdessen ältere bereits in MV Comic veröffentlichte Alben zum Abdruck kamen, sogar 2 die sichtbar "uralt" waren, während diese hier ja eine deutsche Erstveröffentlichung war.
Geändert von Grubert (17.08.2023 um 08:24 Uhr)
Ich denke, die Redaktion war der Meinung, dass die "Provinzkrimis" aus dem MV-Kosmos bei den Lesern nicht so gut ankommen und nur Bleifuß- oder Actionstories angesagt sind. Deshalb wurde ein Klassiker wie "Königstein" von Koralle komplett ignoriert, während viel ältere Stories wie "Die 13 ist am Start" oder "Die Draufgänger", deren Zeichenstil ja eigentlich asbach war, abgedruckt wurden."Der Alptraum" wurde vier Jahre nach der Entstehung des Albums quasi als Notlösung publiziert, weil der Nachschub an neuen MV-Geschichten 1976 erst Mal abbrach. Deshalb wurde Anfang 1977 sogar "Km 357" aus der Kiste geholt, noch ein Provinzkrimi, den Koralle bis dato ignoriert hatte. Erst ab Ende 77 versorgte Graton die Redaktion dann wieder regelmäßig mit frischem Material ("Die jungen Wölfe").
Koralle hat ja zwischen Anfang 72 und Anfang 76 18 MV-Alben verbraten, entweder im Heft oder als Album. Das rächte sich im Frühjahr 76, es gab fast kein abdruckfähiges Material mehr. Also griff man notgedrungen auf die Provinzkrimis zurück. "Der Alptraum" bekam vom Studio sogar ein exklusives Cover verpasst (ZACK 17/76).
Geändert von BobCramer (17.08.2023 um 09:05 Uhr)
Puhh, ist das denn ein Provinzkrimi?
War das nicht eher eine Spionagegeschichte? Ich kann mich nur noch an den Anfang erinnern.
Egal, da kann ich nicht so wirklich zustimmen. Königsfeld (nie gelesen) war ja ebenfalls bereits in MV abgedruckt worden, und auch schon etwas älter, war an der Grenze dessen was von den älteren Geschichten in Zack nachgedruckt wurde. Gehört jedenfalls zu den klar älteren Geschichten.
Auch Km 357 sah schon etwas älter aus, und war ebenfalls schon in MV gelaufen.
Der Alptraum dagegen war neu, und hätte ja auch etwas Abwechslung in das Renn-Einerlei gebracht. Und in 1973 hatte Graton ja auch (erstmals) kein neues Album abgeliefert, so daß in 1974 nur KGs und deutlich ältere Stories liefen, während das gerade neueste Album um die Hälfte gekürzt wurde (wegen des Hochzeitskrams). Da wäre der Alptraum, ob Krimi oder nicht, in jedem Fall attraktiver gewesen. Zumal die Geschichte viel spannender war als die meisten anderen Vaillant Geschichten.
Ist halt meine - natürlich etwas verknappte - Charakterisierung von MV-Geschichten, die ohne oder mit sehr wenig Rennbezug in ländlichen Regionen spielen. "Der Alptraum" spielt größtenteils in der Camarque.
Es geht um Industriespionage, Entführung, Typen mit dicken Wummen, Verfolgungsjagden, alles angesiedelt in der Camarque.
Aber als die Geschichten in der Mickyvision liefen, waren sie erstens noch aktuell ("km. 357" lief nur fünf Monate nach der belgischen Erstpublikation), und zweitens hast Du Dich in Deinem Posting doch auf ZACK bezogen und nicht auf Mickyvision/MV Comics. Die ZACK-Redaktion hatte mit den Veröffentlichungen in der Mickyvision ja überhaupt nichts zu tun und natürlich ihre eigenen Vorstellungen, was die Auswahl des frankobelgischen Materials betraf.
Ja... hätte... aber bei Koralle setzte man eben auf Renngeschichten. Und nur das wollte ich darlegen.
Sicher... aber das müsste mit Herrn Spina oder Frau Prüfer im Rahmen einer spiritistischen Sitzung diskutiert werden.
Klaro, aber es sind ja deswegen auch nur Neuauflagen, und das sollte doch generell erst Mal deutlich weniger zugkräftig sein als eine brandneue Geschichte. Egal ob Renngeschichte oder nicht.
Das Notlösungsargument hätte übrigens für 73/74 noch eher gegolten als für 76. Außerdem war MV ja so populär, daß man eigentlich alles bringen konnte (außer anscheinend eine Hochzeit des Helden).
Und der Abdruck von Die Herausforderung (alias Konzert der Piloten) in 1973, ebenfalls eine Neuauflage, spricht auch ein wenig gegen die "nur Renngeschichten" Theorie.
Nee, das gehört für mich zu den Dingen in und an Zack die für mich wenig nachvollziehbar bleiben, und davon gibt es doch so einige.
Mir ist das 76 bei KM 357 gar nicht so aufgefallen, dass es ein altes Album ist. Schon allein weil die LKWs so futuristisch aussehen. Und ich muss auch zugeben, dass mir bei Verrückte 13 und Indianapolis auch nicht auffiel, dass es ältere Alben sind. Aber ich war auch erst 7 Jahre alt. Man muss ja sein Auge für Kunst erst entwickeln.
Bei KM 357 (wie auch bei Die Herausforderung) ist mir das tatsächlich auch nicht so sehr aufgefallen. Aber bei den anderen Beiden konnte man ja an den Rennwagen erkennen daß die deutlich älter waren. Wobei das ja bei der 13 noch geschickt verborgen wurde, durch die clever hinzu gefügte Rückblendenstruktur.
Die Zack Comic Box 1 sah für mich ebenfalls älter aus (wenn auch längst nicht so alt wie Indianapolis, und die war etwas neuer als damals vermutet.
Und Mach 1 war etwas älter als vermutet.
Bei diesen technikfixierten Serien war ja das Alter immer am Besten erkennbar, und sicher auch am problematischsten für die Zack Macher.
Eben nicht. Sehen wir uns doch nochmal die Publikationschronik von Koralle genauer an: Im Herbst 73 ging der Redaktion das aktuelle MV-Material aus, unter anderem, weil Graton 1973 kein neues Album publiziert hatte. Spina & Co. hätten jederzeit die "Provinzkrimis" "km. 357" (halbwegs aktuell) und "Der Alptraum" (aktuell) ins Heft nehmen können. Sie haben es aber nicht getan. Warum? Weil die Geschichten zu "provinziell" waren und keinen Rennbezug hatten. Auch die Actionelemente von "Der Alptraum" haben die Redaktion offensichtlich nicht überzeugen können.
Um den MV-Gap zu überbrücken, haben die Redakteure Ende 73 / Anfang 74 lieber Geschichten publiziert, die zwar schon einige Jährchen auf dem Buckel hatten, aber mit ihren Action- und Renninhalten besser ins typische MV-Schema passten (A13, A5, A11). So dachte man damals eben bei Koralle - davon bin ich so lange überzeugt, bis man mir eine bessere Erklärung anbietet. Ab 1974 produzierte Graton dann wieder regelmäßig neue albenlange Abenteuer, die prompt bis Anfang 1976 mit schöner Regelmäßigkeit im Heft oder in der Parade erschienen ("Frauen und Motoren" bis "Brennpunkt San Francisco"). Es bestand also zunächt mal keine Notwendigkeit mehr, auf älteres oder scheinbar ungeeignetes Material zurückzugreifen. Nur in der Comic Box 14 von 1975 wurde "Teufel der Piste" abgedruckt.
Dann aber, Mitte 1976, fiel endgültig der Hammer. Neues MV-Material wurde nicht mehr produziert, und weitere Klassiker aus der MV-Frühzeit (1957-1966) hielt man bei Koralle für nicht verwertbar. Also musste man notgedrungen auf die bis dato so schmählich ignorierten Provinzkrimis zurückgreifen: im Sommer 76 auf "Der Alptraum" (vier Jahre alt), Anfang 1977 sogar auf "Kilometer 357" (neun Jahre alt), das vielleicht MV-untypischste Album überhaupt. Außerdem schob man im Herbst 76 K31 und K32 ("Werksspionage"/"Der große Bluff") dazwischen.
Ende 1977 war dann die Durststrecke zuende, da Graton nun wieder bis 1980 regelmäßig neues Material lieferte ("Die jungen Wölfe" bis "Steve Warson gegen Michel Vaillant").
Wie gesagt: Das müsste mit den damaligen Verantwortlichen diskutiert werden. Diese Damen und Herrschaften waren 1973-1975 offensichtlich nicht dieser Meinung.
Geändert von BobCramer (17.08.2023 um 12:47 Uhr)
In sittlich-moralischer Hinsicht sind einem 7jährigen die brutalen PS-Attacken von Pistensau Bob Cramer ja eigentlich gar nicht zuzumuten! Da haben Deine Eltern ihren Erziehungsauftrag böse vernachlässigt, würde ich sagen!
@BobCramer
Also auch nach meiner Meinung hast du vollkommen recht.
Zwar kann ich nicht als Zack-Verantwortlicher antworten, aber als absoluter Fan von MV zur damaligen Zeit. Als Kind von 9 Jahren war ich Auto-verrückt und Rennfan. Was interessierten mich da Familien-Sachen oder Krimis bei MV (obwohl auch Rick Master Fan). Bei MV wollte ich Autos und Rennen (Action abseits der Rennstrecke = Null Interesse!). Als Auto-Narr gehe ich davon aus, dass ich nicht als einziges Kind, der sich für MV interessierte so tickte. So einzigartig (wie Zaktuell es auch öfters mal erwähnt) bin ich nicht.
Ich muss mir mal den Albtraum schnappen. Ich glaube den habe ich immer links liegen lassen. Da ich nicht mehr so Auto-fixiert bin, könnte der mir jetzt gefallen. Die GA kaufe ich ja gerade.
Ciao
Martin
Total! Was leider auch dazu führte, dass ich regelmäßig nicht mehr Zack lesen durfte. Was wiederum die Cliffhanger, die ich nicht fortsetzen durfte, zu legendären Klassikern für mich machte. Zum Beispiel wenn das Gespenst zur Kiva guckt, in die Luckner gerade klettert und man nur die Hand vom Gespenst sieht. Wohin mich die Verbote meiner Mutter geführt haben, kann man jetzt in meterlangen Regalwänden bei mir zu Hause betrachten.In sittlich-moralischer Hinsicht sind einem 7jährigen die brutalen PS-Attacken von Pistensau Bob Cramer ja eigentlich gar nicht zuzumuten! Da haben Deine Eltern ihren Erziehungsauftrag böse vernachlässigt, würde ich sagen!
Solche frühkindlichen Traumatisierungen wird man eben nicht mehr los! Auch ich leide noch heute darunter, dass ich in einem ungeheizten Bretterverschlag hinter einem Bordell aufwuchs...Wohin mich die Verbote meiner Mutter geführt haben, kann man jetzt in meterlangen Regalwänden bei mir zu Hause betrachten.
Berechtigungen
Zitieren
Lesezeichen