Welchen Film habt ihr zuletzt gesehen? [Bewertung + Review]

[franque]

Hatching (Pahanhautoja), Finnland 2022, Regie: Hanna Bergholm

Denkwürdig, nur soviel: wieder ein erkenntnistheoretisch-brillantes Ende, wie zuletzt auch bei "Hereditary", "Titane" oder auch in umgekehrter Hinsicht "Saint Maud", wo der Clou buchstäblich in letzter Sekunde erfolgt.

[franque]

In Anbetracht der Tatsache, dass "Hatching" wie eine Influencer:innen-Hölle meets Augsburger Puppenkiste anfängt, ist das eine noch größere Leistung. Ich lege mich jetzt mal fest: ist nahezu genial.
Zu "Saint Maud" siehe auch den ähnlich misanthropisch-nihilistischen "Hadewijch" von Bruno Dumont, ebenfalls über eine religiöse Fanatikerin.

[Jovis]

Herausforderung angenommen.

EDIT: Ich finde interessant, dass mir der Marienbad über Rollin vorgeschlagen wird. Der ist für mich ein bisschen in der Ligsa von Proust. DEN habe ich nämlich auch ungelesen hier stehen, in einer sehr schönen, dicken 'Roter Schuber'-Edition, was mir immer viel Bewunderung von Gästen einbringt, aber wahr ist, dass ich auf Seite 10 beschlossen habe, dass ich niemals SO alt werde, dass ich das lese. Aber ich fang jetzt mit Marienbad an. Heute wird es so heiß, dass man beim Rausgehen sofort in Flammen ausbricht. Mein Programm also:

1. Letztes Jahr in Marienbad
2. Sleepless (Dario Argento)
3. Danach brauche ich was Leichtes. Belmondo, De Funes oder ein paar Folgen Gilmore Girls.

[Jovis]

Wow! Ich danke euch vielmals. Nun habe ich endlich Letztes Jahr in Marienbad gesehen. Musikalisch kommt das an Tarkowskij's Solaris heran, aber das führt in die Irre. Im Grunde ist das existentialistisches Kino, welches sich etwas traut, was sich Sartre nicht mal in "Geschlossene Gesellschaft" getraut hat: ein Plädoyer zu halten GEGEN die Entmythologisierung der Welt. Und da, faszinierenderweise, macht es wirklich Sinn, dass du, franque, mich auf Rollin hin auf den Film hingewiesen hast, denn es ist am Ende die Fantasy und der Horror, die das Bedürfnis nach Mythologie in den 70ern wieder bedient haben, wo sich in den 60ern Fellini, Godard und Co. (Außer Atem und La Dolce Vita!) mit großem Erfolg alle Mühe gegeben haben, den Neo-Realismus zu kultivieren.

Jetzt würde ich am Liebsten Smoking/No Smoking anschließen, doch die sind ja leider verschollen, was ich schon seit Jahrzehnten schade finde.

[franque]

Eher Rollin-tauglich sind die erwähnten Regie-Arbeiten von Robbe-Grillet*, sehr eigentümliche Surrealismus & Erotik-Traktate.


"Marienbad" war ja auf jeden Fall äußerst einflussreich als eines der wesentlichen filmischen (und überhaupt künstlerischen) Realitätssplitterungsmodelle und einer der wesentlichen Prototypen der damals beginnenden filmischen Moderne, der ähnlich wie "Psycho" und "Les Diaboliques" gerade in Horror/Seltsam-Schizoid etc-Kram häufig als Einfluss erkennbar war und z.T. noch ist.



*kenne nur die beiden, die anderen sollen aber auch in die Richtung gehen

[Jovis]

Ist das eigentlich common sense: durch den Neustart der Bond-Reihe mit Casino Royal und den Tod in No Time To Die fällt der gesamte Run mit Daniel Craig aus der Bond-Continuity komplett raus (was ich ehrlich gesagt etwas schade finde, denn SO schlecht war er ja dann doch nicht. Er war definitiv besser als der Brosnan-Run. Jedenfalls ist damit Die Another Day das bis dato gültige Ende der Reihe. Und den habe ich gerade geguckt. Für mich war das immer der schlechteste Bond, aber durch den totalen Zerfall des US-Kinos in den letzten 20 Jahren wird der doch wieder ganz schön aufgewertet. Jedenfalls habe ich mich jetzt doch ganz gut amüsiert.

[frank1960]

Ist der Craig umgekommen? Hab mich bisher geweigert, einen Bond mit dem anzuschauen. Der letzte gute 007 war Lizenz zum Töten.

[Jovis]

Ist der Craig umgekommen? Hab mich bisher geweigert, einen Bond mit dem anzuschauen. Der letzte gute 007 war Lizenz zum Töten.

Haha, da komme ich mit klar. Ja, Craig kommt am Ende um, bekommt am Anfang in Casino Royal die Lizenz zum Töten, ist also praktisch ein echter Neuanfang. Und dazwischen ist GANZ ganz viel überbewerteter Hype, der aber auch seine Highlights hat. Javier Bardem als Gegenspieler ist in der ersten Hälfte von Skyfall unglaublich gut. Und Casino Royal ist durchaus ein richtig guter Bond, wenn man es durch die ersten 30 Minuten schafft. Und mit Eva Green.

->Spoiler öffnen<-

Der Tod von Craig war ganz schön blöd und definitiv vermeidbar. Insgesamt ganz blöde Idee. Wie leider sehr vieles in dem ganzen Run.

[frank1960]

Dann also ein neuer Darsteller oder auch :in. Mir würde da niemand auf Anhieb einfallen. Aber Ich bin ja auch nicht mehr up to date.

[Jovis]

Jetzt wo Indiana Jones mit 80 wieder die Peitsche schwingt, wird der nächste Bond dann vielleicht doch George Clooney. Lebt der noch? Und dann könnte man ihm ein junges Ding an die Seite stellen, die ihn immer anschiebt, wenn ne Actionszene kommt. Eine Zivildienstleistende im Auftrag Ihrer Majestät.

[frank1960]

Clooney ist jünger als Ich. Aber Hallo! Und von der Größe und Athletik her traut der Frank sich das auch noch zu. Stahlblaue Augen, denen die Bondgirls reihenweise erliegen. Und blonde Matte ist nun kein Hinderungsgrund mehr. "Bier, aus der Flasche, nicht aus dem Glas." Hört sich gut an. Moneypenny, Ich komme!

[Jovis]

Schauspieler altern anders. Clooney ist jünger als du? Das wird sich ändern. Eines morgens wachst du auf und der ist 10 Jahre älter als du. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber es ist so. Zum Beispiel: als ich Tom Hanks kennen lernte, war der ein Teenager und ich erwachsen. Jetzt bin ich immer noch erwachsen, aber er ist alt. So ist es bei ganz vielen gewesen. Nur nicht bei Marty McFly. Und bei Doc Brown. Der eine ist immer ein Teernager geblieben, der andere war immer schon alt. Aber ich würde mir den nächsten Bond wieder angucken, wenn du der wärst.

[HerrHase]

Jetzt wo Indiana Jones mit 80 wieder die Peitsche schwingt, wird der nächste Bond dann vielleicht doch George Clooney. Lebt der noch? Und dann könnte man ihm ein junges Ding an die Seite stellen, die ihn immer anschiebt, wenn ne Actionszene kommt. Eine Zivildienstleistende im Auftrag Ihrer Majestät.

Au ja, Clooney und Julianna Margulies. Die ist zwar auch nicht mehr ganz jung, aber dann würde ich mir wieder einen Bond angucken. (Bin glaube ich nach dem zweiten mit Craig ausgestiegen, weil ich mit dem ganzen "Wir machen jetzt Bond ernst und realistisch"-Ansatz nix anfangen konnte. Hat für mich schon bei Nolans Batman-Trilogie nicht funktioniert. Deshalb fand ich wohl auch Michael Keatons Rückkehr in "The Flash" so toll, aber das ist ein ganz anderes Thema.)

[Jovis]

Mag sein, dass es ein anderes Thema ist, aber ich bin in allen Punkten auf deiner Seite. (Außer bei der Flash-Sache, weil ich den nicht gesehen habe.)

[Jovis]

Meine Güte. Mit Sophie Marceau und Robert Carlyle ist "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" fast unschlagbar gut besetzt. Eine Tragödie, dass er dennoch so unfassbar schlecht geworden ist. Roger Moore war am Ende kaum noch zu unterbieten, aber sie haben die Herausforderung gemeistert.

[frank1960]

Robert Carlylechen war mit Abstand der farbloseste Bösewicht jemals in einem Bond.

[Jovis]

Robert Carlylechen war mit Abstand der farbloseste Bösewicht jemals in einem Bond.

Das lag aber nicht an ihm. Wenn sie ihm was zu spielen gegeben hätten, hätte er auch was gespielt. Marceau ja genauso. Die sind beide richtig toll.

[frank1960]

Schließ die Augen, und stell dir Carlyle in einer der schillernden Rollen vor. Für mich kommt er einfach nicht über Hänschen-Klein-Bösewicht hinaus.

[Jovis]

Grundsätzlich? Also ich finde den sonst jedes Mal vollkommen einmalig. Habe ihn allerdings nicht in Stargate gesehen. Aber bei 'Für alle Fälle Fitz'. Das war nachhaltig. Fand ich. Der ist schon ziemlich gut in den richtigen Rollen. Aber an dem Bond-Film ist ja wirklich gar nichts zu retten. Der ist richtig schlecht.

[frank1960]

Ich kann mit ihm nix anfangen. Wird ihn nicht stören, er hat seine Fans, die ihn mögen.

[Jovis]

Das war mir gar nicht so klar, dass es Leute gibt, die ihn NICHT mögen. Woran liegt das? An Stargate? Ich kann mich nur an eindrucksvolle Rollen erinnern. Habe aber gerade bei Ofdb gesehen, dass ich sehr vieles noch gar nicht kenne. Ich verbinde ihn eher mit Aufstieg des Bösen, Für alle Fälle Fitz und 28 Weeks Later. Und da fand ich ihn jeweils ziemlich gut.

[Jovis]

Meine Frage des Tages: wenn man herausfindet, dass Alan Moore mindestens sinngemäß Szenen aus Woody Allen's 'Annie Hall' für Watchmen kopiert hat, würdigt das den Meister herab? Mich würde zumindest interessieren, was Moore sagt, wenn man ihn nach Woody Allen befragt. Bevor(!) man ihm sagt, dass man besagte Szenen gefunden hat.

Alldieweil ist Annie Hall ja definitiv ein sensationell guter Film. Tandaradei, tandaradei. (Was wiederum von Walther von der Vogelweide kommt.)

[franque]

Wenn man Moore darauf anspräche, dass er in der letzten Folge von COBWEB in TOMORROW STORIES den hyper-obskuren "Death Bed - The Bed That Eats" (1977) ausführlich zitiert oder gar als Grundlage genommen hat, wäre er vielleicht sogar erfreut (hoffe ich).

[Jovis]

Moore ist halt immer sehr ernst und auch empfindlich, wenn man ihn auf seine Arbeit anspricht. Immer wenn ich mir vorstelle, ich spreche mit ihm, stelle ich mir vor, dass er mich haut. (Und das klingt ein wenig, als hätte ich heute einen Woody Allen-Film zuviel geguckt. )

[Kumahiro]

The Suicide Squad

Solider Action-Streifen. Die Einleitung ist originell, es gibt ein paar gute visuelle Ideen, ansonsten ab und zu passend Humor eingestreut. Hat mich gut unterhalten, würde ich mir jedoch nicht unbedingt ein zweites Mal antun.