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Ergebnis 526 bis 550 von 1118

Thema: Just my 2 cents - (nicht ganz so kurze) Reviews von God_W.

  1. #526
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    Jack of Fables 9 – Das Ende



    So langsam fühlt es sich nach Zielgerade an, findet doch nach Cinderella und A Wolf among Us mit Jack of Fables jetzt die nächste der Fables-Nebenreihen ihr Finale. Für ein würdiges Finale braucht man natürlich allerlei wichtige (und aberwitzige) Zutaten, so wie heiße, dickbusige Bibliothekarinnen, vorzugsweise noch mit einem Baby im Schlapptau – pardon, Tragetuch – blaue Ochsen, wild behaarte Canyonbewohner mit Schwertern in der Brust, Drachen, selbsternannte Drachentöter und ein Team fähiger Kommentatoren, die den Zuschauern, äh, Lesern erklären wie dieser bunt gewürfelte Haufen zusammengehört.


    Ihr merkt, es wird wild, aber das ist man von Jack of Fables ja im Grunde gewohnt. So bietet auch dieses groß aufgezogene Finale alle Stärken und Schwächen, die die Reihe schon von Beginn an ausmachten. Den großkotzigen und selbstsüchtigen Unsympathen Jack, der hier nicht ganz so viel Screentime hat, weil er ja nicht mehr alleine ist, enorm lustige Nebenfiguren, reichlich Nonsens-Humor und Zeichnungen die zwar immer zweckmäßig sind, aber nur selten über Mittelmaß hinauskommen. Zum Finale wird hier zumindest mit wechselnden Stilen schöne Abwechslung geboten.


    Die in epischer Breite angelegte Story, die absolut fokussiert auf das große, Actionreiche Finale ausgerichtet ist kann sogar mit einer Hommage an die ganz großen Tragödien der Literatur aufwarten. Ja, das macht alles Laune, ist zwar sicher nicht der Gipfel der Kunst, Spaß gemacht hat’s aber allemal.

    7/10

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  2. #527
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    EC Archiv – Wally Wood 2 (Vorzugsausgabe)



    Über einen längeren Zeitraum habe ich immer mal wieder eine Geschichte aus dem Band genossen, und das war es tatsächlich, ein Hochgenuss! Das fulminant detaillierte Artwork von Großmeister Wallace Wood ist einfach eine Augenweide. Egal ob exotische Welten, wunderschöne Frauen oder schleimige Monster, alles ist einfach perfekt gelungen und mit einem unglaublichen Detailreichtum, auch in den Hintergründen, ausgestattet. Die Optik ist also ebenso grandios gelungen wie beim ersten Band.


    Erzählerisch jedoch packt Band zwei nochmal eine ganze Schippe drauf. Hier jagt ein Highlight das nächste, es sind fast keine Füll-Geschichten zu verspüren, jede Story hat einen besonderen Kniff, eine böse Wendung, eine gewichtige Aussage zu treffen und ausnahmslos sind die Erzählungen absolut unterhaltsam, auch wenn der ein oder andere Storyverlauf ein wenig vorhersehbar erscheint, was vermutlich daran liegt, dass mittlerweile viel von EC kopiert wurde und, dass das Sci-Fi-Genre allgemein schon massiv ausgeschlachtet wurde, seit diese Comics das Licht der Welt erblickten.

    Auf jede Geschichte eingehen möchte ich gar nicht, sonst wird das wieder so eine ewig lange Rezension, aber einige Hochkaräter, die mich auch im Nachgang immer mal wieder gedanklich beschäftigt haben, sollen nicht unerwähnt bleiben. „Eine Reise von zwei Jahrhunderten“ thematisiert das Problem der Überbevölkerung, heute aktueller denn je, „Ein Gobl ist des Knogs bester Freund“ hält der Menschheit und ihrer selbstverliebten Arroganz sich als die Krone der Schöpfung zu sehen mal wieder den Spiegel vor, „Schau, Papa… es ist ein Gänseblümchen“ setzt den Umweltschutz in den Fokus und hat eine bitterböse Pointe aufzuweisen.


    „Er wandelte unter uns“ erinnerte mich direkt an den Science-Fiction Klassiker Es ist nicht leicht ein Gott zu sein und bringt auf interessante Weise eine biblische Geschichte aufs Tablett, das traurigste Drama des Bandes findet schließlich auf kleiner Familienebene in „Heimgekehrt, um zu bleiben!“ statt, nicht nur traurig, sondern auch richtig schön fies. Letztere stellt gleich noch einen Sonderfall da, wie wir im äußerst gelungenen Bonusmaterial am Ende des Bandes erfahren. Die Geschichte basiert nämlich auf Vorlagen des bekannten Sci-Fi-Autors Ray Bradbury, allerdings hatten die Jungs von EC es (sicher rein zufällig! ) versäumt die Rechte für die Verwertung einzuholen. Mister Bradbury war offensichtlich selbst Comicleser, wurde aufmerksam und schrieb EC an, um einen Betrag für die Nutzung der Geschichte einzufordern und zugleich einen Vorschlag für eine engere Zusammenarbeit zu unterbreiten, was in eine fruchtbare Partnerschaft mündete. Ja, heute hätte sicher gleich jemand mit einem Anwalt gedroht, damals hat man noch miteinander geredet (wenn auch nur per Brief) und es ist weiterhin Tolles daraus entstanden.


    Ein hervorragender Schluss für einen rundum perfekten Band. Grandiose Geschichten, hervorragend gezeichnet und in perfektem Druck auf ideales Papier gebracht. Dazu unterhaltsames und informatives Bonusmaterial, sowohl zwischendurch als auch am Ende des Bandes. Einfach ein Muss für jeden, der mit Sci-Fi oder Horror der alten Schule etwas anfangen kann.

    10/10

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  3. #528
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    Fairest 5 – Von Menschen und Mäusen



    Der Band beginnt mit dem klassischen Aschenputtel-Märchen, also Cinderella, genauer gesagt mit der Verwandlungsszene, bevor es in der Kürbis-Kutsche zur großen Feier Richtung Schloss geht. Der Fokus liegt hier auf den vier kleinen Mäusen, die in menschliche Diener und Kutscher verwandelt werden. Natürlich ist das alles schon eeeewig lange her und fand in der alten Heimat statt. Heute, etwas außerhalb von New York liegt eine Farm, unweit dazu steht ein kleines Häuschen, Wolf Manor, wo Snow White ihren Welpen gerade eine Gutenachtgeschichte vorliest, als urplötzlich die Fensterscheiben Splittern und Mannsgroße, mit Schwertern bewaffnete, mausähnliche Gestalten in das Anwesen eindringen. Zum Glück ist Snow keineswegs wehrlos und so entbrennt ein erbitterter, blutiger Kampf.


    Andernorts ist jemand an einen Stuhl gefesselt. Blond, wunderschön und lediglich das Nötigste von schwarzer Unterwäsche bedeckt sitzt sie da. Perfekte Rundungen bedecken angespannte Muskeln, denn ihr Körper wurde durch knallhartes Training zu einer tödlichen Waffe gestählt – Cinderella. Die Trolle, die sie gefangen und gefesselt haben können einem jetzt schon leidtun. Doch während die sexy Superspionin die Langohren vermöbelt spaziert in Fabletown jemand mit einem Sprengsatz in ihr Schuhgeschäft. Wer ist es, der den beiden Schönheiten Cindy und Snow dermaßen ans Leder will? Und warum?


    Eine spannende, actiongeladene und blutige Geschichte, die Snow White und Cinderella perfekt in Szene setzt, aber auch einen ganzen Schwung interessanter Nebencharaktere mit sich bringt, teils alte Bekannte, teils Personen, die bislang eher ein Schattendasein fristeten. Das auf der Seite der Aggressoren ebenfalls Ladies eine gewichtige Rolle spielen hat mich gerade hier bei „Fairest“ nochmal doppelt gefreut. Nicht, dass es in der Story keine Männer geben würde, aber die werden schön auf die Plätze verwiesen, wo sie hingehören. Wunderbar auch die Verbindungen zur Hauptreihe, die immens Lust auf die Ereignisse machen, die mich dort wohl bald erwarten werden. Story sehr stark, Zeichnungen durchaus gut und ansehnlich, Cover extrem Stilvoll.

    8,5/10

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  4. #529
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    Quintos (Andreas)



    In letzter Zeit steht bei mir ja viel US-Stoff auf dem Programm, da wird es mal wieder Zeit für einen Franko-Belgier. Also eigentlich ja von einem Deutschen. Spielt dafür aber in Spanien. Ach, Egal, auf alle Fälle ist Andreas (Mertens) mal wieder angesagt.


    Eine Französin, ein Belgier, ein Texaner, eine Spanierin und ein Spanier, ein Deutscher und ein Engländer. Ein ganz schön bunt zusammengewürfelter Haufen, alle mit dem gleichen Ziel, dem Örtchen Quimera. Der Trupp will dort als Verstärkung Unterstützung leisten, denn wir befinden uns im Jahre 1937, im vom Bürgerkrieg zerrissenen Spanien kämpfen Freiwillige aller Herren Länder auf der Seite der Republikaner gegen das faschistische Regime, so auch unser Septett. Der Krieg bildet jedoch nur den Rahmen für das Drama, welches Andreas vor den Augen des Lesers abspielt, tatsächlich tritt er nach dem Auftakt mit Knalleffekt sogar mehr und mehr in den Hintergrund. Der Fokus liegt vielmehr auf den grundverschiedenen Charakteren der illustren Truppe, ihren gänzlich unterschiedlichen Beweggründen und Zielen, ihren menschlichen Schwächen, ihrer Trauer, ihrer Zweifel. Ein feines Charakterstück, welches bei der Erstsichtung beinahe ein wenig zu schnell vergeht, da kann man gerne einen zweiten Blick riskieren und nicht nur das feine Artwork, sondern auch die Nuancen der Charakterisierung genauer unter die Lupe nehmen.


    Da hat sich Finix mal wieder nicht lumpen lassen, denn zusätzlich zu dem schön gestalteten, mit Spotlack veredelten Album kredenzt uns der Verlag im Anhang ein zehnseitiges Dossier über Autor und Zeichner Andreas. Lange Zeit wurde der Mann mit dem Auge für besondere Blickwinkel und der Vorliebe für hohe, schmale Panels in heimischen Gefilden sträflich vernachlässigt. Überdeutlich wird das, wenn in der Auflistung all seiner Werke bis 2010 (da ist „Quintos“ bei Finix erschienen) darauf eingegangen wird, was in Deutschland bislang unveröffentlicht ist, nämlich fast alles. Mittlerweile hat sich das glücklicherweise gewandelt, denn der Schreiber & Leser Verlag hat sich dieses Missstandes angenommen und in hervorragenden Alben, Sammelbänden und Gesamtausgaben einen großen Teil von Andreas‘ Schaffen in vorbildlicher Qualität „nach Hause“ geholt. Mit einem Teil davon werde ich mich demnächst mal näher beschäftigen.

    8/10

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    Geändert von God_W. (11.07.2022 um 21:00 Uhr)
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  5. #530
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    Fables 25 – Glücklich bis an ihr Ende



    Puh, was für ein Band! Da wird ja schon richtiggehend Endzeitstimmung verbreitet! Okay, ein Blick ins Regal verrät mir, so arg viel kommt da auch gar nicht mehr. Nach diesem Band hier wird Fairest beendet und dann bin ich schon beim finalen Fables-Band angelangt, bevor mich die beiden Everafter-Bände erwarten. Das hinterlässt schon etwas traurige Stimmung nach so einer langen Reise. Aber hey, noch sind wir nicht am Ende, sondern bei Band 25 und Mann o Mann, was hat mich die rothaarige Schnepfe aufgeregt!!! Ich meine klar, ganz am Anfang fand ich so schon furchtbar, dann hat sich das gelegt und deutlich gebessert, schließlich wurde ich irgendwann sogar Fan! Was für eine Tour de Force, was für eine charakterliche Entwicklung! Und das alles nur, damit die Alte jetzt die Khaleesi-Nummer abzieht?!? Ja, die Rede ist von Rose Red und wenn Ihr wissen wollt von was ich rede, dann müsst Ihr das schon selber lesen. :P Schockierend, absolut schockierend. Fast genauso verstörend wie die Tatsache, dass Bigby wieder da ist. Also eigentlich ja nicht der Umstand, DASS er wieder zurück ist, sondern vielmehr WIE er zurückgekehrt ist.


    Von dieser ganzen großen, enorm aufwühlenden Entwicklung mal abgesehen hat der fünfundzwanzigste Fables-Band noch ganz viel mehr zu bieten, sowohl versöhnlich als auch wehmütig, sowohl lustig als auch zornerweckend. Wie ein Wechselbad der Gefühle beschert uns Willingham parallel zum Fortgang der Hauptstory „letzte Geschichten“ am laufenden Band, und die enden wahrlich nicht alle mit „…und sie lebten glücklich bis…“.

    Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass wir schon jetzt die letzte Flycatcher-Story erzählt bekommen? Auch Sindbad und Prinz Charming erzählen ihre letzten Geschichten. Von den drei blinden Mäusen verabschieden wir uns fast zeitgleich mit meiner geliebten Cinderella. Dass Babe, der blaue Mini-Ochse aus den Jack-Geschichten nochmal auftaucht hätte ich im Gegenzug gar nicht erwartet, ebenso wenig wie den Gastauftritt von Jack selbst. Auch Beauty und Beast bekommen ein paar letzte Seiten spendiert, aber deutlich anders, als Ihr es vielleicht erwartet. Als Briar Rose (Dornröschen) schließlich den Abflug probt ist das für meine Begriffe schon ganz großes Kino, ein richtiger Abgang mit Stil und ein Highlight, welches man nicht verschlafen sollte.


    Ja, vieles an dem Band habe ich gehasst, was ihn zum absoluten Pageturner für mich machte. Nicht falsch verstehen, ich finde das erzählerisch ganz und gar nicht kacke was da passiert, ich rege mich nur maximal über einige Charaktere und deren Entwicklung auf. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es Bill Willingham schafft, dass mich das Schicksal der Figuren mitreißt, mitfühlen und mitleiden lässt. Viel mehr kann man als Autor nicht erreichen.

    9/10

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  6. #531
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    Rork – Gesamtausgabe 1 (Andreas)



    Rork ist auch so ein Kandidat, den ich bereits vergangenes Jahr während der Renovierungs- bzw. Nerdroom-Bauphase gelesen hatte, damals jedoch keine Zeit fand etwas dazu zu schreiben. Die Lektüre von Quintos hat mich die Tage dann wieder auf den Andreas-Geschmack gebracht und da dort in dem tollen beigefügten Dossier natürlich auch Rork angesprochen wird lag es nahe die Bände nochmal aus dem Regal zu ziehen. In Gänze konnte ich mich nämlich nicht mehr an jedes Detail erinnern, was neben meinem vermeintlich schwachen Gedächtnis sicher auch der nicht zu verachtenden Komplexität des Stoffes zu verdanken ist, denn auch wenn sich Andreas ob der grandiosen Zeichnungen, die oft auch ohne Text auskommen, vergleichsweise schnell lesen lässt, so macht es doch Sinn sich für Text und Bild ordentlich Zeit zu nehmen, sonst gerät man nämlich leicht ins Straucheln. Also ja, nicht allzu viel Text aber dennoch äußerst gehaltvoll, gerade wenn man mit diesem wundervoll gestalteten Sammelband gleich eine massive Breitseite Rork abbekommt. Ganze vier Alben und zwei Kurzgeschichten wollen entdeckt werden, also auf geht’s.




    Band 0: Geister
    Die Nullnummer, die zwar später entstanden ist, gehört zweifelfrei an den Beginn. Hier bekommt Rork einen fulminanten Auftritt spendiert und wird stimmungsvoll eingeführt. Ein alter Bekannter, der sich auf das Aufspüren von vermissten Personen spezialisiert hat, kommt bei einem Fall nicht weiter. Seine wichtigste Informationsquelle ist versiegt und so hat er sich nach langem Zögern dazu durchgerungen Rork um Hilfe zu bitten. Klar, denn Rork ist der Mann den man ruft, wenn die Geister nicht mehr mit einem sprechen.


    Ja, richtig gelesen, Andreas geht bei der Etablierung seiner Welt in der Rork spielt gleich in die Vollen. Schon von Seite 1 an wird klar, hier ist nichts unmöglich, es kann jederzeit alles passieren, und im Grunde lassen sich die Figuren, die das Rork-Universum bevölkern davon auch nicht allzu sehr aus dem Takt bringen. Das herrlich Verschrobene und Entrückte dieser Welt generiert zusammen mit den beeindruckend detaillierten Schraffur-Zeichnungen eine schräge und faszinierende Atmosphäre. Rein optisch erinnert dieser Prequel-Band klar an Andreas‘ Cromwell Stone mit den wunderbar untypischen Perspektiven und vielen gestochen scharfen geometrischen Formen, gerade bei den Gebäuden. Da wird es schon gewahr, dass der Mann auch mal was mit Architektur am Hut hatte. Für mich ein perfekter Türöffner für alles was mich da noch erwartet.




    Band 1: Fragmente
    Das eigentlich erste Rork-Album ist sozusagen gar kein „richtiges“ Album, also zumindest wird erstmal keine durchgehende, zusammenhängende Geschichte erzählt. Vielmehr unternahm der Autor mit einigen für sich selbst stehenden, kürzeren Rork-Abenteuern erste Gehversuche mit der Figur, die erst auf das Drängen seines damaligen Verlags, als eine Albenveröffentlichung anstand, durch die finalen Geschichten des Bandes eine Verbindung mit einem roten Faden erhielten. Vor dem Hintergrund dieses Wissens ist es richtiggehend erstaunlich wie sehr sich die einzelnen Erzählungen zu seinem schlüssigen Ganzen zusammenfügen, welches nach einer Handvoll verrückt und fantastisch anmutender „Fragmente“ schließlich in einen bösen Cliffhanger mündet. Man kann gar nicht anders als sofort umzublättern und weiterzulesen.


    Irgendwo zwischen Mystery und Science-Fiction angesiedelt beginnt der Band mit „Einem Haus für ein Jahrhundert“. Das optisch beeindruckende Bauwerk steht an einer steilen Klippe, darunter das tosende Meer, welches einen Teil des Gebäudes offenbar schon als Tribut gefordert hat. Der neue Bewohner, ein junger Autor namens Bernard Wright (Ähnlichkeiten zu Bernie Wrightson sind NICHT zufällig!) hat des Nachts seltsame Vorgänge festgestellt, die ihn schließlich dazu trieben, Rork zu rufen. „Der Druckpunkt“ ist ein außergewöhnliches wissenschaftliches Phänomen, welches ein sehr guter Freund von Rork entdeckt hat. Doch diese Entdeckung birgt ein enormes zerstörerisches Potential, sollte also tunlichst nicht in falsche Hände geraten. „Der Fleck“ vereint die Liebe zur Kunst mit Horror nach Art der „Körperfresser“, bevor mit Rork mit „Low Valley“ auf eine äußerst faszinierende und rätselbehaftete Dame trifft, die nicht nur ganz besondere Fähigkeiten entwickelt, sondern uns auch noch häufiger begegnen wird. Ihre Geschichte leitet uns schließlich über in „Fragmente“, beschert uns die Rückkehr des Flecks und führt Rork nach New York, wo bereits eine ausgeklügelte Falle auf ihn wartet.

    Ich liebe es ja, wenn ich etwas zu lesen bekomme was nicht nur wunderschön anzuschauen ist, sondern auch mit Überraschungen aufzuwarten weiß. Andreas‘ Artwork ist in diesen frühen Geschichten noch deutlich anders als später, der Einfluss von Herr Wrightson ist beispielsweise klar zu erkennen, wenn ich mir so den Creepy-Band des Meisters anschaue. Dennoch bietet Andreas‘ Stil schon hier ganz viele Eigenheiten, die mit der Zeit zu seinen Markenzeichen wurden. Die tollen Blickwinkel, die schmalen Panels, ob horizontal oder vertikal, die Markanten Nasen und die üppige Architektur von Gebäuden. Es ist einfach beeindruckend und wunderschön, viel wichtiger aber ist mir, dass ich bei Rork nie weiß, was mich im Verlauf der Geschichte erwartet. Hier ist nichts vorhersehbar, hier kann immer alles passieren und das ist sowas von erfrischend und gut so.




    Band 2: Passagen
    Eine kurze, prägnante und famos bebilderte Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse und dann ist es so weit: Auftritt Raffington Event. Der etwas zu klein geratene, leicht pummelige Detektiv mit der großen runden Brille auf der langen, spitz zulaufenden Nase hat einen außergewöhnlichen Fall angenommen, und das, ohne seinen Auftraggeber zu kennen. Für 500$ pro Woche soll er den Aufenthaltsort einer seltsamen Person namens Rork ausfindig machen. Nicht nur der Name der Person ist seltsam, auch der ganze Fall und die seltsamen Fakten die Raffington bislang bekannt sind. Noch seltsamer wird es allerdings, als Mister Event versucht in die Wohnung einzudringen, in welcher sich der Gesuchte vermeintlich befindet, denn die Geschichte die er dort aufgetischt bekommt ist mehr als nur abenteuerlich.


    Endlich lernen wir Raffington Event kennen, eine Nebenfigur der Rork-Reihe die später aufgrund ihrer Beliebtheit bei Leser und Autor sogar einen eigenen Band spendiert bekam. Viel wichtiger ist aber, dass der Privatdetektiv allerhand über Rorks Herkunft und Vergangenheit herausfindet, und wir mit ihm. Endlich erfahren wir mehr über den uralten Mittdreißigjährigen, seine besonderen Fähigkeiten und seinen speziellen Blick auf die Dinge, seine Erlebnisse und Lehrmeister, die ihn zu dem machten was er heute ist. Doch Moment mal, wie ging es denn jetzt weiter, nachdem wir Rork am Ende von Band 1 mit so ungewissem Schicksal verlassen mussten? Tja, um das zu erleben sind schon so einige „Passagen“ nötig…

    Größer und faszinierender wird Rorks Welt (oder Welten), ebenso wie der Fundus an spannenden Charakteren und faszinierenden Bildern. Aber das soll es noch lange nicht gewesen sein.




    Kurzgeschichte: Die Vergessenen
    Der Shorty, der die beiden Bände zwei und drei voneinander trennt bietet im Grunde eine weitere Passage, einen Abstecher zu einem besonderen Ort, einer kleinen Insel, einem Abenteuer, einer Mission – und zu einem Creature-Feature.




    Band 3: Der Friedhof der Kathedralen
    Das Tagebuch des Professor Wallace de Wolf beschreibt eine atemberaubende Expedition ins Herz des dichtesten Amazonas-Dschungels. Im Archiv von St. Jakob de Compostela hatte der Forscher einige außergewöhnliche Hinweise auf die Existenz eines unglaublichen Ortes inmitten der „Grünen Hölle“ ausgemacht. Zusammen mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter machte er sich auf den Weg, um dem Geheimnis rund um den „Friedhof der Kathedralen“ auf die Spur zu kommen. Was die kleine Gruppe am Ziel ihrer Reise erwartet hätte sich zuvor niemand träumen lassen, selbst der seltsame Mann mit weißen Haaren und langem Bart, den sie unterwegs aufgelesen haben und der offensichtlich schon lange im Urwald umherstreift…


    Ein weiteres faszinierendes und auch spannendes Kapitel der Sage um Rork, mit einem ganz anderen Background, überraschenden Wendungen und Symbolträchtigen Szenen. Die beeindruckende Splashpage mit den Kathedralen war mir noch sehr gut von der ersten Lektüre in Erinnerung, was die Faszination auch das Staunen aber auch beim zweiten mal nicht schmälern konnte. Mit meinem Laienhaften Blick meine ich zu erkennen, dass Notre Dame de Paris und das Straßburger Münster teilweise als Vorlage herhalten durften, aber Kenner können mich dahingehend bestimmt berichtigen oder noch weitere Architektonische Eigenheiten berühmter Bauten ausmachen. Durch und durch ein Augenöffner.




    Kurzgeschichte: Retter der Kreidezeit
    Zum Abschluss bekommen wir noch einen kryptischen Zweiseiter aufgetischt, den ich als Allegorie zu Tod und Wiedergeburt verstehe. Aber vielleicht findet Andreas auch nur Dinos cool und interpretiere da irgendwelchen Blödsinn rein.

    Selten habe ich Geschichten so gerne zum zweiten mal gelesen wie Rork. Stets gilt es Neues zu entdecken und Überraschendes zu erleben, vom Staunen über die außergewöhnlichen Bilder ganz abgesehen. Der komplexe Aufbau und die vielen ungewöhnlichen Ideen sorgen dafür, dass es auch bei der Wiederlektüre ganz viel Neues zu entdecken und Altes wiederzuentdecken gibt. Genau das ist es, was Autor/Zeichner Andreas mit seinen Geschichten bezweckt, wie wir in der umfassenden Einleitung erfahren. Die macht den Band auch zur perfekten Lektüre, wenn man zuvor „Quintos“ gelesen hat, denn das Dossier von Finix erläutert schon viel von Andreas‘ Werdegang und beleuchtet wieviel von seinem Werk bei uns noch unveröffentlicht war, mit Schreiber & Leser kann man jetzt den nächsten Schritt gehen und gleichzeitig noch mehr über Andreas, seine Vorbilder, Gedanken und Beweggründe erfahren. Eine ganz feine Ausgabe in hochwertigem, großem Hardcover, perfektem Druck und, wie bereits erwähnt, lesenswertem Bonusmaterial. Ein Wunschlos-Glücklich-Paket würde ich sagen.

    9,5/10

    VG, God_W.
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  7. #532
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    Fairest 6 – Der Schrei nach Zauberei



    Der finale Fairest-Band ist insgesamt zwar unterhaltsam und weit entfernt von schlecht, aber so ganz begeistern konnte er mich nicht. Zum einen stehen die Ladies, dafür dass es nun mal eine Reihe ist welche die weiblichen Charaktere in den Fokus rücken sollte, für meinen Geschmack zu weit im Hintergrund, andererseits wird mit den unzufriedenen, nichtmenschlichen Farm-Fables ein altes Thema wieder aufgewärmt.


    Klar, man kann argumentieren, dass die Sache damals nach dem Wahlsieg von Prinz Charming nicht abschließend geklärt wurde, von daher ist es nur recht und billig, dass hier eine zufriedenstellende Lösung erarbeitet wird, aber für mich hatte das einen Beigeschmack von einer aufgewärmten Extrarunde.

    Hauptkritikpunkt ist für mich allerdings, dass der Hauptdarsteller des Bandes ganz klar Fuchs Reynard ist. Der ist es, der mit seinem Verwandlungszauber und seinen reichlich übertriebenen Rittergeschichten den Neid und die Unzufriedenheit der anderen Farm-Fables weckt, ebenso ist er es, der sich dann auf eine große Reise begibt, in deren Verlauf er ein junges Mädchen aus ihrem vermeintlich schrecklichen und sklavisch unterdrückten Leben bei ihrem Onkel und dessen Sohn befreit. Die Parallelen zwischen Aschenputtel und der jungen Meghan sind nur allzu deutlich und Reynard hofft ihr Prinz sein zu können.


    Das ist schon insgesamt sehr witzig und wendungsreich, was die beiden so alles erleben und auch auf der Farm bekommt Frau Eule etwas Screentime, Pechmarie und Goldmarie entdecken eine außergewöhnliche Verbindung und Rose Red darf zusehen, wie sie die kleine Revolte der Unzufriedenen wieder unter Kontrolle bekommt. Also ja, da kommen schon auch den Ladies einige Momente zu, die Hauptcharaktere sind aber eindeutig Reynard und der selbstsüchtige Revoluzzer Herr Sonnenblume. Als Fables-Band also nicht schlecht, als Abschluss der Fairest-Reihe für mich ein wenig unbefriedigend und nur knapp an der Themaverfehlung vorbei.

    7/10

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  8. #533
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    Privatdetektiv Raffington Event (Andreas)



    Mit dem Privatschnüffler mit dem markanten Äußeren hat eine meiner liebsten Nebenfiguren von „Rork“ einen eigenen Band spendiert bekommen. Wie Andreas Martens selbst verlauten ließ zeichnete er früher kerne Knubbelnasen, wurde dafür aber von einem seiner Lehrmeister gerügt, sie würden nicht zu seinen vergleichsweise realistisch gezeichneten Gesichtern passen. Seine Art Nasen zu gestalten wurde offensichtlich deutlich geradliniger, wenn auch nicht weniger markant. Nichtsdestotrotz gibt Andreas unumwunden zu, dass er es liebt gerade seine Nebenfiguren nahezu karikaturistisch anzulegen. Nun, Raffington Event ist mit seinem pummeligen Körperbau, der großen runden Brille, den fülligen Wangen und der unglaublich langen und spitz zulaufenden Nase geradezu ein Abziehbild dieser Beschreibung, einfach ein Charakter den man auf Anhieb ins Herz schließt.


    Keinen großen Fall, sondern zehn kleine, mysteriöse, verschrobene und enorm abwechslungsreiche Aufträge tischt uns Andreas, Autor und Zeichner in Personalunion, hier auf. Mal melancholisch, mal fantastisch, im Vergleich zur Hauptreihe „Rork“ überraschend häufig sehr humoristisch kommen die Fälle daher, auf denen wir Raffington Event begleiten dürfen. Da werden nicht nur reihenweise Genres der Popkultur gestreift, da passiert auch optisch eine ganze Menge. Da wird ein Fall über illegale Einwanderer zur Science-Fiction Story im Stil der 50er Jahre, klassisch in Schwarz/Weiß gehalten, die Suche nach Diebesgut mündet in eine Horror-Story die Erinnerungen an Lovecrafts Necronomicon weckt und eine Autopanne auf nächtlicher Landstraße führt (offenbar?) zu einer Slasherstory im Horror-Haus.

    Mal stellt sich die Frage, ob Geister oder lediglich Wissenschaft am Werk sind, mal stehen okkulte Sekten im Zentrum des Geschehens. Klassischer „Öko-Horror“ in dem sich die Natur zur wehr setzt wird mit einem kräftigen Augenzwinkern gewürzt und Kinder mit geheimnisvollen Kräften waren ja schon immer ein guter Aufhänger. Das und noch viel mehr wird geboten, der ein oder andere überraschende Kniff, eine unerwartete Wendung und mehr als eine falsche Fährte macht den Band zu einer superunterhaltsamen Wundertüte, die nicht nur wegen des grandiosen Artworks wie im Fluge vergeht. Schaurig düstere Gruselszenerien wechseln sich mit grellbunten Farben, von realistischen Settings über Schattenspiele und Silhouetten bis zu karikaturistischen Figuren ist alles vertreten. Da wird eine Story auch mal komplett ohne Text erzählt oder komplett mit Raffingtons Mimik. Einfach ein Füllhorn toller Ideen.


    Wer Rork liest lernt den guten Raffington irgendwann kennen und kommt zwangsläufig zu der Frage wann man seinen Einzelband denn jetzt liest. Ich persönlich habe ihn jetzt bereits zum zweiten mal zwischen den beiden Bänden der Rork Gesamtausgabe eingeschoben. Das passt meines Erachtens ideal, aber da die enthaltenen Geschichten komplett für sich alleine stehen sollte es auch kein Problem sein, wenn man „Privatdetektiv Raffington Event“ erst liest, wenn man Rork komplett beendet hat, aber lesen sollte man die Abenteuer von Mister Event auf alle Fälle, sonst entgeht einem ein schicker Band voller kleiner Juwelen.

    9/10

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  9. #534
    Mitglied Avatar von berlepsch
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    Meine Lieblingsgeschichte war glaube ich die mit der "giftigen" Blume.

  10. #535
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    Ja, die war spitze, aber ich finde hier hatte wirklich jede Story was Besonderes. Muss mir jetzt unbedingt mal Capricorn besorgen nachdem ich mit Rork zum zweiten mal durch bin. Andreas ist schon ein außergewöhnlicher Zeichner/Autor.
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  11. #536
    Mitglied Avatar von berlepsch
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    Capricorn steht hier schon länger, aber erstmal kommt Rork noch drann.

    Die letzten Tage habe ich Cromwell Stone gelesen; das war zeichnerisch schon sehr sehr geil. Inhaltlich eigentlich auch ganz gut - der Schluß von Band 3 vielleicht etwas sehr nebulös. :-D

  12. #537
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    Ich mag das nebulöse ja sehr gerne, wird bei Rork hinten raus auch ein bissl so.
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  13. #538
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    Fables 26 – Lebewohl



    Da liegt sie also vor mir, die Zielgerade zur #150 . Wie wir heute wissen wird es das noch nicht gewesen sein, da stehen noch zwei Everafter-Bände ins Haus und ganz aktuell wird die Reihe mit den Nummern #151-162 fortgesetzt, dazwischen gab es sogar noch einen Sechsteiler in dem Bigby auf Batman trifft, die Fables-Reise ist also noch lange nicht zu Ende. Als dieser sechsundzwanzigste Paperback mit dem abschließenden Heft Nummer 150 erschien wusste von alldem aber noch niemand was, vermutlich nicht mal Autor Bill Willingham, was diesen Band hier also trotz allem zu einem astreinen Abschlussband macht.


    Da hat der gute Mister Willingham so circa ab Fables 22 – Snow White noch einen ganz schönen Brocken an Storybogen aufgebaut. All die zum Teil wirklich katastrophalen Entwicklungen, denen sich die uns ans Herz gewachsenen Charaktere stellen mussten, führten gleich an mehreren Fronten zu äußerst brenzligen Situationen. In der Nebenreihe Fairest wurde das teilweise auch weitergeführt. Jetzt gilt es nicht nur diese explosiven Knoten in irgendeiner Art aufzulösen, sondern auch einem Heer von Haupt- und Nebenfiguren einen würdigen Abschied zu verschaffen.

    Groß spoilern will ich jetzt nicht, es soll ja niemandem das große Finale verdorben werden. Aber so viel sei gesagt, es allen recht zu machen und jedem seine fünf Minuten Rampenlicht zuzugestehen macht den Band zwar insgesamt zu einem runden Abschluss, aber rein erzählerisch ist das auch ein wenig die Krux an der Sache. Man kann den Band quasi als zweigeteilt ansehen. In der ersten Hälfte wird die letzte große Schlacht ausgefochten, was ich insgesamt zwar als gelungen empfinde, immerhin wurde da, wie ich meine, die beste aller Lösungen gefunden, doch irgendwie geht das auch ganz schön hopplahopp. Dafür bleiben andere spannend aufgebaute Nebenplots auf der Strecke oder werden im ultrakompakten Telegrammstil abgefertigt.


    In der zweiten Hälfte bekommt nämlich ein ganzer Schwung Fables jeweils auf einigen wenigen Seiten eine letzte Geschichte spendiert. Die sind häufig witzig, nicht immer aber oft ganz positiv gestimmt, zumeist ein bisschen wehmütig, optisch abwechslungsreich, für meine Begriffe aber doch etwas unterschiedlich gut gelungen und, wie bereits erwähnt, werden mir da zu viele schön aufgebaute Plots einfach im Handumdrehen aufgewischt. Wirklich schlecht ist keine von diesen Kurzerzählungen, aber große Highlights was Einfallsreichtum angeht darf man auch nicht am laufenden Band erwarten (auch wenn sich da schon welche verstecken). Es ist eher ein wohlig warmer, bittersüßer Abschied von alten Freunden der hier vom Autor angestrebt wird, und das gelingt ihm im Großen und Ganzen auch ganz gut. Kein Ende mit Knalleffekt, aber ein versöhnlicher Ausklang mit einigen interessanten Entwicklungen, die Keime für weitere Möglichkeiten hinterlassen. Einfach schön, aber kein Meisterwerk.

    7,5-8/10

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  14. #539
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    Rork – Gesamtausgabe 2 (Andreas)



    Aufgrund eines wunderbaren Abends mit analoger Unterhaltung (Es gab eine Episode Cthulhu – Death may Die) hat sich die Rezi zum zweiten Teil der Rork-Gesamtausgabe um einen Tag verzögert, aber Vorfreude ist ja die Schönste Freude und auf einen Prachtband wie diesen hier lohnt es sich auch zu warten. Deshalb will ich auch gar nicht lange drumherum reden, sondern gleich in die Vollen gehen, das vorangesetzte Dossier sollte man übrigens lieber im Nachgang lesen. Ihr denkt Band eins war etwas kryptisch, verwirrend und undurchsichtig? Na dann passt mal auf…




    Band 4: Sternenlicht
    Am Ende des “Friedhof der Kathedralen“ befand sich Rork auf einer Schiffsreise. Der Kahn läuft nun einen Hafen in Mexiko. In den Straßen der altertümlich anmutenden Stadt dauert es nicht lange bis Rork von einem kleinen Mädchen aufgespürt wird, welches ihm eine Schriftrolle überreicht. Die Nachricht darauf, für Normalsterbliche unleserlich, veranlasst den magisch veranlagten Weltengänger zu einer Reise durch die Wüste in die Berge. Die Eulen, die uns seit den „Kathedralen“ zu jedem Band begrüßen, wissen mir auch diesmal wieder ein paar Fragezeichen aufs Gesicht zu zaubern bevor es weiter geht.

    In einer abgelegenen Siedlung hat sich eine Art kultische Religion gebildet. Doch wo auch immer sich solche Sekten bilden gibt es auch Menschen, die nach Macht und Einfluss streben. So ist es in diesem Fall der Medizinmann des Stammes, dem es außerordentlich widerstrebt, dass die Prophetin, die vor einem Jahr ankam, so viel Zuspruch erfährt während sie verkündet, dass das Zeichen dem die Gemeinde seit einem Jahr entgegenbetet kurz bevorsteht.


    Eine weitere faszinierende Etappe auf Rorks Reise. Die neuen Charaktere, die außergewöhnlichen Schauplätze, die rätselhaften Zeichen und Vorkommnisse, alles fügt sich noch nicht zu einem Ganzen, ist aber stets so fesselnd, dass ich unbedingt wissen will wie es weiter geht, weshalb Rorks Ankunft das Eintreten des Zeichens ankündigt und warum die Prophetin, die wir alle kennen, bereits ergraut ist als wäre sie in kürzester Zeit um Jahre gealtert.




    Band 5: Capricorn
    Wie aus einem Groschenheft entnommen tritt er in die Geschichte ein, Capricorn, der Mann der hier als Nebenrolle in die Reihe schneit, das Album nahezu zu seinem eigenen macht, nur um dann eine 21 Alben umfassende Serie zu erhalten, die somit deutlich umfangreicher ausfällt als Rork selbst. Doch wer ist dieser Capricorn? Er ist ein Astrologe, ein äußerst gut gezahlter dazu, und er ist so eine Art Scharlatan, aber er ist auch ein Ermittler, ein Mann mit vielen Kontakten und vor allem ist er eine Person, die durch Astor und dessen ganz besonderer Bibliothek einen unermesslichen Wissensschatz in der Hinterhand hat. Außerdem ist er sowas wie ein Abenteurer und ein Agent, ebenso ist er Rationalist, jemand der nicht an solche abstrusen Dinge wie Astrologie glaubt…

    Dieser recht spezielle Charakter ist es also, der Rork und seiner Begleitung Sy-Ra, der Tochter von Low Valley, helfend zur Seite stehen soll. Von der Ferne werden sie von Ash, also Miss Grey unterstützt, wenn sie in die Katakomben unterhalb von New York vordringen, um sich einem mächtigen Feind zu stellen: God, Mordor God. Der hat eine gefährliche und schlagkräftige Truppe um sich geschart, doch zum Glück ist der Schwertkämpfer Manga auf Capricorns Seite.


    Es wird verrückter und verzwickter, die Charaktere werden zahlreicher und abgedrehter (ich liebe Manga und Kenton!) und die besondere Erzählstruktur mit der eigentlichen Story, die vorangetrieben wird ohne allzu viele Erklärungen zu liefern und der parallel verlaufenden Prosa-Geschichte im Groschenheft-Stil sind schon ein markantes Alleinstellungsmerkmal. Auch die Teaser auf (vielleicht) zukünftige Capricorn-Geschichten zu Beginn des Albums wecken große Vorfreude, auch wenn mich die Eulen zu Beginn und Ende des Abschnittes wieder etwas ratlos zurücklassen.




    Band 6: Abstieg
    Bei diesem Album hatte mich Andreas schon nach wenigen Panels. Das Setting mit den entsetzlichen Vorkommnissen rund um die kleine Truppe Wissenschaftler im ewigen Eis der arktischen Gefilde, das trifft einfach zu 100% meinen Geschmack. Der weitere Verlauf mit den teils surreal anmutenden Bildern, die Andreas auf die Seiten zaubert während Rork eine ganz außergewöhnliche Entdeckung macht, sprüht nur so vor optischem Einfallsreichtum. Die Art und Weise wie Andreas Geräusche in optischer Darstellung einbaut, der Wechsel von riesig anmutenden Bildern in großen Weitwinkel-Panels zu Seiten mit 300(!) kleinen Einzelzeichnungen, die in einer Art Daumenkinoablauf die Geschehnisse weiterspinnen, der Einsatz von Sprache, Symbolen und Träumen die vielleicht in die Psyche hineinführen.


    Das alles macht den Band zu etwas sehr besonderem, einem optischen Augenschmaus, auch wenn ich den Stilbruch beim Wechsel zum Filzstifteinsatz erstmal verdauen musste, aber auch zu einem Werk mit Spielraum für Interpretation und zum Rätseln, mit Ermutigung zum Eintauchen in Gedankenwelten. Das Finale birgt dann auch einen kleinen Schrecken wie ich finde, zumindest bevor mich die Eulen aus der Geschichte leiten.




    Band 7: Rückkehr
    Zum großen Finale hat Andreas nochmal alle wichtigen und liebgewonnenen Personen versammelt, denen wir auf unserer Reise zusammen mit Rork begegnen durften. Wer denkt, dass sich jetzt alle gordischen Knoten lösen, die Vorhänge fallen, alle Rätsel entschlüsselt werden, sich alles zum Guten wendet und in Wohlgefallen auflöst dem kann ich nur sagen – HA! – welch ein „Gedanke“!

    Aber grämt Euch nicht, denn natürlich wird auch Vieles aufgelöst, es werden Verbindungen über die gesamte Reihe gewoben und Zusammenhänge offenbart. Gleich zu Beginn war ich Andreas sehr dankbar, dass er während der Vorstellung einiger Charaktere untereinander nochmal einen kurzen, zusammenfassenden Abriss über die bisherigen Ereignisse gegeben hat, bevor er die atemberaubende Tour de Force startete, die nicht nur die aktuellen Ereignisse auf ein finalisierendes Ende hintreibt, sondern uns auch einen klareren Blick auf Rorks Vergangenheit erlaubt. Die letzte, alles entscheidende Schlacht kommt dann neben all den augenöffnenden Einblicken in Welten und Zeiten sogar überraschend greifbar daher, bevor ganz am Ende ein kleines Schmunzeln auf meinem Gesicht zurückbleibt. Firk – Lark – Rork.



    Insgesamt hat mich auch dieser zweite und letzte Band der Rork-Gesamtausgabe sehr begeistert. Es scheint so, als hätte Andreas seine Art zu erzählen weiterentwickelt und jetzt gefunden. Die Alben im zweiten Band wirken gleichförmiger und insgesamt zielgerichteter als im Ersten. Es fühlt sich ein wenig so an, als hätte der Autor erst ab Band 3, dem Friedhof der Kathedralen, so wirklich gewusst wo die Reise mit dieser Reihe hingehen soll. Es ist zwar schön, wenn ein Schreiber einen solch umfassenden Plan für eine Reihe im Kopf hat, ich muss aber ehrlich gestehen, dass mir das etwas losgelöster und freier wirkende „Durcheinander“ in Band eins noch ein klein wenig besser gefallen hat, vor allem weil es Andreas gelungen ist das doch noch perfekt mit einzubinden und die losen Enden so zu verknüpfen, dass wirkliche Nahtstellen im Grunde gar nicht sichtbar bleiben. Was freue ich mich jetzt auf Capricorn! Die sind bestellt, aber vielleicht schiebe ich vorher noch einen Happen Andreas vom Lese-K2 dazwischen.

    8,5-9/10

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (11.07.2022 um 21:02 Uhr)
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  15. #540
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    Fables: Everafter – Es war einmal… 1



    Es scheint schon einige Zeit vergangen zu sein, seit die Ruine des Dunklen Schlosses mitten in Manhattan auftauchte, die meisten Fables sich auf den Weg in die Länder der alten Heimat machten und die Magie von Fabletown nach und nach in unsere Normalowelt sickerte. Das führte zu weitreichenden Veränderungen in unserer Welt. Die Intensivierung der Magie in unserer Welt sorgt für seltsame Vorkommnisse, mysteriöse Vorgänge, teils in entlegenen Winkeln der Welt, teils in aller Öffentlichkeit. Das ist nicht ganz ungefährlich und so hat sich aus den in unserer Welt verbliebenen Fables, die zumeist ganz normal und halbwegs akzeptiert unter uns leben, eine Eliteeinsatztruppe gebildet um die Menschheit vor den negativen Einflüssen zu schützen.


    Die „Schattenspieler“, so nennt sich die Truppe, fühlt sich an wie eine märchenhafte Variante der B.U.A.P. oder der wilden Truppe aus „Superagent Frankenstein“. Da wird blutrünstigen Hexen nachgespürt, es werden Horden von Zombies bekämpft und Geiselnahmen auf Alcatraz inklusive beschworener Indianergeister gestürmt. Mittendrin findet sich der Gestaltwandler Connor Wolf als Rookie der Truppe, der in allerlei Fettnäpfen tritt.


    Everafter versucht hipp dem Zeitgeist der kleinen und großen Vorbilder zu folgen, bietet dabei viel nackte Haut und reichlich Blut und Gedärm, den ein oder anderen Dummen Spruch und fetzige Action in angemessenen Bildern, nicht herausragend aber doch ziemlich ansehnlich. Grundsätzlich ist das auch ziemlich unterhaltsam und die ein oder andere Idee zündet ganz gut, trotzdem wirkt es auch etwas zu „gewollt“ cool und den Eindruck einer leicht abgewandelten Kopie kann ich nicht abstreifen. Aber hey, lieber gut kopiert…

    7/10

    PS: Die Alcatraz-Story fand ich ganz cool, vor allem weil die Insel ja wirklich mal besetzt wurde um auf die Missstände bei der Behandlung der amerikanischen Ureinwohner aufmerksam zu machen.

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  16. #541
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    Cutter (Andreas)



    Der Cutter, ein eiskalter, bestialischer Killer ohne Gewissen, ohne Skrupel und scheinbar ohne Motiv, außer vielleicht dem einen, dass er danach lechzt in der Presse Erwähnung zu finden. Nach langen Ermittlungen und gefährlicher Jagd gelang es Detective Carl Krafft den Täter zu stellen, allerdings war es unvermeidlich den Verdächtigen beim Versuch der Verhaftung zu töten. Der Fall hat Detective Krafft stark mitgenommen, weshalb er sich aktuell auf einer Rehamaßnahme befindet.

    Bis zu seiner Rückkehr übernimmt Joe Krafft, Carls Sohn den Laden, leitet also die Ermittlungen im Dezernat. Es dauert nicht lange und geschehen wieder Morde. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn an die Geständnisse, die Krafft vom medial begabten Toby-Toby regelmäßig aufgetischt werden, mag er nicht glauben. Die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen und Mitarbeitern gestaltet sich auch eher schwierig. Noch dazu arbeitete das letzte Opfer für den mächtigen Don Ficciarelli, was die Sache noch weiter verkompliziert. Seltsam, dass auch der Tathergang bekannte Muster aufweist. Ist da etwa ein Nachahmer unterwegs?


    Was Andreas hier abliefert ist nichts weniger als ein starker Serienkiller-Slasher. Eine Reihe von Morden, undurchsichtige Ermittlungen voller Rätsel, bis zur Auflösung im erhellenden Finale. Fast könnte man dem Band vorwerfen einen Schema-F-Fall geschickt aufzubereiten, wäre da nicht der ganz besondere Andreas-Drive am Start, der sich nicht nur optisch, sondern auch in der Erzählstruktur und vor allem bei den wunderbaren Nebencharakteren niederschlägt. Bei Toby-Toby musste ich zum Beispiel gleich wieder dran denken, dass Andreas selbst angibt seine Nebenrollen oft wie Karikaturen anzulegen, was hier wieder eindrucksvoll zu Tage tritt. Ich liebe den Band mit seinem Noire-Style, der detektivischen Ermittlungsarbeit, dem tollen Lettering mit Wechsel zu alter Schreibmaschinenschrift bei Texten aus Ermittlungsakten und dem zum Nachdenken anregenden Unterton hinter der Kriminalgeschichte. Ganz wunderbare Atmosphäre mal wieder!

    8,5/10

    VG, God_W.

    PS: Die Übersetzung, die extra für diese Veröffentlichung neu vorgenommen wurde empfinde ich übrigens als sehr gelungen, genauso wie den Druck, welcher der auf 99 Exemplare limitierten Vorzugsausgabe beiliegt und die Wand in meinem Büro ziert - als abschreckendes Beispiel sozusagen.
    Geändert von God_W. (11.07.2022 um 21:03 Uhr)
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  17. #542
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    Fables: Everafter - Es war einmal... 2 (Die Legende von Robert Fleckland)



    Weiter geht die wilde Hatz im Kampf gegen übernatürliche Einflüsse in unserer Welt. Einige besonders begabte Normalos wurden durch den mittlerweile deutlich erhöhten Magieanteil in unserer Welt plötzlich zu Fables, was so manches mal für mächtig Verwirrung sorgt. Zum Glück gibt es das Dunkle Schloss, pardon, Hogwarts – ähhhh…, die „Totenkinder Schule für Hexerei“ meine ich natürlich, wo die Jungbegabten in der hohen Kunst unterrichtet werden. Auch ansonsten geht es mächtig Rund.


    Da wird dem Haus der Baba Yaga nebst neuem Bewohner mit einem Pontiac Trans Am hinterhergejagt, abgetrennte fleischfressende Ziegenköpfe fliegen hungrig durch die Straßen und der Welpe bekommt es mit La Llorona zu tun, was ich besonders cool fand, weil ich den Mythos um die tragische Mutter sehr schaurig stimmungsvoll finde.

    Wenn die drei Looser einer High-School, die Mobbing-Opfer schlechthin, plötzlich in den Besitz von magischen Gegenständen kommen wird nicht nur die Schule selbst unter einen undurchdringlichen Würfel gepackt (Under the Dome lässt grüßen), sondern die Bude verwandelt sich auch in eine Mischung aus blutigem Schlachtfeld und Puff.


    Ja, alles freaky, alles wild und alles total originell, aber irgendwie auch ganz schön aufgesetzt. Zumindest aber nie langweilig und die Gender-Front wird in beiden Everafter-Bänden freundlich eingebunden. Dennoch kann ich gut verstehen, dass die Reihe nicht fortgeführt wurde, aber offene Enden gibt es auch nicht großartig, kann man also ruhig so stehen lassen.

    6,5-7/10

    VG, God_W.

    Jetzt ist erstmal Pause bis irgendwann der Sechsteiler mit Bigby in Gotham zu uns kommt und dann die nächsten zwölf Fables-Hefte, die in den USA frisch gestartet sind. Nach Gotham kann ich auch ohne Bigby demnächst mal wieder reisen.
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  18. #543
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    Cato Zulu



    Nach Ann & Dan und den ersten drei Cortos mache ich mal einen Zeitsprung in Hugo Pratts Werk, denn der vorliegende Band ist deutlich später entstanden als die zuvor genannten. Geografisch geht es wieder zurück nach Afrika, diesmal mitten hinein in einer der düstersten Epochen der britischen Kolonialzeit, die Zulu-Kriege. In der Region war ich noch nicht unterwegs, aber vergangenes Jahr unternahmen wir unsere zweite Reise nach Ostafrika, diesmal nach Kenia, und zur Einstimmung beschäftigte ich mich mal wieder ein wenig mit geschichtlichen Aspekten des Kontinents. Zu den Gefechten zwischen den Britischen Truppen und den Zulu-Kriegern habe ich mir zwei Filmklassiker angesehen.

    Zulu (1964) und Zulu Dawn - Die letzte Offensive (1979)

    Zwei sehr starke Filme über ein Thema, welches viel zu wenig beleuchtet und thematisiert wird/wurde, immerhin ist das Vorgehen der britischen Truppen im Gebiet der Zulu nichts Anderes als ein Genozid aus Gier, den das vereinigte Königreich hier an einem ursprünglichen Volk beinahe durchgezogen hat. Hauptgrund waren wohl Bodenschätze wie Edelsteinvorkommen.


    Der erste Film mit einem ganz jungen Michale Caine in seiner ersten größeren Rolle ist so etwas wie eine Alamo-Variante in der eine Truppe der britischen Armee von einer Übermacht Zulus in einem Fort eingekesselt wurde. Natürlich wirkt das ganze inszenatorisch heutzutage teilweise recht naiv und durchschaubar (sehr gestellt wirkende Szenen mit äußerst offensichtlichen praktischen Spezialeffekten), dennoch, wenn man das ausblenden und sich drauf einlassen kann bekommt man einen packenden Kriegsstreifen geliefert, der mit tollen Charakteren aufwartet und neben viel Pathos sogar den ein oder anderen UK-kritischen Moment durchblitzen lässt.

    Schon deutlich besser (und auch brutaler) inszeniert ist der starbesetzte, 1979 erschienene Zulu Dawn, der als direkte Vorgeschichte zu dem deutlich früher entstandenen Zulu verstanden werden kann, werden hier doch die Vorkommnisse geschildert, welche direkt vor den Zulu-Kriegen stattfanden und die Tragödie einläuteten. Mit Burt Lancester, Peter O'Toole, Bob Hoskins u.a. geben sich die großen Namen die Klinke in die Hand. Hier wird die vermessene Arroganz und die ethische Unrechtmäßigkeit des britischen Handelns schonungslos aufs Tablett gebracht, die Schlachten sind geschickt aufgebaut und strategisch dargestellt. Ja, das ist schon großes Kino.

    Insgesamt ein ganz tolles und auch informatives Double Feature, wenn man mit Klassikern was anfangen kann und sich an altbackenen und stellenweise zu offensichtlichen Effekten nicht stört. Das wäre mal ein Thema, welches ich gerne mit aktuellen Mitteln von einem fähigen Regisseur umgesetzt sehen würde, aber dafür sind vermutlich zu wenige Menschen an der Materie interessiert, die (Welt-) Kriege und Indianervertreibung sind da eher im Fokus.


    Jetzt aber zurück zu Hugo Pratt, der in genau diesen historischen Kriegswirren seine Geschichte Cato Zulu ansiedelt. In den Fokus der von wahren Begebenheiten umrankten Geschichte setzt er mit Catone Milton einen Offizier, der vermeintlich tatsächlich existierte und alles andere als ein großer, selbstloser Held war. Ganz im Gegenteil, der etwas unsympathisch anmutende Lebemann und Glücksritter ist sich stets selbst der Nächste und als er gar in den Tod des französischen Thronfolgers verwickelt wird beschließt er den Konsequenzen zu entfliehen und sich als Schatzsucher zu betätigen. Während er in diesem Sinne durch das exotische und kriegsgebeutelte Land streift wird er also von den Eingeborenen als Feind und von den Briten als Deserteur bedrängt, doch lange allein bleibt er trotz allem nicht…

    Es ist ein geschickter Kniff einen etwas schelmischen Taugenichts als Hauptdarsteller in den Fokus zu rücken, so werden die Abenteuer, die Cato zu bestehen hat abwechslungsreicher und bekommen einen realistischen Anklang. Schon die Einleitung mit all den Bildern und Entwürfen Pratts stimmen mal wieder perfekt auf die Geschichte ein. Die Erzählung selbst kommt durch den etwas ungeschlachten Hauptdarsteller weniger wehmütig rüber als beispielsweise eine Corto-Episode, aber die robustere und abenteuerlichere Herangehensweise wirkt erfrischend und lässt nie Langeweile aufkommen. Einziger Wermutstropfen ist das Artwork, denn da scheint Pratt auf seine alten Tage etwas nachgelassen zu haben. Ein detailverliebter Meister war er meines Erachtens nie und auch hier gibt es zwar durchaus schöne Panels und Bilder, aber auch sehr viel lieblos anmutendes Material. Oft wirken die Zeichnungen etwas faul und schluderig, was durch die Größe (sind hier nur Dreireiher, keine Vierreiher) noch deutlicher wird. Jetzt kann ich nachvollziehen was Grubert im Corto Maltese Thread bei Schreiber & Leser schon angemerkt hatte. Das gibt leider Abzug in der B-Note für den im Grunde gelungenen Band.

    7/10

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (09.04.2022 um 20:10 Uhr)
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  19. #544
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    Ich muss sagen das Kriegsthema treibt mich ganz schön um. Es ist einfach furchtbar was da aktuell wieder passiert. Die Augen davor zu verschließen ist sicherlich der falsche Weg, aber ich versuche mittlerweile doch immer mal wieder Tage einzulegen in denen ich die Nachrichten meide, weil das die Stimmung sonst so runterzieht. Vergangene Woche war ich wieder mehr mit dem Auto unterwegs, da habe ich immer einen Nachrichtensender laufen, wo man die Thematik natürlich dauernd auf die Ohren bekommt.

    Egal wie, das Thema lässt mich aktuell nicht wirklich los, so habe ich in letzter Zeit mal wieder den ein oder anderen Film mit Kriegsthematik geschaut, lese ein Buch und habe einige entsprechende Comics aus dem Lese-K2 gefischt. Ein paar Sachen habe ich bereits beendet, einige Bände liegen noch vor mir, in der kommenden Woche will ich Euch die Bände (sieben Comics), die sich allesamt mit der NS-Zeit und dem zweiten Weltkrieg beschäftigen in aller Kürze mal vorstellen.

    Bevor ich mit den Comics loslege ein paar Worte zu dem Buch, welches ich ebenfalls schon lange mal lesen wollte.




    Anne Frank – Gesamtausgabe
    (Tagebücher – Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus – Erzählungen – Briefe – Fotos und Dokumente)

    Das Tagebuch der Anne Frank ist vielleicht das berühmteste Werk über die Zeit der Judenverfolgung in den von Nazis besetzten Gebieten Europas. Als sich auch in den Niederlanden die Lage für die Juden enorm zuspitzte und viele festgesetzt und in den Osten deportiert wurden beschloss Familie Frank sich gemeinsam mit einigen anderen Juden in einem kleinen Hinterhaus in Amsterdam zu verstecken. Der Zugang erfolgte über einen schwenkbaren Regalschrank und führte in einen mehrstöckigen, beengten Lebensbereich in dem acht völlig unterschiedliche Charaktere nahezu zwei Jahre zubringen sollten.

    In diesen zwei Jahren begann die 13-jährige Anne ihr Tagebuch zu schreiben, welches sie Kitty nannte. Es ist unglaublich wie eindringlich dieses Buch ist. Ich meine, klar man hat schon viel gehört und gelesen, wie es damals zuging, ist schockiert über die Dinge die Menschen einander antun und wenn ich die heutigen Vorgänge in Europa sehe werde ich noch ungläubiger darüber, dass wir als Rasse Mensch scheinbar so wenig aus unserer Geschichte gelernt haben. Aber durch die Reduzierung auf ein Einzelschicksal eines kleinen Mädchens und ihrer Gedanken und Gefühle in dieser von Angst durchtränkten Zeit wird alles noch viel greifbarer und realer.

    Anne hat ihre Tagebücher mehrfach überarbeitet, denn anfangs nur für sich geschrieben machte es großen Eindruck auf sie, als eines Tages im Radio darüber gesprochen wurde, dass Zeitdokumente wie Tagebücher eines Tages einen wichtigen Bestandteil der Aufarbeitung des Krieges und des Lebens zu dieser Zeit bilden würden. Da versuchte sie das Ganze noch besser und umfassender zu gestalten und schrieb frühere Einträge nochmals ab und ergänzte oder veränderte sie. Später beschloss sie gar selbst Schriftstellerin zu werden und das Tagebuch als Buch zu veröffentlichen. Also feilte sie weitere daran.

    In der ersten Veröffentlichung des Tagebuchs kürzte ihr Vater, der einzige Überlebende der Familie, zuerst einige Passagen, denn Anne schreibt zum Beispiel nicht immer freundlich über ihre Mutter, was ihr Vater gerne abmildern wollte. Eben solche Passagen machen ganz viel von der realen Greifbarkeit des Buches aus, denn immerhin handelt es sich um ein heranwachsendes Mädchen, eine junge Seele in der prägendsten Zeit ihres Lebens. Man stelle sich nur vor den pubertären Wandel in einem beengten Mikrokosmos wie dem Hinterhaus zu durchleben, es ist einfach unmöglich. So sind Wutausbrüche und Stimmungsschwankungen nur selbstverständlich.

    Absolut beeindruckend ist dabei Annes Fähigkeit ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken und vor allem über sich selbst und ihr Verhalten zu reflektieren. Natürlich werden auch die Lebensumstände und die Charaktere ihrer Mitleidenden thematisiert, sie schreibt über ihre Wünsche, Sehnsüchte und Interessen zu denen vor allem auch Geschichte und Schriftstellerei gehören. Sogar die weibliche und männliche Anatomie thematisiert sie und erklärt sie in einer schambefreiten Sachlichkeit wie es für ein Kind dieses Alters außergewöhnlich ist. Auf der anderen Seite ist ihr oft auch sarkastischer Humor eine wahre Freude für den Leser.

    In der hier als erstes enthaltenen Fassung C des Tagebuchs sind für jeden Tag alle Informationen der Eintragungen aus den beiden anderen Tagebuchversionen zusammengeführt worden, doch auch das ursprüngliche Tagebuch Fassung A und die von Anne selbst überarbeitete Variante B finden sich im Anhang. Außerdem ihre Fantasieerzählungen, Einzelgeschichten aus dem Hinterhaus, Gedichte, ihr Ägyptenbuch (wohin sie neben Griechenland gerne mal gereist wäre) usw. So wird aus dem Tagebuch in Fassung C mit ca. 265 Seiten wie es häufig veröffentlicht wurde ein umfassender Band mit vorangestellten Erläuterungen und vielen Anhängen sowohl von Anne als auch von ihrem Vater und von Historikern. Ein Werk mit über 800 Seiten.

    Von den Geschichten und Erzählungen habe ich einige noch nicht gelesen, aber alleine das Tagebuch war eine äußerst intensive und schwierige Lektüre für mich. In dem Wissen wie es ausgeht musste ich das Buch schon zwischendurch einige male weglegen, weil ich durch die Tränen nichts mehr erkennen konnte. Ein paar tiefe Atemzüge waren mehrmals nötig um wieder weiterlesen zu können. Als ihr Vater dann schließlich seine Gedanken zu seiner Tochter und dem Werk niederschreibt brechen bei mir alle Dämme. Ob ich früher schon so reagiert hätte oder erst heute, wo ich selbst Vater bin, kann ich nicht mehr beurteilen, objektiv kann man da einfach nicht bleiben. Aber wenn ein junger Mensch, ein so besonderer noch dazu, von seinen Träumen und Wünschen schreibt, dann schnürt es mir in dem Wissen der kommenden Ereignisse einfach die Luft ab. Wut und Trauer und das Wissen, dass man so etwas nie wieder zulassen darf manifestieren sich. Und dann schaue ich die aktuellen Nachrichten und werde noch trauriger.

    10/10

    Jeder sollte es gelesen haben.

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  20. #545
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    Meine Woche mit Comics, die zeitlich im zweiten Weltkrieg angesiedelt sind, startet mit…


    Die vollständige Maus



    Maus ist DAS Standard-Werk der Neunten Kunst, wenn es um den zweiten Weltkrieg geht. Nicht nur unter Comics, sondern ganz allgemein würde ich das Buch als eines der Wichtigsten über den Nationalsozialismus und die Verfolgung und systematische Denunzierung und Vernichtung der Juden als eines der Wichtigsten bezeichnen. Für mich selbst war dies eine erstmalige Lektüre und durch einige enorm positive Besprechungen und die ein oder andere Inhaltsangabe wusste ich so grob worauf ich mich einlasse. Allerdings wurde meine sowieso schon hohe Erwartungshaltung nicht nur voll erfüllt, sondern in einigen Bereichen sogar noch übertroffen.

    Wie Ihr sicher wisst verarbeitet Art Spiegelmann in Maus die Gräuel, die sein Vater, ein ehemaliger Fabrikbesitzer unter den Nazis zu erleiden hatte. Die Zeit in der nach und nach alles schlimmer und immer noch schlimmer wurde, bis es nötig war sich zu verstecken, die anschließende Deportation unter menschenunwürdigen Bedingungen, erst in Arbeits- und später in Vernichtungslager deren Namen allein heutzutage schon grausige Bilder aus Reportagen, Filmen und Bildbänden vor dem inneren Auge heraufbeschwören, das alles ist unglaublich eindringlich und greifbar dargestellt und erzählt, nur eben mit Tieren statt Menschen als Pro- und Antagonisten.


    So weit exakt das, was ich erwartet hatte. Was ich ganz und gar nicht erwartete war, dass ich selbst sogar Zeuge der Schaffung dieses Comics werde, weil Art Spiegelmann sich selbst und seine Arbeit ebenso in den Fokus setzt. Wir erleben wie er mit seinem Vater umgeht, wie er die Geschehnisse von damals geschildert bekommt, wie er sie seinem alten Herrn manchmal förmlich aus der Nase zeihen muss. Sogar die Überlegungen welche Gruppe er als welches Tier anlegt und die Diskussion mit seiner Freundin darüber dürfen wir sozusagen „live“ miterleben. Enormen Eindruck machte auf mich die unglaubliche Ehrlichkeit und der Realismus mit dem Art die Beziehung zu seinem Vater Wladek und die Eigenarten des alten Zausels darstellt.

    Wladek ist keinesfalls durchgehend der strahlende Held, sondern schon auch ein sehr geiziger Sonderling, dessen zwanghafte Sparsamkeit nicht ausschließlich von seinen Kriegsmühen herrührt, denn wie wir erfahren war er auch zuvor schon nicht viel besser. Kein einfacher Mann, der auch mit seiner zweiten Frau nicht wirklich liebevoll umgeht und ein Besserwisser vor dem Herrn ist er sowieso. Klar, sein Einfallsreichtum und seine Umsicht haben ihm mehr als einmal das Leben gerettet, aber ein einfacher Charakter war er wohl weder vor noch nach dem Krieg. Witzigerweise haben mich die Streitgespräche zwischen den beiden, und wie Art zeitweise von seinem Paps in den Wahnsinn getrieben wird, so manches mal an mich und meinen eigenen Erzeuger erinnert. Denn wo Generationen (wie bei uns zu Hause) unter einem Dach leben bleibt sowas nun mal nicht aus.


    Ein ganz großes Buch in dem ein wichtiges und unerträglich fürchterliches Thema in umfassender Weise aufgearbeitet, aber auch auf die kleinste persönliche Ebene heruntergebrochen wird. Absolut packend und vor Spannung strotzend, sodass man es gar nicht aus der Hand legen möchte, und hervorragend was Charakterzeichnung angeht. Apropos Zeichnung: Ja, die Bilder vermitteln alles was sie sollen absolut einwandfrei, selbst wenn sich ein Charakter, also ein Tier, als andere Rasse verkleidet wird das geschickt dargestellt und vor allem die Emotionen aller Beteiligten werden nachfühlbar transportiert. Dennoch hätte ich mir an vielen Stellen einen etwas höheren Detailgrad gewünscht. Sollte das ein kleiner Kritikpunkt sein, dann ist das aber auch der Einzige. Lesen!

    9,5-10/10

    VG, God_W.
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  21. #546
    Premium-Benutzer Avatar von Rabbit1958
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    Eins der Comics die einen richtig berühren, ich wusste gar nicht das es das auch in deutscher Übersetzung gibt.

  22. #547
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Doch, und die ist sogar enorm gelungen wie ich meine, weil auch der Jiddisch Akzent von Wladek transportiert wird und so weiter. Das ist in einem Nachwort schön erklärt.
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  23. #548
    Mitglied Avatar von berlepsch
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    Zitat Zitat von God_W. Beitrag anzeigen
    Anne Frank – Gesamtausgabe (Tagebücher – Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus – Erzählungen – Briefe – Fotos und Dokumente)
    Ich kann hier noch das Tagebuch von Mary Berg über Ihre Erlebnisse im Warschauer Ghetto empfehlen:
    https://www.deutschlandfunk.de/mary-...s-dem-100.html

    Die Berichte sind ebenso verstörend und haben mich sehr bewegt.

  24. #549
    Mitglied Avatar von God_W.
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    Oh, das klingt auch wirklich interessant! Kommt auf die Liste, aber sicher erst für irgendwann später. Nach Anne Frank und sieben verschiedenen Comics mit Kriegsthematik werde ich mich erstmal wieder leichteren Stoffen widmen. Superhelden oder so...
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  25. #550
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    WWII - Runde 2:


    Wüstenskorpione 1
    (Der lange Weg nach Siwa & Piccolo Chalet)



    Das kommt mir jetzt doppelt gut zupass, denn zum einen kann ich nach der äußerst intensiven Maus etwas leichtere Kost gut vertragen und außerdem passt der Band hervorragend in meinen kleinen Pratt-Run, den ich aktuell am Laufen habe. Ohne Die Wüstenskorpione im Vergleich zur Maus jetzt abwerten zu wollen, so ist es doch die etwas abenteuerliche Seite des Krieges, die Hugo Pratt hier herauskehrt, die Tragik und emotionale Tiefe von Herr Spiegelmanns Werk wird zu keinem Zeitpunkt erreicht, war aber sicher auch nicht das Ansinnen des Autors.

    Wie angekündigt bleiben wir im zweiten Weltkrieg, wechseln aber den Schauplatz, und zwar um mehrere tausend Kilometer. Statt in Amsterdam treffen wir die Wüstenskorpione, wie sollte es anders sein, inmitten der Wüste, und zwar irgendwo westlich von Cairo. Die „Wüstenskorpione“, das ist die L.R.D.G., die Long Range Desert Group, eine zusammengewürfelte Gruppe kerniger Haudegen, die unter britischer Flagge für allerlei Sondereinsätze herangezogen werden und sogar unter ihren Feinden große Achtung genießen. Eines dieser Raubeine ist Koïnsky, ein ehemaliger Kavallerist der polnischen Armee. Er ist, wie so oft bei Pratt, kein strahlender Held, aber doch ein Mann mit einem gewissen Verständnis für Gerechtigkeit, der Typ Mensch, der tut, was eben getan werden muss, auch wenn es mal unbequem wird. Seine Geschicke verfolgen wir, wenn wir den Skorpionen in die Wüste folgen.


    Die L.R.D.G. besticht nicht durch große Personalstärke. Kleine Einsatztrupps, die tarnen und täuschen, schnell zuschlagen und sich wieder zurückziehen. Mit dieser Taktik bekommen es die harten Kerle nach dem Überfall auf einen italienischen Posttransport auf ihrem „Langen weg nach Siwa“ mit verräterischen Beduinen und italienischer Luftwaffe zu tun. Feuergefechte, Verfolgungsjagden, sogar Zugüberfälle und das Entlarven von Spionen und Deserteuren steht auf dem Programm.

    „Piccolo Chalet“ startet in Khartum am Nil, wo sich schon Charleston Heston herumtrieb, allerdings zu ganz anderen Zeiten. Im Verlauf der Schatzjäger-Story wird so Einiges klar. Zum Beispiel, dass es sich in der Nähe von Leutnant Koïnsky recht schnell stirbt, dass es ungünstig ist, wenn man, seiner Kleidung entledigt, unter der prallen Wüstensonne an Pflöcke angebunden wird und, dass die Offiziersehre keinen Schutzschild gegen die Verlockungen des Goldes darstellt. Ein etwas tragisches und wehmütiges Ende, wie es Pratt‘scher Geschichten scheinbar öfter zu eigen ist, runden die Sache ab.


    Spannende Abenteuer mit abwechslungsreichen Charakteren vor einer meiner liebsten Kulissen, der Wüste. Das Artwork ist typisch Pratt und sehr gelungen, wie ich finde. Die Wüste bietet natürlich nicht gerade viel Abwechslung, aber die Charaktere sind stimmig, die Uniformen sogar recht aufwändig und vor allem der hohe Detailgrad der Fahr- und Flugzeuge hat mich positiv überrascht! Der nächste Band darf gerne kommen.

    7,5-8/10

    VG, God_W.
    Geändert von God_W. (15.04.2022 um 22:32 Uhr)
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