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Thema: Gravel (Warren Ellis & Mike Wolfer)

  1. #1
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Gravel (Warren Ellis & Mike Wolfer)

    GRAVEL Band 1

    – Strange Kiss # 01-03 (US Avatar / 1999-2000)
    – Stranger Kisses # 01-03 (US Avatar / 2000-2001)
    – Strange Killings # 01-03 (US Avatar / 2002)



    (Dantes Verlag / 2017)

    Warren Ellis & Mike Wolfer



    STRANGE KISS

    Es beginnt mit einem Kuss.

    Der etwas in die Jahre gekommene Sergeant Major Gravel Williams ist in den USA als „K“ unterwegs.
    Das heißt er führt für sein Land und andere Staaten verdeckte Missionen (deniable Ops) durch.
    Sollte er gefasst oder getötet werden, streiten seine Vorgesetzten jedwede Involvierung ab und er ist komplett auf sich alleine gestellt.
    Ganz freiwillig macht er den Job nicht und überschreitet bei der Ausführung regelmäßig die eine oder andere rote Linie…

    In einem Krankenhaus besucht er seinen alten Kumpel „Bull“, ein ehemaliger SAS Soldat und so was wie Gravel’s letzten guten Freund den er auf der Welt noch hat.
    Doch Bull leidet an einer seltsamen Infektion und ist dem Tode nahe. Seine Genitalien sind abgefault, der Bauch aufgebläht und im Inneren wächst etwas heran, das an seinen Eingeweiden nagt…

    Da hat Bull wohl zum letzten mal seinen Schwanz in das falsche Loch gesteckt. Am Krankenbett schwört Gravel ihm noch die Verantwortlichen zu finden und dann wird es auch schon unappetitlich.
    Gravel wird Zeuge einer verstörenden „Geburt“. Aus Bulls Bauch (und Arsch) platzen jede Menge Babyeidechsen heraus und bereiten dem Infizierten einen qualvollen Tod.

    Er bleibt aber kein Einzelfall. In der Stadt kommt es vermehrt zu ähnlichen seltsamen Vorkommnissen.
    Auf offener Straße tötet eine Frau nach einer Verfolgungsjagd ihren Freund und bringt sich danach selber um. Die Pathologin die den Fall untersucht macht auch hier eine grausige Entdeckung.
    Im Körper der Frau befindet sich eine riesige Echse. Gravel schaltet sich ein und deckt dabei eine tiefer reichende Verschwörung auf. Dabei wird auch klar woher die Bedeutung „Kampf Magier“ kommt.
    Gravel ist kein einfacher SAS Soldat, sondern versteht sich auch auf die Kunst der Magie die in dem Fall für diese Art der Bedrohung dringend nötig ist…




    STRANGER KISSES

    Als Strafe für seine „Nebenjobs“ die Gravel auf eigene Rechnung macht ist er immer noch in den USA unterwegs.
    Er bessert seine Nebeneinkünfte gerne mal auf und ist dann auch nicht wählerisch. Hauptsache die Kasse stimmt.

    Der Hollywood Action Film Star John Weston möchte in die Politik wechseln und dort seine Stärken ausbauen. Er lädt Gravel nach L.A. ein wo ihm der Kampfmagier als Bodyguard unterstützen soll.
    Er befindet sich auf einem heiklen Terrain, denn er will für einen Publicity Stunt und gute PR einen „Snuff Film“ Ring hochgehen lassen.

    Das Treffen mit den Underground Filmemachern läuft dann nicht so wie geplant. Die Porno Videos sind verstörender als zu erst gedacht.
    Die Darsteller*innen besitzen Geschlechtsteile an allen (un)möglichen Körperstellen und bedienen damit die abgedrehtesten Fantasien.

    Weston verwechselt seine Rolle als Actionheld in den Filmen mit dem Real Life und zettelt eine Schiesserei an die er auch prompt mit dem Leben bezahlt.
    Das bringt auch Gravel in Bedrängnis und kann mit ein Paar Tricks die Angreifer erledigen. Er schnappt sich das vermeintliche Snuff Video und entkommt dem Schlachtfeld.

    Von nun ist er der von mehreren Seiten der Gejagte. Das Video ist zu wertvoll und der Porno Ring ist in dunkle Kanäle verzweigt die bis zum LAPD reichen.

    Gravel versucht in einer Lagerhalle die „Klinik“ zu infiltrieren in der die Operationen und Körpermodifikationen durchgeführt werden.
    Dabei tappt er in eine Falle und wird von der Gang und dem LAPD umstellt.


    Als letzten Ausweg täuscht er seinen Selbstmord vor und lässt seinen Körper vor den Augen einfach verschwinden.
    Er entkommt und als Bonus hat er noch einen Laptop mit all den Daten der wichtigsten und reichsten Leuten Hollywoods mit ihren abartigen Fantasien…






    STRANGE KILLINGS

    England. Im Hochsicherheitsgefängnis HM Wessex kommt es zu Aufständen von den Inhaftierten.
    Die Gefangenen übernehmen die Kontrolle der Anlage und ein SAS Einsatzteam das eingreifen soll verschwindet. Jeder Kontakt zu den Soldaten ist abgebrochen und etwas
    Finsteres versteckt sich im Zellentrakt. Colonel H vom GCHQ schickt seinen einzig noch verfügbaren Mann der mit der Lage fertig werden kann…
    [Die Einleitung wirkt übrigens wesentlich cooler wenn man sich die mit der Synchron Stimme von Bruce Willis vorstellt]

    Frisch aus den USA wird Gravel nun auf die Selbsmord Mission in das Gefängnis geschickt. Das etwas nicht mit rechten Dingen zugeht zeigt sich dann im Inneren.
    Die Insassen haben sich in zombieartige Soldaten verwandelt die den Mann beschützen der für das Chaos verantwortlich ist. Zwischen all den Toten findet Gravel auch noch
    Überlebende die mit den Gefängnismauern verschmolzen wurden. Kein Zweifel mehr, das hier schwarze Magie am Werk ist.

    Gravel kämpft und metzelt sich durch seine Gegner, die Bedrohung dehnt sich auf die Welt ausserhalb der Mauern aus. Dabei benutzt der Dunkelmagier die Gefangenen
    als eine Art „Energiezelle“ die seine Macht verstärken. Für Gravel kommt es mit seinem Gegner zum Showdown…

    Nach dem Finale


    Bekommt auch noch Colonel H (der für die Bestrafung von Gravel und seine „K „Dienste verwantwortlich ist) einen Besuch von dem angepissten Magier…






    Zitat Zitat von Warren Ellis
    ”WHAT DISTURBS YOU?”
    Eine simple Frage und Ellis liefert zum Auftakt der ursprüngichen Mini gleich die Antwort. Er will hier keine tiefgründige Geschichte erzählen sondern sich und die Leser mal ordentlich verstören.
    Selbst nach über 20 Jahren gegnüber der ersten VÖ gelingt ihm das auch ganz gut

    Die Handlung ist geradlinige und kommt ohne viel Umschweife auf den Punkt.

    STRANGE KISS wirkt wie ein Abschied an die 90er. Die Fetisch Optik erinnert an „Matrix“, die Handlung an „Sie Leben“ oder die „Körperfresser kommen“,
    am Ende ein Schuß Breitwand Größenwahn wie man ihn von Ellis im (damals) neuen Jahrtausend aus „The Authority“ kennt.

    STRANGER KISSES ist dann eine Hommage an das (Hong Kong) Action Kino und die Arbeiten von David Cronenberg. Snuff Filme, Bodymodifications,
    bizarre Sexpraktiken, zugleich ein zynischer Seitenhieb auf die Glamourwelt von Hollywood.
    (Sexuelle) Transzendenz ist auch in „Transmet“ ein wiederkehrendes Thema, dort regt es aber zum Nachdenken an, hier wird der Holzhammer ausgepackt

    STRANGE KILLINGS ist dann wieder mehr Gemetzel ohne große Überraschungen. Wilde Action und langweilig wird dem Magier eh nie…
    Die Story hat mich etwas an Azzarello’s „Hellblazer“ Arc „Hard One“ (# 146-150) von 2000 erinnert wo Constantine in einem Hochsicherheitsgefängnis landet…
    Moment mal… Apropos Hellblazer… Magier... Kettenraucher... A*Loch… da war doch irgendwas, ach verdammt komme gerade nicht drauf...

    Ohne die ganze Action und Splatterorgien bleibt dann aber leider auch nicht viel übrig. Gravel als Chrakter bleibt blass (und das liegt nicht nur an den Graustufen der Optik).
    Die Figur bleibt bis zum Schluss uninteressant, ab und zu bekommt man einen Brocken aus seiner Vergangenheit hingeworfen, aber das ist IMO zu wenig.
    Der Leser wird auch immer in die Irre geführt wenn wieder mal eine neue Fähigkeit ausgepackt wird von der man bis dorthin nichs gehört oder gesehen hat.
    So gibt es zwar immer eine Überrsaschung, wirkt dadurch auch manchmal aufgesetzt. Aber OK.

    Das Artwork von Wolfer ist ordentlich auch wenn ich wohl nie ein Fan von ihm werde. Die diebische Freude die er dabeihat die ekligsten Dinge auf Papier zu bringen muss ich ihm aber neidlos lassen
    Gerade wenn soviel Suppe spritzt hätte eine Kolorierung die Seiten aufgewertet (nehme mal das aus Kostengründen im Original darauf verzichtet wurde)

    Nicht der große Wurf den man von Ellis durchaus erwarten kann, aber Freunde des gepflegten (Splatter) Horrors und wissen was sie bei einem Verlag wie Avatar erwartet
    können getrost zugreifen und sich noch einen Stern zur Wertung dazudenken. Gerade bei der überbordenden PC ist so eine VÖ bei mir eine gern gesehene Abwechslung.

    Geändert von #churchi (17.01.2020 um 22:03 Uhr)

  2. #2
    Mitglied Avatar von JRN
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    Na, wenn Du jetzt bei jedem folgenden Band einen halben Stern draufpackst [das halte ich für eine realistische Annahme], müsste Band 6 von Dir fünf Sterne kriegen ...
    Ich bin gespannt ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  3. #3
    Mitglied Avatar von joe ker
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    Muss ich irgendwann mal komplett lesen, die Strange/Stranger Sachen waren allerdings schon, ich sag mal, anstrengend zu lesen. Danach wird's aber besser, zumindest was ich bisher schon gelesen habe. Ich hab da auch schon was vorbereitet, was der emsige JRN nicht im PF gefunden hat und ziehe es gerne mal rüber:

    Gravel 1+2 Dantes Verlag

    Mit Strange Kiss/Kisses/Killings hatte ich schon immer Probleme. Zu sehr wirft einen Ellis da ins kalte Wasser und die stoischen Zeichnungen von Wolfer sind halt auch nicht so meins. Bill Gravel, Kampf Magier watet durch Gedärm und splattrige Szenarien und stellt sich dem Unerklärlichem. So und nicht viel anders kann man Band eins beschreiben.
    Band zwei wartet mit einer recht langen Story auf und wieder einer knackig kurzen. Kann aber wesentlich mehr überzeugen, zumal man nach Band eins weiß wie der Hase läuft und stirbt. Besser, viel besser auch wenn Gravel manchmal an McClane erinnert, erstmal voll aufs Maul bekommen und sich dann irgendwie rauswinden.
    Nicht unbedingt die genialste Arbeit von Ellis, gerade am Beginn in Band eins, aber mit einer deutlichen Steigerung, die Kurve geht streng nach oben. Ein wenig Blut und Gedärm sollte der Leser aber schon verkraften.
    Freu mich auf Band drei, der afaik auch der letzte in s/w sein sollte.
    Ist schon älter deshalb gab's zu dem Zeitpunkt auch nur zwei Bände
    "If you can't dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit." W.C.Fields

  4. #4
    Mitglied Avatar von JRN
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    @joe ker :

    Wie kommst Du darauf, ich hätte den Post nicht gefunden? Klick mal hier.



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  5. #5
    Mitglied Avatar von joe ker
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    Wie konnte ich es wagen an dir zu zweifeln, nahe an der unfehlbarkeit
    1:0 für dich
    "If you can't dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit." W.C.Fields

  6. #6
    Mitglied Avatar von JRN
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    @joe ker :

    An meiner "Unfehlbarkeit" darfst Du gern zweifeln. Ich hab noch in jedem Dantes-Band etwas Zweifelhaftes gefunden, das mir "durchgerutscht" ist.
    Perfektionismus ist sinnlos ... aber leider unheilbar.



    Der Hang zum Perfektionismus ist übrigens derjenige Charakterzug, den Josch und ich, allen geographischen, altersbedingten und sonstigen Unterschieden zum Trotz, teilen.
    Deswegen [weil wir beide wahrscheinlich stärker unter unserer "Fehlbarkeit" leiden, als sich irgendjemand vorstellen kann] ist die Freude über jeden und jede, die Geld für ein Dantes-Produkt ausgegeben haben und es hinterher nicht bereuen, durchaus echt.
    [Und wir sind damit in der Comicbranche nicht allein ... mir würden spontan noch 'ne Menge "Perfektionismuskranke" einfallen, die sich darin tummeln ...]

    Und: Dein Beitrag war einfach zu prägnant, um ihn so schnell wieder zu vergessen ...
    Mehr davon!

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  7. #7
    Mitglied Avatar von #churchi
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    GRAVEL Band 2: Die Körperplantage

    – Strange Killings: The Body Orchard # 01-06 (US Avatar / 2002-2003)
    – Strange Killings: Strong Medicine # 01-03 (US Avatar / 2003)



    (Dantes Verlag / 2017)

    Warren Ellis & Mike Wolfer


    ACHTUNG:
    Die folgende Besprechung kann Spoiler enthalten...



    DIE KÖRPERPLANTAGE

    Bill Gravel ist wieder mal zur falschen Zeit am falschen Ort. Wieder in den USA arbeitet er auf eigene Rechnung und zieht einen
    Gangster der für den Drogentod einer jungen Frau während der Wahlparty eine Politkers verantwortlich ist aus dem Verkehr.

    Jener frisch gewählter Bürgermeister, Frederick Irons soll am nächsten Morgen öffentlich vereidigt werden.
    Der Zeremonie wähnt auch Gravel bei, als aus heiterem Himmel ein Trupp aus vier komplett schwarz vermummten Soldaten auftaucht.
    Das bis an die Zähne bewaffnete Spezialkommando eröffnet das Feuer und tötet vor allen Besuchern Irons.
    Gravel erkennt die Attentäter als SAS Agenten mit übernatürlichen Kräften und nimmt sofort die Verfolgung auf.
    Die örtliche Polizei zieht eine Verbindung zu dem toten Gangster und denkt das der Kampfmagier hinter dem Anschlag steckt.
    So bekommt es Gravel mit alle Seiten zu tun…

    Mini Flashback.
    Das SAS Team (Alpha One Four) ist Gravel nicht unbekannt. Vor 3 Jahren hat er zusammen mit ihnen eine Mission im Dschungel von Borneo ausgeführt.

    Die Soldaten kennen auch ein Geheimnis des Magiers. Gravel kann sich an einen Ort teleportieren, der gemeinhin als Körperplantage bekannt ist.
    Die Plantage ist ein seltsames Fleckchen, der von Geistern bewacht wird und Pflanzen mit Fleisch vereinen und so eine ziemliche eklige Kreation ergeben.
    Sobald die Ernte reif ist pflückt sich Gravel dann aus diesen Gewächsen seine Waffen und Muntition (…ja, die wachsen sozusagen auf Bäumen…).
    Auf diese Ebene haben nur Magiere zutritt und Alpha One Four wartet hier schon auf den Ex-Kameraden.

    Es werden kurz Nettigkeiten ausgetauscht, dann fliegen Kugeln und Messer. Trotz des „Heimvorteiles“ bleibt Gravel für das Erste nur das Heil in der Flucht.
    Während dessen ist das SAS Team schon auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel. Den sensiblen Ort den sie sich für den Anschlag ausgesucht haben, kann die
    Weltmacht USA bis in die Grundfeste erschüttern und schlimmsten falls einen Krieg auslösen…




    BITTERE MEDIZIN

    Zurück in London. Eine Welle rassistisch motivierter Gewalt zieht sich durch die Hauptstadt. Eine rituell verstümmelte Leiche eines 7 jährigen schwarzen
    Jungens wird gefunden, der die aufgeheizte Stimmung zum Überkochen bringt. Der zuständige (ebenfalls schwarze) Inspektor Len Moody ruft
    Gravel zur Hilfe, der noch einen Gefallen abzuarbeiten hat. Man könnte auch sagen er erpresst ihn zu Gravel’s Vergehen währen des Falkland Krieges.

    Der Fall nagt an dem Magier, deutet bei dem grausamen Mord alles auf ein Menschenopfer von Anhängern des „Muti“ Kultes hin. Muti wird vor allem
    in Südafrika praktiziert und dabei werden dem Opfer die Teile des Körpers abgehackt denen man besondere Kräfte nachsagt.
    Die Körperteile (Hirn, Herz, Genitalien…) werden dann bei Beschwörungen verwendet. Kinder gelten als „rein“ und eignen sich deshalb für besonders
    starke Zauber… oder eben Medizin.

    Unerwartet bekommt Gravel Hilfe eines alten Freundes aus Südafrika. Lieutenant Mogotsi (ehemaliger Leiter der Occult Crime Squad) erscheint ihm während
    eines Traumes und gibt ihm einige mysteriöse Hinweise die es für den Fall zu entschlüsseln gilt. So verfolgt Gravel weiter die Spur des toten Kindes, das ihn schliesslich
    zu der rassistischen, paramilitärischen Gruppierung Combat 18 führt. Nach einem (blutigen) Verhör eines der Mitglieder wird aber klar, das Combat 18
    selbst nur Handlanger waren und für einen Auftraggeber handelten den sie selbst nicht kennen.

    Während dessen nehmen die Unruhen in London weiter zu. Offen werden auf den Straßen die Rassenkonflikte ausgetragen und verwandeln die Stadt
    in ein Krisengebiet. Aufständische stehen der Polizei gegenüber, nicht mehr lange bis das Pulverfass explodiert

    Der finstere Drahtzieher verfolgt derweil seinen Plan und verstärkt mit seinem Zauber den Hass der die Bevölkerung befallen hat.
    In dem Chaos bleibt Gravel nicht mehr viel Zeit das Puzzle von Mogotsis Visionen richtig zu ordnen, es gilt auch noch ein weiteres entführtes Kind aufzuspüren…




    Tja, nach dem letzten Band geht es tatsächlich etwas aufwärts, was aber eher an der kürzeren, zweiten Geschichte liegt.
    An der Wertung ändert das erst mal nix (Sorry @JRN, sollte der Plan mit Band 6 dann nicht aufgehen )

    Gravel bekommt etwas mehr auf die Fleisch auf die Rippen und ein wenig Background spendiert, hat aber immer noch das Charisma eines Lattenzauns.
    Dafür sehen wir jede Menge neue Fähigkeiten des Magiers… über Wasser laufen, teleportieren, Kugeln-um-die-Ecke-schießen, mit Toten kommunizieren,
    mit Blut die Gedanken anderer lesen und was weiß ich noch alles. Langeweile lassen die Macher zumindest nicht aufkommen

    Nett der Hinweis aus dem letzten Band mit der Existenz von SAS Teams, hier wird dann auch eines präsentiert.
    Was sich wie ein Faden bis jetzt durch die Serie zieht ist die Andeutung einer riesigen Verschwörung. Das Weltgeschehen wird geschickt (vom Empire ?)
    gelenkt, Kriege und Interventionen sind dabei ein probates Mttel zum Zweck. Die USA nur eine Petrischale für ein soziales Experiment?
    Wie ich Ellis kenne wird sich das dann eh aber irgendwann verlaufen…

    Bleibt in DER KÖRPERPLANTAGE dann wieder jede Menge Action, so dass John Woo und Michael Bay ihre Freude hätten.
    Auf 6 Hefte aufgeteilt ist das ständige Geballer dann auch etwas ermüdend. Im Prinzip schiesst sich Gravel von A nach B in Dauerschleife.
    Im Finale ist dann wieder Over the Top. Mit der Plantage wird ein interessanter Ort eingeführt, ich trau mich auch gar nich zu fragen welchen
    Dünger der gute Bill für seine Pflänzchen so verwendet

    BITTERE MEDIZIN schraubt den Actionanteil ordentlich zurück und Gravel darf auch seinem Titel als Magier gerecht werden.
    Die Story bietet viel Okkultismus und zeigt ein mal eine andere Seite. Hätte auch prima zu diesem Magier aus dem großen Verlag gepasst.
    Ellis scheut auch nicht vor heiklen Themen und zeigt wie es funktionieren kann

    Generell wird der Ekel und der Gorefaktor (zumindest etwas) gegenüber dem ersten Band zurückgefahren. Was nicht heißen soll das die Suppe nicht mehr spritzt.
    Und Wolfer bleibt halt Wolfer




    Btw... mir ist gerade aufgefallen das Josch auf der Homepage jetzt zu jedem (?) Band und Serie eine Leseprobe einfegügt hat
    Geändert von #churchi (19.01.2020 um 22:11 Uhr)

  8. #8
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    @churchi999 :

    Ja, Josch hat ein paar Tage an der Seite "herumgebastelt", sie "aufgeräumt" und für das nächste Jahr fitgemacht.
    Zu Gravel hat es, meine ich mich zu erinnern, schon immer einen kompletten Satz Leseproben gegeben ... aber dass sich neue Leserinnen und Leser nun auch ein Bild von der fortlaufenden Entwicklung Usagis machen können, ist sicher nicht von Nachteil.

    Zu Deiner Rezi:
    Solltest Du die Stern-Vergabe von einer Charakterentwicklung des titelgebenden Kampf-Magiers abhängig machen, wird das mit dem fünften Stern sicherlich nichts mehr werden ... Ellis hat ihn als Dropout aus dem britischen Bildungssystem angelegt. Trotzdem kann sich auch um einen starrsinnigen Unterschichtler herum natürlich die Handlung weiterentwickeln - und genau das wird sie tun. Von daher hab' ich die Hoffnung noch nicht vollständig aufgegeben ...

    Nur eine Bitte hätt' ich noch:
    Bring' bitte am Anfang Deines Posts eine Spoiler-Warnung an.
    Du gibst darin einmal eine Information preis, die für Gravel [und also auch für sein Publikum] erst im Verlauf der Handlung überraschend enthüllt wird.
    Foristinnen und Foristen, die sich nur einen schnellen Überblick über den Inhalt des Bands verschaffen wollen, könnten enttäuscht werden.
    Danke.

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  9. #9
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    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    Zu Gravel hat es, meine ich mich zu erinnern, schon immer einen kompletten Satz Leseproben gegeben
    Glaube die waren erst ab Band 4 drinnen, bin mir aber selber nicht mehr sicher

    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    Solltest Du die Stern-Vergabe von einer Charakterentwicklung des titelgebenden Kampf-Magiers abhängig machen, wird das mit dem fünften Stern sicherlich nichts mehr werden ...
    Ne, die Sterne gibt es für gute Geschichten, der Charakter (oder dessen Entwicklung) ist da nicht so wichtig. Vielleicht lege ich bei Ellis die Mess- und Erwartungslatte etwas höher,
    bis jetzt ist Gravel da für mich einfach mittelprächtig. Sorry. Der erste Band konnte mich mit ein paar schrägen Einfallen überraschen, die mich zum schmunzeln brachten (ja, ich hab nen
    kranken Humor). Der Zweite ist mir trotz ein paar Entwicklungen zu monotone Daueraction. Deswegen gab es dann am Ende die selbe Punktzahl.
    Der Dritte ist da eher noch ein Absturz, aber dazu dann bald mehr...

    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    Bring' bitte am Anfang Deines Posts eine Spoiler-Warnung an.
    Du gibst darin einmal eine Information preis, die für Gravel [und also auch für sein Publikum] erst im Verlauf der Handlung überraschend enthüllt wird.
    Einmal gebe ich eine Information preis? Bevor ich jetzt rumrätsle welcher Teuil nun gemeint ist, schick mir bitte eine PN und ich pack das einfach in einen Spoiler

  10. #10
    Mitglied Avatar von JRN
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    @churchi999 :

    Ja kann sein, dass Du mit den Gravel-Leseproben richtig liegst ... komplette Leseproben gab' es dann wohl nur von Sláine ...
    Und was Deine Einschätzung [und Deine Sterne] angeht: Kein Grund, sich zu entschuldigen.
    Ich kann das nachvollziehen ... und ich hatte beim Übersetzen immer den Verdacht, dass von Band 2 an eigentlich Wolfer die treibende Kraft hinter Gravel ist und Ellis ihm nur "gezwungenermaßen" seine Skripte liefert.
    Sollte das so stimmen, können wir miterleben, wie die beiden in Band 5 und 6 doch noch etwas aus der Sache machen - ohne sie dabei zu verraten.
    Was nicht jedem gelingt.

    PN habe ich deaktiviert, darum gibt's die Info nun hier in einer Spoiler-Box:


    Dass Mogotsi nicht mehr am Leben ist, weiß Gravel am Beginn der Story noch nicht. Er kriegt das erst am Anfang von Teil II raus ... und es ist ein entscheidender Hinweis auf dem Weg zum Täter, sollte potenziellen Leserinnen und Lesern also möglichst nicht vorab verraten werden.



    ... und jetzt bin ich wirklich gespannt, was Du zu Band 3 zu sagen hast ...

    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Geändert von JRN (19.01.2020 um 21:59 Uhr)

  11. #11
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    Habe den Text abgeändert, hatte das durcheinander gebracht...

    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    ... und ich hatte beim Übersetzen immer den Verdacht, dass von Band 2 an eigentlich Wolfer die treibende Kraft hinter Gravel ist und Ellis ihm nur "gezwungenermaßen" seine Skripte liefert.
    Strange Kiss / Stranger Kisses sind 100% Ellis, ab Strange Killiings merkt man schon einen gewissen Wechsel im Ton (obwohl immer wieder nette Ideen durchblitzen).
    Beim Nekromanten würde ich sogar auf 100% Wolfer tippen, das war zumindest mein Gedanke beim lesen...

  12. #12
    Mitglied Avatar von #churchi
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    GRAVEL Band 3: Der Nekromant

    – Strange Killings: Necromancer # 01-06 (US Avatar / 2004)



    (Dantes Verlag / 2018)

    Warren Ellis & Mike Wolfer


    ACHTUNG:
    Die folgende Besprechung kann Spuren von Spoilern enthalten...


    DER NEKROMANT

    Ein Biochemiker der für das britische Militär an einem Geheimprojekt arbeitete wird vermisst. Laut Infos des Nachrichtendienstes soll sich
    Dr. Edgeworth auf einer abgelegenen Insel auf den Philippinen befinden. Es häufen sich die Berichte über vermisste Personen in der Gegend
    und das GCHQ befürchtet einen internationalen Zwischenfall. Ein SAS Team wird auf die Insel entsandt (mittlerweilse sowas wie der
    Running Gag der Serie), soll dort den Doktor finden und alle Spuren verwischen die auf das Empire zurückfallen könnten.

    Für Gravel hat der neue „H“ (Direktor des GCHQ) ebenfalls eine Mission. Eine amerikanische Reporterin recherchiert auf der Insel wegen
    den verschwundenen Personen. Es besteht die Gefahr das sie Beweise für die Verwicklung des Militärs in der Angelegenheit aufdecken könnte.
    Um auf Nummer Sicher zu gehen soll Gravel sie für immer zum Schweigen bringen.

    Auf der Insel angekommen dauert es auch nicht lange bis Gravel sein Ziel ausmachen kann. Er findet die hübsche TV… äh… Zeitungstussi Amy
    Newhouse, aber sie ist nicht alleine. Im Dschungel tummelt sich auch ein Rudel halb verrotteter Kannibalenzombies das Amy an die Wäsche will.
    Der Einsatz des SAS Teams war auch nicht erfolgreich, Gravel stolpert über die Überreste des Trupps.
    Der Kampfmagier entscheidet sich (fürs Erste) gegen seine Mission und rettet die Reporterin.

    Damit wäre auch klar wer für die verschwundenen Leute verantworltich ist. Die Insel ist voll mit Zombies, Gravel sagt Amy Hilfe zu die Anlage
    von Dr. Edgeworth zu untersuchen.


    Wie sich herausstellt hat der Chemiker zufällig ein Reanimationsserum entwickelt, mit dem er willige Zombiesklaven schaffen kann.
    Das Militär hat natürlich gtoßes Interesse an der Forschung, die Zombies wären perfekt für den Einsatz auf dem Schlachtfeld.



    Kompliziert wird die Lage als das GCHQ weitere SAS Teams auf die Insel schickt und Gravel zum Feind erklären.
    Zwischen den Fronten muss der Magier in gewohnter Manier aufräumen

    Am Ende


    bleiben noch zwei Dinge zu tun. Amy’s sämtliche Erinnerungen werden gelöscht (was wohl nicht 100% klappt)
    und Gravel schnappt sich einen Container mit Zombieserum (der zur Sicherheit in der Körperplantage landet).

    Mal sehen ob man davon noch was hören wird…






    Das war wohl der Versuch „Mondo“ Zombie/Kannibalenfilme wieder aufleben zu lassen, mit einem Schuss „Heart of Darkness“ obendrauf.
    Dabei wird auch wirklich kein Klischee ausgelassen, auf einen besonderen Twist wartet man bis zum Schluß vergeblich
    Sollte man vielleicht als Hommage an die Exploitation Klassiker des Genres sehen und die Geschichte funktioniert dann besser…

    Gravel darf dieses mal sowas wie eine zarte Romanze erleben, der Rest ist dann wieder gewohnte, unkomplizierte Splatter Action.
    Das Ende lässt zumindest ein wenig spekulieren.

    Wie schon oben erwähnt würde ich hier auf Wolfer als treibende Kraft hinter dem Script tippen und hätte nie gedacht das ich folgenden
    Satz mal schreibe: Seine Zeichnungen sind das Beste an der Geschichte

    Schauwerte gibt es genug und Fans obiger Filme kommen auf ihre Kosten. Langeweile kann man den Machern zumindest nicht vorwerfen.




    So, schnell weg bevor das kommt, ab jetzt kann es ja nur noch steil nach oben gehen…

  13. #13
    Mitglied Avatar von JRN
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    @churchi999 :

    Nee, Mann, ich bin grad' auf Reisen ... da schlepp' ich keine Nudelhölzer mit [sind einfach zu schwer, die Dinger].
    Und vielen Dank für die neue Rezi!

    Mit 1000 Grüßen von unterwegs,
    JRN

  14. #14
    Mitglied Avatar von #churchi
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    GRAVEL Band 4: Verdammte Lügner

    – Gravel # 00-07 (Bloody Liars) (US Avatar / 2007-2008)



    (Dantes Verlag / 2018)

    Warren Ellis & Mike Wolfer
    Art by: Raulo Cáceres (# 00-02), Oscar Jimenez (# 03-07)


    ACHTUNG:
    Wenn man sucht, findet man hier bestimmt ein paar Spoiler...



    Zwischen den Kriegen

    Nach einem Jahr Einsatz in Afghanistan (wo Gravel auf den ersten Seiten gleich mal zeigt wie man mit Taliban umzugehen hat),
    kehrt der Kampfmagier in die alte Heimat London zurück.

    Während seiner Abwesenheit hat sich einiges getan und wenn Bill etwas gar nicht mag, dann sind es Veränderungen.



    Ohne sein Wissen wurde er aus den Minor Seven geworfen, einem Zirkel von okkulten Detektiven. Die anderen Mitglieder erklärten Gravel
    Aufgrund seiner Abwesenheit für tot und der Magier Shiranian erhielt seinen Platz in der Gruppe.
    Als Gegenleistung für die Aufnahme übergab Shiranian den Minor Seven das SIGSAND Manuskript. Ein sehr altes und mächtiges Werkzeug,
    das sogar Tore in andere Dimensionen öffnen kann.
    Die Kraft des Buches ist derart stark, das die Seven es in 6 Abschnitte gliederten und zur Sicherheit unter sich aufteilten.
    So wird gewährleistet dass niemals einem Einzelnen der kraftvolle Zauber in die Hände fällt (und die Magier können sich gegenseitig in Schach halten).

    Gravel wittert eine Verschwörung gegen seine Person. Er tötet Shiranian und macht sich auf die anderen sechs verbliebenen Detektive
    mit samt ihren Seiten des Sigsands zu suchen…


    Verdammte Lügner

    Sein erster Stop auf der Mission führt in das ländliche Dörfchen Langston Green. Eine seltsame Seuche lässt den verzweifelten Bauern ihre
    Tiere wie Fliegen wegsterben und die Ernte auf den Feldern verschimmeln. Dazu vermisste Kinder. Ein dunkler Nebel hängt über der Gegend.
    Gravel scheint auf der richtigen Fährte zu sein. Er folgt der Spur des Verderbens bis zu seinem Ursprung.

    In einem abgelegenem Haus macht er auch den Übeltäter ausfindig. DeMontfault ist Gelehrter und ein Mitglied der Minor Seven.
    Dessen Forschungen rund um den alten Text haben ihn bereits an den Rand des Wahnsinns getrieben.
    Nebenbei hat er eine Vorliebe für besondere Muttermilch entwickelt…
    Im Keller des Hauses kommt es zum Showdown. Gravel kann einen der Seven von der Liste streichen und die ersten Seiten des Manuskripts einsacken.



    In diesem Stil geht es dann auch weiter. Jedes der Kapitel ist einem Mitglied der Minor Seven gewidmet.
    Gravel trifft auf eine sexy Geisterlady (mit Pferdegestüt), singende Schafhirten oder eine wilde Jagdgesellschaft mit explodierenden Ziegen.
    Dabei muss nicht zwingend immer gekämpft werden, es gibt viel Raum für die Charaktere und deren Dialoge.

    Wenig überraschend holt sich Gravel einen Teil des Sigsands nach dem anderen und als Bonus die Besitztümer der wohlhabenden Seven.
    So entsteht fast nebenbei ein kleines Imperium inklusive Gefolge


    das sich am Ende des Buches aber auch wieder in Rauch auflöst…


    Dem Kampfmagier wird es eben nie langweilig und das wohl verdiente Feierabendbier lässt auch auf sich warten




    Das Nudelholz kann daheim bleiben. Es geht wirklich mit der Serie nach oben

    Ellis & Wolfer nehmen sich Zeit für Worldbuilding. Dabei eignet sich der Band durchaus auch für Einsteiger.
    Von den „Minor Seven“ hat man IMO vorher nie etwas gehört, alles Andere wird von Grund auf kurz und knapp erklärt.

    Sogar Einblicke in die Gedankenwelt und Vergangenheit Gravel’s gewähren uns die Macher.
    Als Kind der Arbeiterklasse wächst er in armen Verhältnissen auf, das Thema des Klassenkampfes zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch die Handlung.
    Die Beziehung zu seinem Vater ist dann wohl etwas kompliziert… und bis auf ein paar Fetzen erfährt man auch nichts Neues.


    Laut den vorangegangenen Minis hat Bill hat ihn selbst getötet und dessen Fingerknochen zu einer magischen Totemklaue umfunktioniert.


    Er war ebenfalls ein SAS Kampfmagier und hat die Kräfte an seinen Sohn weitervererbt. Gravel weiß um seine Herkunft und will (oder kann) seine Wurzeln nicht verleugnen.

    Die Erzählstruktur ist klar vorgegeben, Ellis/Wolfer bauen aber genug skurrile Figuren und Wendungen ein um den Leser zu überraschen.
    Hat zwar was von einem Computerspiel bei dem man sich Level für Level und Boss für Boss vorarbeitet, mach aber einfach Spaß.

    Am Ende bleiben auch einige Fragen. Bedeutet das „Sigsand“ für Gravel Macht, oder wird es ihm wie eine Bombe um die Ohren fliegen?
    Wer sind die „Major Seven“ die im Hintergrund die Fäden ziehen und den Titel des nächsten Bandes zieren?

    Aus alle Fälle ein guter Einstand der fortlaufenden Serie

    Achja, Farbe ist hier wirklich willkommen, die Gastkünstler erledigen ihren Job auch prima.
    Jimenez ist sowieso immer eine Bank, ab dem nächsten Band übernimmt dann wieder Wolfer.

    Geändert von #churchi (23.01.2020 um 10:40 Uhr)

  15. #15
    Mitglied Avatar von JRN
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    @churchi999 :

    Gravel trifft auf eine sexy Geisterlady (mit Pferdegestüt), singende Schafhirten oder eine wilde Jagdgesellschaft mit explodierenden Ziegen.
    Grandios!
    Sollte es zu einer Neuauflage kommen, wäre allein dieser Satz schon kampagnentauglich.
    Und auch der Rest der Rezi hat mir gut gefallen:

    Fünf von fünf goldenen Nudelhölzern ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  16. #16
    Mitglied Avatar von #churchi
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    GRAVEL Band 5: Die Major-Seven

    – Gravel # 08-14 (The Major Seven) (US Avatar / 2008-2009)



    (Dantes Verlag / 2018)

    Warren Ellis & Mike Wolfer


    ACHTUNG:
    Hier liegen immer noch ein paar Spoiler rum...



    DIE MAJOR-SEVEN

    Der Band führt die Geschichte aus Die verdammten Lügner nahtlos weiter.
    Für die „Major Seven“ hat sich Gravel mit dem ausschalten der „Minor Seven“ und seinem Verhalten als würdig für ihre Reihen erwiesen.
    Im Prinzip war der vorangegangene Teil so etwas wie ein Test seiner Fähigkeiten, den Gravel auch mit Bravour bestanden hat.

    Die Major Seven sind die hochrangigsten Zauberer des Vereinigten Königreiches.
    Anführer der Gruppe ist Mordecai Cave, der auch gleich mit einem Anliegen an unseren Kampfmagier herantritt.

    Aber zuvor heißt es erst mal lesen, lesen, lesen. Das Studieren des komplettierten „Sigsand“ Manuskriptes ist für Bill
    eine ziemliche Herausforderung, aber unabdingbar um für das Kommende gewappnet zu sein.



    Das erste Meeting mit den Seven findet dann auf einer ziemlich groovigen Astral Ebene statt.
    Obwohl Seven nicht ganz zutreffend ist. Mordecai und seine illustren Runde haben vor kurzem einen Verlust in ihrer Gruppe hinnehmen müssen.
    Avalon Lake wurde von einem Unbekannten umgebracht, Gravel soll ihren Platz einnehmen und zum Einstieg den Killer finden.
    Nur ein mächtiger Magier könnte die Abwehrzauber umgehen und einen der Ihren töten…

    Des Weiteren wird Gravel mit England verankert und bekommt die Aufgabe die Minor Seven neu aufzustellen.
    Mordecai war deren dekadentes Verhalten schon lange ein Dorn im Auge und die Vernichtung mehr als recht.
    Die Majors sind da anders. Ganz anders. Was noch fehlt ist ein „Ort der Macht“, den jedes Mitglied selbst bestimmt.
    Ein neutraler Bereich an dem sie nicht angegriffen werden können. Für Gravel würde ein Pub ganz gut passen,
    aber er will sich noch nicht festlegen.

    Never a dull day…

    Mit einem Sack voll Aufträgen macht sich der Magier an die Arbeit. So entspinnt sich eine spannende Murder Mystery Story im okkulten Milieu.
    Die Gravel über (keltische) Mythen und Legenden bis zum Herzen und der Seele von England führt.

    Natürlich kommt das Arschgekicke nicht zu kurz




    Ellis & Wolfer machen konsequent da weiter, wo der letzte Band endete.
    Die Welt rund um Gravel wird weiter ausgebaut und wirkt nun wesentlich glaubwürdiger.
    Mit den Major Seven und den neuen Minor Seven (naja, eigentlich Minor Three) werden interessante
    Figuren eingeführt und (vermutlich) für die Zukunft in Stellung gebracht.

    Der Aufbau der Handlung ist ähnlich wie in Die verdammten Lügner, Ellis lässt sich bis zum Schluss aber nicht in die Karten schauen.
    Morrison meinte mal sinngemäß jede fade Teeparty lässt sich mit Schimpansen aufpeppen (gemeint waren Superhelden), hier ist es ein Krimi unter Magiern
    Für Gravel gilt nach wie vor das Motto: Lieber arm dran, als Arm ab…

    Er darf jetzt mit den Großen spielen und ist gar nicht mal so ein Scheißkerl wie man Anfangs vermutet…

    Mit der Körperplantage (und dem Container) aus Der Nekromant, werden auch vergangene Geschichten miteinbezogen.

    Am Ende


    wird Gravel zum König der Magier ausgerufen


    Wie war das noch mal mit dem Hochmut…




    Ein wenig Zahlenmagie gibt es auch im Impressum. Angegeben sind die US Hefte # 08-15 (korrekt wäre # 08-14).
    Das gilt auch für den nächsten Band. Online wurde der Fehler bereits ausgemerzt

  17. #17
    Mitglied Avatar von JRN
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    @churchi999 :


    Zahlenmagie ist - in diesem Fall - schwarze Magie. Denn sie kommt vom Druckfehlerteufel [und wird in Band 6 fortgeschrieben].



    Ansonsten:



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  18. #18
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    in diesem Fall - schwarze Magie

    Das Crack-Fötenrauchen während der Arbeit einschränken...

    Geändert von #churchi (24.01.2020 um 13:32 Uhr)

  19. #19
    Mitglied Avatar von JRN
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    @churchi999 :

    Ich reise per Bahn. Da muss ich nehmen, was das Bordbistro anbietet ...

  20. #20
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    GRAVEL Band 6: Der letzte König von England

    – Gravel # 15-21 (The Last King of England) (US Avatar / 2009-2010)



    (Dantes Verlag / 2019)

    Warren Ellis & Mike Wolfer


    ACHTUNG:
    Spoiler, Spoiler, Spoiler...



    DER LETZTE KÖNIG VON ENGLAND

    Die Spoilerwarnung oben ist ernst gemeint. Wer Band 4+5 nicht kennt, sollte besser einen Bogen hierum machen…

    Die Geschehnisse haben den Status Quo in der britischen Magierhierarchie ordentlich durcheinander gewirbelt.
    Die Major Seven sind Geschichte und Gravel ist der letzte Verbliebene der „großen“ Zauberer.
    Das macht ihn zu nichts geringeren als den „verfickten“ König der Magier

    Seine Umtriebe blieben aber nicht unbemerkt. Das britische Empire is not amused.
    Er bekommt von „Bull“, dem Boss (der nach aussen hin nicht so offiziellen) Regierung einen Besuch.
    Gravel steht schon länger unter „Beobachtung“ und sein Wirken wird nur "geduldet".

    Der Magier lässt sich nicht so leicht beeindrucken. Die unter seiner Führung stehenden (neuen) Minor Seven sollen für
    soziale Gerechtigkeit und dem Kampf gegen die Ungleichheit stehen.
    Die Politik hat in den letzten Jahrzehnten wenig für ihr Volk getan, es besteht auch wenig Interesse das sich daran was ändert…



    Den „normalen“ Leute haben mit ihren Problemen zu kämpfen. Dazu verbreitet ein Serienkiller auf den Straßen Angst und Schrecken.
    Die brutalen Morden erinnern an „Bible John“, der Ende der 60er in Glasgow drei Frauen strangulierte.
    Der Fall ist bis heute ungeklärt. Handelt es sich hier um einen Nachahmungstäter, oder ist gar der echte Bible John zurückgekehrt?

    Das etwas nicht stimmt, nimmt auch Gravel wahr der mit der Insel „verankert“ ist. Entlang der Ley-Linien kommt es zu Eruptionen.
    Der Aufbau der Next Generation der Minor Seven geht auch weiter voran, mittlerweile sind die schrägsten Magiearten vertreten

    Also kann der gute Bill endlich die Füße hochlegen, die Krone zurechtrücken, gemütlich ein paar Pints zischen und alte Kriegsgeschichten von sich geben.

    Achso, ne…


    Gravel hat sich mächtige Feinde geschaffen. Der Killer entpuppt sich als Magier, der die „Arbeit“ von Bible John weiterführt.
    Nach dessen Plänen baut er eine Maschine mit der er die Magie pervertiert. Er verwandelt die Kirchen Londons in Werkzeuge des Terrors
    mit denen er die Bevölkerung und Gravel an den verwundbarsten Punkten trifft. Stück für Stück wird dem König alles genommen was er sich so mühsam aufgebaut hat…





    Im finalen Teil unter Ellis Beteiligung werden noch mal richtig schwere Geschütze aufgefahren. Sorgsam orchestriert, wird mit der Abrissbirne das
    Aufgebaute wieder zertrümmert. Wirkt dann auch fast schon wie ein Abschied als Gravel bei ein paar Bier noch mal alle vergangenen Abenteuer
    Revue passieren lässt

    Ein paar Handlungsfäden bleiben weiterhin offern


    Was wird aus dem Container und den Akten, die aus der Plantage gestohlen und in der Arktis (?) landen?
    Der Dieb kann nur ein anderer Kampfmagier gewesen sein, gehörte das nur zum Plan der Regierung Gravel zu schwächen, oder steckt da mehr dahinter?
    Eine Geschichte rund um Gravel’s Vater wäre auch nicht verkehrt. Und Amy..? Ach die ist bestimmt schon vergessen…


    Ellis und Wolfer bleiben ihrem bewährten Muster treu, der Antagonist könnte auch ein verdrehtes Spiegelbild von Gravel sein und rückt auch seine Taten
    in ein etwas anderes Licht. Im groben eine auf den Kopf gestellte Variante von Die verdammten Lügner.
    Das Ende wirkt nach dem gemächlichen Beginn etwas gehetzt, setzt dem ganzen dann die Krone auf. …Oder auch nicht.

    Wie meint "Bull" in einem Gespräch:
    „Wir Briten haben Erfahrung darin, störende gekrönte Häupter abzuschlagen.“

    Auch Wolfer muss ich Abbitte leisten, über die Jahre hat er sich verbessert und liefert eine gute Arbeit ab. Vielleicht habe ich auch nur an seinen Stil gewöhnt.
    Würde mich echt interessieren wie die ersten Mini Serien in Farbe wirken würden

    Wäre zumindest ein guter Abschluss der Reihe, Fans von urbanem Horror / Fantasy machen damit nichts falsch.
    Einen Nachschlag gibt es ja noch…



    …mit Bible John hatte ich schon mal das „Vergnügen“

  21. #21
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    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

  22. #22
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    GRAVEL Band 7: Kampf-Magier

    – Gravel: Combat Magician # 00-04 (US Avatar / 2013-2014)



    (Dantes Verlag / 2019)

    Mike Wolfer & Gabriel Rearte


    ACHTUNG:
    Allerletzte Spoiler...



    Ich bin William Gravel, du Fotze.

    Im Prolog verschlägt es den Magier nach Island, dort hat er einen Job zu erledigen (der wohl in Band 4 bereits angedeutet wurde,
    allerdings kam ihm da einiges dazwischen). Ein Forschungsteam gräbt in einer der vielen Lavahöhlen der Insel.
    Ziel der Mission ist der exzentrische Boss Mr.Baldvin, ein hohes Tier in der Politik und Direktor des Umweltministeriums.
    In seiner Freizeit geht er seinen pädophilen Neugungen nach, was ihm ein Kopfgeld eingebracht hat.
    In Regierungskreisen will niemand mit ihm in Verbindung gebracht werden und seine Leiche soll für immer verschwinden.
    Gravel kann seine magischen Kampfkünste demonstrieren und den Auftrag erfüllen.

    Ganz eingerostet ist der alte Sack noch nicht.



    Ein Jahr ist seit den Ereignissen rund um Bible Jack vergangen und für Gravel hat sich einiges verändert.


    Die neuen Minor Seven wurden vernichtet. Gravel hat ALLES verloren was er hatte.
    Das Sigsand ist in Flammen aufgegangen, seine gesammelten Unterlagen mit all den Beweisen über die schmutzigen
    Operationen der Regierung und seine Habseligkeiten wurden gestohlen.


    Das Militär hat ihn wieder eingeholt. Für das unerlaubte Fernbleiben von der Truppe fristet er seine Tage in einem Besserungscamp.
    Ganz unzufrieden ist er aber nicht, so ist er zumindest bei seiner „Familie“ und genießt einen gewissen Schutz.
    Auch klar das sich Gravel in der Zeit nicht zum Mustersoldaten gewandelt hat…

    KAMPF-MAGIER

    Japan. In den Tunneln der U-Bahn kommt es zu einem Terrorangriff.
    Eine bewaffnete Einheit fängt zu feuern und Zivilisten zu töten. Gegenmaßnahmen werden eingeleitet, die japanische Polizei und
    Spezialeinheiten stürmen das Gelände. Es offenbart sich ein Massaker, dazu scheint sich noch was Fremdes im Untergrund zu bewegen.
    Das GCHQ ist ebenfalls über die Lage informiert und hat eigene Interessen an der Bereinigung der Situation.
    Anführer der Bande ist ein ehemaliger SAS Kampf-Magier. Nichts soll auf das Empire zurückfallen und „H“ teilt Gravel mit,
    daß sie ihren gefährlichsten Kettenhund zur Problemlösung schicken…

    Gravel ist nicht begeistert, sich aber der Verantwortung bewusst. So startet der Magier ins Land der Riesenmonster und muss sich
    dort gegen Technozombies, Ninjamagier und noch finsterem Gesocks erwehren.




    Das ist nun die Fortsetzung von Wolfer, dieses mal komplett ohne das zutun von Ellis. Fühlt sich irgenwdie als wäre man bei einem Dinner und hat die
    leckere Hauptspeise bereits hinter sich. Das Dessert nimmt man nur aus reiner Höflichkeit dem Gasteber gegenüber an, obwohl man gar nichts
    mehr runter bringt.

    Der Stil erinnert an die STRANGE KILLINGS Ausgaben und bestärkt mich in meiner Annahme das hier Wolfer die treibende Kraft war
    Kein Totalausfall, die Geschichte funktioniert auch durchaus als Schlusspunkt der Serie


    Während des Kampfes bohrt sich der Splitter eines magischen Felsens in seinen Körper. Der Splitter entzieht dem Magier ständig Energie.
    Am Ende muß Gravel seine letzten Krafteserven aufbrauchen und ist komplett „ausgebrannt“.
    Gut möglich das er nun seinen Ruhestand als gewöhnlicher Mensch genießen kann… oder alles nur ein Trick?


    Viel mehr gibt es da auch nicht mehr zu sagen und kann meinen Maratahon beenden.





    Als kurzes Fazit zum Fazit das Fazit der gesamten Reihe.

    Auch wenn es man sich vielleicht bei den Wertungen nicht denkt, bin ich wirklich froh das Gravel nun komplett von Dantes rausgebracht wurde.
    Hatte als Ellis Fan die Serie schon länger im Blick und hätte wirklich nicht mehr mit einer VÖ bei uns gerechnet

    Nach dem etwas zähen Einstieg macht die Reihe eine schöne Entwicklungen durch, an „Transmet“, „Planetary“ und Co reicht sie am Ende aber nicht heran.
    Ist zwar ein etwas unfaier Vergleich und mir ist auch klar das die Macher das auch gar nicht wollten.
    Das Motto beim Schreiben muss gelautet haben: Den Leser niemals langweilen und immer überraschen. Unter diesen Gesichtspunkten funktioniert
    Gravel auch Bestens. Avatar bietet dazu Freiheiten, diese Vision auch kompromisslos (und immer mit einem Augenzwinkern) umzusetzen.

    Wer schon immer mal die abartigsten Ideen von Ellis lesen möchte, kann in STRANGE KISS/KISSES von Band 1 reinschnuppern, Rosinenpicker holen
    sich die GRAVEL Bände 4-6 die IMO auch ohne den Rest zu kennen ohne größere Verständnisprobleme gelesen werden können.
    (Auch wenn jetzt das kommt)
    Geändert von #churchi (26.01.2020 um 22:14 Uhr)

  23. #23
    Mitglied Avatar von JRN
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    @churchi999 :

    Langsam vermute ich, Du wünscht Dir, dass Josch seine Nudelholz schwingenden Punk-Ladys losschickt, um Dir eine Abreibung zu verpassen ...



    ... das wird aber nicht geschehen. Zum einen, weil Josch [und ich übrigens auch] extrem friedliebende Zeitgenossen sind ... und zum anderen, weil Du wirklich einen guten Job abgeliefert hast.
    Dafür noch einmal



    Vor allem Dein Gesamtreihenfazit ist klasse.
    Ich sehe nur einen Punkt, der mir im Laufe der Serie wichtig geworden ist ... und auf den Du nicht oder kaum eingehst, nämlich Gravel als Charakter.
    Mal angenommen, er wäre nicht mit übernatürlichen Fähigkeiten begabt und Dein Nachbar. Würdest Du Dich sicher fühlen? Oder hoffen, dass ihn die Polizei oder der Verfassungsschutz überwacht [also genau die Typen, die das in Gravel auch versuchen]?
    Würdest Du Dir dann nicht wünschen, dass diese "Watchmen" ein bissen weniger arrogant und herablassend, ja verletzend mit Deinem Nachbarn umgehen würden, als Gravels "Kontrolleure" mit Gravel?
    Was ich damit sagen will: Ich denke, Ellis und Wolfer haben in Gravel versucht, eine soziale Frage von höchster Brisanz mal "auf andere Art" anzugehen. Dass Gravel sich zwar ab und zu wie ein rechtsradikaler Schläger aufführt, dann aber doch mit Vorliebe Nazis und Rassisten häutet oder entweidet, lässt schon die Frage aufkommen, wo für die beiden Autoren eigentlich die Roten Linien verlaufen - und wer diese überschreitet [in der Regel nämlich gerade nicht William Gravel].

    Kann sein, dass Gravel als "zu uneindeutig" oder "nicht konsequent zu Ende gedacht" in die große, ewige Comic-Enzyklopädie eingehen wird, aber vielleicht soll die Reihe ja auch bewusst irritieren.
    Falls das Ellis' und Wolfers Absicht gewesen sein sollte ... nun, zumindest bei mir hat es [auf durchaus angenehme Weise] funktioniert.


    Dass Gravel, der durchgängig wie ein Militär denkt und handelt, nicht in der Lage ist, genau das zu tun, was für einen Offizier das "A" und "O" seines Amtes sein sollte, nämlich für den Erfolg der gemeinsamen Mission und vor allem die Sicherheit seiner Leute zu sorgen, das ist nicht ohne Tragik. Und einen derart erbarmungslosen Umgang der beiden Urheber mit ihrer Figur hätte ich, ehrlich gesagt, nach den ersten vier Bänden nicht erwartet ... und hat mich gedanklich länger an die Figur gefesselt, als ich für möglich gehalten hätte ...



    Mit 1000 Grüßen,
    JRN
    Geändert von JRN (17.04.2020 um 21:39 Uhr)

  24. #24
    Mitglied Avatar von #churchi
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    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    Langam vermute ich, Du wünscht Dir, dass Josch seine Nudelholz schwingenden Punk-Ladys losschickt
    Hätte eigentlich auf ein paar Kampfnonnen, oder zumindest Dominas spekuliert

    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    Ich sehe nur einen Punkt, der mir im Laufe der Serie wichtig geworden ist ... und auf den Du nicht oder kaum eingehst, nämlich Gravel als Charakter.
    Die Entwicklung ist erst ab Band 4 wirklich vorhanden. Hatte aber das Gefühl die Macher hatten sich Anfangs in eine Ecke geschrieben aus der sie nicht mehr rauskamen.
    Gravel ist der Ober Bad Motherfucker, vor dem der Punisher wie ein Chorknabe wirkt. Ein Typ der für Geld alles macht und halt immer irgendwie cool wirken soll.
    Ist schwierig da einen Spagat zu finden, ohne Kompromisse einzugehen. Meist bleiben dann Themen wie Sozialkritik oberflächlich und werden konterkariert, wenn sich eine Seite weiter,
    ein Protagonist die Eingeweide rauskotzt. Ob das nun eine geniale Schreibe ist will ich nicht beurteilen, "nicht konsequent zu Ende gedacht" trifft es aber ganz gut.

    Zitat Zitat von JRN Beitrag anzeigen
    ...lässt schon die Frage aufkommen, wo für die beiden Autoren eigentlich die Roten Linien verlaufen - und wer diese überschreitet [in der Regel nämlich gerade nicht William Gravel].
    Die Grenzen werden regelmäßig ausgelotet. Aber ist doch auch so das der Bad Guy noch bösere Jungs als Gegner braucht. Die Verschwörung rund um die "Regierung" (also die ultimativen Bösen
    in dieser Welt) wirkt dann eben auch inkonsequent und ist IMO auch mehr ein Überbleibsel aus den ersten Heften, wo man dann nicht recht wusste wohin damit.
    Gravel ist ein Rädchen im System, das er ja so hasst, dem er aber auch nicht entkommt. Kann man dann auch als Gesellschaftskritik ansehen.

    fand z.B. einen Punkt in Band 6 interessant


    Bible Jack macht im Prinzip nichts anderes als Gravel schon zuvor. Seine Methoden mögen zwar extremer sein, aber Gravel hatte mit den Minor/Major Seven auch keine Skrupel.
    Während man das vorher als Leser noch "cool" findet und vielleicht jeden Toten insgeheim bejubelt, kommt hier für mich ein Spin der zum Überlegen anregt.

    Aber auch hier fehlt eben die Konsequenz. Morrison hat das z.B. in den "Invisibles" wesentlich besser umgesetzt.


    Ne, so sehr ich Ellis als scharfsinnigen Beobachter schätze, am Ende glaube ich das es den Machern hier mehr um Style als um Substanz ging

    Irgendwann werde ich mir die Reihe auch sicher noch mal komplett vornehmen, vielleicht sehe ich dann die Bände die mir zuerst nicht so gefallen haben in einem anderen Licht.


    Wäre auch schön vielleicht noch ein paar andere Meinungen zu hören
    Geändert von #churchi (31.01.2020 um 22:52 Uhr)

  25. #25
    Mitglied Avatar von JRN
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    Mit 1000 Grüßen,
    JRN

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