User Tag List

Ergebnis 1 bis 18 von 18

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Mitglied Avatar von Zardoz
    Registriert seit
    04.2017
    Beiträge
    1.908
    Mentioned
    110 Post(s)
    Tagged
    0 Thread(s)

    Schlange und Speer

    Die Geschichte beginnt mit einer Rückblende. Es ist die Zeit der Dürre, der Hungersnöte. Die Azteken opfern mehr und mehr Menschen, ohne dass die Götter ein Einsehen haben. Es ist das Jahr 1454, die Spanier werden erst ca. 60 Jahre später eintreffen. Zu dieser Zeit werden drei Kinder geboren. Ein Baby mit verkrüppelten Armen, das seine Eltern „Schlange“ taufen und es lieber tot gesehen hätten. Der Sohn eines Kriegers, dem kurz nach der Geburt ein unheilvoller „Geist“ erscheint. Und schließlich der Sohn eines Herstellers von Federschmuck, dem eigentlichen Protagonisten. Die Mutter ist bei der Geburt gestorben. Der rituelle Mayakalender weigert sich, dem Unglückskind einen Namen zuzuweisen. Er wird unter Umgehung der Vorschriften „Augen-Speer“ genannt. Zeitsprung. Die Kinder sind erwachsen. Es geschehen unerklärliche Morde an jungen Mädchen, die verstümmelt und in gleicher Haltung „drapiert“ an öffentlichen Orten gefunden werden. Der „König“ scheint persönlich betroffen und beauftragt die gefürchtete, reichlich unsympathische "Schlange", die Morde zu vertuschen und den Mörder zu finden. Zeitgleich beauftragt ein Priester, der befürchtet, dass der Verdacht auf seine Glaubensgemeinschaft fallen könnte, "Augen-Speer" mit der Lösung des Rätsels. So beginnt der Start in eine fulminante Detektivgeschichte. Dem informativen Nachwort des Künstlers Hub, der schon für das grandiose „Aslak“ verantwortlich zeichnete, entnehmen wir, dass es im Aztekenreich keine Polizei nach heutigem Verständnis gab. Daraus entwickelt sich dann vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und soziologischen Kulisse der mittelamerikanischen Hochkultur eine einzigartige „Who’s done it“-Story. Der frühe Vorläufer von Sherlock ist ein aufgeweckter Kerl, der offensichtlich deutlich intelligenter als die Meisten seiner Zeitgenossen ist, aber auch an einer Art von epileptischen Anfällen leidet.


    Es gibt, wie in allen derartigen Detektivgeschichten, Hinweise, die zu deuten sind. Aber hier besteht auch die Gefahr, dass der schnelle, unaufmerksame Leser leicht den Überblick verliert. Ständig wird zwischen drei Zeitebenen, zwischen Personen und Orten gewechselt. Nicht immer ist sofort erkennbar, welche Bedeutung das Gezeigte für den Fortgang der Geschichte hat. Einiges klärt sich Seiten später auf, anderes bleibt noch im Dunkeln, obwohl Querverbindungen sichtbar werden. Anstrengend sind auch die nach hiesigen Maßstäben komplizierten, schwer aussprechbaren Namen. Etwas nervig und ausufernd erscheint mir das häufige Verwenden von Begriffen in der Originalsprache, die dann in Fußnoten erklärt bzw. übersetzt werden.
    Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird eine wunderbare Lesezeit genießen, die in die nur wenig bekannte Zeit der Azteken zurückführt. Die Bilder von Hub sind großartig und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Gern möchte man in einer solchen, dermaßen schön gezeichneten Welt leben, wenn nur nicht die Menschenopfer, die Willkür, die Umweltkatastrophen, die Sklaverei … wäre.


    Fazit: Für mich ein "must have". Ich kann es kaum erwarten, wie die sehr spannende Geschichte des auf 3 Bände angelegten Werkes weitergeht.
    Geändert von Zardoz (22.10.2020 um 14:56 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •