Als Kind saß ich wohl, wann immer möglich, regelmäßig jeden Samstag Vormittag vor der Mattscheibe, um mir die X-Men Trickserie auf RTL anzusehen. Und die Kinofilm-Trilogie, viele Jahre später, konnten mich dann dementsprechend natürlich auch "mächtig" begeistern.
Aber trotzdem, obwohl ich nun schon einige Jahre Marvel- und DC-Comics für mich neu entdeckt hatte, hab ich immer einen großen Bogen und das X-Men Comic-Franchise gemacht. Wohl weil es einfach so unglaublich viel Material gibt, eine inzwischen schier endlose Chronologie. Die liebe freie Zeit ist ja doch -leider- endlich.
Als nun jedoch, vor einiger Zeit, Panini für einen "X-Men Neustart" warb, hab ich dann aber doch mal einen Blick riskieren müssen...

Zur eigentlichen Geschichte will/kann ich dann auch nicht wirklich viel verraten, zumindest nicht ohne bös' zu spoilern. Aber erwähnen kann ich auf jeden Fall womit Marvel/Panini ohnehin schon für die Serie wirbt:
Sämtliche X-Men weltweit schließen sich zusammen und gründen eine eigene Mutanten-Nation auf der Insel Krakoa. Und eine sehr wichtige Rolle spielt hierbei eine Frau namens Moira MacTaggert, die eine wirklich außergewöhnliche Fähigkeit besitzt...
Diese eigentliche Grundidee hinter HoX-PoX, im Zusammenhang mit jener mysteriösen Moira, fand ich dann auch wirklich clever und sehr beeindruckend. Die Idee und auch die Umsetzung ist wirklich sehr gelungen!
Der Leser bekommt eine ganz schön vertrackte Geschichte präsentiert, bei der es gar nicht so einfach ist, den Überblick über die vielen, einzelnen Handlungsstränge zu behalten. Die ganze Geschichte strotzt dann auch nur so vor Ideen. Man merkt sehr deutlich, dass Jonathan Hickman hier einen sehr, sehr weiten Entwurf geplant hat, der mit HoX/PoX offensichtlich nur seinen Anfang nimmt.
Präsentiert wird das Alles dann auch mit einem tollen, stimmigen Artwork und interessanterweise kommt auch noch ein sehr hochwertiges und sehr professionell wirkendes Heftdesign hinzu, wenn z.B. immer wieder mal kleine Infoseiten eingeschoben werden. Es gibt sogar ein eigens konzipiertes krakoanisches Alphabet, ähnlich einer Runenschrift. Und dieses Alphabet findet dann auch durchaus Anwendung in einigen Panels.

"Atemberaubend" als Fazit wäre wahrscheinlich, bis hier, durchaus nicht zu viel gesagt... Tja ... wenn da nicht auch so einige Sachen wären, die mich doch leider auch ganz schön gestört haben...
Zum Einen hab ich mich mit den Dialogen ganz schön schwer getan. Ich fand diese sehr oft etwas übertrieben poetisch-mystisch gehalten, aber dann tatsächlich doch auch recht inhaltsleer. Also so ganz bin ich, bis zum Ende hin, nicht wirklich warm geworden mit Hickmanns Dialogen.
Und zum Anderen - hier wäre dann auch für mich der wesentliche, sehr unschöne Kritikpunkt - ich hab leider so gar keinen Zugang zu den Figuren gefunden. Tatsächlich haben sich diese X-Men, die sich nun auf einer Insel verschanzt haben und ihren eigenen Staat gründen, für mich nicht richtig angefühlt. Von jenen alten X-Men, so wie ich sie bisher kannte, welche immer nur um einen Frieden mit den Menschen bemüht waren, spürt man nämlich praktisch gar nichts mehr. Es fühlte sich für mich alles ein wenig wie eine falsche Realität an, wie etwa z.B. in "House of M".
Tja und dann wäre da noch so eine "Kleinigkeit", die ich aber in einen Spoiler packen muss, weil sie sonst einfach zu viel von der Story vorweg nehmen würde.


Die X-Men haben sich hier nun eine Möglichkeit geschaffen, Tote wieder zum Leben zu erwecken! .... Puh!!!
Also das Problem ist natürlich bekannt: Früher oder später kommen sie Alle wieder - bei Marvel und DC.
Aber wenn nun, praktisch mit Ansage, überhaupt Niemand mehr sterben kann, wo bleibt denn da noch die Spannung!?!
Also nein, aber das muss auf jeden Fall wieder geändert werden. Das kann so einfach nicht funktionieren!


Nachfolgend habe ich dann außerdem auch noch die, bisher veröffentlichten, ersten 6 X-Men Hefte gelesen und was die inhaltliche Komplexität betrifft, geht es dort nun praktisch auch genau so weiter, wie in HoX-PoX. Im Gegensatz zum, in sich durchaus abgeschlossenen, Prolog (also HoX-PoX) nimmt die Komplexität hier gleich nochmal, ein noch größeres Ausmaß an. Praktisch jedes Heft macht eine neue Story-Baustelle auf.
Ob das so dann letztlich tatsächlich funktioniert ist natürlich die große Frage. Ich glaube das kann durchaus wirklich "episch" werden, wenn man dranbleibt. Aber es kann natürlich am Ende (ähnlich wie z.B. damals bei der Auflösung zur Serie "Lost") auch viele enttäuschte Gesichter geben.
Hickmann hat sich auf jeden Fall, offensichtlich, mächtig was vorgenommen.
Ich kann hier nur Jedem raten, einfach mal selbst einen Blick zu riskieren. Zumindest HoX-PoX ist, bei aller Kritik, außergewöhnlich- und durchaus empfehlenswert.