Sinaras Villa:
Abermals änderte sich die Szenerie und Christine fand sich vom einen Moment auf den anderen auf dem Hof der Abbey wieder - zu dieser Zeit noch vollkommen unversehrt und ohne, dass wütende Götterwölfe darauf tobten. Sie sah einige Ordensmitglieder aufgeregt hin und her eilen - offenbar war die Suche nach Erik in vollem Gange.
Sie sah sich um - und sah zu ihrer Überraschung Erik im Schatten der Tür zum Kirchenschiff stehen. Einen Moment war sie verblüfft - ehe sie sich seiner Fähigkeiten entsann. Konnte es sein, dass keiner ihn dort sah, obwohl er einfach im Tor stand? Von ihrer Position aus konnte sie erkennen, dass er die ihm abgenommene Maske mit einigen abgerissenen Streifen Stoff notdürftig ersetzt hatte.
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Eine immense Spannung hatte den Raum ergriffen. Seros Blick verriet, dass der Nymph zu allem bereit war, Markus spürte, dass sein Gegner der Meinung war, nichts zu verlieren zu haben. Khamiras Augen hingegen verrieten nichts als schiere Angst.
Und dann passierte es. Markus sah spürte es einen Sekundenbruchteil, bevor es geschah - "Sei's drum", murmelte Sero und zog seinen Klingenhand durch. Ein metallenes Geräusch durchschnitt die Luft, als der Stahl die Kehle der Elfe aufschnitt.
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Sinara lächelte ein Lächeln, das Willow das Gefühl gab, die Vampirin bedaure den Verlauf des Gesprächs, wolle aber auch keine weitere Mühen aufwenden um eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Es war kein herablassendes oder abfälliges Lächeln, im Gegenteil, aber angenehm war es auch nicht, wenngleich ihre Gastgeberin dies nicht so zu meinen schien.
"Ich danke dir, für deine Bereitschaft und deine Geste. Und deine Hilfe ist vielleicht die Wichtigste von allen, die dieser Gruppe angehören. Ich hoffe, das ist dir bewusst."
Sie strich sich langsam und auffällig bedacht eine ihrer tiefschwarzen Strähnen hinters Ohr und wechselte dann abrupt das Thema, ohne dass ihr Tonfall sich änderte. "Ich habe weitere Geschwister, doch wir haben uns schon so lange aus den Augen verloren. Vielleicht tun einige bereits das Ihre, doch ich werde versuchen müssen, sie zu finden um uns weiter Zeit zu verschaffen. Dein Platz ist bei den anderen, die Aufgaben, die ich bevor stehen, werden sie ohne dich nicht überleben können."
Während Sinara sprach, lenkte eine Bewegung, kaum aus dem Augenwinkel wahrgenommen, Willow ab. Es war am Ende des Ganges, den sie gekommen war, gewesen, doch als sie unwillkürlich danach sah, konnte sie nichts entdecken.
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Quicksilver zuckte mit den Schultern auf ihre ihn betreffenden Worte. "Es ist geschehen, oder nicht? Doch wenn du sagst, du seist dir sicher, das Rechte zu tun - sagst du das mir oder dir selbst? War das", er deutet auf seine eigene Leiche, zeigte auf die Stelle, an der sie die Zähne in ihn geschlagen hatte, "das Rechte?"
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Ein markerschütterndes Brüllen erklang, als das kalte Metall sich um Frozes Hals legte. Aufgebracht fuhr er herum, packte die Priesterin am zarten Hals, der von seiner mächtigen Pranke beinahe vollends umschlossen wurde, voller Hass und Wut, nur um im gleichen Moment von einem Schmerz durchfahren zu werden, der seinen ganzen Körper erfasste, als bade man ihn in heißem Teer. Seine Muskeln hörten auf ihm zu gehorchen, er hatte das Bedürfnis sich zu krümmen, zu Boden zu sinken - doch diese eine Tat wollte er sich nicht nehmen lassen, war es vielleicht die letzte Rache, die er nehmen konnte, ehe der verhasste Fluch dieses Halsbands ihn auf ewig band. Und so nahm er alle Willenskraft und Gewalt zusammen, konzentrierte seine Kraftreserven, schickte diese in seine Hand, welche erbarmungslos zudrückte.
Das Knacken der Wirbel verriet ihm, dass er Erfolg gehabt hatte, während der Schmerz bereits Punkte vor seinen Augen tanzen ließ. Vollkommen gleichgültig, was nun geschehen würde, ließ er los, spürte, wie er zusammensackte, während all seine Muskeln taub wurden ...
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Kairo:
Sevor nickte Nimos streng aber nicht unfreundlich an - der Tiefling war offenbar von der Sorte der wortkargen Gesellen, ohne dabei mürrisch oder abweisend zu wirken. Auch Typhoone schenkte ein ebenso knappes Kopfnicken. "Ich hab gehört, was ihr gesprochen habt. Willkommen bei der Kaste." Er zog einen Hocker zu sich und setzte sich mit an den Tisch, suchte nur kurz Augenkontakt zu der Wirtsfrau, welche ihm zunickte und kurz darauf einen Krug brachte - offenbar war er bekannt.